Die Begeisterung
für Kaiser, Volk und Vaterland kannte damals in deutschen Landen
keine Grenzen. Als Kaiser Wilhelm sein 25-jähriges Thronjubiläum
feierte, fiel dieses Ereignis zeitlich zusammen mit der
100. Wiederkehr des Jahres 1813 (Völkerschlacht bei Leipzig).
Es wurde kräftig gefeiert und - zunächst noch mit
Worten - der "Erzfeind" Frankreich heftig bekämpft. Ein halbes
Jahr später begann ein verheerender Krieg. Aber das wusste der
Schreiber noch nicht, als er den folgenden Bericht im Jahr
1913 verfasste:
Zum Andenken an dies Erinnerungsjahr 1913 haben die
Niedergrafschafter Gemeinden vielfach sogenannte Jubiläumsanlagen
errichten lassen. Bei all diesen, die man in unserer Gegend jetzt
trifft, entdeckt man eine merkwürdige Übereinstimmung. Sie bestehen
fast alle aus einem Felsblock oder mehreren Blöcken, so z.B. in
Nordhorn, Neuenhaus, Lage, Uelsen, Emlichheim, Gölenkamp usw. Daß
solche Blöcke bei uns leicht beschafft werden konnten, scheint
darauf hin zu deuten, daß diese sogenannten Findlinge bei uns nicht
zu den Seltenheiten gehören. Und das tun sie in der Tat nicht. Wir
finden größere und kleinere Felsblöcke in der ganzen Gegend
zerstreut, vielfach auf Heideflächen. Wird das Stück Heide, auf dem
ein solcher Fels liegt, dann kultiviert, so versucht man ihn
beiseite zu schaffen. Spottet er bei seiner Schwere allen
Bemühungen, so vergräbt man ihn kurz entschlossen.
Einen gewaltigen Stein hat man auch in unserer Gemeinde
vorgefunden. Bei Planierungsarbeiten in einer Heidefläche des
Vorstehers J. H. Brüggemann stieß man, nachdem ein etwa 2
Meter hoher Hügel abgetragen worden war, auf einen Granitblock, den
unsere Bauerschaft anläßlich der Jahrhundertfeier der
Völkerschlacht bei Leipzig, am 18. Oktober bei der Schule als
Gedenkstein aufzurichten gedachte. Trotz der größten Anstrengungen
war es aber nicht möglich, ihn bis zu diesem Tage herbeizuschaffen.
Als der Findling, der nur wenig aus der Erdoberfläche hervorragte,
freigelegt worden war, sah man, dass es ein Stein von gewaltiger
Größe war. Wochenlang wurde daran gearbeitet, den Koloß zu heben.
Aus dicken Balken wurde ein "Dreisprung" hergestellt und mittels
zweier Flaschenzüge und vieler Hebebäume gedachte man leichtes
Spiel zu haben. Kräftige Fäuste griffen an, aber Balken krachten,
Pfosten stürzten, Kettend rissen klirrend - der Block
ließ sich in seiner Ruhe nicht stören.
Nach einigen Tagen wurde ohne nennenswerten Erfolg ein neuer
Versuch gemacht. Erst als vier starke Baumwinden zu Hilfe genommen
wurden, zeigte es sich, dass der Riese nicht unbesiegbar war. Der
abgerundete Stein ist in seinen Ausdehnungen
3,50 m x 2,40 m x 1,40 m groß,
und sein Umfang beträgt, an drei Stellen gemessen,
8,60 m / 6,80 m / 6m.
Das Gewicht beläuft sich demnach auf etwa 36.000 Pfund. Somit
bekommt Hilten wohl den größten Gedenkstein der Grafschaft. Der
sehr schön geformte Erinnerungsstein der Nachbargemeinden Gölenkamp
und Lemke ist etwa nur ein Drittel so schwer.
Der Transport des Granits verursachte neue Sorgen; kein Wagen
der Umgebung konnte dieses Gewicht tragen. Der Plan, ihn auf Rollen
fortzubewegen, wurde auch bald wieder verworfen. Kurz entschlossen
reiste Kolon Lukas Vischer nach Rheine, um den 10.000 Pfund
schweren Lastwagen der Firma Echterhoff, der eine Tragfähigkeit von
40.000 Pfund besitzt, zu leihen. Bereitwilligst und unentgeltlich
stellte genannte Firma ihren Wagen zur Verfügung, und in den ersten
Tagen des Dezember sollte derselbe von Osnabrück aus mit der Bahn
in Neuenhaus eintreffen. Die Unternehmer Schürmann, Schomaker und
Hilbrink aus Neuenhaus haben es übernommen ...(die untere Zeile
des Originaltextes wurde leider beim Kopieren nicht
erfasst!) ...und aufzustellen. Da aber die Wege infolge
großer Regenmengen grundlos geworden waren, mußte man statt des
Lastwagens einen Eisenbahnwagen und Schienen nehmen. Viele Mühe und
große Anstrengungen hat es zwar noch gekostet, aber der gewaltige
Stein hat doch weichen müssen. Als es gelungen war, ihn auf den
Eisenbahnwaggon zu heben und dort festzumachen, war das Schwerste
geschehen. Dann wurde die Weiterbeförderung in die Wege geleitet.
Man hatte zwei je einige Meter lange Schienenpaare, auf denen der
Wagen langsam weiterbewegt wurde. Ein Schienenpaar wurde stets vor
das andere gelegt, wenn die Riesenfracht wieder um einige Meter
weitergeschoben war. Helfer fanden sich genug zur schweren Arbeit.
Fast alle Gemeindemitglieder stellten ihre Kräfte in den Dienst der
Sache, und so kam der Stein seinem Bestimmungsorte näher und näher.
Volle acht Tage waren nötig, um ihn die 1,5 km von dem
Fundorte bis zur jetzigen Stelle zu schaffen. Alle, die sich an der
Riesenarbeit beteiligt hatten, wollten nun ein bleibendes Andenken
daran haben. Ein Photograph bannte den bezwungenen Steinkoloß mit
dem Heer seiner Bezwinger auf die Platte.
Bild und Text stammen von folgender HP:
www.uelsen-und-umgebung.de/historisch/gedenkstein-hilten.html