Von der Pascheburg zur
Parkanlage eines
Rittergutes
Wer
in Thiede über die Kreuzung in den Panscheberg einbiegt, sieht nach
ca. 50 mhalbrechts,
zwischen zwei mächtigen Torbögen, einen großen landwirtschaftlichen
Betrieb: Das Rittergut
Thiede. In seinem, nach Südwesten angrenzenden Garten und
Freiflächen, ist die
Keimzelle des Ortes zu suchen. Hier befand sich in vorchristlicher
Zeit eine germanische Opferstätte, die Pascheburg (daraus wurde der Straßenname
Panscheberg abgeleitet). J.
H. Reß 1765-1773 Pfarrer in Thiede, versuchte als erster eine
Deutung dieses historischen
Platzes. Aus den Flurnamen und den schriftlichen und
mündlichen Überlieferungen
gewann er ein Bild dieser Stätte. Er schreibt: „Am
mitternächtlichen Ende des
Dorfes Thiede, eine halbe Meile von Wolfenbüttel, heißt eine kleine
Gegend Pascheburg. Sie ist Abendwerts (Westen)
mit einem der klarsten Bäche umflossen, der ebenfalls am mitternächtlichen Ende des Dorfes
entspringt und so seine Quelle noch ganznahe ist.“ (Gemeint ist der Thieder
Bach, die Riede, die heute an dieser Stelle verrohrt ist.)
Nach der Deutung des Namens
Pascheburg, schließt Reß
auch auf das Vorhandensein eines Sammel- und Beratungsplatzes. Auf diesem
freien, von Wald umgebenen Platz brachten die Germanen ihren Göttern Opfer dar
und hielten Volksverabredungen ab. Die großen Opfersteine sind heute noch im Ort zu
finden, sie wurden als Gedenksteine für dieGefallenen der letzten 150 Jahre
aufgestellt.
Karl der Große ließ alle germanischen Kult und Opferstätte nach der
Eroberung Sachsens zerstören, so auch die Pascheburg. Belegt ist, das noch bis zur
Reformation Mönche aus Wolfenbüttel jeweils zu Ostern diesen Platz
aufgesucht haben. Sie führten Prozessionen umdie Opferstelle und zum nahen Steterburger
Holze durch. Da die
Pascheburg Jahrhunderte lang
Menschen anzog, siedelten sich bald Familien in Hausstellen um diese „heilige
Stätte“ an. Ursprünglich hieß der Platz vor dem Gut
„Thie“
Versammlungsplatz oder Platz des Gerichtes, hier hielten unsere Vorfahren
Volksversammlungen ab. Die Rechtsanschauung und Rechtsprechung der germanischen Stämme
waren von kultischen Bräuchen und Sittengeprägt. Das Verfahren „Ding“ oder
auch „Thing“ genannt, war immer öffentlich und
mündlichund wurde zur
feststehenden Zeiten, meistens bei Neumond, abgehalten. Eine
Verletzungdes Thingfriedens
galt als Frevel gegen die Götter und wurde
bestraft.Unmittelbar bei
der Pascheburg entstand in
laufe der Zeit ein Castrum oder adliger Herrenhof. Eine solche Volks- oder Fluchtburg war meist
ein großer, ovaler, von Palisaden umgebenerRaum in dem einige Gebäude standen: Das
Herrenhaus, das Frauenhaus, das Badehaus, das Kellerhaus in dem die Lebensmittel
aufbewahrt wurden, der Kornboden oder Speicher sowie die Pferde- Rindvieh- Schaf- und
Schweineställe. Diese Gebäude waren meist aus Holz hergestellt, nur ein Wehrturm war aus
Steinen gebaut. So auch in Thiede.
Von 1140-1272 ist ein Adelsgeschlecht der Herren von Tyde bezeugt, die auf dem
Herrenhofsaßen welcher frei
war von Gericht, Vogtei und Diensten. Über mehrere Jahrhunderte
erfüllte die Burg ihre
Aufgabe die darin bestand, die Bewohner des Ortes und die Menschen
die die Straßen benutzten,
zu schützen. Aus einer Urkunde erfahren wir, dass die Anlage im
Jahre 1440 verfallen ist
und der steinerne Turm abgetragen werden musste.
Im Spätmittelalter wird dann auch
erstmalig ein Sattel- oder Kemenatenhof in Thiede
erwähnt. Dieser Hof wurde noch in
einer Zeit errichtet, in der das Castrum noch existierte. Er
war direkt neben den alten
Grundmauern errichtet worden, denn im 14.Jahrhundert wird
alsGesamtbesitz des
Klosters Steterburg für Thiede angegeben: ein wüstes Schloss
(Castrum), drei Acker- und
zwei Kothöfe, darunter ein Sattel- oder Kemenatenhof. Aus diesem
Sattelhofist der heutige
Hof am Panscheberg hervorgegangen. Die Besitzer dieses Anwesens
lassensich weit
zurückverfolgen. Vor 1524
war er im Besitz des Adelsgeschlechtes aus Schwülper bei
Braunschweig. Ab 1524
gehörte das Gut der Familie Napf. Von 1660-1710 saßen die Herren
von Stockhausenauf dem Hof.
Von 1710-1808 verwalteten die Breymanns den Besitz. Seit 1819
gehörte der Hof dem
Ackermann Heinrich Schwannecke, der ihn im Jahre 1857 der
„Aktien-Zuckerfabrik Thiede“ überließ. Von dort ging er 1934
in den Besitz der Familie Festge über. Das Wohnhaus ist ein, nur durch Giebel
ausgezeichneter Fachwerkbau, der genau wie der große
Garten, von dem Wolfenbütteler
Hof-Architekten Hermann Korb, ausgeführt wurde.
Wer heute in dieser
riesigen Anlage verweilt und den weitläufigen Park mit seinem
schönen Baumbestand
betritt, ahnt bei weitem nicht, welch eine große Geschichte diesen
Ort umweht.
2007 Verfasser: Ortsheimatpfleger Salzgitter - Thiede Hartmut
Alder
Das
Thieder Ortswappen mit
der gezinnten Raute ist ein Symbol für die Befestigungsanlage und
verweist auf die vor über 1.200 Jahren erbaute Pascheburg, die der Wegesicherung diente
und als Ansiedlungsort der ersten Thieder gilt. Das Lindenblatt
darin steht für einen umfriedeten Thingplatz, also eine alte
Gerichtsstätte, die früher oftmals mit Linden bepflanzt war
(Gerichtslinde). Das Lindenblatt verweist aber auch auf den Thieder
Lindenberg am Ostrand des Ortes - heute ein Wohn- und
Naherholungsgebiet. Die grüne Grundfarbe steht als Symbol für die
Landwirtschaft, die den Ort lange Zeit geprägt hat. Das Wappen
wurde am 10. Juli 1989 vom Arbeitskreis Thiede und vom Ortsrat
einstimmig angenommen.
Viel Spaß beim suchen des
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