Im März 1999 wurde
der Stein unter kuriosen Umständen entdeckt: In der abgeschieden
gelegenen Margarethen-Kirche von Egerdach, einer Filiale der
Leonhard-Kirche in St. Leonhard am
Wonneberg, waren Renovierungsarbeiten im Gange. Weil das
Mauerwerk des Gotteshauses Nässeschäden zeigte und ein neuer
Fußboden gelegt werden mußte, lief eine größere Aktion an, in deren
Verlauf auch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (LfD) auf
den Plan trat. Man wollte bei dieser Gelegenheit nämlich klären,
was es mit dem Gemunkle über das »sagenhaft hohe Alter« des in der
Einöde liegenden Sakralbaus auf sich habe. Deshalb wurden
Probegrabungen durchgeführt, in deren Verlauf man tatsächlich die
Fundamentmauern eines Vorgängerbaus der heutigen, aus der Zeit um
1500 stammenden gotischen Kirche ergraben konnte. Etwa 7 x 5,50 m
maß das Langhaus des alten Baus; die aus Feldsteinen gemörtelten
Fundamente hatten die Stärke von 0,80 m und können der romanischen
oder gar einer älteren Epoche zugewiesen werden. Allerdings fehlt
es an datierenden Funden. Diese Untersuchungen zogen sich mehrere
Tage hin.
![](http://img.geocaching.com/cache/e15c4226-a5ac-46b4-a8b6-69b6080a23d3.jpg)
Grobe Grabe-Arbeit wechselte ab mit feiner Vermessungs- und
Zeichentätigkeit. Den Archäologen Dr. Peter Schwenk und Pit
Freiberger vom LfD gingen zwei freiwillige interessierte Helfer aus
der Nachbarschaft, nämlich Hans Maier, Unterwendling, und Thomas
Poller, Egerdach, zur Hand. Während einer Brotzeitpause wollten
diese beiden Hilfsarchäologen – weil gerade das geeignete Werkzeug
zur Stelle und auch die Fachleute vor Ort waren – »endlich mal«
einen Stein aufräumen, der schon seit Generationen unmittelbar vor
dem Kircheneingang ein wenig aus dem Boden ragte und an dem viele
sich schon die Zehen wund gestoßen hatten. Sie wollten den von
ihnen vermuteten »Brocken« ein für allemal aus dem Weg schaffen.
Doch je länger die beiden pickelten und schaufelten, desto größer
wurde das »Trumm«. Auch die neugierig ihre Brotzeit unterbrechenden
Archäologen wunderten sich zunächst über die Ausmaße des Steins,
erkannten jedoch bald, daß hier »etwas Römisches« ans Tageslicht
wollte. Und wirklich – inzwischen hatte man vor Aufregung den
Fortgang der Arbeiten im Kirchen-Innern vergessen – war am Ende der
schweißtreibenden Graberei ein 2,25 m langer und im Durchmesser
0,58 m dicker runder säulenförmiger marmorner Stein freigelegt, den
die Archäologen mühelos als römischer Meilenstein identifizierten.
Sogar eine Inschrift war deutlich zu erkennen.
![](http://img.geocaching.com/cache/aa3c0514-1cfd-46a6-b980-e48b1c5a9942.jpg)
Die geglättete
Säule besteht aus Untersberger Marmor und wächst aus einem
würfelförmigen Sockel heraus. Die Maße des Steins betragen: Höhe
2,25 m, Trommeldurchmesser 0,58 m, Sockel 0,70 x 0,60 x 0,56 m. Der
Stein weist eine elfzeilige schlecht erhaltene Inschrift auf, die
nur unter Anwendung spezieller Methoden, z.B. von Streiflicht, zum
Sprechen zu bringen war. Weil aber der standardisierte Text von
anderen Steinen her bekannt ist, konnte er auf der Egerdacher
Säule, wenn nicht mehr genau gelesen, so doch sicher erschlossen
werden. 34 weitere Meilensteine der gleichen Art, 14 in der Provinz
Raetien und 20 in der Provinz Noricum, sind bisher bekannt geworden
– keiner jedoch ist so vollständig erhalten wie das Egerdacher
Exemplar.
![](http://img.geocaching.com/cache/bb0666b5-ce80-4701-b28e-c4858456d776.jpg)
Für besonders
Interessierte gibt es hier mehr Informationen:
http://www.wonneberg.de/tourismus/ortschaften/tourismus_ortschaft_egerdach_meilenstein.htm