Butterbichl - Felssturz
Abb.1: Butterbichl Felsturz
In der rund 100 jährigen Geschichte der Untersuchungen zu der
geologischen Besonderheit des Butterbichls, wurden verschiedenste
Theorien zur Entstehung entworfen.
2006 erfolgten im Rahmen zur optimalen Trassenauswahl für den
Neubau des Eisenbahn-Abschnittes Radfeld-Kundl-Brannenburg
(nördliche Zulaufstrecke des Brenner-Basistunnels) umfangreiche
geologische Untersuchungen.
Eine Bohrung (Abb.1, 2: P-KB 01/06) am Butterbichl belegen eine der
mächtigsten fossilen Felsgleitungen Tirols. Ältere tektonische
Interpretationen (Rest einer Decke, Schuppe) sind damit
widerlegt.
Das Gebiet liegt im Tirolikum oder der Inntal-Decke, einer
mächtigen geologischen Formation der nördlichen Kalkalpen und weist
große E-W-streichende Falten auf. Die Butterbichl-Masse liegt am
Südschenkel einer solchen Falte, der Guffert-Pendling-Antiklinale.
Die Falte ist aus den Gesteinen Wettersteinkalk, Nordalpinen
Raibler Schichten, Hauptdolomit und Resten von Gosausedimenten
aufgebaut.
Der Pendlingzug (siehe Abb.2) wird durch mehreren Störzonen
durchlaufen, diese waren mehrfach aktiv und deformierten die
Gesteinschichten. Die Butterbichl-Masse weist u.a. die selben
deformierten Dolomitgesteine auf wie der Bereich um den
Heuberg.
Ein Zusammenspiel der Lage der Falten, vorhandenen
Störungszonen, und Inntal-Scherzone führten zu einem Milleu, das
einen Felssturz, eine Massenbewegung unterstützte.
Bemerkenswert ist hierbei, dass in diesem Gebiet
höchstwahrscheinlich ein See aus der Riß-Eiszeit war; der
Inntalgletscher formte einen Trog aus, in dem er das Material des
relativ weichen Untergrundes der Unterangerbger Schichten
ausräumte. Das Vorhandensein eines Sees wird auf charakteristische
Funde von Feinsedimenten zurückgeführt (die Massenbewegung kann
also durchaus in einen See erfolgt sein).
Es ist nicht gesichert ob, die Massenbewegung noch innerhalb der
Abschmelzphase der Rißeiszeit (350.000 und 120.000 v. Chr.)als
Folge des Wegfalls des stützenden Eis - Widerlagers erfolgt ist
bzw. ob das Materialversagen durch andere Faktoren wie
interglaziale Starkniederschläge oder Erdbeben ausgelöst worden
ist.
Abb.2: Butterbichl Felsturz - Überblick
Das Abbruchgebiet der Butterbichl-Massenbewegung ist in den
Hangflanken östlich des Heuberges (1746 m) als Hohlform erkennbar
(Abb. 1, 2, 3a). Die Ostabstürze des Heuberges bestehen aus einer
mehr als 1000 m hohen Felsflanke. Eine schroffe Geländestufe, die
diese Wand in Nord-Süd-Richtung vom Heuberg-Blessenberg auf halber
Höhe absteigend bis auf 800 m Höhe westlich des Butterbichls
durchzieht, wird als Abrisskante der Massenbewegung angesehen.
Deren Anlage ist durch eine N-S-streichende, steil Ost-fallende
Störungsfläche vorgegeben, deren Verlauf als markante Schlucht
erkennbar ist (Abb. 1, rot strichlierte Linie). Der Nord- und
Ostrand des Abbruchgebietes (Grat zwischen Blessenberg und
Aschaalm/ Nachbergalmen) zeigt auffallend abgerundete
Landschaftsformen, die typischerweise auf glaziale Erosion
(Landschafstverformung durch Gletscher) während des letzten
Eishochstandes (Würm-Eiszeit, 120.000 - 10.000 v. Chr.)
zurückzuführen sind. Zu dieser Zeit lag der gesamte Pendlingzug bis
auf eine Höhe von 1900 m unter Eis.
Die Ausbruchsnische der Massenbewegung "Butterbichl" weist eine
geschätzte Breite (b) von ca. 2500 m, eine Tiefe (t) von ca. 2000 m
und Höhenunterschiede (h) von mindestens ca. 1000 m auf (Abb.1:
gelb gestrichelter Bereich; Abb.2: strichlierter Bereich am
Heuberg).
Die Ablagerung bedeckt ein Areal von mindestens 4km². Der
gesamte strichlierte Bereich um den Butterbichl in Abb. 2 ist
abgelagertes Material vom Felssturz und bildet mit dem Butterbichl
die höchste Erhebung des Unteranegerberges.
Unter der Annahme, dass sich die Abbruchnische geometrisch als
ein Halbellipsoid beschreiben lässt, kann nach folgender Formel das
Volumen der herabgestürzten Gesteinsmassen geschätzt werden:
Die rosa Fläche mit den roten Dreiecken (Butterbichl Gleitmasse) in
Abbildung 3a und 3b (Profil) beschreibt die Mächtigkeit und
Ausdehnung der Ablagerung (teilweise überdeckt durch die
Grundmöräne des Inngletschers - khakifärbige Fläche).
(Punkt A beschreibt den Aufnahmepunkt von Abbildung 1)
Abb.3a,3b: Geologische
Karte, Profil
Für das Loggen des Caches ist die Besteigung des Butterbichls
nicht notwendig - wer dies dennoch tun will, siehe Infos zu den
Waypoints B,C.
Für die Beantwortung der Frage 1 sind keine geologischen oder
mineralogischen Vorkenntnisse notwendig, man kann dies am Aufschluß
vor Ort, beim Waypoint D erkennen oder in Erfahrung bringen - bitte
Hinweise beim Waypoint beachten.
Bei den Cache-Koordinaten befinden sich Parkmöglichkeit,
Gaststätte, eine informative Wander- und Umgebungskarte, und die
Busstation der Linie 8311 (aktuelle Fahrpläne siehe www.vvt.at).
Zum Loggen müssen folgende Fragen beantwortet werden:
- Welches Gestein wird beim Waypoint D gewonnen (man muß kein
Geologe sein)
- Wie viel Gesteinsmaterial stürzte vom Heuberg herab, berechne
das Volumen
- In welchem Zeitraum muss der Felssturz erfolgt sein
Sendet die Antworten an mich, ihr bekommt dann die
Logerlaubnis.
Quellen:
Mit freundlicher Genehmigung von Alfred Gruber.
Die "Butterbichl-Gleitmasse" - eine große fossile Massenbewegung
am Südrand der Nördlichen Kalkalpen (Tirol, Österreich) Alfred
Gruber (Geologische Bundesanstalt,Wien, Österreich), Thomas
Strauhal (Institut für Mineralogie und Petrographie, Universität
Innsbruck, Innsbruck, Österreich), Christoph Prager (alpS
Zentrum für Naturgefahren Management, Innsbruck, Österreich),
Jürgen M. Reitner (Geologische Bundesanstalt, Wien,
Österreich), Rainer Brandner (Institut für Geologie und
Paläontologie, Universität Innsbruck, Innsbruck, Österreich),
Christian Zangerl (alpS Zentrum für Naturgefahren Management,
Innsbruck, Österreich)