Handelsschule Olpe, 14:30h
Es war schon wieder passiert. Schon wieder eine 5 und schon wieder in Mathe! Julia packte wortlos ihre Bücher in ihre Tasche. Die letzte Stunde war gerade vorbei und die Schüler drängten sich aus dem Klassenzimmer. Auch Julia stand auf und ging nach vorne. Ihr Lehrer passte sie an der Tür ab. „Ich hoffe, dass war dir eine Warnung, Julia. Bei der nächsten 5 gibt es für dich eine Ehrenrunde. Hast du verstanden?“ Sie sah ihn an. „Ja, ich habe es verstanden. Aber ich glaube, ich kann es halt nicht ändern. Ich konnte noch nie gut rechnen.“ „Man kann alles lernen, wenn man nur will. Das soll ein gut gemeinter Rat sein,“ erwiderte ihr Lehrer. „Ich will es versuchen. Trotzdem ein schönes Wochenende!“ Mit diesen Worten schob sich Julia endlich aus dem Zimmer.
Mit gesenktem Blick ging sie zum Parkplatz und schloss ihr Auto auf. Wenigstens waren ihre Eltern im Moment im Urlaub und würden so von dieser Misere noch nichts erfahren. Es war ihr trotzdem so gar nicht danach, jetzt nach Hause zu fahren. Lieber wollte sie noch etwas spazieren gehen.
Parkplatz an der Listersperrmauer, 15:15h
Julia stieg aus dem Auto. Dieser Ort war einer ihrer Lieblingsplätze. Hier war sie früher oft. Und zwar mit ihrem heißgeliebten Großvater, der letztes Jahr leider gestorben war. Seitdem trug sie auch immer das silberne Armband bei sich, das er ihr zu ihrem 16. Geburtstag geschenkt hatte. Es war so etwas, wie eine Kindheitserinnerung und es gab ihr immer etwas Trost. Zwar war es mittlerweile etwas abgetragen, was für Julia aber keine Rolle spielte.
Ihr Opa hatte beim Bau der Biggetalsperre aktiv mitgearbeitet und kannte sich darum natürlich bestens aus. Auf ihren Spaziergängen hatte er Julia immer viel darüber erzählt. So hatte sie einiges von ihm gelernt. Sie ging ihre Runde.
Plötzlich hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Sie sah sich um. Da erblickte sie Daniel. Er war in der gleichen Klasse wie sie und überaus attraktiv. Nur hatte Julia ihn nur noch nie mit einem anderen Mädchen gesehen. An Bewerberinnen mangelte es ihm weiß Gott nicht. Er machte zwar immer Spaß und war der Klassenkasper, hielt sich die Mädchen aber immer auf Distanz. „Daniel. Was machst du denn hier?“ fragte sie. „Wohl das gleiche, was du auch machst. Ist alles okay? Du siehst so traurig aus.“ Zusammen gingen sie ein Stück, wobei Julia ihn über den Sachverhalt aufklärte. Sie ließen sich am Ufer nieder und redeten sehr lange zusammen. Er wurde ihr mit jeder Minute sympathischer.
Es war schon sehr spät, als er sie zum Parkplatz begleitete. Vorher tauschten sie noch ihre Nummern aus.
Am nächsten Morgen, es war Samstag, stand Julia erst sehr spät auf. Plötzlich bemerkte sie, dass ihr Armband weg war. Sie war sich eigentlich sehr sicher, dass sie es getragen hatte. Hektisch suchte sie überall. Auch in ihren Taschen war nichts. Also musste sie es wohl verloren haben. Was tun? Sie rief erst mal Daniel an. „Dann fahren wir am besten mal an die Lister und suchen. Ich helfe dir dabei,“ schlug er vor.
Eine Stunde später trafen sie sich auf dem Parkplatz. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur ersten Station. „Ich frage mich jedes Mal, wenn ich hier bin, wie die früher eigentlich ganz ohne Computer so eine riesige Mauer haben bauen können. Und noch dazu in dieser Zeit.“ „Wie viele Jahre haben die denn dafür gebraucht?“ fragte Daniel. „Ließ es doch auf der Tafel, dann hast du die Antwort für A“
N51°05. (2xA) 1 (A+2) - - - E07°50. (5-A) (4+A) A.
An der nächsten Station angekommen, beugte Daniel sich neugierig LINKS über das Geländer. „Aber nicht, dass es jetzt da runtergeflogen ist. Dann können wir das vergessen.“ „Quatsch, da war ich ja gar nicht. Und zähl mal die Überläufe bis zur Mitte der Mauer und nimm davon die Quersumme! Das ist dann B.“
N51°05. (B-1) 1 (B/A) - - - E07°50. (A+2) (B-5) (A+5)
„Wirklich viele Höhen und Tiefen gibt es auf dieser Strecke ja nicht. Es ist schon sehr konstant. Julia sah auf den Wegweiser und entschied sich dafür, die erste und letzte Zahl zu addieren und machte daraus das C.
N51°05. (A+2) C B - - - E07°51. A (B-B) (C-1)
Bisher war noch nichts von einem Armband zu sehen gewesen. Julia verlor schon etwas den Mut. Daniel legte seinen Arm um ihre Schulter und meinte, dass wird schon noch werden. Dennoch war Julia auf einmal abgelenkt. Sie sah auf eine Schautafel am Wegesrand. „Wie viele Segelschulen gibt es hier eigentlich?“ Daniel zähle sie durch und nahm diese Zahl als D. Genau so verfuhren sie auch erst mit den Campingplätzen (gleich E) und dann noch mit den Badestellen, aber nur an der Lister (gleich F).
N51°05 (D+F) E (B+2) - - - E07°51. 1 E (A+D)
Nachdem sie immer noch nichts gefunden hatten, blieb Julia am fünften Zaunelement stehen und sah dahin zurück, wo sie eben hergekommen waren. Daniel stellte sich rechts neben sie. „Das ist ja auch ganz schön imposant. So was hat man auch nicht oft gesehen. Er zählte die von hier aus sichtbaren Stützen und machte die Zahl zu G.
N51°05. (G-2) A (D+1) - - - E07°51. 0 D (G-G)
„Das ist aber auch ganz schön arm hier,“ murmelte Julia, als sie auf das Schild sah. „Was ist arm hier?“ wollte Daniel wissen. „Na, hier fahren am Tag ja nur H Busse.“
N51°05. (G-H) H A - - - E07°50 (F+H) D H
„Jetzt sind wir ja fast schon wieder am Parkplatz und wir haben immer noch nichts gefunden.“ Julia war sichtlich enttäuscht. „Dann kann es doch jetzt eigentlich nur noch an der Stelle sein, wo wir gestern Abend gesessen haben. Sehen wir mal da nach.“ Nebenbei bemerkte Daniel noch eine Hausnummer, von der er die erste Zahl zu I machte. Nun ging es an die Stelle, wo sie den gestrigen Abend verbracht hatten. Wird dort das Armband auf sie warten? Ihr werdet es sehen bei:
N51°05. (I+D) (A-F) (G-C) - - - E07°50 (I+H) H (E-B)
Über den weiteren Verlauf des Tages wird hier übrigens höfflich stillgeschwiegen. Nur vielleicht noch soviel: Daniel gibt Julia jetzt Nachhilfe in Mathe.