Einleitung
Als im 19. Jahrhundert die Bevölkerung in Graz zunahm und damit die Häuseranzahl anwuchs, erlangte St. Peter als Produktionsort für Ziegel an Bedeutung. Ziegelteiche, Ziegelöfen, Heizanlagen und Rauchfänge entstanden. Neben den großen Betrieben gab es zahlreiche kleine, sogenannte Ziegelgruben, deren Standort sich von Waltendorf über St. Peter Messendorf bis nach Autal erstreckte. Diese wurden ausschließlich als bäuerliche, Nebenerwerbsbetriebe geführt. Der Vorteil lag in den relativ geringen Anschaffungskosten, da für die Errichtung einer Ziegelei nur brauchbarer Lehm und ausreichend Brennmaterial benötigt wurde.
Außerdem gab es bereits im 19. Jahrhundert die steirische Baugesellschaft, ein Zusammenschluss von mehreren Ziegelwerken, welche später von der Firma Wienerberger übernommen wurde.
Eine reiche Pflanzen- und Tierwelt, sowie zahlreiche in Mitteleuropa nicht heimische Pflanzen, darunter einen Riesenmammutbaum sind noch die Überreste einer Baumschule. Diese wurde bis zum ersten Weltkrieg neben den Ziegelwerken betrieben.
Siehe auch: Gerhard M. Dienes und Karl A.Kubinzky „St. Peter, Geschichte und Alltag“
Eustacchiogründe
1870 hat die Familie Eustacchio, die aus Friaul eingewandert ist, drei Ziegeleien mit 70 ha übernommen. Der Rückgang der Tonreserven, die große Konkurrenz der maschinell erzeugten Ziegel und damit die wirtschaftlichen Aspekte führten 1967 zu einer Auflassung der Firma. 1971 kam es teilweise zum Verkauf des Grundstücks. Diese wurden als Wohnfläche gewidmet und von der ÖWG erworben. Es entstand die heutige Eisteichsiedlung.
Kurz darauf wurden weitere Grundstücke verkauft, unter anderem entstand die Terrassenhaussiedlung an einem dieser Plätze. Diese sollte die letzte mehrgeschossige Wohnbauanlage in diesem Gebiet werden. Inzwischen wuchs die gesamte Umgebung zu der größten Siedlungsfläche der Steiermark, mit über 10.000 Menschen an.
1971 stellte die Familie Eustacchio erneut ein Widmungsansuchen über die letzten 200.000m². Da dieses Grundstück von ökologischer Bedeutung war (natürlicher Bewuchs, Feuchtbiotop), schlossen sich Bewohner der Umgebung zusammen und gründeten den Verein „Erhaltung des Naturparks“ u.a. mit Herrn Dr. Pirker.
Die Verhandlungen wurden damit für die Familie Eustacchio erschwert. Es entstand für die Familie ein großer finanzieller Verlust. Das Grundstück wurde geteilt. Der obere Teil, der zwar eine wunderschöne Lage, aber nicht die Grünraumqualität des Restes besitzt, wurde für eine Bebauung durch Einfamilienhäuser parzelliert und der untere, der direkt mit seiner Breitseite an die Terrassenhaussiedlung grenzt, von der Stadtgemeinde um 25 Millionen Schilling als Grünland gekauft. Die Stadt Graz verpflichtete sich dieses Gebiet als Landschaftsschutz- und Naherholungsgebiet zu erhalten.
Nach einigen Adaptierungsarbeiten, dem Entfernen von alten Gebäuderesten, bildet der neu erstandene Naturpark nunmehr ein paradiesisches Feuchtbiotop. Der größere Teil blieb völlig naturbelassen. Einem Urwald gleich bietet er Wildenten, Fröschen und anderen Kleintieren Lebensraum. Der Wald bietet Entdeckungsmöglichkeiten, Ruhe und Entspannung für die Bewohner des Gebietes.
Wienerbergergründe
Die „Wiener Ziegelfabrik und Baugesellschaft“ hat die Ziegelfabrik in Graz im 19. Jahrhundert übernommen. Diese war bis in die Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg in Betrieb, wurde jedoch in den 1960er Jahren geschlossen.
Die Gründe, eine Fläche von 50.000m² wurden an die ÖWG verkauft. Der obere Teil, das Waldstück konnte nicht verbaut werden, da die Hanglage als Rutschgelände ausgewiesen ist. Die Eigentümer der Wienerberger Siedlung wurden verpflichtet den Waldanteil zu übernehmen, damit bleibt dieses Erholungsgebiet erhalten.
1981 gewannen Dipl.-Ing. Ralph Erskine und Dipl.-Ing Hubert Rieß den Architektenwettbewerb der ÖWG zur Bebauung der Wienerberger Gründe. Die Juroren sahen in der soziologischen Überlegung und der Gruppierung der Wohnungen eine Attraktion des Projektes. Es sollte ein kleines Dorf in der Stadt entstehen. Im Gegensatz zu den bisherigen 10-12 Stockwerk großen Häusern der 1977 erbauten Siedlungen, sollten hier die Häuser max. 3 Stockwerke enthalten.
Die Baustruktur ist aus dem Gelände heraus entwickelt, die am Waldrand gelegenen Häuser des ersten Bauabschnittes sind etwas höher gebaut, in den Farben dunkel, abgestimmt auf den Wald und den Lehmboden. Zur Straße hin werden die Häuser heller und niederer. Individualität und Gemeinschaft sollte durch diesen Wohnbau gefördert werden. Nicht forcierte Gestaltung sondern beiläufig, aus der Differenzierung von primären und sekundären Bau- und Raumelementen, stehen im Vordergrund. Beherrschte „Zufälligkeiten“ und Formenreichtum durch Variationen weniger Grundelemente prägen die Qualität dieser Siedlung. (Siehe Architekturzentrum Wien, 2003)
Während der Bebauung des 2. Bauabschnittes musste ein Teich (in der Höhe des Hauses 19/21) aufgelassen werden. Dieser Teich wurde durch die Initiative des Vereins „Erhaltung des Naturparks“ und mit Hilfe der Eigentümer, Feuerwehr und ÖWG nach oben verlegt. Dieser künstlich angelegte Teich ist einer der von fünf, die als Rückhaltebecken für die Wienerbergersiedlung dienen.
Quellen:
- Landesarchiv Graz: Gerhard M. Dienes und Karl A. Kubinzky „St. Peter, Geschichte und Alltag“
- Wikipedia
- Technische Universität Graz
- Foto: Postkarten von Alois Friess
- Architekturzentrum Wien, 2003
ACHTUNG: Den Cache bitte NICHT in der Nacht suchen, da Wohnhäuser sehr nahe sind!
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