Im allgemeinen handelt es sich bei der Harzgewinnung um Kiefernbalsam mit seinen zwei Bestandteilen, dem Terpentin und Kolophonium. Die Hauptmasse wird durch das künstliche Verwunden der Kiefern aus den Harzkanälen gewonnen. Das Rohharz wird in den Fabriken in seine Bestandteile getrennt. Das Harz wird bei der Kiefer hauptsächlich im Splintholz gebildet und in den Harzkanälen als dünnflüssiger »Balsam« aufgespeichert. Wird dem Splint eine Verletzung beigebracht, so wird der Balsam unter Druck ausgepreßt. Der Harzfluß dauert in der Regel etwa 24 Stunden an, bis sich die Öffnungen der Harzkanäle durch erstarrendes Harz verstopft haben. Um wiederholten Harzfluß zu erzielen, wird die Verwundung in mehrtägigen Pausen aufgefrischt, indem am oberen und unteren Wundrand ein schmaler Holz- und Rindenstreifen beseitigt wird. Auf diese Weise entsteht eine sich allmählich vergrößernde Harznutzungsfläche, die Lachte oder Lache. An Stelle des »Lachtenverfahrens« kann man kurz sagen das »Lachten« innerhalb des übergeordneten Begriffes »Harzen«. Um den rinnenden Balsam aufzufangen, wird am Grunde der Lachte eine grubenartige Höhlung, die »Grandel«, angebracht und am unteren Rande mit einem Vorsatzblech versehen, oder man befestigt nachrückbare Gefäße, die den abfließenden Balsam aufnehmen. 1918 wurden 2228661 kg Kiefernlachtenharz gewonnen. 1917 ergab der nur 80 ha große Potsdamer Forst bei 24000 Bäumen trotz ungünstiger Witterung eine Ernte von 20000 kg Harz.
Das Fischgrätenverfahren nach Splettstößer besteht darin, daß möglichst nahe, etwa fingerbreit unterhalb oder oberhalb des ersten Schnittes in regelmäßiger Wiederholung mit Pausen von einigen Tagen ein neuer Riß angebracht wird, aus dem das Harz in gleicher Weise wie beim ersten Schnitt abläuft und aufgefangen wird. Die Lachte bildet dabei keine zusammenhängende, sondern eine durch unverletzte Rindenstreifen unterbrochene Fläche.