Erst hieß er Kronen-, dann
Fangenturm, im Mittelalter wurde er als
Verlies für Gefangene genutzt
Obwohl auch die Stadt Münden ihre Mauer seit 1836 abbrechen ließ
und diese Arbeiten etwa zwei Jahrzehnte fortsetzte, ist von dem
ehemaligen Befestigungsring noch recht viel erhalten geblieben. Die
längsten Mauerteile befinden sich an der Fulda, besonders am
Natermannplatz und entlang der Werra von der Einmündung der
Lohstraße auf die Schlagd bis zur alten
Werrabrücke und am Dielengraben. Demgegenüber sind die meisten
Türme noch weitgehend erhalten, wenngleich keiner mehr ein Dach
aufweist. Auch haben sie mehr oder weniger augenfällige bauliche
Eingriffe über sich ergehen lassen müssen. Dies gilt besonders für
die beiden Türme an der Fuldabrückenstraße und am neuen Heim des
Herzogin-Elisabeth-Stifts, die im 19.
Jahrhundert zum Bleischrotgießen erheblich erhöht wurden. Der am
besten erhaltene, wenngleich auch etwas veränderte ehemalige
Stadtturm steht etwas zurückgesetzt von der Bahnhofstraße am
westlichen Rande der Wallanlagen. Die älteren
Mündener kennen ihn als Kronenturm - so
benannt nach dem Hotel Zur Krone, das sich in der Burgstraße befand
und dessen Grundstück bis zu den Wallanlagen reichte. Er ist 27,7
Meter hoch. An seiner Südseite befindet sich oben eine gut
erhaltene Pechnase, durch deren nach unten führende Öffnung auf
Angreifer heißes Wasser oder eben auch erhitztes und dadurch
dünnflüssig gemachtes Pech gegossen werden konnte. Als Pech wurde
der Holzteer bezeichnet, der in früheren Zeiten hauptsächlich zum
Abdichten von Schiffskörpern und von Wasserstiefeln - Schusterpech
- benutzt wurde. Nach Norden hin schließt sich an den Turm ein
kleines Stück der ehemaligen Stadtmauer an, die hier offensichtlich
über fünf Meter hoch gewesen ist. Stadtseitig ragen in etwa vier
Meter Höhe einige mächtige Steinbrocken aus dem Turm heraus, die
als Auflage für die Lauffläche des überdachten Wehrganges der Mauer
dienten, von dem in Münden nichts erhalten geblieben ist. Nur vom
Wehrgang aus erreichte man den ursprünglich einzigen Eingang an der
Westseite des Turmes. Das Alter des Turmes ist ungeklärt. Mit
seinem kreisrunden Grundriss unterscheidet er sich von den meisten
anderen größeren Stadttürmen, die einen halbkreisförmigen Grundriss
mit nach hinten gerade verlängerten Flanken aufweisen. In der
Kämmereirechnung des Jahres 1515 wurde er erstmals als
Fangenturm erwähnt. So wurde er auch
während des ganzen 16. Jahrhunderts genannt. Er ist aber zweifellos
erheblich älter. Mit welcher der anderen Bezeichnungen für
Stadttürme, die in den Kämmereirechnungen des 14. und des 15.
Jahrhunderts vorkommen, er gemeint ist, lässt sich wegen deren
Bezug auf bestimmte Personen oder heute nicht mehr
nachzuvollziehender Lagebeschreibungen nicht klären. Im 17.
Jahrhundert wurde der Turm als der Graue Rock bezeichnet, in dem
sich ein Gefängnis befand. Diese frühere Zweckbestimmung kam 1849
anlässlich der Einrichtung eines Friedhofs in den Wallanlagen offen
zu Tage. Als die drei Meter dicke Mauer zu ebener Erde durchbrochen
wurde, um einen direkten Zugang zum Erdgeschoss zu schaffen, weil
der Innenraum als Gerätekammer genutzt werden sollte, machten die
Arbeiter eine grausige Entdeckung: Sie stießen auf ein menschliches
Skelett. Bis dahin war dieser Innenraum nur durch ein enges
kreisrundes Loch in der Spitze seines trichterförmigen Gewölbes
zugänglich. Derartige Verliese wurden im Mittelalter dazu benutzt,
um Gefangene, die nur an Stricken oder bestenfalls mittels einer
Strickleiter hinabgelassen werden
konnten, absolut ausbruchsicher einzusperren. Das
nächsthöhere Turmgeschoss wird von
einem gleichartigen Steingewölbe abgeschlossen. Lediglich das
Zugangsloch ist hier nicht rund sondern viereckig. Der zweite,
stadtseitige Durchbruch zu ebener Erde wurde erst 1904 geschaffen,
wodurch der Saal des Hotels Zur Krone und auch dessen
bewirtschafteter Garten bequem erreichbar wurden.
Gestern:
Bevor die Haushalte in Münden an die
Wasserversorgung angeschlossen wurden, standen überall Brunnen, wie
hier in der Bahnhofstraße vor dem Kronenturm. Der Kupferschmied C.
H. Dannhauer stiftete den Brunnen
seiner Heimatstadt, bevor er 1881 nach Russland
auswanderte.
Heute:
Längst steht der Brunnen nicht mehr
dort. Der Kronenturm steht zwar noch an der gleichen Stelle, doch
optisch ergibt sich ein ganz anderes Bild. Zum einen, weil der Turm
mit Efeu zugewachsen ist, zum anderen sind auf der rechten Seite
neue Häuser entstanden.
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