Draken Multi-Cache

Es ist Samstag, der 2. Juli 1960, Sennfeld. In der SKF-Erholungsanlage wird von Freitag bis Sonntag das alljährliche SKF-Wiesenfest gefeiert, es herrscht ausgelassene Stimmung, das Wetter ist gut, 27°C im Schatten. Nicht nur Arbeiter, Ausbilder und Chefs aus Schweinfurt sind gekommen, sondern auch die Schweden aus Göteborg sind angereist, um ihre deutschen Kollegen, die sie sonst nur von Telefon und Telegramm kennen, persönlich zu treffen. Alle Gäste amüsieren sich bei Bier, Bratwurst und Blasmusik – alle Gäste? Nein, nicht alle.

Stig Wennerström, der schwedische Vorarbeiter der Göteborger Rollenlagerfertigung amüsiert sich nicht, er wartet unruhig auf Leopold Trepper. Sie sind nicht nur Kollegen im metallverarbeitenden Gewerbe, sondern beide auch Spione des sowjetischen Geheimdienstes GRU. Am heutigen Haupttag des Festes soll eine Übergabe von militärischen Geheimpapieren stattfinden. Die kommunistischen Militärs besitzen zwar schon die Pläne des Kampfflugzeuges „SAAB J-35A Draken“, von dem 90 Stück in schwedischen Luftwaffenstützpunkten stehen.

In die neue Version „J-35F Draken“ allerdings wurden viele technische Neuerungen eingebaut. Die Brisanz dieser Pläne könnte in Zeiten des Kalten Krieges kaum höher sein.

Wennerström schaut auf seine Uhr: es ist zwei Minuten nach Zwölf, da setzt sich plötzlich ein älterer Herr neben ihn auf die Bank. „Der Drache steigt choch chinauf“, dringt es an Wennerströms Ohr.

Er beantwortet die Losung: „Aber nur wenn der Wind nach Osten weht.“ Im festlichen Trubel fällt niemandem auf, dass Wennerström einen schwarzen Koffer zu Trepper hinüberschiebt. In diesem befinden sich, wie sich der Pole versichert, die Pläne für den Prototypen des „SAAB J-35F Draken“. Mit einem Nicken verabschieden sich die beiden voneinander, stehen auf und verschwinden in der Menge. Wennerström ist zufrieden mit seiner Arbeit, wiegt sich in Sicherheit und geht auf den nächstgelegenen Bierstand zu, um mit seinen schwedischen Kollegen zu feiern. Plötzlich treten zwei unauffällig gekleidete Beamte an ihn heran und bitten ihn, mitzukommen. Abseits des Festes verhaften sie ihn.

Trepper, der sicherheitshalber noch einmal in Richtung von Wennerström blickt, bemerkt, was vor sich geht, und verlässt unauffällig aber schnell die Festwiese.

Eine Stunde später...

Du, Hermann Pfister, hast beschlossen, nach dem Mittagessen mit deiner Familie das Wiesenfest zu besuchen. Nachdem du dein Auto bei N 50°02.400' E 010°15.200' auf dem Parkplatz abgestellt hast, gehst du mit deiner Frau und deinen vier Kindern Richtung Festplatz. Auf dem Weg dorthin bemerkst du bei N50°02.423' E10°15.150, dass auf der anderen Seeseite ein Mann in deine Richtung gerannt kommt und wunderst dich über diese seltsame Situation. Der Mann kommt immer näher und du nimmst als Oberhaupt der Familie deine Kinder beiseite. Der Mann schreit dir mit polnischem Einschlag in der Stimme zu: „Chilfe, bringen in Sicherheit der Koffer!“ Irritiert stellst du dich schützend vor deine Familie und ballst die Fäuste. „Halten Sie ihn!“ ruft es von der anderen Seite des Sees. Zwei schwarzgekleidete Männer mit Hunden bleiben zwischen den Bäumen stehen und zielen mit ihren Pistolen auf den Fliehenden. Plötzlich fallen Schüsse, weil du verwirrt und ängstlich zu keiner Handlung fähig bist. Der Pole geht zu Boden und röchelt: „Du musst chelfen mir und finden Koffer. Gehen zu Badeplatz!“ Nachdem er diese Worte gesprochen hat, erschlafft sein Körper und er stirbt.
Die beiden Männer sind inzwischen bei der Leiche, der größere von beiden wendet sich dir zu und sagt: „Bundesnachrichtendienst, kommen Sie bitte mit!“ Du entschließt dich, die Bitte des Unbekannten für dich zu behalten und nach dem Festwochenende der eigenartigen Spur nachzugehen...