Ich erinnere mich noch an den Moment, als ich fiel. Es war nur ein Augenblick – ein kleiner Ruck, ein unbeachteter Schritt – und plötzlich war ich nicht mehr sicher in seiner Tasche, sondern auf dem kalten Boden. Dann das Rutschen, das Rollen, das leise Platschen.
Der Bach nahm mich auf, als hätte er nur auf mich gewartet. Erst sanft, fast tröstlich. Doch bald wurde er stärker, unaufhaltsam. Ich wurde mitgerissen, weiter und weiter, bis sie vor mir auftauchte: die Röhre. Dunkel. Gierig. Endlos.
Im letzten Moment erwischte ich sie – eine schmale Metallkante, ein Tritt im Beton. Ich klammerte mich fest. Und blieb.
Seitdem bin ich hier. Das Wasser rauscht, Tag und Nacht. Über mir liegt das Gitter, schwer wie Schweigen. Viele haben mich gesehen. Manche haben es versucht. Mit Händen, mit Ästen, mit Seilen. Einer war besonders nah – fast hätte er mich erreicht.
Aber allein war es nicht zu schaffen. Man hätte zu zweit kommen müssen. Einer, um das Gitter zu heben. Der andere, um mich zu befreien. So einfach. Und doch blieb ich zurück.
Längst habe ich mich an das Eisen gewöhnt. An die Kälte. An das Glitzern des Lichts, das durch die Gitterstäbe fällt. Ich bin ruhig geworden hier, fast ein Teil des Ortes.
Aber manchmal – wenn es still ist und ich glaube, der Wind trägt seine Stimme herüber – hoffe ich doch: Dass sie wiederkommen. Dieses Mal zu zweit. Und dass ich wieder gefunden werde.