Der Ikarus vom Lautertal
Gustav Mesmer (1903 -1994) war ein Flugfahrradbauer,
Visionär und Korbflechter, der lange in Buttenhausen gelebt
hat. Er träumte sein Leben lang vom Fliegen: mit Flugapparaten
nach antikem Vorbild, nur von Muskelkraft angetrieben.
Vor 30 Jahren ist uns auf einer Albwanderung durch Zufall Gustav
Mesmer begegnet und wir konnten an genau diesem Hang bei einem
seiner Startversuche mit seinem "Flugfahrrad" zusehen. Für uns
Kinder war das damals ein beeindruckendes Erlebnis, mit welcher
Begeisterung dieser kleine alte Mann seine Flugmaschinen aus einem
alten Fahrrad, Holzlatten und Stoff zusammenbastelte und fest daran
glaubte, dass er eines Tages damit fliegen wird.
Fotoquelle: Gustav Mesmer Stiftung
Hier ist seine Geschichte:
Gustav Mesmer wurde 1903 in der Nähe von Ravensburg
geboren. Durch eine Krankheit und den Ausbruch des ersten
Weltkriegs kann er nur 4 Jahre die Schule besuchen. Er wird von
seinen Eltern als Kind schon als "Verdingbub" auf fremde Höfe
geschickt und schließlich überredet ins Kloster Beuron
einzutreten, wo er aber nicht zurechtkommt.
Zurück in seinem Heimatort beginnt der eigenbrötlerische
Junge eine Schreinerlehre. Wohl noch beeinflusst durch seine
Klosterzeit störte er eine Konfirmationsfeier. In der
vollbesetzten Kirche soll er mehrmals laut erklärt haben,
"dass hier nicht das Blut Christi ausgeteilt werde und sowieso
alles Schwindel sei."
Er wird von seinen Eltern als "sonderlicher Kauz mit
religiösen Wahnvorstellungen" abgelehnt und landet durch einen
unglücklichen Zufall und der schnellen Diagnose ""paranoide
Schizophrenie" in der geschlossenen Psychiatrie in Bad
Schussenried. Aus Nachlässigkeit der Behörden und
mangelndem Interesse seiner Verwandten blieben seine Anträge
auf Entlassung auf Jahre ungehört. Er träumt von einem
selbstbestimmten Leben in Freiheit, bricht mehrfach aus, läuft
nach Hause zurück und landet letztendlich doch immer wieder
hinter Anstaltsmauern.
Ab den dreissiger Jahren zeichnet er erste Flugmaschinen und
bastelt Flugmodelle in allen Variationen. Der Gedanke ans Fliegen
beschäftigt den eingesperrten Mesmer seitdem ununterbrochen.
Noch erkennt niemand darin den unbändigen Freiheitsdrang und
seine genialen Ideen ernten nur Hohn und Verachtung. Der
intelligente Mann kennt zwar durchaus moderne Flugzeuge. Ihm
schwebt jedoch ein kleiner Flugverkehr vor, von Dorf zu Dorf, nur
mit Muskelkraft.
Mit viel Glück entging er in der NS-Zeit den
Kranken-Vernichtungsaktionen in Grafeneck. Weil er ein
tüchtiger Arbeiter war, schützte ihn die die
Schussenrieder Anstaltsleitung vor der Verfolgung. Nach Kriegsende
drängt Mesmer auf Entlassung, jedoch niemand setzt sich
für ihn ein, obwohl längst klar ist, dass er in einer
psychiatrischen Anstalt nichts zu suchen hat. Er bekommt zunehmende
Freiheiten, arbeitet als Korbmacher, schreibt eine Biografie und
bastelt weiter an seinen Fluggeräten.
Seine Isolation war erst nach 35 Jahre beendet. Erst als alter
Mann wird er 1964 schließlich in ein selbstbestimmtes Leben
entlassen und zieht in das Buttenhausener Altenheim. Dort kann er
in seiner Werkstatt endlich ungehindert an seinen Flugideen basteln
und seine unerschöpfliche Kreativität in
Konstruktionszeichnungen ausleben. Mit seinen Fluggeräten auf
Basis eines umgebauten Damenfahrrads sorgte er in Buttenhausen
für Aufsehen, wenn er sonntags seine Flugversuche machte und
mit seinem Flugfahrrad die steilen Wege hinterdonnerte. Mit
einfachsten, gebrauchten Materialien konstruierte der Erfinder
komplizierte Mechanismen. Trotz der oftmals wackeligen und
waghalsige Konstrukte gab es bei den Flugversuchen nie ernsthafte
Verletzungen; Er ist lediglich ein paar Mal in die Lauter gefallen.
Nach jedem Fehlversuch hat er seine zerbrochenen
Flugradüberreste eingesammelt und sich für eine
Neukonstruktion in seine Werkstatt verzogen.
Die Bevölkerung nennt ihn bald liebevoll den „Ikarus
vom Lautertal“. Mesmer durfte im hohen Alter noch miterleben,
wie er als Erfinder und Künstler anerkannt und bewundert
wurde. Unter anderem stand eines seiner Flugfahrräder auf der
Expo 1992 in Sevilla im deutschen Pavillion unter dem Thema "der
Traum von Fliegen".
Er wurde öfters gefragt, ob er denn wirklich mal geflogen
sei. Seine verschmitzte Antwort war dann, dass es ihn einmal fast
50 Meter ins Tal hinunter getragen habe - aber leider sei niemand
dabei gewesen.
Der Cache:
Kann als einzelner Tradi gemacht werden, oder als erste/letzte
Dose auf der Albbauern-Runde.
Parkplatz: N 48°21.770 E 009°28.155. Auf dem Weg zum
Cache ist nahe der Lauter ist ein schöner Grillplatz mit
kleinem Spielplatz.
Die Koordinaten springen dort leider stark. Unsere Betatester
(herzlichen Dank an Maran07) hatten teilweise 25 Meter Abweichung.
Deswegen untenstehen ein Spoilerfoto dazu.
Wir wünschen viel Spaß beim Suchen und Finden