Letzte Nacht hatte ich einen seltsamen Traum. Aber Ihr werdet
meine Träume nicht hören wollen - oder vielleicht doch? - Nun, wo
soll ich beginnen?
Es schien mir, als wäre ich ein Kind und mittendrin in einer
Menschenmenge, die auf dem Kammweg der weiten Albhochfläche, dem
heutigen Zigeunerweg, nach Süden wanderte. Meine Mutter ritt auf
einem braunen Pferd und hielt mich im Arm und ich kuschelte mich an
ihre Schulter. Zuweilen schaute ich nach hinten über die Schulter
meiner Mutter und sah eine große Pferdeherde in einer Staubwolke
folgen. Dann schaute ich nach vorne, aber ich konnte nur undeutlich
erkennen, was dort vor sich ging. Die Nachmittagssonne stand am
blauen Himmel und blendete mich. Zwischen herbstlich gefärbten
Laubbäumen bewegten sich bunt gekleidete Menschen auf ihren
Pferden. Sie trugen fahlgelbes, steifes, in die Höhe stehendes
Haar, die Kleidung war kariert oder gestreift - alles in feinen
kleinen bunten Karos und Streifen. Zwischen und über den Reitern
blinkte, blitzte und funkelte es vom Waffenschmuck. Auf seltsamen
Hörnern wurde schauerlich laut geblasen und die rauen Stimmen der
Männer erfüllte die Luft. Und meine beiden kleinen schwarzen Hunde
liefen zwischen den Pferdehufen hin und her und kläfften.
Von bescheidenen Hütten in der umliegenden Gegend zogen
Familien mit ihrem Vieh zu uns und schlossen sich dem Zug an. Der
Zug der Wanderer schien mir unendlich lang. Immer wieder kamen neue
Menschen dazu. Es war schließlich eine unübersehbare Menschenmenge,
die sich über eine liebliche Bergkuppe ergoss und sich hier
offensichtlich zur Ruhe niederließ.
Meine Mutter ritt mit mir weiter, bis wir an einen Erdwall
kamen. Vor dem Wall lag ein Wallgraben. Meine Mutter ritt bis zu
einer Baumgruppe mit mächtigen Buchen, wo sie zum Torhaus einbog.
Auf beiden Seiten des hölzernen Torhauses, waren lange, dünne
Stangen aufgerichtet, auf denen weiße, kahle Schädel im Abendlicht
leuchteten. Mir schien, wie wenn zwei Monde zu mir herabschauten -
oder zwei Lampions. Vor uns lag ein großer Platz, der im Geviert
von dem Wall umgeben war. Im Hintergrund stand ein größeres
Holzhaus mit einem Umgang, einer Veranda. Dann lagen abseits noch
einige kleinere Holzhütten und im dem Geviert, gleichsam in der
Mitte, stand eine mächtige Eiche.
Meine Mutter durchritt den viereckigen großen Platz, schwang
sich mit mir vom Pferd und betrat erhobenen Hauptes die Veranda des
großen Hauses. In der Tür wurden wir von einem sehr alten Mann mit
wallendem weißem Haar, das über sein blaues Gewand fiel, empfangen.
Würdevoll begrüßte er meine Mutter.
Das Gespräch, das nun folgte, konnte ich nicht verstehen,
aber ich fühlte, dass meine Mutter unendlich traurig wurde.
In einer Hütte nahebei saßen mehrere Frauen beisammen. Wir
wurden begrüßt und es schien, als würden die Frauen ein Fest
vorbereiten. Gewänder wurden genäht, Keramiktöpfe bemalt,
Zopfgirlanden aus Pferdehaar kunstvoll geflochten und goldene Hals-
und Armreifen poliert, dass sie im letzten Abendlicht
aufleuchteten.
Meine Mutter wickelte mich in ein dickes Schaffell, strich
mir zärtlich über das Haar und setzte sich zu den anderen Frauen in
der Nähe. Sie sprachen leise miteinander, worüber ich einschlief.
Beim Einschlafen sah ich Menschen aus einem tiefen Schacht im
heiligen Geviert steigen. Sie trugen auf ihren Köpfen Metallschalen
und flache Körbe aus Birkenrinde, die mit Erde und kleinen Steinen
angefüllt waren. Aufrecht wandelten sie hinaus aus dem Geviert und
ein Stück den Hang hinunter, entleerten dort ihre Schalen und
kehrten zurück - ein ewiges Kommen und Gehen.
Ein Zug Reiter kam daher. Sie ritten mit gesenkten Häuptern.
Einige Rösser trugen Lasten: es waren Menschen, die im Kampfe
gefallen waren.
Männer zimmerten dort, wo die Menschen die Erde aus dem
Schacht aufgehäuft hatten, kleine Holzräume.
Gleichzeitig sah ich im Traume, wie in den tiefen Schacht, in
seinen Grund, ein langer heiliger Pfahl eingetrieben wurde.
Inmitten vieler Menschen opferte der Druide über dem Schacht das
Blut eines Stieres.
In der Nähe brannte ein großes Feuer. Über der Glut wurde das
Opfertier an einem Spieß gebraten.
Da ertönten wieder die blökenden, quakenden und pfeifenden
Instrumente und die Menschen fielen ein in das Instrumentengetöse
mit ihrem Gesang. Danach begann das Festmahl: die Menschen
verzehrten das gebratene Fleisch und das geröstete Korn, und Kelche
mit Honigmet wurden in der Runde gereicht.
Der Tag verdämmerte. Die Menschen sammelten alles auf, was
vom Mahl übrig geblieben war. Alle Knochen des Opfertieres wurden
zerschlagen, auch die Töpfe, in denen das heilige Korn gelagert und
die Schalen, aus denen das Korn und das Fleisch gegessen worden
war. Das alles versenkte der Druide, der Gottheit opfernd, in den
großen Schacht.
Es trat in den Schein der verglimmenden Feuersglut der Barde
mit seiner Harfe. Er griff in die Saiten und sang uralte Sagen und
Weisen, er sang von Taten der Helden in dieser Welt und von Taten
der Helden im Totenreich. Und die Menschen umringten ihn und
lauschten seinen Worten.
Und dann sah ich, wie die gefallenen Kämpfer in die Holzräume
getragen wurden, jeder bekam seinen eigenen Raum und jeder Raum war
vom andern fünfzig Schritt entfernt und jedem Gefallenen wurden die
schönsten Kleider und Schmuck angelegt, auch glänzende Waffen trug
man in die Räume und Schalen mit gerösteten Getreidekörnern. Dann
kamen wieder die Menschen mit den Metallschalen und Körben aus
Birkenrinde und trugen Erde auf die Holzräume. Ein Erdhügel nach
dem anderen entstand. Der unendlich lange, eintönige Zug der
Menschen, das monotone Kommen und Gehen, ließ mich in einen tiefen
Schlaf fallen aus dem ich heute früh erwachte. Und was blieb von
alledem? Es liegen sechzehn Grabhügel im Grothau nahe beieinander.
Wenn ihr den Badweg hinaufwandert, findet ihr sie, sobald ihr den
hohen Buchenwald betreten habt.
“geträumt“ von Michael Feiler
Danke für die Genehmigung! Quelle: http://www.feilerseiten.de
Informationen zu „Die Grabhügel auf dem vorderen
Grot“
Die Kelten waren nicht sesshaft, ihre Habe konnten sie jederzeit
mit sich führen. Die Bezeichnung "Druiden" für die geistigen
Keltenführer lässt sich herleiten aus dem griechischen Wort "drus"
für Eiche und dem indogermanischen "wid" für Wissen. Es bestand
ganz offensichtlich auch eine kulturelle Verbindung mit Osteuropa
und Vorderasien (Galater = Kelten).
Barden hatten im Volke als wandernde Sänger und Erzähler den
Mythos lebendig zu erhalten. Sie waren ein Bindeglied zwischen den
Druiden und den Fürsten.
Die Grabhügel um Steinheim - insb. im
Grothau und südl. Küpfendorf im Küpfendorfer Holz - aus der
älteren (800-700 v. Chr.) und der jüngeren Hallstattkultur (600 -
400 v. Chr.) sind vermutlich im Zusammenhang zu sehen mit je einer
keltischen Viereckschanze, die nicht mehr auszumachen ist. Die
Viereckschanzen waren mit größter Wahrscheinlichkeit keltische
Kultstätten. (Peter Goessler und Friedrich Hertlein - Prof. Kurt
Bittel ging davon aus, daß die Entfernung der Viereckschanzen zu
den Grabhügeln kaum mehr als 300 m betrug.)
Die Grabhügelansammlung im Grothau liegt im Bereich einer
vermuteten zeitweise keltisch besiedelten Anhöhe an einem
Überlandweg, gleichzeitig Salzweg, von der Donau zum Neckar
(zwischen dem Vorderen Orient mit Griechenland sowie Hallstatt und
Hochdorf, Ludwigsburg, Hohenasperg).
Zusatzinfo:
Parken könnt Ihr hier:
N48°41.201'
E10°03.484'
Der Hin- und Rückweg sind ca. 2.5 km und sollten in knapp einer
Stunde zu machen sein. Bis auf die letzten Meter sind es normale
Schotterwege. Der Höhenunterschied zwischen Parkplatz und Cache
sind ca. 90m.