Der irre Metzger von
Trophagen
„Es ist
entsetzlich, grauenhaft, sie ist doch noch sooo
jung!“
Laut schluchzend berichtet
die alte Frau, wie immer wieder unbescholtene Bürger auf
geheimnisvolle Art und Weise in den tiefen Wäldern von Trophagen
verschwinden und nie wieder gesehen werden.
„Sie ist unsere Magd,
erst seit ein paar Monaten bei uns, und nun ist auch sie
verschwunden, wie auch schon drei andere junge Menschen vor ihr,
immer in Nächten wie dieser, wenn der bleiche Mond sich hinter der
dunklen Wolken versteckt.
Es ist, als ob sie sich in Luft auflösen, nie finden die Suchtrupps
auch nur eine Spur in den tiefen Wäldern um die Gehöfte Mordkamp
und Elend, auch in dem nahen Dorf Trophagen findet sich kein
Hinweis auf die Vermissten.
Sobald es Nacht wird auf den einsamen Gehöften um Trophagen traut
sich keiner mehr in die dichten Wälder, überall schließen sich die
hölzernen Fensterläden, und selbst die verwilderten Hunde rollen
sich ängstlich in einer finsteren Hofecke zusammen und heulen zum
Gottserbarmen!
Da, hör hin, da winselt der
Hofhund von Lothar vom Mordkamp , dem Metzger von Trophagen, ein
seltsamer Mensch, mit seinem Buckel, den immer triefenden Augen und
dem dicken Bauch!
Immer
wieder sieht man ihn als einzigen in der Dämmerung den einsamen
Feldweg zum Linnebach hinauf wanken, ab und zu laut auflachend,
aber immer leise vor sich hinmurmelnd, mit seinem großen
Lederbeutel, den er wie einen Rucksack geschultert trägt, aber das
Gewicht scheint ihm gar nichts auszumachen!
Er ist aber auch ein sehr kräftiger Mann, ich habe einmal gesehen,
wie er mit blossen Händen einem Wildschwein das Genick brach, und
unter uns gesagt, ich glaube, es hat ihm Freude bereitet...
Aber wie oder was er auch immer ist, er scheint sein Geschäft zu
verstehen, seine Auslagen sind immer reichlich gefüllt, und das in
diesen mageren Zeiten...
Aber ich schweife vom Thema ab, du hast uns deine Hilfe
angeboten!
Willst du dich denn wirklich in die Wälder wagen, und das noch in
der Finsternis? Man munkelt, das bereits viele tollkühne Männer vor
dir diese einsamen Pfade erkundet haben, aber zurückgekehrt ist
bisher keiner...
Soweit ich weiß, haben aber
alle, die diesen Weg beschritten haben, kleine, leuchtend weiße
Markierungen hinterlassen, an denen du dich orientieren kannst,
damit du dich nicht in der Finsternis verirrst! Man munkelt auch,
dass Lothar seine Lieblingsplätze mit rot leuchtenden Zeichen
versehen hat, damit er sie jederzeit schnell wiederfinden
kann...
Zweimal leitet euch ein gelber Pfeil vom
Wanderweg ab nach links, folgt dort dem Trampelpfad ins
Unterholz!
Seis drum, ich habe schon viel zu viel
getratscht, wenn du es nun immer noch wagen solltest, wünsche ich
die viel Glück, mein Freund!“