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Von der Y-Burg zur Einsiedelei der Wiedertäufer Multi-Cache

Hidden : 9/6/2011
Difficulty:
2.5 out of 5
Terrain:
2.5 out of 5

Size: Size:   small (small)

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Geocache Description:

Dieser Cache führt Euch vom Ortsteil Stetten der Gemeinde Kernen im Remstal an den Rand des Schurwalds. Er eignet sich nicht für Leute, die es eilig haben, Statistik-Cacher und Menschen, die sich nicht von ihrem Auto trennen können. Der Weg beginnt und endet an denkmalsgeschützten Bauwerken. Behandelt sie bitte mit Rücksichtnahme und Respekt.

Zu diesem Cache gehören fünf Fotos, die Ihr mit dieser Beschreibung herunterladen, groß ausdrucken und mitnehmen müsst. Ohne sie könnt Ihr die Zielkoordinaten nicht ermitteln! Außerdem ist ein Kompass hilfreich.

Wenn Ihr eine spannende historische Wanderung erleben wollt, lest unterwegs die Hinweise zu den einzelnen Stages, die Ihr in dieser Beschreibung findet. Ansonsten braucht Ihr nur die fett ausgezeichneten Passagen zu lesen. Sie enthalten die Navigationshinweise.

Beginnt Euren Weg in der Ortsmitte von Stetten, die Ihr am Kirchturm erkennt, bei N 48° 47.329' / E 009 20.491'. Darauf beziehen sich die Startkoordinaten. Der Cache liegt gut 4 Kilometer von hier entfernt. Am Ende müsst Ihr wieder zurück zum Start wandern. - Vom Startpunkt aus gelangt ihr schnell zu Stage 1.

Stage 1: Der Brunnen, N 48° 47.270' / E 009° 20.576'

An einem Brunnen wie diesem mussten sich die Bewohner des Gebäudes, zu dem Ihr gleich aufbrechen werdet, früher ihr Wasser holen und es die schmale Burgsteige hochschleppen, die rechts neben dem Brunnen beginnt. Sie führt zur Y-Burg, die keine eigene Wasserstelle besaß.

Falls Ihr nicht ortskundig seid, solltet Ihr jetzt einen einheimischen Muggel Eures Vertrauens fragen, wie er den Namen der Burgruine ausspricht. Zählt danach ab, der wievielte Buchstaben im Alphabet dem Laut entspricht, den Ihr als erstes hört, wenn ein Einheimischer "Y-Burg" sagt. Diese Zahl ergibt A.

Stage 2: Die Y-Burg, N 48° 47.173' / E 009° 20.605'

Die Ruine mit dem merkwürdigen Namen ist zwischen 1300 und 1350 als Hangburg begonnen und niemals so richtig fertiggestellt worden. Was wir von ihr sehen können, ist nur der Palas – das Wohngebäude –, das die Truchsesse von Stetten für sich errichten ließen. Ob die Burg auch Mauern und andere Gebäude besaß, weiß heute niemand mehr. Was man weiß, ist, dass die Truchsesse von Stetten mit einer Familie von Eiberg verwandt waren. Die hieß so wahrscheinlich nach einem Berg, auf dem Eiben wuchsen. Aber "Eiberg" schrieb man früher wohl "Yberg", und darum wurde die Burg, die sie von den Truchsessen übernahmen, zur Yburg oder Y-Burg. Das kam so, weil die Truchsesse in ein 1384 bis 1387 erbautes Wasserschloss im Tal umzogen, das ihnen mehr Komfort bot. Die Ybergs dagegen blieben noch bis 1443 in der älteren Burg am Hang. Dann verkaufte sie Hans von Yberg an die Württemberger. Ein Jahrhundert später galt die Y-Burg als baufällig, blieb aber wahrscheinlich weiterhin bewohnt, denn 1659 gab es dort größere Sanierungsarbeiten, die dem Gebäude ein viertes Stockwerk bescherten. Man kann noch immer ganz deutlich sehen, an welcher Stelle das zusätzliche Stockwerk angesetzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt lebte eine Famile von Bonn in den Mauern, die sich einen Erbschaftsstreit mit ihren Verwandten im Schloss im Tal lieferte. Um 1690 hatten alle ausgestritten, und in der Y-Burg lebte niemand mehr. Bis auf den "Schlösslesgeist" vielleicht, den Klaus Graf in seinem Buch "Sagen rund um Stuttgart" erwähnt. Er soll Schätze bewachen, die in der Y-Burg angeblich vergraben sind. – Ach ja: Schätze – wir sind ja eigentlich auf Schatzsuche. Der Cache liegt aber nicht hier, sondern in einer ganz anderen Ruine. Herzog Carl Eugen von Württemberg ließ übrigens 1759 die Y-Burg bis auf die heute noch sichtbaren Reste abbrechen. Was noch übrig blieb, genügte für eine Sage um zwei weiße Frauen, die durch die Ruine spuken sollen. Also weg hier und schnell zur nächsten Zahl!

Schaut Euch Bild 1 an und vergleicht es mit der Wirklichkeit. Spuken da etwa ein paar Abweichungen durch das Bild? (Die Skulpturen des Bildhauers Karl Ulrich Nuss, die inzwischen vor dem Gebäude stehen, bitte nicht mitrechnen! Auch Sitzbänke oder manchmal vorhandene Zelte oder Stände zählen nicht.) Die Anzahl der Abweichungen ergibt B.

Stage 3: Der Gedenkstein, N 48° 46.969' / E 009° 20.479'

Hier hat sich in den letzten Jahrzehnten die Kulturlandschaft ziemlich stark verändert. Um die Weinberge besser bewirtschaften zu können, wurde ihr Neigungswinkel zu Zeiten der Rebflurbereinigung abgeflacht. Auf die alten Terrassenlagen mit ihren Trockenmauern (die man nordwestlich unter der Y-Burg noch sehen kann) folgten die flacheren Hanglagen, die mit modernen landwirtschaftlichen Maschinen befahren werden können. Der große Stein erinnert an die Umgestaltung der Weinberge.

Wann fand hier die Rebflurbereinigung statt? Schaut auf Bild 2, nehmt die echten Jahreszahlen und zieht die kleinere von der größeren ab. Dann addiert Ihr die Menge der Abweichungen auf dem Bild. So erhaltet Ihr C.

Stage 4: Im Sandacker unterhalb des Ettenfürst, N 48° 46.612' / E 009° 20.614'

Der Weinbau setzt sich hier nicht mehr weiter fort, weil die Reben im hinteren Teil des Tales nicht mehr so viel Sonnenlicht abbekommen würden. Ackerbau war hier niemals lohnend, da der Boden zu sandig dafür war; darum heißt das Gewann "Sandacker". Der Forst östlich von uns ist der "Ettenfürst". Die Umgebung ist deutlich von verschiedenen Kulturlandschaften geprägt.

Welche Kulturlandschaften stoßen an dieser Stelle aneinander?

  • Weinberg und Forst? Dann ist D = 2.
  • Weinberg und Streuobstwiesen? Dann ist D = 3.
  • Weinberg, Streuobstwiesen und Forst? Dann ist D = 4.

Nun könnt Ihr Euch einen Weg ins Haldenbachtal hinab suchen. Haltet Euch dafür tendenziell südöstlich!

Stage 5: Der Steg über den Haldenbach, N 48° 46.304' / E 009° 20.471'

Ihr seid jetzt im Haldenbachtal. Wenn Ihr Glück habt (oder Pech), habt Ihr einen verhangenen, nasskalten Novembertag erwischt, an dem die Umgebung hier ziemlich unheimlich aussehen kann. Solltet Ihr an einem angenehmen Sonnentag unterwegs sein, macht Euch nichts daraus! Es kann trotzdem Spaß machen, sich daran zu erinnern, dass der schon erwähnte Klaus Graf in seinem Buch "Sagen rund um Stuttgart" auch vom Haldenbachtal etwas mitzuteilen weiß: Manchmal soll hier der Haldenbachschimmel umgehen, ein Geisterpferd, mit dem die Stettener Eltern früher ihre Kinder einzuschüchtern versuchten, wenn die nicht zeitig ins Bett gehen wollten. Wer alt genug ist, noch etwas aufzubleiben, darf jetzt die nächste Aufgabe lösen:

Geht über den Steg und folgt dem Weg noch einige Zeit weiter an den Gartenhäusern vorbei. Irgendwann findet ihr den Stein von Abbildung 3. Da stimmt wieder etwas nicht. Welchen Buchstaben des Alphabets habt Ihr zur Korrektur eingesetzt? Zählt vom Ende des Alphabets aus zu diesem Buchstaben hin. Jetzt kennt Ihr E.

Stage 6: Der Waldrand, N 48° 46.352' / E 009° 20.283'

Nun befindet Ihr Euch am Waldrand und habt einen längeren Aufstieg vor Euch. Möchtet Ihr Euch vorher nochmals setzen und mit Bild 4 beschäftigen?

Vergleicht Bild 4 mit der Wirklichkeit dieses Ortes. Wie viele Abweichungen findet Ihr diesmal? Das ist F.

Stage 7: Der Wald, N 48° 46.290' / E 009° 19.987'

Der Aufstieg ist geschafft! Jetzt wird der Weg bis zum Ziel nur noch sanft ansteigen. Vom Haldenbachtal hierher habt Ihr einen Höhenunterschied von gut einhundert Metern gemeistert. Aber das ist Euch sicher nicht entgangen. Außerdem seid Ihr hier im Gewann Birkengehren, auf dessen sandigem Lehmboden Anfang des 19. Jahrhunderts noch Kartoffeln angebaut wurden. Jetzt sieht man hier den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Aber hoffentlich den Baum mit dem Namen des Gewanns.

Ersetzt auf Bild 5 die falschen Zahlen durch die richtigen und zieht die arabische Zahl von der römischen ab. Dann könnt Ihr Euch G notieren.

Stage 8: Die Ruine Bruderhaus, N 48° 46.314' / E 009° 19.525'

Nein, das ist nicht einfach nur ein Haufen Steine! Ihr habt die Ruinen des Bruderhauses Stetten gefunden, die Einsiedelei der Wiedertäufer. Hier seid Ihr an einem historisch sehr interessanten Ort gelandet.

Wichtig: Lasst bitte die Ruine in Ruhe! Fasst nichts an! Das hier ist ein Kulturdenkmal. Auch wenn es hier viele Versteckmöglichkeiten gibt – DER CACHE LIEGT NICHT HIER! Ihr müsst noch eine letzte Aufgabe lösen:

Wie viele Rundbögen seht Ihr in den Überresten des Bauwerks? Ihre Anzahl ergibt H.

Direkt aus der Ruine entspringt eine Quelle. Sie bringt den Mönchwiesenbach hervor. Das ist kein Zufall, sondern lag im Interesse der Erbauer des Gebäudes, vor dessen Überresten Ihr steht.

Im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts spalteten sich in der Schweiz, im Elsass und im südwestdeutschen Raum Gruppen von den übrigen Protestanten ab, die eines gemein hatten: Sie maßen der Taufe eine ganz besondere Bedeutung bei. Vor allem aus Zürich gingen bedeutsame Impulse für die Bewegung der Täufer aus. Die Täufer – so nannten sie sich selbst – beziehungsweise die Wiedertäufer – so nannten sie Außenstehende – hielten nichts von der Kindertaufe, wie sie die anderen protestantischen Gemeinschaften sowie die katholische Kirche betrieben. Ein Kind, argumentierten sie, habe sich nicht aus eigenem Willen zur christlichen Kirche bekannt, und darum sei seine Taufe nicht viel wert. Johannes der Täufer habe immer nur Erwachsene getauft, und ihm wollten sie es nachtun: Nur Erwachsene, die ausdrücklich nach einer Taufe verlangt hatten, waren in ihrem Sinne echte Christen. Diese Haltung widerstrebte sowohl der römisch-katholischen als auch den protestantischen Kirche, und auch die weltlichen Obrigkeiten mochten die renitenten Täufer nicht. So kam es im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts zu umfassenden Verfolgungen der Gruppierung, die in Festnahmen, Prozessen, Folterungen und Hinrichtungen gipfelten. - In der freien Reichsstadt Esslingen gründete sich 1527 eine der frühesten Täufergemeinden Deutschlands. Die erste württembergische Täufergemeinde entstand 1528. Vermutlich war es die Gemeinde, die jenes Bruderhaus erbaut hatte, vor dessen Ruinen Ihr gerade steht.

Jetzt wird auch klar, welche Bedeutung die Quelle inmitten der Ruine hatte: Die früheren Bewohner des Hauses haben hier an dieser Stelle Erwachsenen-Taufen durchgeführt. Weil sie dafür jederzeit mit dem Zorn der klerikalen wie auch der weltlichen Obrigkeit rechnen mussten, war ein grenznaher Standort ihrer Gemeinden für sie wichtig. Notfalls mussten sie schnell über eine Staatsgrenze fliehen können. Nur etwa 300 Meter südwestlich (das heißt: bergauf) von hier verläuft die einstige Staatsgrenze zwischen Württemberg und der freien Reichsstadt Esslingen. Die "Sagen rund um Stuttgart" erwähnen ein Gerücht, demzufolge es einen Tunnel vom Bruderhaus nach Esslingen gegeben haben soll. Den gab es mit Sicherheit nicht, aber die Lokalsage beweist, dass es den Menschen früherer Tage sehr wohl bewusst war, dass die Täufer diskrete Fluchtmöglichkeiten nötig hatten. Ein unsichtbarer Tunnel unter der Grenze durch wäre hilfreich gewesen, war aber technisch kaum realisierbar. Immerhin: Die alten Grenzsteine kann man noch immer sehen. Sie haben nach wie vor Gültigkeit und markieren heute die Grenze zwischen den Landkreisen Esslingen und Rems-Murr.

Im Juli 2010 legte der Lutherische Weltbund bei einem Bußgottesdienst in Stuttgart ein öffentliches Schuldbekenntnis ab und bat um Vergebung für die Täufer-Verfolgungen des 16. und 17. Jahrhunderts.

Übrigens gab es zum Bruderhaus auch einmal eine kleine Ansiedlung: die Ortschaft Waldbruderhaus. Sie ist seit Jahrhunderten spurlos verschwunden. Die Siedlung war eine der fünf sogenannten "abgegangenen Ortschaften", die Stetten im Laufe der Zeit verloren hat. (Die vier anderen waren Eulenhof, Lindhalden, Sonnenberg und Hart.) - Das war schon ein bisschen viel, oder? Na gut: Jetzt dürft Ihr zum Cache!

Stage 9: Das Final

Die folgende Formel errechnet die Position des Caches:

N 48° [D + E - B] [C] . [F] [A – G] [D + G]' / E 009° [G] [A] . [E + H] [D] [B + G]'

Der Rückweg

Geht zurück bis Stage 6. Dort biegt Ihr links ab. Nach etwa 200 Metern kommt Ihr an einem stillgelegten Steinbruch vorbei und bleibt auf dem offiziellen Weg, der nach rechts abknickt. Folgt dem Weg bis zu dem Steg, der bei N 48° 46.626' / E 009° 20.253' über den Haldenbach führt. An dieser Stelle mündet der Mönchwiesenbach, dessen Quelle Ihr nun kennt, in den Haldenbach. Hinter dem Steg folgt Ihr dem asphaltierten Weg, der sich in einem Nordost-Bogen an die Kontur des Berges schmiegt. Dieser Weg führt Euch nach Stetten zurück.

Additional Hints (Decrypt)

Xynffvfpurf Irefgrpx füqöfgyvpu qrf Fcbvyref

Decryption Key

A|B|C|D|E|F|G|H|I|J|K|L|M
-------------------------
N|O|P|Q|R|S|T|U|V|W|X|Y|Z

(letter above equals below, and vice versa)