Ich sucht du
Es war einmal ein kleines Ich,( Herkunft unbekannt,
freundliches, zurückhaltendes Wesen, stachelige Beine,
mittelkleines Herz, sehr liebesbedürftig, manchmal ein kleines
bisschen garstig, isst und trinkt täglich, schläft gern, träumt
viel) das rannte kreuz und quer durch die Welt. Wohin? Das wusste
es nicht. Warum? Das wusste es genau. Es suchte etwas
.....stacheliges .....garstiges.....langbeiniges mit einem runden
Bauch und einem mittelkleinen Herzen. Etwas das zu ihm passte. Auf
seiner Suche hörte das kleine Ich viele gute Worte: „Vorsicht
vor allen Kleingeistern, Liebestollen, Barfußtänzern, Freudlosen,
Münzsammlern, Waschbrettbäuchen, Kleinmütigen, Langhaarigen,
Currywurstessern, Frischlingen, Dipl.Ings., Hausmeistern,
Kaffeeweißern, Erbsenzählern, Großtuern, Latinlovers,
Nachtwandlern, Wortverdrehern, Achtlosen, Schlaumeiern und
Barkassenkapitänen....... Die sind gefährlich! (Am besten du
bleibst zu Haus) Nur wenige halfen wirklich. „Irgendwo auf
der Welt gibt es jemanden, der auf dich wartet. Glaub daran. Und
such einfach weiter.“ Aber einfach war gar nichts. Auf seiner
Suche schaute das kleine Ich zu oft nach rechts und nach links,
nach oben und nach unten. Es befragte die Sterne, die Bienen und
die Blumen. Es spähte unter die Flügel komischer Vögel und auch in
fremde Herzen. Aber das was es suchte fand es nicht. Die Zeit
schien stillzustehen. Kam es denn niemals an sein Ziel? Wütend
drängelte es sich durch Menschenmengen, schlich durch verbotene
Hinterhöfe, stieg über ein Liebesnest, zwei Mausefallen und kroch
durch einen dunklen engen Schacht. Schließlich kam es vom Wege ab.
Niemand verstand was das Ich wollte. „Das was du suchst, gibt
es nicht!“ meinte einer der sich auskannte. „Gib dich
endlich zufrieden!“ sagten ihm zwei die sich selbst genug
waren. „Nimm doch das Kleine , wenn das Große auf sich warten
lässt!“ meinte ein Dritter. Doch das Große ließ nicht mehr
auf sich warten. Wow...was für ein dickes Ding! „Ich bin was
du brauchst!“, tönte das dicke Ding. Vor Aufregung spreizte
das kleine Ich die Zehen. Zu gern hätte es seinem großen
aufgeblasenen Gegenüber geglaubt. Aber der Traum zerplatzte. Und
das Ich sah was vom Großen blieb: Nichts als heiße Luft. Da verlor
das kleine Ich den Mut. Etwas mit einem runden Bauch und einem
mittelkleinen Herzen, ein bisschen garstig, stachelig und
langbeinig? Gibt’s nicht. Das kleine Ich beschloss nach Hause
zu gehen....... Da sah es ein kleines Du. Es war klein, weich und
knubbelig... Mit einem schmalen Bauch und Einem großen Herzen.
Seine Augen waren geschlossen. „Hallo, was ist mit
dir?“ fragte das kleine Ich. Sein Herz schlug ihm bis zum
Hals. Das kleine Du seufzte Tief. „Ich suche etwas, und jetzt
stecke ich fest“, sagte es und rieb sich abwechselnd seinen
geschwollenen Fuß und das müde Herz. Das kleine Ich war stumm vor
Staunen. Da öffnete das kleine Du ein Auge. Es erstarrte. Nur sein
großes Herz hüpfte wild gegen den knubbeligen Bauch. Dann lächelte
es. „Da bist du ja“, sagte es zum kleinen Ich.
„Wo warst du nur? Ich hab so lange auf dich
gewartet.“