Alte Spinnerei & Weberei Kempten
Als großer Fan von Textilien und deren Herstellung möchte ich Euch mit diesem Geocache eine ganz besondere Kemptener Location näherbringen: die Mechanische Baumwollspinnerei & Weberei Kempten (auch „Rosenau“) , ein historischer, denkmalgeschützter Industriekomplex, der zu beiden Seiten der Iller liegt.
„Weberei und Spinnerei Kempten (5)“ von Alofok - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
Auf dem ehemaligen Fabrikgelände standen ab dem 18. Jahrhundert verschiedene Mühlen, unter anderem Papiermühlen. Zu einer 1795 erworbenen Papiermühle mit Sägewerk im Bereich der späteren Spinnerei und Weberei Kempten kam 1836 eine Weberei mit 44 Webstühlen hinzu. Mit diesem Betrieb gab es in Kempten 1845 bereits fünf Textilmanufakturen. Mit Gründung und Bau der „Mechanischen Baumwoll-Spinn- & Weberei zu Kempten“ im Jahr 1852 beginnt nun auch in Kempten das industrielle Zeitalter. In Hochzeiten der Produktion waren über 1100 Arbeiter, Arbeiterinnen und Angestellte in der Spinnerei tätig, darunter ein Viertel Kinder, vor allem Mädchen zwischen 14 und 21 Jahren. Sie wohnten meist in eigenen, für sie errichteten Siedlungen.
In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde größtenteils auf Rüstungsproduktion umgestellt und Zwangsarbeiter beschäftigt. Ab September 1943 wurde ein KZ-Außenlager des KZ-Dachau in der sogenannten Sheddachhalle eingerichtet. Mit ca. 100 Häftlingen wurde begonnen, die Textilmaschinen abzubauen und in Kellerräumen einzulagern.
Nach dem Krieg wurden in der Halle unter anderem deutschstämmige Flüchtlinge vorübergehend einquartiert.
In den Nachkriegsjahren war die Industrieanlage in so marodem Zustand, dass die Produktion erst 1949 wieder beginnen konnte.
Nachdem jedoch die asiatische Konkurrenz, die deutlich günstiger produzieren und verkaufen konnte, immer stärker wurde, beendete man die Produktion in den Jahren 1991/1992 und stellte wesentliche Teile des Gebäudekomplexes unter Denkmalschutz.
Das sieben- und vierstöckige Produktionsgebäude am Ostufer der Iller wurde inzwischen mustergültig im Sinne des Denkmalschutzes in Luxuswohnungen umgebaut (auch die Rückseite ist sehenswert!).
Das Kraftwerk am Westufer wurde mit modernster Wasserkraft-Technik errichtet und 2010 mit großem Interesse seitens der Kemptener Bevölkerung in Betrieb genommen. Im Jahr 2011 erhielt das architektonisch außergewöhnliche Bauwerk – mit dessen erzeugter Energie rund 3000 Kemptener Haushalte versorgt werden – verdienterweise den „Deutschen Architekturpreis Beton“.
(Quellen: Wikipedia; Artikel „Bewerbung der Stadt Kempten (Allgäu) für das geplante Museum der Bayerischen Geschichte“)
Was allerdings mit der inzwischen leider recht angeschlagenen Sheddachhalle (der momentan unrenovierte Teil gegenüber den Wohnungen) passieren soll, steht wohl noch in den Sternen. Allerdings wurden in den letzten Wochen weite Teile der hinteren Gebäude abgerissen und die restliche Halle schläft gerade, von allen Seiten umzäunt, noch einen Dornröschenschlaf. Eventuell entstehen hier ebenfalls neue Wohn- und Büroräume . Also genießt den Blick auf historisches Gemäuer, solange es noch (wenn auch nicht mehr im Ganzen) da ist!
Da die Sheddachhalle wie gesagt inzwischen sehr baufällig geworden ist, versteht es sich hoffentlich von selbst, dass ihr euch (und eventuellen Anhang) vom Inneren der Halle fernhaltet (Schadstoffe!). Hier gilt die Maxime unserer Elterngenerationen: angeschaut wird mit den Augen, nicht mit den Händen :).
Damit ihr trotzdem möglichst nahe rankommt, liegt der Cache zumindest in Nähe der Halle.
Zum Cache selbst: die Dose liegt an einer strategisch extrem günstigen Stelle (wohlgemerkt NICHT auf der Seite der Baustelle!) - von hier habt Ihr nämlich alle Muggel-Wege perfekt im Blick. Sobald Ihr die Dose gesichtet habt, empfiehlt sich hier das Schuhbinde-Ablenkungsmanöver :). Die Grösse des Verstecks selbst liegt zwischen grösserem Micro und Small.