Das Credo (Nachtcache) Mystery Cache

Es ist stockfinster und stürmt. Regentropfen peitschen Susceptor Lux ins Gesicht. Er ist der letzte lebende Nachfahre des hochmittelalterlichen Adeslgeschlechts derer von Calw. Es donnert und immer wieder wird es für Sekunden taghell. "Nur noch drei Zeilen", denkt er sich und schreibt eifrig weiter. Man kann die Buchstaben in den Pfeilern nur noch erahnen sind sie doch mittlerweile schon über 600 Jahre in Stein gemeißelt.
Eine Horde kräftiger Männer pirscht durch die Wälder Richtung Kloster. Entschlossenheit und der Glaube es heute nacht endgültig zu beenden treibt sie an. Bei jedem Blitz funkeln die Anstecknadeln an ihren Gewändern auf; Zirkel und Winkel umschließen den Buchstaben G. Als Lux gerade die letzen Worte übernimmt kann er die Bedrohung bereits spüren. "... spiritus sancti". Geschafft. Schnell packt er den Aufschrieb in seine Tasche, setzt die durchnässte Kaputze auf und verschwindet im Gehölz. Die Männer sind angekommen, finden aber nur noch Stift und Fackel am nassen Boden. Sie sind zu spät, schon wieder! In diesem Moment schlägt ein Blitz mit überirdischer Gewalt in den Hauptturm ein und sprengt den kompletten Seitenflügel des Klosters und die Apsis. Die herabfallenden Steine erschlagen einige der Verfolger. Der anhaltende Regen spült das Blut in den angrenzenden Fluss. Für kurze Zeit verfärbt sich der fußläufig entfernte Wasserfall tiefrot. Danach Stille.
Der Wind lässt nach und das Gewitter zieht von dannen. Im Morgengrauen finden Mönche unter den Steinen nur noch mysteriöse Anstecknadeln ohne jegliche Hinweise auf deren Besitzer.

Wir schreiben das Jahr 1096. Graf Adalbert der II. von Calw hatte ein halbes Jahr zuvor die Nachricht vom Pontifex Maximus Urban dem II. erhalten, sich am Ersten Kreuzzug zu beteiligen. Er kehrte zwei Monate vor seinem Tod zurück und konnte noch auf dem Sterbebett seinem Sohn Gottfried eine Schriftrolle überreichen, die er bei der Eroberung Jeruslames von seines Sohnes Namensvetter Gottfried von Bouillon erhielt. Über selbige Rolle weiß man bis heute nicht viel. Fakt jedoch ist, dass noch im selben Jahr Gottfried von Bouillon zum "Beschützer des heiligen Grabes" ernannt wurde.
Gottfried von Calw schwor seinem Vater das Geheimnis zu bewahren und innerhalb der Familie weiterzugeben bis zu jenem Tag an dem die Botschaft offenbart werden sollte. So übertrug auch er, bevor er die ewigen Jagdgründe betrat das Wissen in Form der Schriftrolle an seine Tochter Uta von Calw, die man heute noch unter dem Namen Uta von Schauenburg kennt.
Die beim Ersten Kreuzzug erbeuteten Schätze und Reliquien sollten von einem päpstlichen Orden bewahrt werden. So wurde 1118 der Templerorden gegründet. Allerdings fehlte bei den Schätzen eine Reliquie, die geheime Schriftrolle aus Jerusalem. Mittlerweile war dem ersten Großmeister Hugo von Payns klar geworden, dass sein Heerführer Gottfried von Bouillon die Kreuzritter infiltrierte und die geheime Schrift absichtlich in fremde Hände gab. So sandte er ein Dutzend Templer aus um die verlorene Botschaft zurückzuholen.
Uta von Schauenburg spürte die Bedrohung und vernichtete die Rolle, jedoch nicht ohne zuvor die Inschrift in den Mauern des von ihr gegründeten Klosters Allerheiligen zu verewigen. Als die Templer das Kloster erreichten war die Reliquie längst für immer verloren. So wusste lange Zeit niemand, dass die Spur nicht gänzlich erloschen war sondern immernoch über Jahrhunderte in den Mauern des Klosters verweilte.
Am Freitag dem 13. Oktober 1307 wurden auf geheimen Befehl Phillips IV. sämtliche Templer in Frankreich verhaftet. 1312 wurde der Orden für immer aufgelöst und die Güter an die Johanniter übergeben. Zwei Jahre später verbrannte der letzte Großmeister Jacques de Molay auf dem Scheiterhaufen in Paris. Während die tödlichen Flammen ihn umhüllten schwor er zurückzukehren um die Botschaft der letzen Reliquie aufzuspüren und zu vernichten.
So fiel 1470 auf unerklärliche Weise das Kloster Allerheiligen das erst Mal den Flammen zum Opfer. Keine hundert Jahre später brach erneut eine Feuersbrunst aus. 1804 schlug schlussendlich ein Blitz mit solcher Gewalt in die heilige Stätte ein, dass die Inschriften nun wohl endgültig vernichtet sein müssten.
Den Überlieferungen zufolge berichten die letzen Mönche des Klosters allerdings in jener Nacht kurz vor dem Gewitter eine Gestalt mit schwarzem Umhang gen Westen in die Wälder flüchten gesehen zu haben, die sich zuvor verdächtig lange an bestimmten Pfeilern des Klosters auffiehlt um Aufzeichnungen zu machen.