
London, Heathrow Airport
Charles trat durch die Sperre, seine Tasche in der Hand, und
blickte sich suchend um. Er hatte gehofft, dass Molly ihn
persönlich vom Flughafen abholen würde, aber offenbar musste er
sich bis zu ihrem Wiedersehen noch ein wenig gedulden. Langsam ging
er auf die Gruppe der wartenden Menschen in der Ankunftshalle zu,
erwartete jeden Augenblick angesprochen zu werden von einem
Fremden, der ihn einen Schritt näher zu Molly bringen würde.
Dann war er vorbei. Er stellte seine Tasche ab und wandte sich um.
Niemand schien auf ihn zu warten, niemand kam auf ihn zu, niemand
bot ihm ein Taxi oder ein Hotelzimmer an. Sonderbar. Er schulterte
die Tasche und ging ein paar Meter weiter zum Starbucks-Cafe. Er
setzte sich so, dass er das Gate im Auge behalten konnte und
bestellte Kaffee. Er war zwar einer der letzten gewesen, die den
Flieger verlassen hatten, aber da er nur sein Handgepäck hatte, war
er als erster durch die Sperre gekommen. Vielleicht hatte sein
Kontakt sich verspätet, im Londoner Spätnachmittagsverkehr wäre es
kein Wunder.
Als eine halbe Stunde später die letzte Gruppe munter plappernder
Engländerinnen bepackt mit Koffern und Tüten von der Kö' das Gate
verließ, trank Charles gerade den letzten Schluck aus dem braunen
Pappbecher. Daran würde er sich nie gewöhnen, auch wenn der Kaffee
nicht mal schlecht war. Als er zahlte kam die Durchsage im
Lautsprecher: "Mister Charles Muller, Mister Charles Muller, please
proceed to the British Airways information desk. Mister Charles
Muller please!"
Am Informationsschalter der British Airways herrschte
Hochbetrieb. Drei junge Frauen teilten souverän ihre Aufmerksamkeit
zwischen klingelnden Telefonen, Computern und hilfesuchenden
Passagieren.
Charles trat an das Pult und blickte in ein Paar tiefschwarzer
mandelförmiger Augen. "Mister Charles Muller?" fragte sie. Er
nickte. "Can I see your passport please?" Charles zückte seinen
Pass und seine Bordkarte, er hatte nichts zu verbergen. "I have a
message for you". Mit diesen Worten überreichte sie Charles einen
braunen, steifen Briefumschlag.
Der Umschlag war unbeschriftet, verschlossen mit einem
Klebestreifen. In seinem Inneren ertastete Charles etwas flaches
Hartes, ein Schlüssel vielleicht, hoffentlich zu Mollys Wohnung
hier in London. Er setzte sich auf einen der Plastiksitze im
Wartebereich und öffnete den Umschlag. Er enthielt einen Schlüssel
zu einem modernen Sicherheitsschloss und einen kleinen Zettel.
Sicherlich die Adresse...

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