Nach der warmen Tertiärzeit brach das Pleistozän (das Eiszeitalter) vor 2,5 Millionen Jahren an.
Sehr charakteristisch für das Eiszeitalter im Untermaingebiet sind die Terrassenbildungen des Mains.
Flussterrassen gehen auf Klimawechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten zurück, wobei die Flüsse in den Warmzeiten mehr, in den Kaltzeiten weniger Wasser führten. Bei einem Übergang zu einer Kaltzeit nahm die Verwitterung durch Frostsprengungsprozesse zu. Der Main konnte die dadurch anfallende Schuttlast nicht mehr abtransportieren, da in Kaltzeiten durch Frost gleichzeitig die Wasserführung zurückging. Daher wurde das ganze Material in seinem damals sehr breiten, aber flachen Bett angehäuft.
Mit einem neuerlichen Klimawechsel, jetzt von der Kalt- zur Warmzeit, ging die Materialzulieferung zurück, gleichzeitig stand auch wieder mehr Wasser zur Verfügung.
Der Main schnitt sich vor allem durch Tiefenerosion in seinen vorher angehäuften Schotterkörper ein. Gleichzeitig hob sich der Taunus mit seinem Vorland weiter, während die Untermainebene immer weiter absank. Es bildete sich eine Terrassenoberfläche aus den letztkaltzeitlichen Schotteranhäufungen und am erodierten Rand dieser Terrasse eine Terrassenkante. Innerhalb des neu ausgeräumten Talbereiches konnte in der folgenden Kaltzeit wiederum Schotter angehäuft werden, ebenfalls mit nachfolgender Zerschneidung.
Auf diese Weise entstand im Untermaintal eine Terrassentreppe aus 8 mindestens sieben Terrassen. Wegen ihrer besseren Ausprägung auf linksmainischer Seite werden diese Kelsterbacher Terrassen genannt; siehe EarthCache GC1TKEJ (der lustigerweise zur selben Zeit online ging, als ich am Planen für diesen war.).
Zu Beginn des Eiszeitalters floss der Main direkt an den Ausläufern des Taunus vorbei, genauer gesagt etwas nördlich der heutigen Autobahn A66. In der Nähe von Diedenbergen lagerte er seinen ältesten und heute am höchsten gelegenen Schotter ab.
Das Charakteristikum der Terrassen ist damit ein stufenförmiger Geländeanstieg: Einer Geländeverebnung folgt ein steilerer Anstieg von meist nur wenigen Metern, bevor sich auf höherem Niveau wieder eine Geländeverebnung anschließt. Östlich von Flörsheim sind diese Geländeformen bis weit ins Hinterland des heutigen Mains zu verfolgen.
In den Weilbacher Kiesgruben werden die Terrassenschotter in mehreren Gruben abgebaut.
Die Schotter und Kiese setzen sich überwiegend aus gut gerundetem Quarz, Quarzit, Granit, Buntsandstein und Kieselschiefer zusammen. Die Liefergebiete dieser Komponenten liegen im Taunus, Spessart, Odenwald, Steigerwald, in der Fränkischen Alb und im Fichtelgebirge.
Der Main und seine Zuflüsse haben sie mit ihrer Strömungskraft hierher transportiert und dabei beim Rollen auf der Flusssohle zugerundet. Von steilen Felshängen stürzten aber auch große Blöcke auf Treibeis-Schollen im Main, wurden von diesen mit-transportiert und stromabwärts als große, eckige Driftblöcke abgelagert.
An manchen Stellen innerhalb der pleistozänen Terrassenkiese wurde auch eine aufschlussreiche Fauna zutage gefördert. So wurde in Sanden außer einigen Zähnen von Mammuts südwestlich von Nordenstadt auch Knochen von Elephas antiquus, dem Vorfahren unseres Elefanten, in tieferen Sanden bei Kriftel gefunden.
In der Nähe von Wiesbaden wurden in den Mittleren Mosbacher Sanden auch Reste von Hippopotamus amphibius, dem Flusspferd, entdeckt.
Seit den sechziger Jahren bauten Privatfirmen, die mittlerweile in Konkurs gegangen sind, in den Weilbacher Gruben Kies ab. Dabei ging es lange Zeit ungeordnet zu: ohne Genehmigungen, ohne spätere Nutzungsvorschläge oder weitere Regeln wurde die Landschaft oft bis zum Grundwasserspiegel ausgebeutet, die Gruben als wilde Müllkippen, Motocross-Gelände oder als Badeseen genutzt.
In der Zwischenzeit hatten sich jedoch Pflanzen und Tiere in der durch Menschenhand verunstalteten Landschaft ihren Raum gesucht, so dass die Rekultivierung des Geländes Flora und Fauna Rechnung tragen sollte. So wurde ein Drittel des Areals unter Naturschutz gestellt, Wäldchen aufgeforstet, das willkürlich unterbrochene Wegenetz wiederhergestellt und damit der Allgemeinheit das Gelände zugänglich gemacht.
Zahlreiche Feucht- und Trockenbiotope in den offen gelassenen Kiesgruben laden zum Entdecken ein.
Das geologische Fenster gewährt einen Einblick in die geologischen Schichten des Kiesabbaugebietes.
Quellen:
Museumsblätter des Niersteiner Paläontologischen Museums
Rhein Main Deponie: http://www.rhein-main-deponie.de/naturschutzhaus.html
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