Das Wort Degussa war ursprünglich ein Mischkurzwort (und
„Drahtadresse“) für „Deutsche Gold-
und Silberscheideanstalt“ (bald
auch „Deutsche Gold- und Silber-Scheide-Anstalt“).
Degussa war ein multinationales Unternehmen mit Ausrichtung auf
die Spezialchemie. Im Geschäftsjahr 2006 erwirtschafteten 36.000
Mitarbeiter einen Umsatz von 10,9 Mrd. EUR und ein operatives
Ergebnis (EBIT) von 879 Mio. EUR. Damit war Degussa das drittgrößte
deutsche Chemieunternehmen und in der Spezialchemie weltweit der
führende Anbieter.
Die Degussa wurde am 28. Januar
1873 als Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals
Roessler AG in Frankfurt am Main gegründet. Sie ging aus der 30
Jahre zuvor in Betrieb genommenen Frankfurter Scheideanstalt
hervor, die vom vormaligen Frankfurter „Münzwardein“
Friedrich Roessler (1813–1883) zunächst gepachtet und als
privates Unternehmen betrieben worden war. Nach der Annexion der
Freien Stadt Frankfurt durch Preußen 1866 wurde die Scheiderei von
seinen Söhnen Heinrich Roessler (1845–1924) und Hector
Roessler erworben und fortgeführt.
Direkter Anlass zur Gründung der
neuen Aktiengesellschaft war die deutsche Reichsgründung 1871 mit
der Einführung der nationalen Währung Mark, durch die die
Partikularwährungen der deutschen Länder obsolet wurden (z. B.
der süddeutsche Gulden). Dem entsprechend wurden große Mengen an
Münzen aus dem Verkehr gezogen; für die Rückgewinnung des darin
enthaltenen Edelmetalls sollte Scheidekapazität in industriellem
Maßstab geschaffen werden. Mit der Gründung erwarb das Unternehmen
auch das Recht zu Bankgeschäften mit gemünzten und ungemünzten
Edelmetallen. Das Tätigkeitsfeld wurde bald auf weitere
Edelmetallprodukte (Glanzgold für die Keramik-Industrie) und
Chemikalien ausgedehnt. Hauptgeschäft wurde die Herstellung von
Perborat.
Während des Dritten Reiches,
zwischen 1933 und 1945, war die Degussa stark in die Verbrechen des
nationalsozialistischen Regimes verwickelt (siehe dazu den
Abschnitt „Die Degussa im Dritten Reich“).
1965 erwirtschaftet der
Degussa-Konzern einen Umsatz von 1,446 Milliarden DM und
beschäftigt 12.400 Mitarbeiter.
1980 wurde das Unternehmen
offiziell in „Degussa AG“ umbenannt. Das Bankgeschäft,
das die Degussa AG als zugelassene Devisenbank und Außenhandelsbank
betrieben hatte, wurde vom Industriegeschäft separiert und auf die
neu gegründete „Degussa Bank GmbH“
übertragen.
Ab der Einführung des DAX im Jahre
1988 gehörte die Degussa AG zu den „Blue
Chips“-Unternehmen des Dax 30. 1990 beschäftigte Degussa
35.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Jahresumsatz von
13,925 Milliarden DM.
1999 wurden die Degussa und die
VEBA-Tochter Hüls AG (Marl) zur Degussa-Hüls AG fusioniert;
damit wurde der Energiekonzern VEBA zum Hauptaktionär. Firmensitz
blieb Frankfurt am Main.
Nach dem Zusammenschluss von VEBA
und VIAG zur E.ON AG wurden die Degussa-Hüls und die VIAG-Tochter
SKW Trostberg im Jahr 2001 zu einem neuen Unternehmen
zusammengelegt, das den alten Namen Degussa weiterführte. Zugleich
wurde der Konzernsitz nach Düsseldorf verlegt. Durch die Fusion
wurde die E.ON zum weit überwiegenden Mehrheitsgesellschafter;
aufgrund der stark reduzierten Börsenkapitalisierung schied die
Degussa 2002 aus dem DAX 30 aus und wurde im M-DAX
notiert.
2000 wurden die
Edelmetall-Aktivitäten der Degussa in eine eigene Gesellschaft
ausgegliedert, die mittlerweile als Umicore AG & Co. KG zum
belgischen Umicore-Konzern gehört. Damit hatte sich die Degussa von
ihrem ehemaligen Kerngeschäft getrennt, das ihr auch den Namen
gab.
2003 bekannte sich unter
Vorstandsvorsitzendem Utz-Hellmuth Felcht die Degussa als
ehemaliger Miteigentümer der Degesch dazu, dass die
Degesch Zyklon B vertrieb, welches zwischen 1941 und 1944
systematisch für Massenmorde an den Menschen in den
Vernichtungslagern eingesetzt wurde. Daran verdiente die
Degesch pro Jahr 200.000 RM.
Am 1. Juni 2004 gehörten 97,5% der
Aktien an der Degussa der RAG. Die Hauptversammlung stimmte am 29.
Mai 2006 einem Squeeze-out zu, sodass am 14. September 2006 die
Degussa AG eine 100%ige Tochter der RAG war.
Hintergrund war, dass der
E.ON-Konzern von der RAG die Mehrheit der Ruhrgas-Anteile
übernommen hatte und bis Frühjahr 2006 alle von der E.ON gehaltenen
Degussa-Aktien an RAG verkaufte, die das Spezialchemieunternehmen
zum Standbein für den für 2007 geplanten RAG-Börsengang machte. Zur
Finanzierung der Aktienkäufe wurde die einträgliche Bauchemiesparte
der Degussa an die BASF veräußert.
Der Posten des
Vorstandsvorsitzenden der Degussa wechselte am 1. Juni 2006 von
Utz-Hellmuth Felcht an Klaus Engel.
Degussa wurde von der Börse
genommen und mit Wirkung von 2. Januar 2007 in eine GmbH
umgewandelt. Am 12. September 2007 wurde die Eingliederung von
Degussa in den Evonik Industries Konzern bekanntgegeben.
Am 31. August 2006 begann die
Degussa im Werk Rheinfelden (Baden) den Bau einer Anlage zur
Herstellung von Monosilan und – in einem Joint Venture mit
der SolarWorld AG zusammen Joint Solar Silicon– einer Anlage
zur Herstellung von Solarsilizium aus diesem Monosilan. SolarWorld
fertigt dann in Freiberg (Sachsen) aus dem Solarsilizium Wafer, die
zu Solarzellen und -modulen verarbeitet werden. Anfang Herbst 2008
startete die Produktion mit einer Jahreskapazität von zunächst 850
Tonnen Solarsilizium.
Degussa ist Gründungsmitglied der
Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft. Michael Jansen,
ehemaliger Degussa-Generalbevollmächtigter, war von 2000 bis Juni
2004 Vorstandsvorsitzender der vom Deutschen Bundestag ins Leben
gerufenen Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und
Zukunft“, die Wiedergutmachungen an ehemalige NS-Zwangs- und
Sklavenarbeiter zahlt.
Quelle: Wikipedia