Steinbruch am Haarberggrund - Bewegte Geschichte
Einleitung
Am südöstlichen Stadtrand von Erfurt nahe der Autobahn 4 befinden sich der Stadtteil Rohda und die Haarberg-Siedlung. Diese ist nach dem Berg Haarberg benannt an dessen Fuß sie liegt. Hier ist auch ein großer und kostenfreier Wanderparkplatz. Der Haarberg und der zugehörige Haarberggrund sind ein beliebtes Wander- und Naherholungsgebiet, das durch weite Waldflächen gekennzeichnet ist. Unscheinbar und schon leicht verwachsen liegt unmittelbar an einem Wanderweg der ehemalige Steinbruch am Haarberggrund. Diese Steinbruch wurde so weit in den Berg getrieben, dass man einen Querschnitt von diesem erhält und zugleich auch einen Einblick in gleich mehrere Zeitepochen von hunderten Millionen Jahren. An diesem Aufschluss lassen sich nicht nur sehr deutlich die unterschiedlichen Sedimentsschichten erkennen, sondern auch zahlreiche tektonische Falten und Verwerfungen, die einen sehr lehrreicher Aufschluss der Erfurter Störungszone.

Blick auf den Aufschluss im Haarberggrund
Die Sedimentation
Unter Sedimentation versteht man das Ablagern/Absetzen von Teilchen aus Flüssigkeiten oder Gasen unter dem Einfluss der Schwerkraft oder der Zentrifugalkraft. Es bildet sich zuerst eine Schicht von Schwebstoffen, so nennt man diese Bodensatz, Sediment oder Lockersediment. Hier am ehemaligen Steinbruch ist der sogenannte Untere Muschelkalk (Wellenkalk) aufgeschlossen. Dieser entstand in der Trias vor ca. 240 Mio. Jahren als weite Teile des Germanischen Beckens von einem Flachmeer überflutet wurden. In diesem lebten verschiedenste Kleinstlebewesen, wie Muscheln und Armfüßer. Diese lagerten sich Millionenfach am Meeresgrund ab und es entstand eine fossilienführende, überwiegend kalkige Ablagerungsschicht, die später verfestigt und zum Muschelkalk (im Sinne einer Gesteinseinheit) wurde. Die Ablagerung der Sedimente des Muschelkalks fand vor etwa 243 bis 235 Millionen Jahren statt. Die Gesteine des Muschelkalks sind in der Regel durch hellgraue bis beige Farbtöne charakterisiert. Durch Veränderungen der Umwelt und dem hinzutreten weitere Bestandteile, wie Tone können sich Zusammensetzung und Farbe einzelnen Sedimenten variieren. Hier im Haarberggrund lassen sich dünne Schichten von Mergel-Kalkstein im Wechsel mit kompakten Schaumkalkbänken entdecken.

Geologische Struktur des Thüringer Beckens
Die tektonischen Faltungen und Verwerfungen
Mit dem Absetzen der Kalkschicht war die Bildung des Haarbergs aber noch lange nicht abgeschlossen. Über die Jahrmillionen bis heute trifteten die Kontinentaltalplatten unaufhörlich weiter. Im Zuge solcher Kontinentalverschiebungen kommt es zu sogenannten Störungen und daraus resultierend zu Graben- und Gebirgsbildungen. Wie Eingehends erwähnt und auf der oberen Skizze dargestellt liegen die Landeshauptstadt Erfurt und der Haarberg auf einer solchen Störung, der Erfurter Störungszone und dieser Steinbruch bietet eine einzigartigen Einblick auf diese. Eine Störung bezeichnet in der Geologie einen tektonischen Vorgang, der das ursprüngliche Gefüge eines Gesteins stört. In der Regel werden größere Gesteinspakete gegeneinander verschoben. Hierbei kann das Gesteins-gefüge auf plastische (bruchlose) Art verformt werden, wie in Falten, Flexuren oder es kommt zur Bruchbildung bzw. zur Verschiebung der gegenüber liegenden Schollen. Im letzteren Fall bezeichnet man die entstandene Struktur als Verwerfung. Man unterscheidet zwei Arten von Störung, je nach der Richtung ihrer Bewegung. Bewegen sich zwei Schollen aufeinander zu, dann spricht man von einer Pressung und entfernen sie sich voneinander so nennt man dies eine Zerrung oder Dehnung. Die hier sichtbaren tektonischen Falten und Verwerfungen entstanden wahrscheinlich zur Zeit der Oberkreide, vor ca. 100 – 66 Mio. Jahren und zeigen in besonderer Deutlichkeit, wie stark Steine verformt werden können. Die Erfurter Bruchlinie, reicht von Gräfentonna über Erfurt bis Klettbach, einschließlich der Fahner Höhe und des Steigers. Das Thüringer Becken enthält mehrere Bruchlinien, die das Becken von Nordwest nach Südost durchziehen.

Begebt euch an die angegebenen Koordinaten und beantwortet die folgenden Fragen und schickt uns hier die Antworten.
Ihr dürft gleich loggen, wenn es Probleme gibt dann melden wir uns.
Schön wäre es, wenn ihr auch ein Bild von euch / eurem GPS und dem Aufschluss hochladen würdet.
1. Nenne die wesentlichen Unterscheidungen der Sedimente im oberen Bereich des Steinbruchs zu den unteren.
2. Wo an diesem Steinbruch findet man die kompakten Schaumkalkbänke?
Begib dich an die rechte Seite des Aufschluss. Hier erkennt man sehr deutlich die tektonischen Einflüsse.
3. Lassen sich mehr Falten oder Verwerfungen erkennen?
4. Ist der Grund eher eine „Pressung“ oder doch eher eine „Dehnung“?
Quellen / Bilder / weitergehende Informationen:
Murawski / Meyer: Geologisches Wörterbuch
TLVermGEO: Geologische Besonderheiten in Thüringen – Beiheft zur Karte
Bilder / Skizzen: Nine&Dido
Grafik: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Thueringer_Becken_-_geologische_Struktur.jpg
– Bearbeitet durch Nine&Dido
http://de.wikipedia.org/wiki/Sedimentation
http://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%B6rung_(Geologie)
http://de.wikipedia.org/wiki/Trias_(Geologie)
http://de.wikipedia.org/wiki/Unterer_Muschelkalk
Happy Hunting wünschen

