Geschichte des jüdischen Friedhofs in Mainz
Der Erwerb des Grundstücks ist nicht belegt, nach einer ungesicherten Überlieferung wurde aber bereits im Jahr 1012 ein Grundstück zur Anlage eines Friedhofes von einem Mar Samuel und seiner Frau Rahel erworben. Nach dem Gezerot Tatnu wurde die Grabstätte dann lange nicht mehr benutzt. Als Judensand wurde das Gelände erstmals 1286 urkundlich erwähnt und später 1397 als Judenkirchhof bezeichnet. Die Bezeichnung „Judensand“ steht aller Wahrscheinlichkeit nach in Zusammenhang mit der armen Bodenstruktur des Geländes, welches daher günstig zu erwerben war. Es handelte sich dabei um einen Platz, der den Juden von der Stadtverwaltung außerhalb der damaligen Stadtmauern vor dem Münstertor, im heutigen Stadtteil Hartenberg-Münchfeld zugewiesen wurde.
Im Jahr 1438 wurden die Juden auf Veranlassung der Zünfte aus Mainz vertrieben und in der Folge wurde auch der Friedhof abgetragen und umgepflügt. Die Grabsteine wurden als Baumaterial für den Bau eines Schiffsentladeplatzes verkauft, ein Teil des Friedhofsgeländes wurde von der Stadt zur Benutzung als Weinberge verpachtet.
Bei der Rückkehr der Juden in die Stadt im Jahr 1445 wurde ein Teil des früheren Friedhofes zurückgegeben. 1462 wurden die Juden erneut, diesmal durch Adolf II. von Nassau vertrieben und das Judenhaus auf dem Friedhof niedergebrannt, welches damals das höchstgelegene Gebäude der Stadt war. Adolf verfügte 1470 die Ausweisung aller Juden aus Kurmainz.
Etwa zu Beginn des 18. Jahrhunderts konnte erneut ein jüdischer Friedhof belegt werden. Das Gelände dieser Grabstätte schloss sich an den „alten Judensand“ an der Mombacher Straße an. Dieser Friedhof wurde bis 1880 belegt. Er umfasst eine Fläche von 1,85 ha und war bis 1813 mit einem Zaun umgeben. Bei einer Bestandsaufnahme im Jahr 1937 wurden etwa 1.500 Grabsteine vom 17. Jahrhundert bis 1880 gezählt. Auf einem von der jüdischen Gemeinde 1864 erworbenen Erweiterungsgrundstück zu diesem Friedhof, das jedoch nicht mehr belegt worden ist, wurde 1926 ein Denkmalsfriedhof für die Grabsteine des mittelalterlichen Friedhofes aus der Zeit von 1049 bis 1421 angelegt
Im August 2007 wurden bei Bauarbeiten direkt neben dem zurückgegebenen Teil Grabsteine von aus dem Mittelalter stammenden Gräbern entdeckt. Auf dem rund 9.000 Quadratmeter großen Gelände sollten Stadtvillen mit unverbaubarem Blick entstehen. Nach dem Fund der Gräber wurde ein Baustopp verhängt und die Steine von Archäologen und zunächst einheimischen Vertretern der jüdischen Gemeinde begutachtet. Da der jüdische Glauben verbietet, dass Gräber auch Jahrhunderte später angetastet werden, wurde die Orthodoxe Rabbinerkonferenz in Deutschland um eine Expertise gebeten.
Quelle: verändert nach wikipedia.de