Man weiß
Beispiele, wie mir Kölner selbst versichert haben, das oft Leute
mit Verletzung ihrer Ehre und ihres Beutels und also für ihre
Neugierde, dieses Völkchen kennen zu lernen, nicht ungerupft wieder
zurück gekehrt sind." Der promovierte Philologe Leonhard Ennen
musste es genau wissen, was sich im letzten Jahrhundert im
Dunstkreis der alten Stadtmauer so alles abspielte. Dr. Ennen war
damals, 1857, in Köln Stadtarchivar und hielt für seine Nachwelt
genauestens fest, was sich in der Festung tat. Und das war längst
nicht immer das Erfreulichste. Bettler und Tagelöhner trieben ihr
Unwesen am Mauerring und die Prostitution blühte hier auf. Am Rand
der Stadt fanden sich in des Wortes doppelter Bedeutung die
Randgruppen. Nicht unbedingt die Schokoladenseite von Köln.
Zumindest nächstens. Tagsüber war diese Gegend an der Mauer eher
ländlich. Bis tief ins 17. Jahrhundert sah man in der Nähe des
Schaafentores noch die meisten Häuser mit Stroh gedeckt obwohl dies
1607 und 1620 vom Rat verboten worden war. Ohne Erfolg freilich.
Das Bild an der Schaafenpooz war bestimmt von Düngerhaufen vor den
Türen, Viehställen neben den Häusern und nicht gerade sauberen
Straßen. Hier an der Schaafenstraße lebten und arbeiteten die
Kölner Kappesboore. Ein stolzer Stand, der rund um die Mauer
anbaute und Vieh züchtete. Mit dem stetigen Wachstum der Stadt
veränderte sich auch die Bedeutung der Landwirtschaft. Und so sahen
sich die Bauern nach der Stadterweiterung 1180 und dem
anschließenden Bau der Festungswerke gezwungen, ihre Interessen
gemeinsam anzupacken: Sie gründeten Genossenschaften, die
sogenannten Kölner Bauernbänke. Sie hatten ihre eigene
Gerichtsbarkeit, ordneten das Zusammenleben der Bauern,
organisierten die Dreifelderwirtschaft und vertraten ihre Anliegen
gegenüber der Stadt. Die Bauernbänke stellten sich über
Jahrhunderte als mächtige Verbände dar. Fünf davon gab es in der
Festung: am Schaafentor, Weyertor, Eigelsteintor, Friesentor und an
St. Severin. In den Torburgen wurden die Gerichtsverhandlungen, die
sogenannten ,,buirbank" oder ,,baurgeding" abgehalten. Dabei konnte
es schon mal martialisch ausgehen. An den Feldtoren nämlich hingen
Halseisen. Diese
gefürchtete Strafe war zwar eigentlich dem Rat überlassen, aber in
den Chroniken wird dazu festgehalten: ,,Wenn die Diebstahle von
Mist auf den Gassen nachts und von Gemüse im Feld zu derselben Zeit
und an Sonn— und Feiertagen überhandnahmen, dann erlaubte der
Rat den Bauerbänken, jeden, den sie dabei ertappten, gefänklich
anzunehmen und in das Halsiser zo brengen, bis so lang die Herren
Gewaldrichter darzokommen‘." Verfahren im Bauerngericht in
der Schaafenpooz beschäftigten sich mit Versetzung von
Grenzsteinen, Zerstören der Hecken und Zäune, zuwerfen von
Gemeindegraben, umpflügen von Fußpfaden, Gemüse-, Frucht und
Mistdiebstahl. Hohe Strafen gab es für Weidefrevel. Am
verwerflichsten war es, die eigenen Schafe auf fremde Acker zu
lassen. Mildere Verurteilungen gab es für freilaufende Gänse und
,,Ferken". Zur Buße konnten Pferde oder Pflug mit Arrest belegt, ja
sogar die Feldarbeit vorübergehend verboten werden. Mit dem Bau der
Kölner Neustadt nach der Schleifung der Feste 1881 zerfielen die
Genossenschaften. Doch bis zuletzt hatten sie für ihre Rechte
gekämpft. Seit
Mitte des 18. Jahrhunderts hatten sie den Rat mit Petitionen
bestürmt, den auswärtigen Bauern und Klostergeistlichen den Verkauf
von Lebensmitteln und Milch in der Stadt zu verbieten. Mit Erfolg.
Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts beherrschten die Kappesboore die
Kölner Märkte.Nun gab es am Schaafentor, das seinen Namen von der
dort üblichen Schafzucht hat, nicht allein Bauern.
Hier,
im Haus Schaafenstraße 9, firmierte 1859 ein Franz Millewitsch als
Puppenspieler. Der Vorfahre vom ,,KöIsche Willy", Volksschauspieler
Willy Millewitsch (heute mit ,,o" geschrieben), verkürzte den
Leuten an der Schiffsbrücke die Wartezeit als Sänger, Puppenspieler
und Bauchredner. Er soll übrigens die Type des ,,Schäl“
erfunden haben.
Ein
heute weitgehend vergessenes Original gehörte um 1870 ebenso zum
Schaafentor wie die Bauern: Karl Waller. Die Kölschen nannten ihn
,,Bibi", da er als ehemaliger Postillion, nachdem er aus den
kaiserlichen Diensten geschieden war, immer viel zu große Filzhüte
trug. Sein gesamtes Hab und Gluthatte er stets in einem
Reiseköfferchen dabei aus Angst vor Dieben. Das gibt’s heute
noch in Pennerkreisen am Wallrafplatz.
Das Schaafentor, 1528 zugemauert, 1880 erst wieder geöffnet und
1882 abgebrochen, war lange geschmückt mit einem großen
stadtbekannten Holzkreuz. Hier wurde für Kranke gebetet, hier
stellten die Lück aus dem Veedel zur Mauritiuskirmes den
Prozessionsaltar auf. Zum Feind der Bürger machte sich ein
französischer Kommissar, der später das Kreuz abhängen ließ, worauf
es die Kölner einem Hausflur in der Schaafenstraße noch bis zum
Zweiten Weltkrieg verehrten. Dem Franzosen aber wünschten sie den
Tod, sie verfluchten ihn. Als er schließlich bei der Prozession in
der Löhrgasse (heutige Agrippastraße) die Altarchen abbauen ließ,
bekam er Volkes Zorn in handfester Prügel zu spüren. Er verklagte
die Täter, die aber wurden vor Gericht freigesprochen. Das soll ihn
so gekränkt haben, das er sich erhängt hat. Die Kölner sahen ihren
Fluch erfüllt . . .
Im Mai
1898 beschlossen die Stadtverordneten den Bau eines repräsentativen
Opernhauses am Habsburgerring. Mit seinen 1800 Sitzplätzen zählte
es zu den größten Theatern Deutschlands. Köln besaß jetzt zwei
Spielstätten, die als „Vereinigte Stadttheater“
gemeinsam geführt wurden. Zunächst lag der Betrieb noch in den
Händen eines Pächters, seit 1905 führte die Stadt das Theater auf
eigene Rechnung. Opernhaus am Habsburgerring Die erste Kölner Oper
wurde zwischen 1900 und 1902 am Habsburgerring im Stil der
Neorenaissance nach den Plänen des Architekten Carl Moritz
errichtet. Der war als Stadtbauinspektor tätig gewesen, bevor er
sich als freier Architekt in Köln niederließ. Carl Moritz
verwendete Formen aus Barock und Jugendstil für das Bauwerk an der
Ringstraße. Die Oper war sowohl innen als auch außen prunkvoll
gestaltet. Das 5 Stockwerke hohe Gebäude war in hellen Farbtönen
gehalten und reichlich mit Fenstern und Türmen ausgestattet. Auf
Sockeln in luftiger Höhe waren zahlreiche Figuren angebracht. Der
gesamte Innenraum war mit Figuren, Wandmalereien und einer gold-
und plüschumrahmten Ausstattung verziert. Die Oper war technisch
nicht perfekt gestaltet, vermittelte aber aufgrund der gelungenen
Inneneinrichtung eine gute Stimmung. Das Opernhaus wurde am 6.
September 1902 mit dem dritten Akt aus Richard Wagners
"Meistersinger" eröffnet. Es wurde im Jahre 1943 bei einem
Luftangriff stark beschädigt und 1958
abgerissen.
Alles liebe Euer Schafis und der HaegarDK
Mehr Info hier:
Kölner Festungsring
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