Zu diesem Cache gehören fünf Fotos, die Ihr mit dieser
Beschreibung herunterladen, groß ausdrucken und mitnehmen müsst.
Ohne sie könnt Ihr die Zielkoordinaten nicht ermitteln! Außerdem
ist ein Kompass hilfreich.
Wenn Ihr eine spannende historische Wanderung erleben wollt,
lest unterwegs die Hinweise zu den einzelnen Stages, die Ihr in
dieser Beschreibung findet. Ansonsten braucht Ihr nur die fett
ausgezeichneten Passagen zu lesen. Sie enthalten die
Navigationshinweise.
Beginnt Euren Weg in der Ortsmitte von Stetten, die Ihr am
Kirchturm erkennt, bei N 48° 47.329' / E 009 20.491'. Darauf
beziehen sich die Startkoordinaten. Der Cache liegt gut 4 Kilometer
von hier entfernt. Am Ende müsst Ihr wieder zurück zum Start
wandern. - Vom Startpunkt aus gelangt ihr schnell zu Stage 1.
Stage 1: Der Brunnen, N 48° 47.270' / E 009° 20.576'
An einem Brunnen wie diesem mussten sich die Bewohner des
Gebäudes, zu dem Ihr gleich aufbrechen werdet, früher ihr Wasser
holen und es die schmale Burgsteige hochschleppen, die rechts neben
dem Brunnen beginnt. Sie führt zur Y-Burg, die keine eigene
Wasserstelle besaß.
Falls Ihr nicht ortskundig seid, solltet Ihr jetzt einen
einheimischen Muggel Eures Vertrauens fragen, wie er den Namen der
Burgruine ausspricht. Zählt danach ab, der wievielte Buchstaben im
Alphabet dem Laut entspricht, den Ihr als erstes hört, wenn ein
Einheimischer "Y-Burg" sagt. Diese Zahl ergibt A.
Stage 2: Die Y-Burg, N 48° 47.173' / E 009° 20.605'
Die Ruine mit dem merkwürdigen Namen ist zwischen 1300 und 1350
als Hangburg begonnen und niemals so richtig fertiggestellt worden.
Was wir von ihr sehen können, ist nur der Palas – das
Wohngebäude –, das die Truchsesse von Stetten für sich
errichten ließen. Ob die Burg auch Mauern und andere Gebäude besaß,
weiß heute niemand mehr. Was man weiß, ist, dass die Truchsesse von
Stetten mit einer Familie von Eiberg verwandt waren. Die hieß so
wahrscheinlich nach einem Berg, auf dem Eiben wuchsen. Aber
"Eiberg" schrieb man früher wohl "Yberg", und darum wurde die Burg,
die sie von den Truchsessen übernahmen, zur Yburg oder Y-Burg. Das
kam so, weil die Truchsesse in ein 1384 bis 1387 erbautes
Wasserschloss im Tal umzogen, das ihnen mehr Komfort bot. Die
Ybergs dagegen blieben noch bis 1443 in der älteren Burg am Hang.
Dann verkaufte sie Hans von Yberg an die Württemberger. Ein
Jahrhundert später galt die Y-Burg als baufällig, blieb aber
wahrscheinlich weiterhin bewohnt, denn 1659 gab es dort größere
Sanierungsarbeiten, die dem Gebäude ein viertes Stockwerk
bescherten. Man kann noch immer ganz deutlich sehen, an welcher
Stelle das zusätzliche Stockwerk angesetzt wurde. Zu diesem
Zeitpunkt lebte eine Famile von Bonn in den Mauern, die sich einen
Erbschaftsstreit mit ihren Verwandten im Schloss im Tal lieferte.
Um 1690 hatten alle ausgestritten, und in der Y-Burg lebte niemand
mehr. Bis auf den "Schlösslesgeist" vielleicht, den Klaus Graf in
seinem Buch "Sagen rund um Stuttgart" erwähnt. Er soll Schätze
bewachen, die in der Y-Burg angeblich vergraben sind. – Ach
ja: Schätze – wir sind ja eigentlich auf Schatzsuche. Der
Cache liegt aber nicht hier, sondern in einer ganz anderen Ruine.
Herzog Carl Eugen von Württemberg ließ übrigens 1759 die Y-Burg bis
auf die heute noch sichtbaren Reste abbrechen. Was noch übrig
blieb, genügte für eine Sage um zwei weiße Frauen, die durch die
Ruine spuken sollen. Also weg hier und schnell zur nächsten
Zahl!
Schaut Euch Bild 1 an und vergleicht es mit der Wirklichkeit.
Spuken da etwa ein paar Abweichungen durch das Bild? (Die
Skulpturen des Bildhauers Karl Ulrich Nuss, die inzwischen vor dem
Gebäude stehen, bitte nicht mitrechnen! Auch Sitzbänke oder
manchmal vorhandene Zelte oder Stände zählen nicht.) Die Anzahl der
Abweichungen ergibt B.
Stage 3: Der Gedenkstein, N 48° 46.969' / E 009°
20.479'
Hier hat sich in den letzten Jahrzehnten die Kulturlandschaft
ziemlich stark verändert. Um die Weinberge besser bewirtschaften zu
können, wurde ihr Neigungswinkel zu Zeiten der Rebflurbereinigung
abgeflacht. Auf die alten Terrassenlagen mit ihren Trockenmauern
(die man nordwestlich unter der Y-Burg noch sehen kann) folgten die
flacheren Hanglagen, die mit modernen landwirtschaftlichen
Maschinen befahren werden können. Der große Stein erinnert an die
Umgestaltung der Weinberge.
Wann fand hier die Rebflurbereinigung statt? Schaut auf Bild
2, nehmt die echten Jahreszahlen und zieht die kleinere von der
größeren ab. Dann addiert Ihr die Menge der Abweichungen auf dem
Bild. So erhaltet Ihr C.
Stage 4: Im Sandacker unterhalb des Ettenfürst, N 48°
46.612' / E 009° 20.614'
Der Weinbau setzt sich hier nicht mehr weiter fort, weil die
Reben im hinteren Teil des Tales nicht mehr so viel Sonnenlicht
abbekommen würden. Ackerbau war hier niemals lohnend, da der Boden
zu sandig dafür war; darum heißt das Gewann "Sandacker". Der Forst
östlich von uns ist der "Ettenfürst". Die Umgebung ist deutlich von
verschiedenen Kulturlandschaften geprägt.
Welche Kulturlandschaften stoßen an dieser Stelle
aneinander?
- Weinberg und Forst? Dann ist D = 2.
- Weinberg und Streuobstwiesen? Dann ist D = 3.
- Weinberg, Streuobstwiesen und Forst? Dann ist D =
4.
Nun könnt Ihr Euch einen Weg ins Haldenbachtal hinab suchen.
Haltet Euch dafür tendenziell südöstlich!
Stage 5: Der Steg über den Haldenbach, N 48° 46.304' / E
009° 20.471'
Ihr seid jetzt im Haldenbachtal. Wenn Ihr Glück habt (oder
Pech), habt Ihr einen verhangenen, nasskalten Novembertag erwischt,
an dem die Umgebung hier ziemlich unheimlich aussehen kann. Solltet
Ihr an einem angenehmen Sonnentag unterwegs sein, macht Euch nichts
daraus! Es kann trotzdem Spaß machen, sich daran zu erinnern, dass
der schon erwähnte Klaus Graf in seinem Buch "Sagen rund um
Stuttgart" auch vom Haldenbachtal etwas mitzuteilen weiß: Manchmal
soll hier der Haldenbachschimmel umgehen, ein Geisterpferd, mit dem
die Stettener Eltern früher ihre Kinder einzuschüchtern versuchten,
wenn die nicht zeitig ins Bett gehen wollten. Wer alt genug ist,
noch etwas aufzubleiben, darf jetzt die nächste Aufgabe lösen:
Geht über den Steg und folgt dem Weg noch einige Zeit weiter
an den Gartenhäusern vorbei. Irgendwann findet ihr den Stein von
Abbildung 3. Da stimmt wieder etwas nicht. Welchen Buchstaben des
Alphabets habt Ihr zur Korrektur eingesetzt? Zählt vom Ende des
Alphabets aus zu diesem Buchstaben hin. Jetzt kennt Ihr E.
Stage 6: Der Waldrand, N 48° 46.352' / E 009° 20.283'
Nun befindet Ihr Euch am Waldrand und habt einen längeren
Aufstieg vor Euch. Möchtet Ihr Euch vorher nochmals setzen und mit
Bild 4 beschäftigen?
Vergleicht Bild 4 mit der Wirklichkeit dieses Ortes. Wie
viele Abweichungen findet Ihr diesmal? Das ist F.
Stage 7: Der Wald, N 48° 46.290' / E 009° 19.987'
Der Aufstieg ist geschafft! Jetzt wird der Weg bis zum Ziel nur
noch sanft ansteigen. Vom Haldenbachtal hierher habt Ihr einen
Höhenunterschied von gut einhundert Metern gemeistert. Aber das ist
Euch sicher nicht entgangen. Außerdem seid Ihr hier im Gewann
Birkengehren, auf dessen sandigem Lehmboden Anfang des 19.
Jahrhunderts noch Kartoffeln angebaut wurden. Jetzt sieht man hier
den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Aber hoffentlich den Baum
mit dem Namen des Gewanns.
Ersetzt auf Bild 5 die falschen Zahlen durch die richtigen
und zieht die arabische Zahl von der römischen ab. Dann könnt Ihr
Euch G notieren.
Stage 8: Die Ruine Bruderhaus, N 48° 46.314' / E 009°
19.525'
Nein, das ist nicht einfach nur ein Haufen Steine! Ihr habt die
Ruinen des Bruderhauses Stetten gefunden, die Einsiedelei der
Wiedertäufer. Hier seid Ihr an einem historisch sehr interessanten
Ort gelandet.
Wichtig: Lasst bitte die Ruine in Ruhe! Fasst nichts an! Das
hier ist ein Kulturdenkmal. Auch wenn es hier viele
Versteckmöglichkeiten gibt – DER CACHE LIEGT NICHT HIER! Ihr
müsst noch eine letzte Aufgabe lösen:
Wie viele Rundbögen seht Ihr in den Überresten des Bauwerks?
Ihre Anzahl ergibt H.
Direkt aus der Ruine entspringt eine Quelle. Sie bringt den
Mönchwiesenbach hervor. Das ist kein Zufall, sondern lag im
Interesse der Erbauer des Gebäudes, vor dessen Überresten Ihr
steht.
Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts spalteten sich in der
Schweiz, im Elsass und im südwestdeutschen Raum Gruppen von den
übrigen Protestanten ab, die eines gemein hatten: Sie maßen der
Taufe eine ganz besondere Bedeutung bei. Vor allem aus Zürich
gingen bedeutsame Impulse für die Bewegung der Täufer aus. Die
Täufer – so nannten sie sich selbst – beziehungsweise
die Wiedertäufer – so nannten sie Außenstehende –
hielten nichts von der Kindertaufe, wie sie die anderen
protestantischen Gemeinschaften sowie die katholische Kirche
betrieben. Ein Kind, argumentierten sie, habe sich nicht aus
eigenem Willen zur christlichen Kirche bekannt, und darum sei seine
Taufe nicht viel wert. Johannes der Täufer habe immer nur
Erwachsene getauft, und ihm wollten sie es nachtun: Nur Erwachsene,
die ausdrücklich nach einer Taufe verlangt hatten, waren in ihrem
Sinne echte Christen. Diese Haltung widerstrebte sowohl der
römisch-katholischen als auch den protestantischen Kirche, und auch
die weltlichen Obrigkeiten mochten die renitenten Täufer nicht. So
kam es im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts zu umfassenden
Verfolgungen der Gruppierung, die in Festnahmen, Prozessen,
Folterungen und Hinrichtungen gipfelten. - In der freien
Reichsstadt Esslingen gründete sich 1527 eine der frühesten
Täufergemeinden Deutschlands. Die erste württembergische
Täufergemeinde entstand 1528. Vermutlich war es die Gemeinde, die
jenes Bruderhaus erbaut hatte, vor dessen Ruinen Ihr gerade
steht.
Jetzt wird auch klar, welche Bedeutung die Quelle inmitten der
Ruine hatte: Die früheren Bewohner des Hauses haben hier an dieser
Stelle Erwachsenen-Taufen durchgeführt. Weil sie dafür jederzeit
mit dem Zorn der klerikalen wie auch der weltlichen Obrigkeit
rechnen mussten, war ein grenznaher Standort ihrer Gemeinden für
sie wichtig. Notfalls mussten sie schnell über eine Staatsgrenze
fliehen können. Nur etwa 300 Meter südwestlich (das heißt: bergauf)
von hier verläuft die einstige Staatsgrenze zwischen Württemberg
und der freien Reichsstadt Esslingen. Die "Sagen rund um Stuttgart"
erwähnen ein Gerücht, demzufolge es einen Tunnel vom Bruderhaus
nach Esslingen gegeben haben soll. Den gab es mit Sicherheit nicht,
aber die Lokalsage beweist, dass es den Menschen früherer Tage sehr
wohl bewusst war, dass die Täufer diskrete Fluchtmöglichkeiten
nötig hatten. Ein unsichtbarer Tunnel unter der Grenze durch wäre
hilfreich gewesen, war aber technisch kaum realisierbar. Immerhin:
Die alten Grenzsteine kann man noch immer sehen. Sie haben nach wie
vor Gültigkeit und markieren heute die Grenze zwischen den
Landkreisen Esslingen und Rems-Murr.
Im Juli 2010 legte der Lutherische Weltbund bei einem
Bußgottesdienst in Stuttgart ein öffentliches Schuldbekenntnis ab
und bat um Vergebung für die Täufer-Verfolgungen des 16. und 17.
Jahrhunderts.
Übrigens gab es zum Bruderhaus auch einmal eine kleine
Ansiedlung: die Ortschaft Waldbruderhaus. Sie ist seit
Jahrhunderten spurlos verschwunden. Die Siedlung war eine der fünf
sogenannten "abgegangenen Ortschaften", die Stetten im Laufe der
Zeit verloren hat. (Die vier anderen waren Eulenhof, Lindhalden,
Sonnenberg und Hart.) - Das war schon ein bisschen viel, oder? Na
gut: Jetzt dürft Ihr zum Cache!
Stage 9: Das Final
Die folgende Formel errechnet die Position des
Caches:
N 48° [D + E - B] [C] . [F] [A – G] [D + G]' / E 009°
[G] [A] . [E + H] [D] [B + G]'
Der Rückweg
Geht zurück bis Stage 6. Dort biegt Ihr links ab. Nach etwa 200
Metern kommt Ihr an einem stillgelegten Steinbruch vorbei und
bleibt auf dem offiziellen Weg, der nach rechts abknickt. Folgt dem
Weg bis zu dem Steg, der bei N 48° 46.626' / E 009° 20.253' über
den Haldenbach führt. An dieser Stelle mündet der Mönchwiesenbach,
dessen Quelle Ihr nun kennt, in den Haldenbach. Hinter dem Steg
folgt Ihr dem asphaltierten Weg, der sich in einem Nordost-Bogen an
die Kontur des Berges schmiegt. Dieser Weg führt Euch nach Stetten
zurück.