Kantine des Polizeipräsidiums Wetzlar (Dienstag
12.05h)
„Was, dein
hundertster?“ Anne Klönen war
schwer beeindruckt
„Naja, der
letzte war der neunundneunzigste. Summa summarum ist der nächste
Mordfall mein hundertster!“
Hauptkommisar Eduard Fischer saß mit deiner
Kolleginnen Anne Klönen, Jule Zimmermann und seinem neuen Kollegen
Friedrich Nascher in der Mittagspause. Die Mittagspause war doch
die perfekte Zeit um sich über gesammelte Erfahrungen, skurrile
Fälle und spektakuläre Festnahmen zu unterhalten. Die drei noch
jungen Kollegen hörten Eduard gespannt zu als er von seinen
kuriosesten Fällen berichtete.
„ Der Kopf im Dutenhofener See, war
einer jener Fälle, bei denen ich sehr
viel gelernt habe. Und der doch einige
Parallelen zur toten Geocacherin im Park aufwieß.“
„ Geocacherin?“ Friedrich Nascher,
der neue Kollege, war verwirrt. „ Was ist denn
das?“
Anne erklärte: „Ein Geocacher ist einer,
der mit Hilfe eines tragbaren Navigationsgeräts versteckte Behälter
sucht. Ein relativ neuer Trend. Nur leider gibt es gerade in
Mittelhessen einige, die dieses Spiel ziemlich ernst
nehmen.“
„Ach, da war neulich ein spannender
Artikel über einen Anwalt aus Gießen, der mit seiner Familie diesem
Hobby nachgeht in der Gießener Zeitung“ Friedrich wehrte weitere Erklärungen ab.
Eduard erzählte weiter: „Außerdem gab es
da diesen merkwürdigen Fall auf dem Ponyhof und der ermordete
Bibliothekar aus Rechtenbach war auch sehr spannend.“
„Nicht zu vergessen, der Tod dieses
Hypochonders in Heuchelheim!“ Jule berichteten von diesem
Fall genauer. Friedrich und Anne hörten gespannt zu. Während ihren
Ausführungen begaben sich die vier wieder zurück in ihr Büro. Nach
Jules ausführungen machten sich alle wieder an die Arbeit, als
plötzlich Annes und Eduards Telefon gleichzeitig klingelten. Beide
nahmen ab.
Nach kurzer Absprache legten die beiden fast
gleichzeitig auf.
„ Wir müssen los! Eine Leiche vor der
Garbenheimer Kirche“ sagte Eduard eilig
„Und ein Toter in einer Wohnung in
Steindorf“ setzte Anne nach.
„Wir sollten uns trennen. Anne, du
übernimmst mit Jule den Toten in Steindorf, ich werde mich mit
Friedrich um die Tote in Garbenheim kümmern. Let´s go!“
1. Tatort
(Dienstag, 14.07h)
Als Eduard und Friedrich den Tatort
erreichten, hatten Polizeibeamte diesen schon abgesperrt. Auf dem
Vorplatz vor der evangelischen Kirche in Garbenheim war eine Menge
los. Viele Schaulustige standen hinter der Absperrung und sogar ein
Auto von einem hessischen Radiosender konnte Friedrich
entdecken.
Ein Polizeibeamter ließ Friedrich Nascher und
Eduard Fischer nach Vorlage des Polizeiausweißes duch die
Absperrung.
„Hallo Tom, was haben wir hier?“
fragte Eduard den befreundeten Polizeibeamte der als erstes am
Tatort war.
„ Hallo Ede, bei dem Opfer handelt es
sich um eine 45 jährige Frau. Laut ihrem Personalausweiß ist ihr
Name Konstanze Müller aus Marburg. Ihren Fotos in der Geldbörse her
zu urteilen, ist sie Mutter von zwei Kindern. Sie war Mitglied in
einem Fitnessstudio und Organspenderin, was sich aber wohl erledigt
hat.“ Der zynische Unterton des Polizisten war nicht zu
überhören. „Ach ja, und das wird dich bestimmt interessieren,
sie hatte ein GPS-gerät dabei!“
„Schon wieder eine Geocacherin?
Todesursache?“ Eduard hatte alles mitgeschrieben.
„Ich denke, es war ein gezielter
Schuss in den Rücken.“ mutmaßte
der Polizist.
„Zeugen?“
„Keine“
„Todeszeitpunkt?“ fragte
Friedrich
„Dr. Weber ist verständigt und müsste
bald eintreffen“ entgegnete der Polizist
„Danke Tom. Wir schauen uns das ganze
einmal an“ Eduard und Friedrich inspizierten die Leiche .
Die Frau war mit einem magentafarbenen
Oberteil bekleidet und lag auf dem Bauch. Das Einschussloch war
klein und durch die Farbe des Oberteils nicht gleich sichtbar. Sie
hatte eine blaue Jeans und Wanderschuhe an. Neben ihr lag ein
graues GPS-Gerät. Das Display zeigte die topographische Karte von
Garbenheim. Die Entfernungsanzeige zeigte 15 m an.
Eduard zog sich Gummihandschuhe über und nahm
das GPS in die Hand.
„Gotteshäuser: evangelische Kirche
Garbenheim“ las Ede vor
“Jetzt wissen wir zumindest wo sie hin wollte.“
„und wohin?“ fragte Friedrich
„naja, sie wollte hier einen Cache
suchen. In 15 Metern müssten wir ihn finden.“ erklärte Ede
Die beiden gingen in die Richtung, in die sie das GPS führte. Unter einem Tor an der
Kirche wurden sie fündig. Eine Art kleiner Knopf lag aufgeschraubt
am Boden und eine Papierband lag zerrissen daneben.
„Das Motiv dürfte auch klar sein“
sagte Ede „Hass auf Geocacher“
„Hallo Herr Fischer,“ Eduard wurde
angesprochen
„ Hallo Dr. Weber“ Eduard drehte
sich um
Der Gerichtmediziner Dr. Weber aus der Uni
Gießen war eingetroffen. Er ging zur
Leiche.
„Sind alle Fotos gemacht worden“
fragte er. Als ein Polizist nickte drehte er die Frau auf den
Rücken. Auf der Vorderseite ihres T-Shirts kam der goldene Umriss
einer Oscar-Statue zum Vorschein. Als Dr. Weber die Austrittswunde
der Kugel sah, die direkt am Kopf der Statue sichtbar war sagte er
nur trocken „ein glatter Kopfschuss“.
Scheinbar konnte man den Beruf des
Gerichtsmediziners nur mit ein bisschen schwarzem Humor
ertragen.
Dr. Weber nahm ein Thermometer und stach
vorsichtig in die Leiche.
„Nach der noch nicht eingesetzten
Leichenstarre und der Lebertemperatur zu urteilen ist die Frau noch
keine Stunde tot.“ Dr. Weber klang sehr sicher
Eduard notierte sich auch dieses Detail.
„Danke, Dr. Weber“
„Keine Ursache! Ich muss aber jetzt
weiter. Eine weitere Leiche in Steindorf:“
„Ja, da sind unsere Kolleginnen
Zimmermann und Klönen“ berichtete Friedrich
„Dann ermittelt noch schön, bis später.
Ein Leichenwagen soll die Leiche in die Gerichtsmedizin nach Gießen
bringen. Morgen kann ich dir hoffentlich mehr sagen.“
Eduard bedankte sich nochmals und
verabschiedete sich per Handschlag von Dr. Weber
Als Dr. Webers Auto durch die engen
Garbenheimer Gassen weg fuhr, sagte Ede nur trocken:
„Schon wieder ein Fall mit einer
Geocacherin. Na, das kann lustig werden.“
2. Tatort
(Dienstag, 15.55h)
Jule Zimmermann und Anne Klönen waren vor
einer guten Stunde bereits in der Mietswohnung in Steindorf
eingetroffen. Eine Nachbarin hatte sich
gewundert, als das Opfer nach mehrmaligem Klingeln die Tür nicht
öffnete, obwohl sein Auto auf dem Parkplatz stand, hatte sie beim
Hausmeister um den Schlüssel gebeten und die Leiche gefunden.
Anne Klönen inspizierte die Wohnung. Die
Leiche saß vor dem eingeschalteten Computer. Der Kopf lag auf der
Tastatur. Der mit Blutstropfen bespritze Bildschirm zeigte einen
Bildschirmschoner aus Urlaubsfotos des Opfers. Scheinbar war das
Opfer schon weit in der Welt herumgekommen. Auf den Fotos konnte
man das Opfer in exotischen Ländern sehen. Ein Foto zeigte den
Mann, mit einer frisch gepflückten Kokosnuss im Dschungel, ein anderes Bild ihn in einer
Hängematte mit einer Schildkröte auf dem Bauch.
Jule Zimmermann überprüfte die Identität des
Mannes. Auf einem Adressaufkleber einer Zeitung fand sie den
kompletten Namen. Der Mann hieß Roman Lorsch und war scheinbar ein
großer Fan von Motorrädern , der Zeitung nach zu urteilen.
„Wo bleibt denn der
Gerichtsmediziner?“ fragte Anne
„Der ist bestimmt noch in
Garbenheim“ antwortete Jule und begann Fotos vom Tatort zu
machen.
Währenddessen inspizierte Anne die Leiche.
Eine Schusswunde war im Rücken des Opfers zu sehen. Im Gesicht
waren schon Totenflecken zu erkennen. Eine Hand des Mannes
umschloss fest die Computermaus. Als
Anne versuchte den starren Griff zu lösen, bewegte sie dabei die
Maus und der Bildschirmschoner verschwand.
„Das solltest Du dir
ansehen“ rief Anne zu Jule, die
gerade im Flur Fotos machte „scheinbar war er
Geocacher“
Jule kam ins Arbeitszimmer. Auf dem Bildschirm
konnte man erkennen, dass das Opfer sich noch immer im Internet
befand. Die Seite www.geocaching.com war offen. Eine Seite mit dem
Titel „Babel“ war zu sehen.
Anne klickte die verkleinerten Fenster an. Seiten zum Thema
Verschlüsslungen öffneten sich.
„Ich glaube, nach dem was Ede über das
Cachen erzählt hat, ist das ihr ein Rätselcache. Scheinbar hat
dieser Mann gerade versucht ein Rätsel zu lösen, als er erschossen
wurde.“
Erst jetzt entdeckte Jule die zerrissenen
Cacheausdrucke am Boden.
„Hallo die Damen“ Dr. Weber war
eingetroffen und begrüßte die Kriminalbeamtinnen mit
Handschlag. Nachdem er auf den
Bildschirm des Computer geschaut hatte fragte er nur „auch
ein Geocacher“
„Wieso AUCH?“ fragte Anne
„Naja, die Tote in Garbenheim war auch
eine.“ Dr. Weber stutzte
„Ich glaube wir haben es hier mit einem Serientäter zu
tun!“
„Die Tatsache, dass beide Geocacher
sind, könnte auch ein Zufall sein!“ versuchte Jule als
Erklärung anzubringen
„Könnte schon sein“ erwiderte Dr.
Weber „Aber die Todesursache ist exakt die gleiche. Schuss in
den Rücken. Und der Größe der Wunde nach zu urteilen könnte es die
gleiche Waffen gewesen sein.“
Er holte ein Thermometer aus der Tasche und
stach es in die Leiche. „Allerdings ist der Todeszeitpunkt
ein anderer. Der Lebertemperatur nach zu urteilen ist dieser Mensch schon seit vierundzwanzig Stunden
tot. Die Frau in Garbenheim wurde allerdings erst heute Mittag
erschossen.
Präsidium ( Dienstag
18.14h)
„Das sieht wohl nach Überstunden
aus“ sagte Ede, als Jule und Anne wieder eintrafen.
Friedrich war an seinem Computer und versuchte
die etwas über Konstanze Müller herauszufinden.
„Scheinbar ist dein hundertster Mörder
ein Serienkiller, Ede! Und einer der Geocacher nicht leiden kann.
Unsere Leiche in Steindorf ist wie eure Leiche auch ein Geocacher
und Dr. Weber hat eben bestätigt, dass die Kugel das gleiche
Kaliber ist. Also ich glaube, irgendwer hat es hier auf Geocacher
abgesehen.“ Begrüßte Anne Klönen Eduard Fischer
„Das stellt sich die Frage, wer hasst
Cacher“ Jule war ratlos
„ Da gibt es einige. Nämlich alles, die
sich durch Geocacher gestört fühlen. Zum Beispiel Ladenbesitzer,
denen man vor ihr Schaufenster ohne zu Fragen einen Cache
legt.“ Erklärte Ede
„Haben wir Gemeinsamkeiten bei den
beiden Opfern entdeckt?“ fragte Anne „Ich meine außer,
dass sie Cacher waren?“
„Noch nicht“, entgegnete Friedrich
„Konstanze war 45 , Roman 28. Konstanze war Kassiererin in
ein Supermarkt, Roman Germanistikstudent. Konstanze hatte eine
Familie, Roman nicht!“
„Wie war denn ihr Cachername?“
interessierte sich Ede
„Konstanze hieß `Sonnenkuss65` und Roman
`DerRomanTiger`“ also auch da keine Ähnlichkeit
Das Telefon klingelte erneut. Als Ede den
Hörer auflegte sagte er nur kurz „Wir haben noch eine
Leiche“
3. Tatort (Dienstag 19.47h)
Als die vier Kollegen am Tatort eintrafen
schien die Augustsonne noch immer. Der Tatort befand sich im Wald
zwischen Rechtenbach und Wetzlar. Die Beamten die schon vor Ort
waren hatten das Gebiet weiträumig abgesperrt. Es waren diesmal bis
auf einen verstörten Spaziergänger mit seinem Hund niemand zu
sehen.
„Guten Abend“ begrüßte Ede den
Passanten
„Naja, ob der Abend gut ist, wage ich zu
bezweifeln“ sagte der Mann, der bestimmt schon seine 55 Lenze
auf dem Buckel hatte
„Wie haben sie denn die Leiche
gefunden?“ fragte EDE
„Ich war mit meinem Wurzel
unterwegs“ er deutete auf den Hund „als ich hier da
oben im Baum diesen Menschen hängen sah. Ich dachte erst es sei
eine Vogelscheuche, aber als ich genauer hinschaute, hab ich einen
Schock bekommen!“
„Geben sie bitte den Beamten ihren Namen
und Adresse, damit wir, wenn wir noch Fragen haben, mit ihnen
Kontakt aufnehmen können.“ bat
Ede den Mann
„Is gut“ verabschiedete sich der
Mann
Nascher, Zimmermann und Klönen waren bereits
direkt am Tatort. In fünfzehn Metern Höhe baumelte ein Mann. Er
hing an einem Seil, das durch eine Astgabel in etwa fünfundzwanzig
Metern verlief und an einem anderen Baum in Bodennähe befestigt
war. Der Mann hatte einen Klettergurt an und einen Helm auf. Die
Leiche wirkte schon ziemlich mitgenommen. Es befanden sich keine
Augäpfel mehr in der Augenhöhle, was darauf schließen ließ dass er
hier schon länger hing und Vögel wie zum Beispiel Krähen ihn als
Mittagessen misbraucht hatten.
„Schau mal da oben“ Friedrich
zeigte auf den Baum „da oben hängt was“
„Oh nein“ Ede war entsetzt
„Das ist ein Petling. Ich befürchte, auch dieser Mann war ein
Geocacher, der besonders schwierige Caches bevorzugte.“
„Besonders schwierig?“ Friedrich
verstand nicht
„Das hier ist ein Klettercache. Den
machen Leute, die besonders gerne in die Höhe gehen.“
Erklärte Ede
„Naja, wem es Spaß macht“ sagte
Anne „Für mich wäre das nix! „
„Mittlerweile gibt es einige
Klettercaches in Wetzlar und Umgebung. Zum Leidwesen der
unsportlichen Cacher.“ Erklärte Ede weiter
Die vier schauten noch eine Weile in die Luft,
bis ein Beamter das Sicherungsseil kappte und die Leiche langsam
runterlassen wollte. Doch ihm glitt das Seil aus der Hand und der
Körper schlug auf dem Waldboden hart auf.
„Gottseidank war er schon tot“
sagte Anne trocken
„Wenn nicht, wäre er es jetzt“
entgegnete Friedrich
Der Beamte versuchte sich durch viele Worte zu
entschuldigen, als Dr. Weber am Tatort eintraf.
„So viele Leichen an einem Tag hatte ich
schon lange nicht mehr!“ begrüßte er die Kollegen
„Wir auch noch nicht!“ Jule
lächelte ihn an
Dr. Weber beugte sich über den Leichnam. Er
begutachtete den Rücken, auf dem man nun einen roten Fleck erkennen
konnte.
„Ich denke, da hatte euer Serienkiller
seine Hände im Spiel“ sagte er „Den Verwesungszeichen
nach ist er schon mindestens vier Tage tot. Hier habt ihr seine
Geldbörse.“ Dr. Weber reichte Friedrich den Geldbeutel den
dieser aus einem Beutel am Gürtel des Opfers gefunden hat.
Friedrich las „Dominik Bauer, 21 Jahre
aus Butzbach. Kannst Du das mal checken?“ Jule ging zu einem
Streifenwagen.
„Hier im Geldbeutel hab ich noch seinen Führerschein, seine Kreditkarte, seine
Paybackkarte und einen Liebesbrief von seiner Freundin
gefunden.“ Sagte Friedrich
„Herr Bauer ist schon vor 3 Tagen von
seiner Freundin als vermisst gemeldet worden. Sie hat auch gesagt,
dass er vielleicht beim Cachen ist, aber hier hat scheinbar keiner
gesucht.“ Berichtete Jule, die recherchiert hatte.
„Ich denke die Todesursache ist auch
hier der Schuss in den Rücken, nur dass der Mörder diesmal etwas
weiter entfernt stand und der Wundkanal von unten nach oben
verläuft, was für die Position, in der wir ihn gefunden haben, kein
Wunder ist. Näheres kann ich euch morgen sagen. Die beiden anderen
hab ich mir eben schon mal kurz angeschaut und einen Kollegen
beauftragt die Obduktion zu übernehmen, weil mir sonst, die Menge
eurer Leichen ein bisschen über den Kopf wächst.“ Erklärte
Dr. Weber „Einen schönen Abend noch!“
Präsidium (Dienstag,
23.12h)
Nachdem die vier Kollegen alles dokumentiert
hatten und noch weitere Recherchen durchgeführt hatten, bei denen
sie Herausfanden, dass Dominik Bauer unter dem Namen `Tarzan89`
unterwegs war und schon mehrere Klettercaches gehoben sowie gelegt
hat, beschlossen die vier, weiter Ermittlungen auf den nächsten Tag
zu verschieben
Eduard Fischer´s Wohnung (Mittwoch, 02.30h)
In dieser Nacht konnte Ede nicht gut schlafen.
Er träumte von einem schwarzen Mann mit einem fürchterlichen
Drachenkopf, der mit einem Gewehr hinter ihm her lief. Ede
versteckte sich, doch der schwarze Mann fand ihn und als er
abdrückte, wachte Eduard schweißgebadet in seinem Bett auf.
Präsidium (Mittwoch,
8.44h)
Als Ede die Tür zu seinem Büro öffnete wurde
er von seinen Kollegen begrüßt, die, ihren Augenringen nach zu
urteilen, ähnlich wenig geschlafen hatten, wie er.
„Guten Morgen, gibt’s was
Neues?“fragte er
„Der Geokiller hat wieder
zugeschlagen“ sagte Jule, die gerade ihr Jacke packte.
Erst jetzt merkte Ede die Aufbruchsstimmung.
Er knöpfte die Jacke, die er gerade aufgeknöpft hatte, wieder zu
und folgte seinen Kollegen.
4. Tatort (Mittwoch, 9.31h)
Eduard wurde im Streifenwagen über den Stand
der Dinge aufgeklärt. Diesmal wurden zwei Leichen gefunden.
Scheinbar ist der Killer aggressiver geworden. Bei der Grillhütte
in Dutenhofen hatten zwei Nordic-Walkerinnen ein totes Pärchen im
Gebüsch gefunden. Beide Leichen hatten Kopflampen an und GPS-Geräte
dabei. Außerdem fand die Polizei einen durchgerissenen Ausdruck des
Caches „DaVincis Traum“.
Als die vier Kollegen vor Ort eintrafen, war
Dr. Weber schon am Tatort.
„Ich würde gerne sagen, dass es schön
ist Sie zu sehen, aber auf eine andere Weise wäre es natürlich sehr
viel angenehmer. Aber wenigstens war der Weg aus Gießen diesmal
nicht so weit. Ich hab mir die Leichen schon mal oberflächlich
angesehen. Sehr lange sind die noch nicht tot. Ich denke irgendwann
heute Nacht hat der Mörder zu geschlagen. Ich bin zwar kein
Spezialist für Blutspritzer, aber ich denke, der Mörder hat erst
die Frau von hinten erschossen, und dann den Mann von vorne. In der
Nähe der Leichen hat man eine Box mit DaVinci-Tarotkarten
gefunden.“ Dr.Weber schien gut geschlafen zu haben.
„Ja, die Box hat mit dem Cache hier zu
tun. Das ist ein Nachtcache, den hab ich vor kurzer Zeit auch mit
einer Kollegin aus Bad Kreuznach gemacht“ sagte Ede noch
verschlafen
„Du cachst auch?“ fragte Friedrich
verdutzt
„Klar, das macht echt Spaß. Und durch
die zwei Fälle hab ich richtig Spaß am rätseln gefunden.“
Entgegnete Ede
Anne die sich bei einem anderen Beamten
erkundigt hatte klärte über die Fakten auf:
„Der Mann heißt Trausti Lindström, ist
gebürtiger Schwede, arbeitet aber seit zehn Jahren in einer Firma
in Aßlar. Seine Frau Rita stammt aus Ehringshausen und ist
Sprechstundenhilfe bei einem Frauenarzt.“
Jule untersuchte die Taschen der Opfer. Bei
Rita Lindström hatte einen Rucksack dabei. Sie entnahm ein kleines
Etui. Als sie es öffnete sah Jule Akkus für Taschenlampen. An einer
Seite fand sie einen geknickten Notizzettel. Sie faltete den Zettel
auf und las:“Mehr Licht!“
„Das ist ja eine gute Idee, wie man sich
markiert, welche Akkus noch voll sind. Das muss ich mir für meinen
nächsten Nachtcache merken!“ sagte Ede
Anne schüttelte den Kopf „Willst du
wirklich noch weiter cachen gehen, wenn Du weißt, dass ein
verrückter Mörder hier in Mittelhessen sein Unwesen
treibt?“
„Du hast recht“ sagte Ede
„Es wird Zeit, dass wir ihn fassen, damit die Cacher keine
Angst mehr haben müssen.“
Präsidium (Mittwoch,
12.12h)
Die vier Kollegen war beschäftigt, mehr über
die Opfer herauszufinden. Es gab keine heiße Spur.
Jede noch so kleine Spur führte in eine
Sackgasse. Die Zeugen, die die Toten gefunden hatten wurden ins
Büro bestellt aber ohne Erfolg befragt.
Es wurde eine Warnung für alle Geocacher im
Radio geschaltet, dass sie nicht mehr auf Schatzsuche gehen
sollten, solange der Mörder nicht gefasst wurde.
Am späten Nachmittag als Ede eine kleine Pause
machte entdeckte er in seinem
Postablagefach eine Postkarte, die am Vormittag noch nicht darin
gelegen hatte. Als er sie umdrehte fiel ihm als erstes auf, dass
keine Briefmarke und keine Anschrift darauf waren. Aber dennoch
wurde er als Empfänger angesprochen.
Er las:
„ Sehr geehrter Herr
Fischer,
mein Werk ist vollbracht.
Auf der Vorderseite der Karte werden sie das letzte Puzzleteil für
diesen Rätselcache finden. Als Final steh ich selbst zur
Verfügung.
Wenn sie alle Puzzleteile
richtig interpretiert haben, werden sie zu einem Ort gelangen, bei
dem sie ein besonderes Licht brauchen um meinen Aufenthaltsort
herauszubekommen.
Noch eins: Ich hasse Cacher,
weil sie stets das Wild verscheuchen und die Jagd verhindern. Und
so habe ich sie zu meinem Wild gemacht.
Diese Postkarte gehört zu
dem letzten Puzzleteil. Seien sie weise. Ich erwarte sie in den
nächsten vierundzwanzig Stunden. Falls Sie es nicht schaffen
sollten, werde ich eine neue Jagdsaison einleiten.
Weidmanns heil
Ihr Geokiller (schöner Name übrigens ; )
Ede war geschockt. Er drehte die Karte um und
sah eine schwarzweiße Ansichtskarte von einem Felsen im Wald. Auf
der Rückseite stand in der oberen linken Ecke gedruckt:
Geologischer Aufschluss Schmitshauser Höhe.
Nachdem Ede seinen Kollegen Jule, Anne und
Friedrich die Situation erklärt hatte, recherchierte Anne nach
diesem geologischen Aufschluss. Sie fand den Ort in Rheinland-Pfalz
heraus und telefonierte mit der zuständigen Polizeidienststelle.
Nach zwei weiteren Stunden bekam sie einen Anruf, dass sie eine
verweste Leiche gefunden haben, die in der Erde vergraben war. Sie
hielt in der Hand ein GPS-Gerät. Neben der verwesten Leiche fand
die Polizei eine einlaminierte Postkarte von Wetzlar auf deren
Rückseite stand:
„ Wenn Sie diese
Postkarte lesen ist mein Werk vollbracht! Es sind nur noch 20
Stunden, dann eröffne ich die neue Jagdsaison. Da ich jetzt noch
nicht weiß, welchen Spitzname ich, nachdem meine Jagdtrophäen
entdeckt wurden, bekommen werde, unterschreibe ich hochachtungsvoll
mit
Der
Drachenjäger“
Die Postkarte war datiert auf den
3.6.2007.
Ede, Jule, Anne und Friedrich trugen noch
einmal alle Fakten zusammen. Sie zählten jede Kleinigkeit auf, die
sie für wichtig hielten und als sie die Morde in einen zeitlichen
Rahmen setzten bekam plötzlich alles einen Sinn.
„Alles klar Drachenjäger, jetzt hab ich
dich!“ sagte Ede. Er öffnete seine Schreibtischschublade nahm
sein GPS-Gerät und seine Schwarzlichtlampe und ging zum Auto.
Ob die Interpretation der Beweise stimmen siehst Du hier:
Geochecker.com.