Die Gegend um Rüdesheim war schon früh besiedelt, zunächst von
den Kelten, seit der Zeitenwende dann von Ubiern und später
Mattiakern. Im 1. Jahrhundert rückten die Römer bis an den Taunus
vor. In Bingen errichteten sie ein Kastell und auf der
gegenüberliegenden Seite, im Bereich des heutigen Rüdesheim, lag
ein Brückenkopf auf dem Weg zum Limes. Den Römern folgten die
Alemannen und mit der Völkerwanderung die Franken. Archäologische
Gläserfunde aus dieser Zeit lassen vermuten, dass schon damals in
Rüdesheim Wein angebaut wurde. Die Lage und Größe der als
fränkisches Haufendorf entstandenen ursprünglichen Siedlung lässt
sich am Verlauf der Straßen Klunkhardshof und Kleine Grabenstraße
erkennen, die dieses Gebiet einkreisen.
Die Veroneser Schenkung von 983 stärkte die Stellung der Mainzer
Erzbischöfe namentlich im unteren Rheingau, somit auch in
Rüdesheim. Ihre Besitzungen und das darauf lebende Volk und der
ihnen dienstbare Adel wurde der Oberhoheit der Rheingrafen entzogen
und eigener Gerichtsbarkeit unterstellt. Nach und nach begaben
immer mehr der in Rüdesheim begüterten Adeligen unter ihre
Lehenshoheit, und so wurde der Einfluss der Rheingrafen in
Rüdesheim wie im gesamten Rheingau nach und nach zurückgedrängt, ja
sie wurden selbst lehensabhängig, und der Erzbischof erlangte
schließlich die uneingeschränkte Territorialherrschaft.
Unter Erzbischof Bardo (1031 bis 1051) wurde der Weinbau im
Rheingau und namentlich in Rüdesheim erstmals planmäßig gefördert.
Er gab auf Wunsch des Volkes "gebirgiges Land in Rudensheim und
Ibingen" (Rüdesheim und Eibingen) zur Rodung und Kultivierung frei,
um dort Weinberge anzulegen. Die große Erweiterung des Weinbaus
durch Rodung von Waldflächen begann ab 1074 unter Erzbischof
Siegfried I. Die von ihm generell erteilte Rodeerlaubnis war streng
an die Bedingung geknüpft, dass im Rottland nur Weinberge angelegt
würden. Die Rodungen der folgenden 150 Jahre schufen im ganzen
Rheingau, also auch in Rüdesheim, die Grundlage für den Wohlstand
der folgenden Zeit. Im Jahr 1226 wurden dann alle weiteren Rodungen
im Rheingau untersagt. Rüdesheim lebte seit dieser Zeit
hauptsächlich vom Weinanbau und der Schifffahrt, insbesondere der
Flößerei.
Im 15. und 16. Jahrhundert blieb der Rheingau, nicht zuletzt
durch den Schutz des Rheingauer Gebücks, weitgehend von Kriegszügen
verschont. Rüdesheim erlangte einigen Wohlstand. Die Ringmauer als
Stadtbefestigung wurde von der Löhrstraße bis zur Steingasse
erweitert und durch mehrere Türme verstärkt, von denen bis heute
nur der Adlerturm am Rheinufer als ehemaliger Pulverturm erhalten
blieb. Der Rüdesheimer Weinmarkt, einer von drei Rheingauer
Weinmärkten, blühte auf, und am Rhein wurde ein neuer Weinkran
installiert. Schiffsmühlen mahlten nicht nur Korn, sondern auch
andere technische Rohstoffe und der Rhein war von zahlreichen
Schiffen belebt. Für den wachsenden Verkehr hatte Rüdesheim eine
besondere Bedeutung, denn hier endete die Landstraße am steilen
Rheinufer und aller Verkehr stromabwärts musste auf Schiffe
umsteigen, da es noch keine Rheinuferstraße nach Assmannshausen und
Lorch gab. Deshalb fanden zahlreiche Rüdesheimer Schiffer ein
gutes Auskommen als Fracht- und Fährschiffer, als Lotsen und
Floßsteuerleute. Viele Reisende machten in Rüdesheim Station, um
ein geeignetes Schiff abzuwarten, was die Entwicklung von
zahlreichen Gasthöfen förderte.
Im Jahr 1803 beendete der Reichsdeputationshauptschluss die
Herrschaft von Kurmainz im Rheingau. Rüdesheim kam unter die
Herrschaft des Herzogtums Nassau. Am 4. April 1816 wurde Rüdesheim
Sitz des herzoglich nassauischen Amtes Rüdesheim und erhielt am 1.
Januar 1818 Stadtrechte.
Als nach der preußischen Annexion des Herzogtums Nassau im Jahre
1867 das Gebiet in Kreise aufgeteilt wurde, erhielt Rüdesheim den
Sitz des neu gegründeten Rheingaukreises und wurde damit
Kreisstadt.
1877 wurde der Grundstein für das Niederwalddenkmal gelegt, das
1883 fertig gestellt wurde. Dieses Nationaldenkmal zog sehr viele
Touristen an, die damals mit der Niederwaldbahn, einer
dampfgetriebenen Zahnradbahn und seit 1954 mit einer
Kabinenseilbahn zu dem hoch über der Stadt liegenden Denkmal
gelangen konnten. Der Tourismus löste zunehmend die Schifffahrt als
Einnahmequelle ab.
1939 wurde unter vorheriger Geheimhaltung die damals
eigenständige Gemeinde Eibingen von den Rüdesheimer
Nationalsozialisten gegen den Willen der Eibinger Bevölkerung nach
Rüdesheim eingemeindet.
Der 25. November 1944, nach dem Heiligenkalender der Katharina
von Alexandrien geweiht, wurde als Katharinentag zum schwarzen Tag
für Rüdesheim, als ein schwerer Bombenangriff die Viertel um die
katholische und evangelische Pfarrkirche in Schutt und Asche legte
und über 200 Tote forderte. Auch noch Jahrzehnte nach dem Krieg ist
der Katharinentag dem Gedenken an dieses Ereignis und an die Toten
gewidmet. Weil die ältesten Gebäude der Altstadt verschont
geblieben waren und nach einem zügigen Wiederaufbau gewann
Rüdesheim seine touristische Anziehungskraft bald zurück. Zur
Aufnahme der vielen Vertriebenen und Flüchtlinge nach dem Krieg
entstanden in Rüdesheim und Eibingen neue Wohngebiete: 1953 die
Siedlung Windeck, 1970 die Siedlung Trift und 1977
Rüdesheim-Ost.
Zum 1. Januar 1977 wurden die Gemeinde Assmannshausen, die 1970
mit Aulhausen fusioniert hatte, und die Gemeinde Presberg in die
Stadt Rüdesheim am Rhein eingegliedert. Den Status der Kreisstadt
musste Rüdesheim gleichzeitig an Bad Schwalbach abtreten, als aus
dem Rheingaukreis und dem Untertaunuskreis der
Rheingau-Taunus-Kreis gebildet wurde. Das mit dem Status als
Kreisstadt verbunden gewesene Kfz-Kennzeichen RÜD konnte sich
jedoch wegen des hohen Bekanntheitsgrades entgegen allen
bestehenden Regeln gegen das Kennzeichen SWA der neuen Kreisstadt
durchsetzen.
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