Pater Pio führte ein ruhiges Leben
hinter Klostermauern. Seinen Tag verbrachte er mit Arbeit und
Gebet, und sein Leben bot nur wenig Abwechslung. Ab und zu wurde er
zum nahen Kerker gerufen, um einem zu Tode verurteilten Verbrecher
die letzte Beichte abzunehmen. Auch heute erreichte ihn die
Nachricht, er solle zum Gefängnis eilen, denn der Verurteilte
möchte seine Sünden vor Gott bereuen. Pater Pio packte
⌈L⌋audanum und ⌈W⌋eihwasser
in sein Bündel und machte sich auf den Weg zur Liebburg, in
welcher der Städtische Kerker untergebracht war.
Zur Mittagsstunde hatte er das
Gerichtsgebäude fast erreicht, aber er beschloß, noch am Brunnen im
Innenhof halt zu machen, um sich am klaren Wasser zu erfrischen.
Unweigerlich, obwohl das gar nicht seine Art war, belauschte er ein
Gespräch von ⌈T⌋ Damen, die am Brunnen saßen.
Auf diese Weise erfuhr er, daß der Verurteilte unschuldig sei. Es
gebe sogar Zeugen, die dessen Unschuld beweisen könne, aber niemand
wisse, wo man diese Männer finden könne. Der eine heiße Egger.
Pater Pio spitzte die Ohren, denn er wußte, die Zeit drängt. Schon
in drei Tagen sollte das Urteil vollstreckt werden! Er lauschte
weiter und erfuhr, daß ein gewisser Herr Florian ebenfalls ein
Zeuge sei.
Schnell raffte Pater Pio seine Sachen zusammen und
machte sich auf den Weg, diesen Florian zu finden. Er ging nach
Norden und gelangte alsbald an einen kleinen See. Schon von weitem
sah er den stattlichen Florian und winkte ihm zu. Als er ihn
endlich erreicht hatte, fragte er ihn, ob er die Unschuld des
Gefangenen Josef O. beweisen könne. Florian meinte: "Ich alleine
kann dir nur einen Teil des Beweises liefern. So nimm meine vier
Zahlen und nenne sie ⌈NORD⌋. Du wirst diese
Zahlen zum Auffinden des Schriftstückes benötigen, welche die
Unschuld des Gefangenen beweist. Nun gehe durch das Tor hinter mir
und immer weiter Richtung Norden. Du wirst noch vor dem reißenden
Fluß zu einem Taubenschlag kommen, dort wartet einen Nachricht auf
dich. Mehr kann ich dir nicht sagen, aber der Egger, der weiß
vielleicht mehr."
Pater Pio machte sich sofort auf den
Weg, um den Taubenschlag, den Florian ihm beschrieben hatte, zu
finden. Dort angekommen, erblickte er eine Taube, die fröhlich
gurrend vor dem Verschlag saß. Er näherte sich dem Tier behutsam
und leise, um es nicht aufzuschrecken. Als er schon ganz nahe war,
überkam es ihn ganz unvermittelt und er hatte ein Vision. In dieser
Vision sprach der Vogel zu ihm "Nimm die Anzahl der Buchstaben
meines Familiennamens und nenne die Zahl ⌈K⌋."
Verwundert und verwirrt zugleich setzte er seinen Weg fort. Er
wollte den Egger so schnell wie möglich ausfindig machen und
persönlich treffen. Er überquerte zunächst den reißenden Fluß und
ging dann westwärts.
Er gelangte in einen verwunschenen
Wald. Es dauerte nicht lange, da kam er an einem bunten Zwergendorf
vorbei. Er ließ sich aber nicht ablenken, und ging weiter. Die
Verzweiflung drohte ihn zu übermannen, wußte er doch nicht, wo er
nach Egger suchen sollte. An einer Lichtung machte er Rast und
kniete nieder, um abermals an Gott zu beten und ihn um Hilfe zu
bitten. Als er wieder aufblickte, sah er vor sich einen
wunderschönen Engel in Schmetterlingsgestalt, der leise flüsterte:
"Überquere den Fluß bei der nächsten Brücke und wende dich nach
Süden. Alsbald wirst du deinen Zeugen finden. Er wird dir helfen,
den Verurteilten zu retten. Zuvor nimm aber meine vier Zahlen und
nenne sie ⌈POST⌋"
Von Hoffnung beseelt eilte Pater Pio weiter. Und
wirklich, bald war er beim Hause Eggers angelangt. Stürmisch
klopfte er an die Türe. Als Egger ihm öffnete, erklärte er ihm die
gefährliche Situation, in der sich Josef O. befindet. "Könnt ihr
uns helfen?" Egger sagte: "Ich habe ein Schriftstück an einem
sicheren Ort verwahrt. Gehe ⌈S⌋chnell
⌈H⌋in und finde das Schriftstück bei ...
N 46° 49.⌈H + D - R⌋⌈L +
T⌋⌈S⌋
E 12° 45.⌈O + W - K⌋⌈P +
N⌋⌈W - R⌋
... es wird die Unschuld des Gefangenen beweisen!"
Mit wallenden Gewändern eilte Pater
Pio weiter ...
Diese Geschichte ist frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen sind
rein zufällig und nicht beabsichtigt.