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Längst vergessene Gedichte # 10 Traditional Cache

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Die Loerheidegeister: Nun ist Schluss, die Dose wird in den nächsten Tagen eingesammelt.

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Hidden : 1/2/2011
Difficulty:
1.5 out of 5
Terrain:
1.5 out of 5

Size: Size:   micro (micro)

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Geocache Description:


Leider spielen Gedichte in der heutigen Zeit keine große Rolle mehr. Damit sie nicht ganz in Vergessenheit geraten, haben wir eine 10teilige Serie + Bonus geplant. Dies ist nun das 10. und letzte Gedicht. Wir hoffen, es gefällt euch.

Es wurden bewußt Plätze gewählt, die dazu einladen, sich ein wenig Zeit für sich selbst zu nehmen. Vielleicht hat der ein oder andere von euch ja auch Lust, vor Ort das entsprechende Gedicht noch einmal zu lesen. Die Ausdrucksweise hat sich sicherlich über die vielen Jahrzehnte geändert, aber wer sich darauf einlässt wird merken, dass der Inhalt immer noch aktuell ist.

Merkt euch die Bonuszahl.

Kindheit

Da rinnt der Schule lange Angst und Zeit
mit Warten hin, mit lauter dumpfen Dingen.
O Einsamkeit, o schweres Zeitverbringen.
Und dann hinaus: die Straßen sprühn und klingen
und auf den Plätzen die Fontänen springen
und in den Gärten wird die Welt so weit -.
Und durch das alles gehn im kleinen Kleid,
ganz anders als die andern gehn und gingen -:
O wunderliche Zeit, o Zeitverbringen,
o Einsamkeit.

Und in das alles fern hinauszuschauen:
Männer und Frauen; Männer, Männer, Frauen
und Kinder, welche anders sind und bunt;
und da ein Haus und dann und wann ein Hund
und Schrecken lautlos wechselnd mit Vertrauen -:
O Trauer ohne Sinn, o Traum, o Grauen,
o Tiefe ohne Grund.

Und so zu spielen: Ball und Ring und Reifen
in einem Garten, welcher sanft verblasst,
und manchmal die Erwachsenen zu streifen,
blind und verwildert in des Haschens Hast,
aber am Abend still, mit kleinen steifen
Schritten nachhaus zu gehn, fest angefasst -:
O immer mehr entweichendes Begreifen,
o Angst, o Last.

Und stundenlang am großen grauen Teiche
mit einem kleinen Segelschiff zu knien;
es zu vergessen, weil noch andre, gleiche
und schönere Segel durch die Ringe ziehn,
und denken müssen an das kleine bleiche
Gesicht, das sinkend aus dem Teiche schien -:
O Kindheit, o entgleitende Vergleiche.
Wohin? Wohin?



Rainer Maria Rilke (* 4. Dezember 1875 in Prag; † 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, Schweiz)

Additional Hints (No hints available.)