Der Jadebusen
Mit jeder Tide strömen ca. 450 Mill. Kubikmeter Wasser in den Jadebusen ein und aus. Der Tidenhub übersteigt teilweise 3,7 m und ist damit der höchste an der deutschen Küste. Als Ergebnis des hohen Tidenhubs sind bei Hochwasser sind ca. 166 qkm Fläche mit Wasser bedeckt und bei Niedrigwasser nur 44 qkm. Bis auf einen 2 km langen Geestkliff bei Dangast ist der Jadebusen von einem 55 km langen Deich umgeben.
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Die sandige Altmoränenlandschaft wird im allgemeinen Geest genannt.
(Quelle: http://www.nordwestreisemagazin.de/kuestenlinien.htm) |
Im Mittelalter entstanden Häfen im Bereich des heutigen Neustadtgödens und Friedeburg. Erst mit der Eindeichung am Ellenser Damm wurde das sogenannte Schwarze Brack als Teil des Jadebusens zurückgewonnen. Vogt Arend Stindt von Zwischenahn gelang es 1615 das Schwarze Brack zu schließen und dadurch den Ellenser Damm zu vollenden. In die verbliebene Deichlücke wurden vier Senkstücke manövriert. Anschließend wurde der Deich in einem spannenden Wettlauf gegen die ansteigende Flut aufgeschüttet. Nach und nach wurden weitere fruchtbare Marschgebiete eingedeicht. Mit dem Cäciliengroßen (1844), dem Idagroden (1880) und dem Petersgroden (1852) wurde die heutige Küstenlinie erreicht. Je jünger die Marschgebiete sind, desto höher liegen sie. Am Friedeburger Tief liegen die Flächen 1,3 m unter NN während sie in Petersgroden 2,25 m über NN liegen. Diese sogenannte Poldertreppen entstand durch Meeresablagerung, die durch den Anstieg des Meeresspiegels immer höher wurden. Die Entwässerung wird durch den Anstieg erschert, da das Wasser hochgepumpt werden muss. Die Entwässerungsaufgaben wurden in früheren Zeiten den Wasserschöpfmühlen übertragen. Diese Aufgaben werden heute von Sielen mit leistungsfähigen Schöpfwerken übernommen. Das gesamte Schwarze Brack wird heute durch das Dangaster Siel entwässert. Zwischen dem Dangaster Siel und dem Petershörner Siel wurde ein Speicherpolder angelegt. Bei hohen Außenwasserständen wird hier das Binnenwasser gespeichert um bei niedrigeren Wasserständen ohne großen Aufwand in den Jadebusen abfließen zu können.
Auf Grund des Reichskriegshafengesetzes von 1883 durften keine weiteren Eindeichungen mehr vorgenommen werden, damit das Fahrwasser vor Wilhelmshaven durch den ständigen Wasseraustausch im Jadebusen auf natürliche Weise tief gehalten werden konnte. Z. Z. profitiert davon der Ölhafen und in Zukunft soll der JadeWeser-Port seinen Nutzen daraus ziehen. [1]
Das Dangaster Geestkliff
Den Kern Ost-Frieslands bildet eine Altmoränenlandschaft, die in Nordwestdeutschland als Geest bezeichnet wird. Sie erreicht in Ost-Friesland maximal 18,5 m NN und fällt nach Westen, Osten und Norden ab. Die Geestgebiete waren ursprünglich mit sehr ausgedehnten Hochmooren bedeckt, die sich in der Weichsel-Nacheiszeit gebildet haben. In der Elstereiszeit (vor 500.000 - 600.000 Jahren) und in der Saaleeiszeit (vor 100.000 - 250.000 Jahren) überdeckten die Gletscher Skandinaviens Ost-Friesland und lagerten dort große Mengen an Material ab.[2] |
Gliederung des Holozäns in Ostfriesland
(Quelle: http://www.nordwestreisemagazin.de/kuestenlinien.htm) |
In Schleswig-Holstein gibt es Bereiche, wo die "Höhenzüge" der Geest direkt bis ans Meer reichen und für einen natürlichen Lückenschluss zwischen den Deichen sorgen. Das Material wurde von den Gletschern der vorletzten Eiszeit herantransportiert. Einen Teil schoben die Gletscher vor sich her und schufen die so genannten Endmöränen. Unterhalb der Gletscher lagerte sich im norddeutschen Raum nach ihrem Abschmelzen das im Eis mitgeführte Material als Grundmoräne ab. Dabei entstanden flache Erhebungen und wellige, leicht erhöhte Gebiete, die als Geest bezeichnet werden. Der Begriff "Geest" kommt vom niederdeutschen Wort "güst" für unfruchtbar, da im Gegensatz zu den "fetten" Kleiböden der Marsch die Böden der Geest nur eine karge Vegetation zulassen. Vor dem Deichbau war die Geest für das Meer eine Barriere und bildete so die natürliche Küstenlinie. Daher sind viele Küstenstädte wie Norden, Esens, Wittmund oder Jever am Rande des Oldenburgisch-Ostfriesischen Geestrückens, der den Kern Ostfrieslands bildet, entstanden. Ein zweiter Geestrücken, die Hohe Lieth (niederdeutsch für hoher Abhang), verläuft von Bremerhaven bis hoch ans Meer bei Cuxhaven und trennt das Wurster vom Hadelner Land. Seeseits der Geest konnten sich später, in Abhängigkeit vom Stand des Meeresspiegels, die großen fruchtbaren Marschgebiete entwickeln.
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Historische Karte des Dangaster Geestrückens
(Quelle: Nationalparkhaus Dangast) |
Was also vor 1000 Jahren das natürliche Bild an der niedersächsischen Küste darstellte, der Übergang von der Geest über die Marsch hinaus ins Watt ohne Deich, ist heute eine absolute Besonderheit. In Niedersachsen gibt es diesen natürlichen Übergang nur noch bei Cuxhaven und in Dangast am Jadebusen. Am alten Kurhaus in Dangast (Gast = Geest) reicht die Geest noch bis direkt ans Watt. Wer auf einer der Bänke an der Promenade am alten Kurhaus einen Platz ergattern kann, der hat wohl einen der schönsten Logenplätze direkt am Nationalpark erwischt. [3]
Bei den genannten Koordinaten kann man sehr gut die beschriebenen Geländeformationen erkennen. Auch wenn die Geest aus Gründen des Küstenschutzes verklinkert worden ist, lassen sich an diesem Punkt die drei wichtigsten Landschaftstypen (Geest, darunterliegende Marschgebiete und Watt) nebeneinander vergleichen. Außerdem bekommt man eine Vorstellung, welche gewaltigen Veränderungen sich an der deutschen Nordseeküste vollzogen haben. Bei guter Sicht kann man in Richtung des Leuchtturms Arngast noch die Überreste des Geestrückens in Form der Sandbänke erkennen.
Wer noch mehr über die Entwicklung der Küsten, den Küstenschutz und geologische Funde erfahren will, dem sei das Nationalparkhaus Dangast empfohlen. Ein Besuch lohnt sich!
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Geländeerhebung in Dangast
(eigenes Foto) |
Quellenangaben:
[1] http://www.nordwestreisemagazin.de/jadebusen/index.html, Zugriff am 29.04.2011
[2] http://www.nordwestreisemagazin.de/geest.htm, Zugriff am 29.04.2011
[3] http://www.nationalpark-wattenmeer.de, Zugriff am 29.04.2011
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