Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann die kirchenbauliche
Tätigkeit in Stoßdorf unter Leitung von Franz Kümpel. Es wurde eine
Kapelle errichtet, in der das alte Missionskreuz von 1724 und drei
Figuren einen neuen Platz erhielten, die beim Brand des Klosters
Zissendorf vor der Vernichtung gerettet wurden.
Das Missionskreuz stand bis in die 70er Jahre des 20.
Jahrhunderts noch an der Stelle, wo die erste Stoßdorfer Kapelle
errichtet wurde (frühere Gartenstraße, heute Am Spitzengarten).
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde diese Kapelle wieder
abgerissen, nachdem zuvor auf einem von den Gebrüdern Hohn
gestifteten Grundstück eine neue, größere Kapelle erbaut worden
war. Sie diente 40 Jahre lang hauptsächlich Andachtszwecken, nur
einmal im Jahr, und zwar zum Patronatsfest wurde dort eine heilige
Messe gefeiert.
1940 wurde den Stoßdorfern der regelmäßige Besuch eines
Sonntagsgottesdienstes ermöglicht, als die Redemptoristen aus dem
Kloster in Geistingen vertrieben wurden und Pater Legeland bei
Pfarrer Karl Aretz Aufnahme fand und nun in Stoßdorf regelmäßig
Messen las.
1942 bargen Georg Lehmann und Otto Keller die Glocke der
Kapelle, damit sie nicht von den Nationalsozialisten zur
Waffenproduktion eingeschmolzen wurde.
Am 23. März 1945 wurde die Kapelle durch deutsches
Artilleriefeuer beschädigt, welches vom "Stoßdorfer Bösch" in der
Richtung Alliierter Stellungen bei Kaldauen abgefeuert wurde. Die
zu kurz geschossenen ARI-Projektile zerstörten hierbei große Teile
des Ortskerns, das Feuerwehrhaus, das Dach, sowie große Teile der
Decke und der Portalseite der Kapelle (Offenbar wird immer davon
berichtet, dass es sich um einen Luftangriff handelte, dies ist
aber nicht richtig). Auch Georg Lehmann wurde bei diesem Beschuß
durch einen ARI-Volltreffer getötet.
Die verborgene Glocke wurde in die von den Stoßdorfer Männern
bis zum Jahr 1950 instand gesetzte Kapelle wieder eingebaut.
Im Laufe der nächsten zehn Jahre stieg die Besucheranzahl der
Gottesdienste in der Kapelle in Stoßdorf stark an, so dass die
Besucher teilweise außerhalb des Gebäudes an der Messe teilnehmen
mussten.
Nach reiflichen Überlegungen kam man zu dem Entschluss, die
Kapelle in der Hauptstraße (jetzt Fährstraße) um das Doppelte zu
vergrößern. Katharina Hohn, 60 Jahre Messnerin in der Kapelle, und
Familie Linden schenkten dem Kapellenbauverein die benötigte
Fläche, doch das Erzbistum Köln hatte andere Pläne. Seitens des
Generalvikariats schlug man vor, eine Kleinkirche zu bauen.
Der Kapellenbauverein wurde in einen Kirchenbauverein
umgewandelt. Nach langem Ringen des Vereinsvorstands begannen am
15. April 1970 die Bauarbeiten der neuen Kleinkirche in Stoßdorf,
am 21. Juni wurde in feierlicher Form der Grundstein gelegt, die
Einsegnung fand dann am 26. September 1971 unter Mitwirkung des
Männergesangvereins Stoßdorf und des Kirchenchores von Geistingen
statt. Auch die alte Glocke fand in der neuen Herz-Jesu-Kirche
ihren Platz.