Der Schwarze Holunder (lateinisch: Sambucus nigra) ist ein Strauch. Statt eines einzelnen dicken Stammes besitzt er viele dünnere Stämmchen, die sich samt den Ästen bereits kurz über der Erde verzweigen. Er wächst heran zu einem vier bis fünf Meter hohen dichten Busch und kann über 80 Jahre alt werden.
Vögel, die ihre Nester am Boden bauen, finden Schutz und Nahrung in seinem Strauchwerk. Auch für Waldbewohner wie Eidechse, Erdkröte, Haselmaus, Siebenschläfer oder Igel bietet der Holunderstrauch einen idealen Lebensraum und Futter. Schmetterlinge und andere Insekten holen sich bei dem „auffälligen Blüher“ ihre Nahrung.
Mit seinen großen, gelblich-weißen, schirmförmigen Blütenrispen verbreitet der Holunder im Mai und Juni einen betäubend schönen Duft. Es ist die Zeit der Hollerküchlein oder Holunderküchle, des Holunderblütensektes, des Holunderblütensirups und der Holunderblütenlimonade.
Einst habe zu jedem Bauernhof ein Holunderstrauch gehört, heißt es. An der fruchtbarsten Ecke wurde er gepflanzt, denn er galt als „lebende Hausapotheke“ und Glücksbringer. Die germanische Göttin Holda oder Holle wohne im Holunderstrauch und beschütze die Menschen vor Blitzschlag und bösen Geistern, glaubte man. Die Frau Holle aus Grimms Märchen hat hier ihre Wurzeln. Der Holunderstrauch hat je nach Region viele unterschiedliche Namen: Holder und Hölder, Holler und Hollerbusch, Elder, Eller oder Ellhorn, um nur einige zu nennen. Auch ein deutscher Dichter heißt wie er: Friedrich Hölderlin. Sein Familienwappen zeigte einen Holunderstängel. Ein Holunderzweig diente in Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ als Zauberstab. Als einer der drei Heiligtümer des Todes spielt bei Harry Potter der legendäre Elderstab eine Rolle - und besteht ebenfalls aus Holunder.
Textauszüge aus dem Artikel "Der Holunderstrauch ist die Hausapotheke für den Menschen" von Marianne Kreikenborn, Wiesbadener Tagblatt vom 08.02.2012