TRIGA Mark-II
Ja, Österreich hat ein Atomkraftwerk, in Wien. Nein, kein
Kraftwerk, einen Forschungsreaktor.
Wo ist der Unterschied ?
Primär dient ein Forschungsreaktor wie der Name schon sagt zum
Forschen und nicht zum Energie erzeugen.
Natürlich wird als Produkt einer Kettenreaktion auch Energie frei,
aber bei diesem Reaktortyp eine ganz geringe Menge.
Der TRIGA Mark-II Reaktor wurde zwischen 1959 und 1962 von der
kalifornischen Firma General Atomic erbaut und am 7.3.1962 erstmals
in Betrieb gesetzt ('kritisch'). Seither ist der Reaktor ohne
längere Stillstandzeiten rund 220 Tage pro Jahr in Betrieb.
Beim TRIGA-Reaktor handelt es sich um einen reinen
Forschungsreaktor des Swimmingpool-Typs, der für Ausbildung
Forschung und Isotopen-Produktion eingesetzt wird (Training,
Research, Isotope Production, General
Atomic = TRIGA). Weltweit sind mehr als 50 TRIGA-Reaktoren
in Betrieb, davon alleine 10 in Europa.
Der TRIGA-Reaktor Wien hat eine maximale Dauerleistung von 250
kWth. Die erzeugte Wärme wird über einen
Primärkühlkreislauf (deionisiertes, destilliertes Wasser,
Temperatur 20°C bis 40°C) und einen Sekundärkühlkreis
(Brunnenwasser, Temperatur von 12°C bis 18°C ), die durch einen
Wärmetauscher voneinander getrennt sind, an den Donaukanal
abgegeben.
Der Reaktor besteht aus 80 Brennelementen (Durchmesser 3,75cm,
Länge 72,24 cm), die in einer regelmäßigen Gitterplatte angeordnet
sind. Zwei Brennelemente enthalten je 3 Thermoelemente, die die
Temperatur des Brennstoffs überwachen. Bei Maximalleistung (250 kW)
beträgt die Brennstof-Zentraltemperatur ca. 200°C. Aufgrund der
geringen Reaktorleistung ist der Abbrand der Brennelemente so
gering, sodass noch mehr als 50 der im Jahr 1962 eingesetzten
Brennelemente verwendet werden.
Innerhalb der Brennelementhülle (0,76mm Aluminium oder 0,51mm
Stahl) befindet sich der Brennstoff in Form einer homogenen
Mischung aus
- 8 gew% Uran
- 1 gew% Wasserstoff
- 91 gew% Zirkon
(Uran-Anreicherung: 20% Uran-235; Kernladung etwa 3,6kg
Uran-235)
Wobei das Zirkon-Hydrid als Moderator fungiert. Dieser hat die
besondere Eigenschaft, bei hoher Temperatur schlechter zu
moderieren. Daher kann am TRIGA-Reaktor Wien auch Impulsbetrieb
durchgeführt werden (rasche Leistungssteigerung auf 250MW für 40
Millisekunden). Es dürfen maximal 12 Impulse pro Stunde geschossen
werden, weil dadurch die Brennelementetemperatur auf etwa 360°C
ansteigt und dies eine starke Temperaturbelastung des Brennstoffs
darstellt.
Die Regelung des Reaktors erfolgt mit drei Absorberstäben, die
als Absorber Borkarbid enthalten. Tauchen diese Stäbe ganz in den
Reaktor ein, so werden die Neutronen, die aus der Startquelle
ständig emittiert werden, in den Stäben absorbiert und der Reaktor
bleibt unkritisch. Fährt man die Stäbe aus dem Kern (zwei mittels
Elektromotor, einer pneumatisch), dann nimmt die Zahl der
Spaltungen im Reaktorkern und damit die Leistung zu. Dieser
Anfahrvorgang vom abgeschalteten Reaktor auf 250kW dauert etwa 1
Minute. Die Abschaltung des Reaktors kann von Hand aus oder
automatisch durch das Reaktorschutzsystem erfolgen. Das Einfallen
der Stäbe dauert ca. 1/10 Sekunde.
Die Überwachung des Reaktors erfolgt durch 4 Messkanäle.
Überschreitet einer der Kanäle die Leistung des eingestellten
(gewünschten) Niveaus um 5% so kommt es zu einer automatischen
Reaktorabschaltung.
Dem Sinn eines Forschungsreaktors entsprechend besitzt der TRIGA
Mark-II eine Anzahl von Bestrahlungseinrichtungen:
- 10 Bestrahlungsrohre
- 1 zentrales Bestrahlungsrohr
- 1 schnelles und 1 langsames Rohrpostsystem
- 4 Neutronenstrahlrohre
- 1 thermische Säule
- 1 Neutronen-Radiographieanlage
Im zentralen Bestrahlungsrohr können Proben bis zu einem
Durchmesser von 38,4mm der maximalen Bestrahlung ausgesetzt werden.
Das Rohrpostsystem erlaubt es, von einem Labor aus die zu prüfenden
Stoffe in den Reaktor zu entsenden und nach der notwendigen
Bestrahlungsdauer wieder in das Labor zurück zu holen.
Technische Daten
Baumasse |
Abschirmung |
Reaktoraufbau |
Schwer- und Normalbeton
6,55m hoch
6,19m breit
8,76m lang |
radial |
30,5cm Graphit;
45,7cm Wasser und
mindestens 206cm Schwerbeton |
vertikal |
über dem Kern
4,90m Wasser und 6,6cm Graphit;
unter dem Kern 61,0cm Wasser und
9,4cm Graphit und mindestens 91cm Normalbeton |
Reaktor Vertikalschnitt
Reaktorkern
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