Ein Tag in Bottrop
Alois wuchtete sein Fahrrad aus der S-Bahn und schaute sich zufrieden um. Der beschwerliche Teil seiner Reise war nun vorbei und der erfreuliche Teil konnte beginnen. Es versprach ein schöner Sommertag mit viel Sonnenschein zu werden und genau so hatte er sich das vorgestellt. Er überprüfte die Satteltasche seines Fahrrades, die vollgepackt war mit Proviant für seine heutige Tour. Keinesfalls wollte er die Zeit mit Einkäufen vergeuden wollen, deshalb hatte er alles dabei, was er benötigen würde.
Alois kam aus einem kleinen Dorf in Bayern. Seinen Sommerurlaub nutzte er meistens, um andere Gegenden in Deutschland kennenzulernen. Dieses Jahr war das Ruhrgebiet dran. Für ein Landei wie ihn, der schon München als groß empfand, war es natürlich aufregend, dieses Mal etwas wirklich Großes zu sehen. Allerdings zu groß für einen einzigen Tag. Alois hatte sich deshalb genau überlegt, wie er „den Pott“ erkunden wollte. Er hatte sich eine Unterkunft in Essen gesucht und startete von dort Tagestouren in die einzelnen Städte. Sein Fahrrad hatte er immer dabei, denn er dachte sich, dass er so am meisten zu sehen bekäme.
Heute stand Bottrop auf dem Programm. Alois war gerade am Hauptbahnhof angekommen, wo seine Tour starten würde. Er hatte sich gut vorbereitet und wusste, dass der Hauptbahnhof beinahe in Essen lag, also ganz im Süden. Auf der Landkarte sah Bottrop aus wie eine plattgefahrene Banane und er plante, der Bananenform bis in den nordöstlichen Zipfel in Feldhausen zu folgen. Ihm war klar, dass er einige Sehenswürdigkeiten links liegen lassen musste. Beispielsweise das Tetraeder, das er vom Bahnsteig aus sehen konnte. Statt von oben würde er aber Bottrop so viel intensiver „von unten“ erleben.
Alois schaute auf seine Armbanduhr, die er sich vor zwei Jahren im Schwarzwald gekauft hatte (jedes Mal, wenn er den darauf abgebildeten Kuckuck sah, musste er schmunzeln). Die S-Bahn war offensichtlich pünktlich gewesen, denn die Uhr zeigte die gleiche Zeit an, die er sich auf seinem Zeitplan notiert hatte. Er konnte also in Ruhe seine Reise beginnen. Sein erstes Ziel würde die Innenstadt sein und das Höhenprofil wies einen leichten Anstieg dorthin aus. „Ha“, dachte sich Alois, „da bin ich von zuhause aber Steileres gewohnt“, und trat kräftig in die Pedale.
Ein großer, schwarzer Bär. So ein Tier hatte er noch nie in freier Wildbahn gesehen, selbst in Bayern nicht. Und schon gar nicht einen Bären mit einer Krone. Ihm war natürlich klar, warum der Bär hier stand, auf diesem großen Platz zwischen Post und Busbahnhof. Aber das mit der Krone verstand er trotzdem nicht. Und eigentlich hatte er auch eher ein Pferd erwartet. Alois grübelte einen Moment vergeblich und schob dann sein Rad weiter, um durch die Fußgängerzone zur Cyriakus-Kirche zu kommen. Er wusste, dass dort auf dem Kirchplatz regelmäßig der Pferdemarkt stattfand. Doch heute waren dort bis auf ein paar Hunde und einige seltsame Vögel aus Metall keine Tiere zu sehen. Insbesondere keine Pferde. Alois zuckte mit den Schultern. Schon in Kürze würde er ein ganz besonderes, großes Pferd zu sehen bekommen …
Alois hatte die Innenstadt verlassen und lenkte sein Rad nun an der Polizei, an der Berufsschule und an der Feuerwehr vorbei weiter Richtung Norden. Er wusste zwar, was ihn erwarten würde, aber an diesem riesigen, roten Pferd angekommen war er doch überrascht von dessen Größe. „Ein guter Ort für eine erste Rast“, dachte er sich, „wenn auch etwas laut.“ Aber natürlich wusste er dank seiner guten Vorbereitung, dass er schon bald in ruhigere Gegenden kommen würde. Zunächst musste er sich aber um seinen Hunger kümmern. Aus seiner Satteltasche packte er ein paar Utensilien für ein kleines Picknick aus und machte es sich gemütlich.
Wenig später schwang sich Alois wieder auf sein Rad. Er fuhr am Marienhospital vorbei und bog gegenüber vom Haupteingang durch ein kleines, bewachsenes Tor ab. Im Winkel des Tores schien etwas aufzublitzen, doch er schenkte dem keine Beachtung. Seine ganze Aufmerksamkeit galt nun dem Park, in dem er sich befand. „Herrlich ruhig“, dachte Alois, „hier im Stadtgarten ist es erstaunlich schön, hätte ich gar nicht gedacht.“ Von nun an, das wusste er, würde es nur noch durch Wälder und Felder bis zu seinem heutigen Ziel gehen. Er fuhr langsam weiter, an den Stadtteichen vorbei Richtung Autobahn. Erst vor dem steilen Anstieg der Brücke über die Autobahn beschleunigte er wieder, um das Hindernis mit Schwung zu überwinden. Oben angekommen konzentrierte er sich ganz auf die kurze „Abfahrt“. Den Schwung von oben nahm er mit, trat kräftig in die Pedale, bog links ab, dann wieder rechts und … wo war er eigentlich?
Der Köllnische Wald mit seinem Gewirr an kleinen Wegen und der Rausch der Geschwindigkeit hatten ihm die Orientierung genommen. Er steuerte die nächste Bank an, um auf seine vorbereitete Karte zu schauen. Er war nur etwas vom Weg abgekommen, aber das machte nichts. Sein Plan sagte ihm, dass es als nächstes zur Grafenmühle gehen würde. Er stieg wieder auf und schon wenig später kam er an einem Wegweiser vorbei, der ihm die Richtung bestätigte. Im gemächlichen Tempo folgte er den gut ausgebauten Wegen durch den Wald, als sich ihm plötzlich ein großes Hindernis in den Weg stellte. Berge! In Bottrop! Naja, für den Bayern Alois eigentlich nur Hügel. Und überrascht war er auch nicht, hatte er seine Route doch gut geplant. Die Erweiterung der Halde Haniel, die Halde Schöttelheide zwang ihn aber trotzdem zu einem Umweg. Denn statt einfach drüber, musste er um die Halde herum fahren. Danach erwartete Alois noch ein Fischteich und dann … war er plötzlich mitten drin im Trubel.
An der Grafenmühle sollte man bei schönem Wetter aber auch nichts anderes erwarten. Es war zwar erst früher Nachmittag, aber trotzdem war hier schon viel los. Neben den Autos reihte sich Motorrad an Motorrad, während es sich die Fahrer bei einem kühlen Bier auf den Bänken gut gehen ließen. Alois schaute sich um. Fast wie in einem bayrischen Biergarten. Vorsichtig schlängelte er sich mit seinem Rad durch die Menschenmenge. Er wollte sich noch die Mühle ansehen, die dem Ort seinen Namen gab. Leider war von außen nicht viel zu sehen, aber er entdeckte den Bach, der aus einem Teich gespeist wurde und früher das Rad der Mühle in Bewegung setze. Das war also der Rotbach, der sich von hier bis zum Rhein schlängelte.
Alois überlegte kurz, ob er hier Rast machen sollte. Doch dann dachte er sich, dass er sicher im idyllischen Rotbachtal einen schöneren und vor allem ruhigeren Platz finden würde. Also stieg er wieder auf sein Rad und fuhr ein paar hundert Meter, bis er den Rand der Kirchheller Heide erreichte. Weiter fuhr er auf einem breit ausgebauten Waldweg entlang, der parallel zum Rotbach verlief. Schließlich entdeckte er eine schmale Brücke, überquerte den Bach und fand eine geeignete Stelle für eine Rast. Er stellte sein Rad ab, packte eine kleine Decke aus und kramte aus der Satteltasche einige herzhafte Köstlichkeiten heraus, die er mitgebracht hatte. „Fast wie zu Hause“, dachte Alois, während er es sich gut gehen ließ …
„He, Sie!“
Alois schreckte hoch. Der Piekser in die Seite hatte ihn mehr erschreckt als der Ausruf der Person neben ihm. Benommen schaute er sich um. Neben ihm stand ein stattlicher Mann, ganz in Grün gekleidet, mit einem langen Stock in der Hand. „Das erklärt den Piekser“, dachte Alois, „aber er hätte mich auch freundlicher wecken können.“ Er wandte sich dem Unbekannten zu.
„Entschuldigung, ich muss wohl eingeschlafen sein“.
„Kein Problem“, entgegnete sein Gegenüber, „aber im ersten Moment sahen Sie aus wie tot.“
Alois stand auf, stellte sich vor und erzählte von seinem Plan, Bottrop mit dem Rad zu erkunden. Wie sich herausstellte, hatte er es mit Revierförster Winfried Döckelhorst zu tun, der mit seinem Hund Asta durch den Wald patrouillierte.
„Wo geht es denn als nächstes hin?“ fragte der Förster.
„Ach herjeh“, entfuhr es Alois, „mein Zeitplan!“ Er schaute auf seine „Kuckucksuhr“ an Handgelenk. Fast eine Stunde muss er hier geschlummert haben. „Zum Heidhof“, antwortete er.
„Na das ist ja nicht besonders weit. Über die Brücke, nach rechts, an der Linde nach links abbiegen und dann ist es auch schon ausgeschildert“, wies ihm Döckelhorst den Weg.
Alois bedankte sich schnell, packte in Windeseile seine Sachen zusammen, verabschiedete sich und schwang sich wieder auf sein Rad.
Eigentlich war der Zeitverlust gar nicht so schlimm, denn natürlich hatte Alois ein Polster eingeplant. Dennoch trat er kräftig in die Pedale, denn er genoss es, mit großem Tempo durch den kühlen Wald zu rasen. Nach ein paar Kilometern entdeckte er rechts auf einer Lichtung ein Reh, das still auf der Stelle stand und ihn aufmerksam beobachtete. Er schaute interessiert zurück und fragte sich, wann das Tier die Flucht ergreifen würde.
„Vorsicht!“
Alois erschrak, schaute nach vorne und riss instinktiv an den Bremshebeln seines Fahrrads. Mit blockierendem Hinterrad kam er gerade noch rechtzeitig zum Stehen. Vor ihm baute sich ein riesiges Pferd auf. Dieses Mal war es kein rotes, sondern ein weißes. Auf dem Schimmel saß eine junge, hübsche Frau, die ihn böse anschaute.
„Können Sie nicht aufpassen?“ schnaubte sie und tat es damit ihrem Gaul gleich, der unter ihr nervös herum tänzelte.
„Ich, äh … entschuldigen Sie bitte“, stammelte Alois, völlig außer Atem und vor Schreck bleich im Gesicht. „Ich habe Sie gar nicht gesehen. Wie …“, fing er an, doch ein Blick auf den kreuzenden Reitweg ließ ihn verstummen.
„Dann machen Sie mal lieber die Augen auf“, entgegnete die Reiterin giftig.
„Tut mir wirklich leid“, sagte Alois kleinlaut.
„Na, ist ja nichts passiert“, antwortete die junge Frau, nun etwas versöhnlicher.
Alois setzte ein Lächeln auf. „Können Sie mir sagen, wie ich zum Heidhof komme?“, versuchte er eine Unterhaltung zu beginnen.
„Sie sind wohl nicht ganz auf der Höhe?“ kam als Antwort zurück.
„Wie bitte?“ fragte Alois verdattert.
„Ich meine: Sie kennen sich wohl nicht aus?“
„Das stimmt“, sagte Alois, „ich komme aus Bayern.“
„Das erklärt einiges“, entgegnete die Frau schnippisch. „Sie sollten mal nicht nur nach rechts schauen, sondern auch mal nach vorne und nach links. Und was sehen Sie da?“
Alois drehte den Kopf nach links. „Das ist der Heidhof?“ fragte er zurück.
„Tausend Gummipunkte für den Hinterwäldler“, sagte die Reiterin trocken, setze ihr Pferd in Bewegung und verschwand grußlos.
Alois ärgerte sich. Über sich, weil er so unaufmerksam gewesen war, über die Reiterin, die ihn hatte abblitzen lassen und wieder über sich, weil er sie trotzdem irgendwie süß fand. „Ach verdammt“, murmelte Alois, der schon längst wieder im Sattel saß. Die Wut verlieh ihm frische Kräfte und so hatte er die geplante Pause am Heidhof einfach ausfallen lassen. So lag er schon wieder im Zeitplan, als er in Kirchhellen ankam. Hier, im „Dorf“, wie die Kirchhellener sagten, war sein Ärger bereits wieder verflogen. Er suchte sich einen freien Platz im Eiscafé, bestellte ein Spaghettieis, das er langsam und genüsslich löffelte, während er die Menschen auf dem Marktplatz beobachtete. Schließlich bezahlte er und machte sich auf den Weg zum letzten Ziel des Tages: Feldhausen.
Natürlich wusste Alois dank seiner guten Vorbereitung, dass es in Feldhausen zwei Freizeitparks gab. Aber da er nur wenig Interesse an Rummel hatte, schaute er sich lieber auf den Feldern um. Er erinnerte sich, dass hier ein Hauptanbaugebiet für Spargel, Erdbeeren und andere Früchte lag. In Gedanken hatte er Obstbäumen auf einer Streuwiese vor Augen, aber wie er feststellte, lief es in der modernen Landwirtschaft anders, denn hier standen dürre Bäumchen in Reih und Glied. Aber auch bei ihm in Bayern ließ die moderne Landwirtschaft nur noch Natur in geometrischen Formen zu. Alois ließ seinen Blick schweifen. Im Acker neben ihm steckte ein Pflug, auf dem eine Krähe saß. In der beginnenden Abenddämmerung hatte die Szenerie etwas Melancholisches. Alois seufzte. „Wahrscheinlich bin ich einfach nur müde nach dem langen Tag“, dachte er. Er setzte sich wieder auf sein Rad und fuhr langsam die letzten Kilometer bis zum Bahnhof in Feldhausen.
Am Bahnhof angekommen stellte Alois sein Fahrrad ab und ließ sich auf eine Bank plumpsen. Bis zur Abfahrt seines Zuges zurück nach Essen hatte er noch etwas Zeit und so holte er die letzten Reste seines Proviants hervor und begann zu essen. In Gedanken ließ er noch einmal den Tag Revue passieren. Die Erinnerung an die Begegnung mit dem Förster ließ ihn lachen. Zum Abschied hatte dieser ihm noch einen Aufkleber vom RVR geschenkt, der bei ihm zu Hause im Album einen Ehrenplatz bekommen würde. Leider musste er auch wieder an die hübsche Reiterin denken, so dass er sich erneut über sich selbst ärgerte. Also konzentrierte er sich lieber auf seine weiteren Pläne. Als nächste Stadt stand Essen auf seinem Programm und beginnen würde er mit einer Besichtigung von Zollverein. Er hoffte, dass der nächste Tag genau so schön werden würde wie der gerade zu Ende gehende. Alois seufzte. Aber was war schon so schön wie Bottrop?
Der Cache
Alois hat während seines Ausflugs durch Bottrop einiges gesehen und viele Orte besucht. Hast du die Geschichte aufmerksam gelesen? Dann wird es dir nicht schwer fallen, das folgende kleine Rätsel zu lösen und den Cache zu finden. Dazu ist keine Ortskenntnis erforderlich.
Die oben angegebenen Koordinaten zeigen natürlich nicht auf den Cache. Sie bezeichnen vielmehr eine Kreuzung, die oft als geographische Mitte von Bottrop angegeben wird. Der Cache befindet sich zwar nicht dort, aber auch nicht besonders weit weg. Also quasi immer noch mitten in Bottrop.
Deine Aufgabe besteht nun darin, die Namen von 21 gleichartigen „Objekten“ in Bottrop zu finden und in das unten stehende Raster einzutragen. Dabei müssen folgende Vorschriften beachtet werden:
- Die Namen werden alphabetisch sortiert eingetragen (von A bis Z), ein Name pro Zeile, ein Buchstabe oder Leerzeichen pro Feld.
- Leerzeichen, Umlaute und das Esszett (ß) bleiben als solche erhalten.
- Es wird linksbündig eingetragen, rechts können Felder leer bleiben.
- Die Farben spielen beim Eintragen keine Rolle.
- Die Objekte sind eindeutig. Du musst nicht spekulieren oder raten.
Tipp: Es gibt eine PDF-Datei, die eine größere Version des Rasters zum Ausdrucken enthält. In dieser Datei ist auch eine Version enthalten, die Zahlen verwendet statt Farben (für alle diejenigen, die Probleme mit Farben haben).
Achtung: Der Link startet den Download einer Datei. Als der Cachebesitzer versichere ich, dass diese Datei ungefährlich ist. Die Datei und ihr Inhalt sind nicht von Groundspeak oder einem Geocache-Reviewer auf schädlichen Inhalt überprüft worden und die Datei wird auf eigene Gefahr heruntergeladen.
Wenn du sicher bist, dass du alles richtig gemacht hast (erinnere dich, die Lösung ist eindeutig!), musst du nur noch Buchstaben zählen. Bestimme für jede Farbe, wie viele Buchstaben sich in den entsprechenden Feldern befinden. Setze die so ermittelten Zahlen hier ein:
Wichtig: Da ich den Cache verlegen musste, ist noch ein zusätzlicher Schritt notwendig (seit dem 28.5.2012): Addiere 198 zur Nordkoordinate und subtrahiere 57 von der Ostkoordinate:
Nord: +198, Ost: -57
Dein Ergebnis (nach Änderung von Nord und Ost) kannst du vom Geogutachter überprüfen lassen. Er wird dir auch verraten, wo du parken kannst und wie du den Cache am besten erreichen kannst. Bitte lass den Tieren im Wald ihre Ruhe und komme nicht in der Dunkelheit. Am Tag kannst du auch viel mehr von der schönen Landschaft sehen.
Viel Spaß nun mit deinem eigenen Tag in Bottrop!
Ich bedanke mich bei den Zauberlehrlingen für den Betatest und die vielen hilfreichen Hinweise, die zur Verbesserung des Listings und des Rätsels beigetragen haben.
Weiterhin bedanke ich mich bei tifoza, Nanju, chbarra und Old Death, die mich auf kleine Fehler aufmerksam gemacht haben (die aber nicht das Rätsel beeinträchtigt haben).
Kartendaten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0