Nie wieder Krieg!
Der Major Zimmermann
stand, an den Rahmen seines Fensters gelehnt, und blickte trübe und
nachdenklich in den grauen Regenabend. Heute ... Heute vor sechs
Jahren ... Das war 1916 gewesen, und er stand damals in Belgien –
nach langen Märschen und bösen Gefechtsmonaten in Belgien, in der
Etappe. Ja, damals ...
Seine Augen leuchteten,
wenn er daran dachte. Er sah noch den Unterstand vor sich, den ihm
seine Pioniere für Fliegerdeckung gebaut hatten ... Alles tadellos
mit weißen Birkengeländern verziert – Gott ja, die Flieger konnten
das sehen – aber es machte sich doch hübsch ... Wenn es nach ihm,
dem Major Zimmermann, gegangen wäre, dann hätte man den ganzen
Kriegsschauplatz mit weißen Birkengeländern umrahmt. Und immer
tadellos ausgerichtet, natürlich! –
Ja, und die Unterkunft
selber – famos, famos! Sie lagen damals in einem herrlichen Schloß,
er und der Stab – nie in seinem Friedensleben hatte er je so
gewohnt. Der Eßsaal war allein eine Sehenswürdigkeit – na, und
schlafen tat man da auch nicht schlecht. Der Koch war von Kempinski
in Berlin, – der zitterte, wenn er nur an die Front dachte. Dem
brauchte man nichts zu sagen. Der gab sich Mühe.
Er brauchte aber auch
das gute Essen, der Major Zimmermann. Er hatte mächtig zu tun. Was
das allein für eine Arbeit war, jeden Morgen nach dem guten
Frühstück die zwei dicken Unterschriftsmappen zu unterhauen, die
ihm der diensteifrige Adjutant auf den Tisch legte! Zu lesen
brachte man ja das Zeug nicht – wozu waren denn die
Schreibstubenhengste da. Nur auf die zweifingerbreiten Abstände
oben und unten auf den Seiten – da paßte er mächtig auf. Denn
Ordnung muß sein! – Und wenn das erledigt war, dann vertrat er sich
im Ort ein bißchen die Beine – und wehe dem Soldaten, der seine
Ehrenbezeugung nicht anständig machte! Alte Landstürmer –
pinselblonde Rekruten – ganz gleich – wenn man nicht die Knochen
krachen hörte, dann setzte es unfehlbar drei Tage Mittel! Waren die
Leute hier, um Krieg zu führen und zu faulenzen oder um Dienst zu
machen? Na also. Da war mal so ein Schnösel von Unteroffizier
gekommen, der latschte so vorüber – die Haltung hatte er schon
gern. Er stellte ihn. Da hatte der was von »vierzehn Tage
Trommelfeuer« gemurmelt. Aber da hatte ihn der Major angepfiffen!
Der ganze Markt war zusammengelaufen! Ob er vielleicht glaube, dass
hier hinten, in seiner Ortsunterkunft, die Bummelei weiterginge?
Hier sei er nicht an der Front! Hier herrsche Zucht, Ordnung und
die gute alte preußische Disziplin! Jawoll.
Draußen ging ein Mann
vorüber und pfiff sich eins. Na, wollte denn der Kerl keine
Ehrenbezeugung ... ? Ach so – das war ja nun vorbei.
Gewiß, man hatte so
seinen kleinen Ersatz: die »Arbeitsgemeinschaft« – und dann neulich
die Besichtigung auf dem Gut seines Vetters – und das famose
Festessen, als sie dem Rathenau, diesem ollen Juden, eines
aufgebrannt hatten. Ja, das war alles recht schön und nett. Aber
das da – diese herrliche, diese wundervolle, diese große
Zeit – die kam doch nicht wieder ...
Und wenn ihr, Kameraden
und Genossen, wollt, dass sie nicht wiederkommen, der Major
Zimmermann nicht und seine Kollegen nicht, wenn ihr wollt, dass wir
von der Wehrpflicht verschont bleiben, dass wir als freie
Männer leben und nicht als uniformierte Knechte – dann bitte ich
euch, an diesem schrecklichen Tage, an dem vor acht Jahren alle
Gassen und Plätze von der Massenbesoffenheit des Patriotismus
widerhallten, derer zu gedenken, die für den Machtwahnsinn des
ausgerissenen Kaisers gefallen sind und für die Unfähigkeit seiner
Beamten! Ein Gruß an die toten Kameraden!
Wir aber, die wir leben,
wollen – für uns und für unsere Frauen und vor allem für unsere
Kinder – geloben, gegen alle Hetzer und Helfferiche –: Nie
wieder Krieg
(c)
Zum
Cache
Der Cache ist
ein wenig Tricky. Bitte schaut Euch im Erlebnisraum
erst um, und
greift dann im richtigen Moment zu, um nichts zu
zerstören
oder Platt zu
treten.
Viel
Spaß