Alte Urkunden vom Fürstpropst, daß etwa um 1602 der Untersteiner Gastwirt-Familie Grassl Rechte und Pflichten erteilt wurden, die Almen durch maßvolles aber regelmäßiges Enzianwurzel graben und Enzianmeisterwurz und Kranabet-Branntwein zu brennen und zu verkaufen. Nur alle 6-7 Jahre dürfen frühestens Enzianwurzeln am gleichen Ort gegraben und die dicksten Wurzeln vom Gesamtstock abgehackt werden. Sauberes Bergwasser und Holz für das Brennen waren einzig zur Branntweinherstellung noch nötig. Beides hatte man kostenlos (ebenfalls rechtlich verbrieft) droben am Berg. So baute man an verschiedenen Plätzen in 1000-1300 m Höhe wetterfeste Brennhütten.
Wer im Sommer oder im Herbst über die Almen und Höhenrücken der Berchtesgadener Berge wandert, findet sich vielleicht plötzlich in einem alpinen Almwiesengelände mitten unter lauter blühenden Enzianpflanzen verschiedenster Art und Farbe.
Von den vielen wild vorkommenden Enzianarten im Alpenraum kommen nur vier Pflanzen für die Branntweinerzeugung in Frage:
• der Gelbe Enzian (gentiana lutea)
• der Rote Enzian (gentiana purpurea)
• der Punktierte Enzian (gentiana punctata)
• der im Berchtesgadener Land am häufigsten vorkommende sogenannte Ungarische Enzian (gentiana pannonica)
Und wenn der Wanderer gerade an eine der vier Brennhütten der Enzianbrennerei Grassl oder an eine Wurzelgraberhütte hinkommt, so kann er mit einigem Glück die Bearbeitung der Enzianwurzeln zu fertigem Enziandestillat besichtigen und sicherlich erhält er vom Brennmeister eine Kostprobe dieser würzigen, bayerischen Spezialität. Es besteht auch die Möglichkeit die Enzianbrennerei Grassl in Berchtesgaden Unterau kostenlos zu Besichtigen.