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Projekt 2015_Die letzte Dose. Mystery Cache

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Team Piranhia: The End

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Hidden : 3/21/2015
Difficulty:
5 out of 5
Terrain:
2 out of 5

Size: Size:   small (small)

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Geocache Description:

Der verschollene Drache.

(Die letzte Dose)

 


 Projekt 2015 ist deaktiviert und nur eine Dose bleibt übrig.

 

Aus 60 Caches lasse ich nur noch den Bonus am Leben. 

Meine Tochter hat die Geschichte zur der Reihe geschrieben. 

 Ich möchte sie in dem Cache erhalten und euch die Möglichkeit geben, sie zu lesen.

 

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Die Dose ist neu und etwas empfindlich. 

 Geht bitte vorsichtig mit ihr um.

Die Dekoration bitte nicht entfernen oder mitnehmen. 

Dankeschön 

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DIE AUFGABE: 

Es ist ein D5 und ich schenke euch nichts!

 Ihr solltet es genau und konzentriert lesen.

 Das wird meine Tochter echt freuen!

 

 

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DIE GESCHICHTE: 

 

„Der verschollener Drache“

Von Jessica Waller

Alle Rechte an der Verbreitung, auch Nachdruck sind vorbehalten.

Der Text ist urheberrechtlich geschützt. 

 

 

 

Das Schiffshorn dröhnt und ich zucke zusammen. Ein Mann der neben mir auf dem Schiffsdeck steht lacht. Kann schon sein, dass das etwas lächerlich ist bei so etwas harmlosen zusammenzuschrecken aber ich bin es einfach nicht gewöhnt, alleine mit einem so großen Schiff zu reisen, denn ich hatte aus meiner Sicht keine andere Wahl. Ich habe keinen anderen Ausweg gesehen um Ruhe von meinem Vater zu bekommen, als von zu Hause abzuhauen. Einen Nichtsnutz, hat er mich genannt, der nie auf eigenen Beinen stehen kann. „Das werden wir ja noch sehen...“, sage ich zu mir selbst während sich ein Sturm über dem Schiff niederlässt „...ich werde allen zeigen was ich drauf habe...“ Das Schiff tanzt auf den sich auftürmenden Wellen, immer wieder brechen sie über dem Schiff zusammen und fluten für eine Zeit lang das Deck. Ich klammere Nord mich an das nasse Geländer, zum reingehen bin ich viel zu sehr in meine eigenen Gedanken versunken. Das Essen von draußen wirbelt umher, Kuckuma heißt es, glaube ich. Auf jeden Fall habe ich diese klebrige und vom Regen aufgeweichte Teigspeise nun in meinem fast schwarzen, kurzen und total durchnässten Haar. Eine weitere riesige Welle stürzt auf das Schiff... und noch eine und noch eine viel größere. Der Sturm wird stärker, nein ein Tsunami baut sich auf. Brausend rollt der Wind in hohen Geschwindigkeiten über die See. Ich kann mich kaum noch festhalten, doch zum reingehen ist es nun zu spät. Wenn ich das noch so rutschige Geländer loslasse werde ich von den starken Wellen in das Meer gezogen. Ich muss durchhalten... sonst habe ich keine Chance. „Mann über Bord! Mann über Bord!“ Leute stürmen panisch auf das Deck. Ein Mädchen, das jünger als ich, also um die dreizehn ist, zwängt sich zum Geländer: „Ikuto! Ikuto, wo bist du?!“ „...Ich, ich kenne diese Stimme, ja diese kommt mir bekannt vor. Auch wenn ich sie kaum durch den brausenden Wind höre, kann ich klar sagen, dass sie von... Moment. Wieso ruft sie meinen Namen? Bin ich etwa... derjenige...?“ Bevor ich den Gedanken zu Ende bringen konnte drückt mich eine weitere Welle Unterwasser. Ich strample um wieder an die Oberfläche zu kommen, doch da bricht schon die nächste über mir zusammen und die Wassermassen drücken mich gewaltsam runter. Schon wieder befinde ich mich einige Meter unter der Wasseroberfläche. Blitze zucken über den bewölkten und düsteren Himmel. Endlich. Eine kleine Möglichkeit nach Hilfe zu rufen. Meine Stimme zittert doch die Worte sind klar zu verstehen: „Hilfe! Hilfe!“ Die Leute auf dem Schiff schauen sich nach mir um, doch entdecken können sie mich nicht. „Hier bin ich! Hier!“ Eine Welle drückt mich einige Meter unter, kurz bevor sie mich hätten sehen können. „Wo ist er? Ich sehe ihn nicht.“ „Hilfe...! Ich, ich bin hier!“ wieder an der Oberfläche schreie ich weiter. Meine Stimme gibt langsam den Geist auf. Ich schlucke immer wieder etwas von dem salzigen Wasser und muss davon husten. „Ich muss durchhalten.“, sage ich zu mir selber um nicht aufzugeben „Wenn ich jetzt aufgebe ist es unmöglich bei diesem Sturm zu überleben... Nein. Ich werde nicht aufgeben. Nichts ist unmöglich.“ Immer noch ankämpfend gegen die haushohen Wellen haben mich die Leute auf dem Schiff entdeckt. Aber... sie reden nur. Überlegen verzweifelt, was sie tun sollen. Ich kann es nicht fassen, bin richtig enttäuscht, nur wenige Meter neben ihnen hängt ein Rettungsring. Nicht mal versteckt, wie kann man so einen knallroten großen Ring bitteschön übersehen? Den mir zuzuwerfen wäre schon mal ein Anfang... aber nein. Nicht mal das können diese unfähigen Leute von der heutigen Zeit. Endlich, das Mädchen hat den Rettungsring entdeckt. Sie greift ihn und holt zum Wurf aus, aber eine Welle spült ihn ihr aus den Händen. Mit mehr Glück als Verstand bekommt sie ihn wieder zu greifen und wirft... daneben. Die Anderen haben jetzt wohl auch bemerkt wozu der Ring gut ist und holen ihn an der Leine wieder zu ihnen um nochmal zu werfen. Meine Kräfte schwinden und so langsam kann ich mich nicht mehr an der Oberfläche halten. „AHHHHHHH!!!“ „I-Ikuto!!“ das Mädchen erkennt meinen Schrei. Etwas Großes hatte mich gerammt. Ich kann es nicht fassen, ein großes Vieh umkreist mich also auch noch?! Ich schaue nach unten um des Tier zu erkennen. „AAAAHHHHH!! HILFT MIR MAL IRGENDWER?!“ Die Menschen auf dem Deck des Schiffes starren mich an. „Jetzt tut doch etwas anstatt nur rumzustehen! Hier ist irgendein gefährliches Vieh im Wasser!!“ Ich weiß nicht wozu ich denen das überhaupt gesagt habe aber es scheint zu helfen. Endlich packen sie den Ring und schmeißen ihn zu mir. Es war gut, dass ich mir vorher die Seele aus dem Leib geschrien hatte. Sie holen mich durch die Leine wieder Richtung Schiff, doch die Leine reist und ich treibe wieder ab. Weg vom Schiff. „...heute ist echt nicht mein Tag...“, ich bin enttäuscht „Aber wenigstens habe ich den Rettungsring“ ich versuche mir wenigstens etwas Hoffnung zu machen. Eine riesige Welle bricht über mir zusammen, ich verliere den Griff am Ring welcher nun davon schwimmt während ich untergehe. Aus Panik mache ich Unterwasser den Mund auf und verliere damit einen Großteil meiner Luft. Ich bin Auge zu Auge mit diesem gigantischen Tier, wenn es überhaupt eins ist. Meine Sicht beginnt zu verschwimmen, ich werde bewusstlos. Das Wesen umkreist mich immer noch, beobachtend wie ich ertrinke. Der Tsunami hatte sich nach einigen Stunden wieder gelegt. Jemand rüttelt mich, ich spüre festen Untergrund unter meinem Rücken. Ich kann die Stimme von einem Mädchen leise hören. Diese ist mir aber unbekannt, ich öffne langsam vier meine Augen. Das grelle Licht der Sonne blendet mich. Eine Gestalt kniet vor mir, ein Engel? Dann muss ich wohl Tot sein, oder? Mein Kopf schmerzt. Ich sehe mich um „...eventuell bin ich ja gar nicht tot...“ sage ich in meinen Gedanken zu mir selbst. Das braunhaarige Mädchen scheint erleichtert darüber zu sein, dass ich wach bin. „Hey, mein Name ist Sizu.“ „... das ist ein schöner Name. Ich bin Ikuto.“ Ich weiß zwar nicht wo ich bin, aber dass es hier so nette Leute gibt erleichtert mich schon um einiges. Sizu lacht: „Ikuto, du scheinst ein ziemlich großer Magnet zu sein.“ Was? Magnet? Für was? Ich schaue mich um, ich sehe nur das nun ruhige blau schimmernde Meer in dem sich sowohl Wolken als auch die langsam untergehende Sonne spiegeln und den schönen sandigen hellen Strand auf dem vereinzelt ein paar Muscheln und etwas Seetang herumliegt. Nichts; also drehe mich um... und werde kreidebleich. Mein Mund steht sperrangelweit offen. Hinter mir befand sich die ganze Zeit eine Kreatur die Ähnlichkeiten mit Schatten den ich im Wasser gesehen hatte hat. Es hatte mich zwar nicht entdeckt, scheint sich aber aus einem mir unbekannten Grund genau neben mich gelegt zu haben. Ich sehe genau wie sich der Brustkorb bei jedem tiefen und ruhigem Atemzug hebt und wieder senkt. Die Bronzefarbenen Schuppen werden zum Bauch hin schwarz und zur Rückenmitte hin grün. An jedem der vier Füße befinden sich drei Zehen mit großen und sicherlich sehr scharfen Krallen. Das einzig anormale... als ob diese Kreatur normal wäre... na ja, um es kurz zu beschreiben... das Ding hat zwei Köpfe. Auf jeder Schnauze ragt ein Horn von gut zehn bis dreizehn Zentimetern hervor. Ich fühle mich wie gelähmt, da ich neben dieser Kreatur sitze die schon im liegen fast so groß ist wie ich im sitzen. „HEEEYYY! Tonka!“ das Wesen öffnet seine fast schon leuchtend orangen Augen und schaut zu der lächelnden Sizu. Ist sie verrückt? Einfach mal so die Aufmerksamkeit eines solchen Monsters auf sich zu ziehen, ja das ist verrückt. Ich halte es nicht mehr aus, ich rappel mich auf und schnappe mir etwas von dem Treibholz das im Wasser schaukelt. Ich renne auf das offene Meer zu und benutze das Holz als Floß. Verwundert schaut das Mädchen zu der Kreatur die sich in der Zwischenzeit Swings ähnlich hingelegt hat: „Ikuto...“ Die Kreatur schüttelt den Kopf: „Lass ihn. Wenn er es so will“ „A-aber Tonka...“ „Auf wiedersehen Ikuto“ Sizu ist still und beide beobachten wie ich immer weiter auf das offene Meer paddel. Das Ganze ist mir einfach zu viel, zuerst der Sturm und dann das! „Ist es wirklich in Ordnung ihm nichts zu sagen?“, meldet sich plötzlich das Mädchen. Die Gestalt nickt: „Es ist besser, er findet es selbst heraus, oder?“ Äh? Was ist jetzt los? Mein Floß wird in eine andere Richtung gezogen... ich drehe mich um, da ich die ganze Zeit zu der Insel, auf der ich gelandet war, geschaut habe. „Was ist das!? AHHHH!!“ ich werde im Kreise geschleudert. „Tja die Insel ist von Wasserstrudeln umgeben. Es ist unmöglich von hier weg zu kommen...“ die Kreatur sagt dies in einem Ton als wäre das selbstverständlich. Ich werde wieder zur Insel gespült. Kreidebleich liege ich mit Muscheln übersät da. „Ist alles in Ordnung Ikuto?“ „Mir ist schlecht von der Wirbelei...“ mein Gesicht ist immer noch blass. Die Kreatur kommt zu mir: „Jetzt solltest du es verstehen. Du kannst nicht von der Insel wegkommen. Egal wie sehr du es auch versuchst, es ist unmöglich.“ „U-unmöglich...?“ ich hasse dieses Wort. Es erinnert mich an die Situation mit meinem Vater. Ich sammle mich wieder und stehe auf, Blick zum Meer gerichtet. „Hey warte, Ikuto. Was machst du da?“ „Ich versuche es nochmal.“ Ich werde nicht aufgeben. Wieder werde ich vom Strudel erfasst und zurück an den Strand der Insel geschleudert. „Sagte ich nicht es sei unmög-...“ „Sag nicht es ist unmöglich!!!“ ich acht versuche es nochmal, nochmal und nochmal. Wenn ich nicht von dem einen Strudel erwischt werde dann von einem anderen. Na ja, jedenfalls lande ich immer und immer wieder am selben Strand vor Sizu und diesem Vieh. „Hey Ikuto, es ist besser, du gibst auf.“ „Nein, ich bin völlig in Ordnung.“ „Sizu hat Recht. Wenn du so weiter machst, wird es nicht bei ein paar Wunden bleiben.“ Selbst dieses große Ding macht sich Sorgen um mich. „He, he, he. Sehe ich etwa aus wie einer, der von ein paar Wellen geschlagen wird?“ beide nicken, das muntert nicht gerade auf. „Trotz der Fehlschläge ist für einen Menschen nichts unmöglich. Das war Großvaters Motto!“ Ich renne wieder mit einem Floß ins Wasser da ich mir gemerkt hatte, wie sich die Strudel drehen und habe einen schmalen Zwischenraum in der Mitte ausmachen können. Wenn ich da durch komme bin ich endlich weg von dieser Insel. Energiegeladen paddel ich hinaus. „Seine Einstellung hat sich gänzlich geändert, nicht wahr?“ Sizu nickt: „Aber irgendwie mag ich seine `Niemals aufgeben´ Einstellung“ ich habe ein ungutes Gefühl, je näher ich den beiden Strudeln komme desto größer ist es. Plötzlich bemerke ich einen Schatten im Wasser. Er ist so groß wie ein ausgewachsener Killerwal. Jetzt ja keine Pa-PANIK! Das Wal große blau-lila schimmernde Monstrum macht einen Satz aus dem Wasser und springt zwischen mir und den Strudeln ins Wasser. „Verdammt, versucht er mich etwa aufzuhalten? Wieder und wieder, immer kommt was dazwischen. Egal was ich mache irgendwas behindert mich immer.“ Das Monstrum umkreist mein Floß damit ich nicht näher an die Lücke zwischen den Strudeln komme. „DAS KOTZT MICH AN!!“, schreie ich die Kreatur an. Ich stehe auf, ein Paddel von den zwei in einer Hand „Ich möchte nicht mehr herumgeschubst werden!“ ich hole aus und werfe voller Wut das Paddel in Richtung des an der Oberfläche schwimmenden Echsenwesens. Ich kann es nicht glauben, ich habe es am Kopf getroffen. Das Wesen hält sich den Kopf, es sieht aus als wäre es den Tränen nahe. „Ich...ich habe ihn getroffen...“ ich bekomme Angst, was wird gleich passieren? Der Blick des Wesens ändert sich, er ist jetzt wütend, verdammt wütend. Es beginnt mich mit aufgerissenem Maul zu verfolgen. „Es tut mir leid! Ich wollte dich nicht treffen!“ ich paddel wie verrückt um von ihm weg zu kommen. Das Wesen kommt näher und ich bekomme noch mehr Panik. Sizu und das zweiköpfige Monster schauen nur zu und reden über die Situation in der ich stecke. Beide scheinen sich nicht gerade sorgen um mich zu machen, das sehe ich an ihren Gesichtern. Sehen die nicht, dass mich dieses Ding fressen will? Sizu beobachtet aufmerksam das Wesen hinter mir, auf mich wirft eigentlich nur das zweiköpfige Wesen seinen Blick, abgesehen von dem total wütenden Ding hinter mir. Ich gewinne Abstand, ich paddel noch hektischer als zuvor. Lege keine noch so kleine Pause ein. „Ich muss zugeben, dass er ziemlich mutig ist sich so oft da raus zu wagen, das zeigt aber auch gleichzeitig seine Dummheit. Aus Panik bin ich zurück zum Ufer gepaddelt. Das Wesen Grad lauert nun im seichten Wasser. Sizu starrt mich wütend an. „Was ist?“ frage ich sie. „Entschuldige dich gefälligst bei Sashimi.“ Sashimi? Wer soll das sein? Doch nicht etwa dieses Ding, dass mich die ganze Zeit verfolgt hat, oder? „Los entschuldige dich bei ihr. Sie wollte dich nur beschützen.“ „B-beschützen? Vor was bitte schön? Auf das offene Meer zu kommen? ...Äh...S-Sizu? Dein Blick macht mir etwas Angst...“ eine Art Aura umgibt sie... das kann nichts Gutes bedeuten. Okay... nach einigen Minuten hatte ich mich dazu überreden lassen mich doch noch zu entschuldigen. Gegen Argumente wie `...sonst sorge ich dafür, dass du die nächsten Tage nicht mehr laufen, noch dich bewegen kannst´ machen einem schon Angst... zudem habe ich von Sizu eine runter geschlagen bekommen. Ich hoffe die Stimmung zwischen ihr und mir bessert sich im Laufe der nächsten Tage, denn wie es aussieht komme ich hier wirklich nicht mehr weg. Nun sitze ich am Felsvorsprung der im Südwesten der Insel liegt und starre auf das Wasser. Die ersten Sterne funkeln am Himmel, die Grillen zirpen und das Leben auf der Insel wird ruhiger. Ich habe gesagt bekommen, dass ich mit Sizu zusammen in einem Haus wohnen soll. Alleine. Das ganze wird sicherlich immer schlimmer und schlimmer. Ich höre Geräusche aus dem Haus hinter mir. Das ist sicher dieses Wesen Ton...ähm Tonka war der Name. Die Tür geht auf und Sizu schau zu mir: „Es wird jetzt Zeit schlafen zu gehen...“ ich nicke und gehe ins Haus. Sie scheint sich wohl etwas beruhigt zu haben. Aber ich hoffe, dass kein Junge jemals so einen Blick abbekommen wird, wie ich einen von Sizu am Strand bekommen habe. Ich kann nicht schlafen, bin immer noch hell wach. Ich liege in dem Bett das Sizu mir bereitgestellt hat und schaue aus dem Fenster auf den Sternenhimmel. Das wird wohl für die nächste Zeit mein Zuhause sein... ich drehe mich leise zu Sizu. Die Betten stehen in ein und demselben Raum, ihre Haare sind noch nass, da sie mich zuvor mit zu einem Entspannungsbad bei einer heißen Quelle mitgenommen hat. Nun auf dem Rücken liegend beobachte ich die hölzerne Zimmerdecke. Die Erinnerungen von dem Sturm, dem Leben das ich vor dieser Insel hatte... alles kommt wieder hoch. Die Enttäuschungen durch meinen Vater, das tägliche Training mit meinem Onkel... Training? Stimmt, das könnte ich hier auch machen. Schwertkampf kann man ja auch gut mit Stöcken üben. „Ich finde das sehr mutig von dir...“ es ist Sizu’s Stimme. Ich drehe meinen Kopf zu ihr. „Hmm? Oh... habe ich dich geweckt?“ Sizu schüttelt den Kopf, in ihren azurblauen Augen spiegelt sich der Nachthimmel der vom Fenster aus zu sehen ist. „Du bist von Zuhause abgehauen um deinen eigenen Weg in Freiheit zu gehen, das ist sehr mutig.“ sie lächelt mich bei diesen Worten an. Ich lächle zurück: „Ja und nein... aber ein Neuanfang ist in diesem Fall das Beste gewesen.“ Noch ein paar Stunden bis zum Sonnenaufgang. Ich habe mir vorgenommen etwas an meinen Schwertkampfkünsten zu arbeiten. Tonka hilft mir dabei indem er Angriffe vortäuscht. Ich habe mich etwas daran gewöhnt, nicht gerade viel, aber sagen wir mal ich akzeptiere die Anwesenheit einer solchen Kreatur als einen Mitbewohner. Tonka meinte, dass Sizu ihn als ein Familienmitglied sieht und es darum so wenige Spannungen wie möglich geben sollte. Ein Knall unterbricht die morgendliche Stimmung. Aus Unaufmerksamkeit bekomme ich eine Kopfnuss ab und lande mit dröhnendem Kopf im Hühnerstall von Sizu. „Was war das?“, frage ich verwirrt. Es scheint etwas Ernstes zu sein, da mir mein neuer Mitbewohner nicht gleich antwortet und seinen Blick in der Richtung des Knalls schweifen lässt. „Tonka?“ „...bleib bei Sizu und erzähl ihr nichts von dem Knall.“ Ich kann nicht glauben welch große Unsicherheit ich gerade in seiner Stimme gehört habe. „A-aber...“ „Nichts aber. Du wirst Sizu NICHTS erzählen. Verstanden?“ er meint es ernst, ich nicke nur. Ich sehe wie er in die Richtung des östlichen Waldes läuft. Soweit ich gehört habe soll dieser Teil der gefährlichste Bereich der ganzen Insel sein. Ich fühle mich unwohl bei dem Gedanken Sizu anlügen zu müssen, gerade jetzt, wo wir uns wieder einigermaßen gut verstehen. Ich gehe ins Haus und bereite das Frühstück vor. Selbst nach Sonnenaufgang ist Tonka immer noch nicht wieder da, ich sehe welche Sorgen sich Sizu um ihn macht. Ich darf es eins ihr nicht sagen, aber sie so zu sehen, das möchte ich auch nicht. „S-Sizu... ich... ich muss dir etwas sagen...“ jetzt schaut sie mich so hilflos an. „Ich... ich weiß wo... Tonka ist...“ „Wirklich?“ in ihrer Stimme ist Erleichterung zu hören. „A-aber ich weiß nicht ob ich es dir sagen sollte... er meinte, dass ich es dir auf gar keinen Fall erzä-“ sie ist raus gerannt. Wahrscheinlich ist etwas wie das schon mal passiert und sie weiß wo er steckt. Wir rennen in die Richtung in die Tonka verschwunden ist. Ich frage was eigentlich so gefährlich an dem Teil der Insel ist. Fleischfressende Pflanzen, aggressive Waldbewohner und den ein Lord, der schnell seine Langeweile in Kämpfen auslässt, die nicht gerade Harmlos enden. „Und wie sieht dieser Lord aus?“ „Nun ja... Benshiama... er hmm... er... ich weiß nicht wie ich ihn dir beschreiben soll.“ Ist das ihr Ernst? Ist auch egal, wir müssen Tonka finden bevor er von Benshiama gefunden wird. Sizu ist unglaublich schnell, ich kann kaum mit ihr mithalten. Nach einer Weile der Schock, ein Aufschrei, der nicht gerade gut klingt. Tonka? Oder ist das dieser Benshiama gewesen? Ich weiß es nicht. Sizu wird schneller, ich gehe davon aus, dass es Tonka war. Die Pflanzen drehen sich nach uns um, als wir an ihnen vorbei rennen, immer wieder sehen wir umgeknickte Sträucher und Kratzspuren an den Bäumen. Die sonst so aggressiven Bewohner dieses Waldes fliehen in Angst, es muss also ein Kampf zwischen dem Lord und einem Herausforderer stattfinden. Ich hoffe, dass es nicht Tonka ist. Nein, wir hoffen es... Wieder ein Aufschrei in Schmerzen... ein kurzer Blick zu Sizu sagt mir, dass es unschön wird wenn wir uns nicht beeilen. Ich renne schneller, als wäre etwas hinter mir her, einfach nur in die Richtung der Schreie. Immer schneller und schneller, ich stolpere fast bei jedem Schritt auf dem unebenen Boden, aber stürzen werde ich nicht. Die Zerstörung wird größer je näher ich dem Ort des Duells komme. Kurz bevor ich an dem Platz ankomme rammt mich etwas vielleicht um zwanzig Zentimeter größeres als ich es selber bin. Tonka kann es nicht sein, er hätte mich zerquetscht wenn er auf mir gelandet wäre. Ich schüttle meinen Kopf um wieder klar sehen zu können und bemerke, dass ein Mann auf mir liegt. In seinem verstrubbelten gräulich braunen Haar kann ich Blut erkennen. Den Zustand seines Gesichts kann ich nicht sehen da er mit dem Rücken zu mir gelandet ist. Aber der schwarze Mantel, oder eher, das was davon übrig ist, ist in keinen guten Zustand, sicher würde er wenn er laufen knapp den Boden streifen, aber darüber sollte ich mir jetzt nicht Gedanken machen. Überall Blut, an Kleidung und Körper... und jetzt auch an mir. Ich kann sehen wie Tonka auf mich zu kommt, der Hass und die Wut spiegeln sich in seinen Augen. Sizu kommt nun auch zu uns, schockiert über das was sie sieht. Ich versuche aufzustehen, doch der Mann der wahrscheinlich bewusstlos geworden ist, ist zu schwer um ihn einfach von mir runter zu schieben. Ich mache auf mich aufmerksam, damit mir jemand hilft, aber keiner von beiden kommt auch nur einen Schritt näher zu mir. „Was ist los mit euch? Helft mir doch, ich komm nicht alleine hoch mit IHM auf mir drauf...“ immer noch starren mich beide nur an. Dann endlich, Sizu meldet sich zu Wort: „I-Ikuto... du hast den...“ ich weiß jetzt was sie meint und das sieht man mir an meinem Blick an. „äh... he, he, he...“ ich versuche den Lord des Ostens vorsichtig von mir runter zu bekommen, aber wie vorher schaffe ich es nicht alleine. Der Versuch ruhig zu bleiben klappt nicht ganz, wenn man ständig von dem Gedanken abgelenkt wird, dass man einen höchst angriffslustigen und starken Lord auf seinem Brustkorb liegen hat der jeden Moment aufwachen kann. Ein kleiner Junge kommt gut gelaunt aus dem Dorf gelaufen, den Fakt ignorierend, dass die Umgebung zerstört ist. Er sagt sarkastisch: „Du scheinst in einer sehr ungünstigen Situation zu stecken,“ hat der vielleicht Nerven... mir zum Überfluss so ein dummes Kommentar aufs Gesicht zu drücken, aber ich antworte lieber nicht, da ich kein Risiko eingehen möchte den Lord damit aus seiner Bewusstlosigkeit aufzuwecken. Die Hand von Benshiama zuckt; ich versuche mich so wenig wie möglich zu bewegen. Ich werde blass, er wird gleich zu sich kommen... wie wird er reagieren? Auf jeden Fall scheint es so als ob sich Tonka beruhigt hat, der Hass und die Wut sind aus seinen Augen verschwunden. Ich fühle mich immer unwohler, besonders da ich weiß, dass wenn sich nicht einmal Tonka nach dem Kampf mit dem Lord mehr zu ihm hin wagt, hat es einen Grund den man nicht einfach auf die leichte Schulter nehmen sollte. Benshiama bewegt sich nun etwas mehr, er ist verkrampft. Auch die Bewohner dieses Teils der Insel kommen nun und versammeln sich um mich, Sizu, Tonka, dem außergewöhnlich gut gelaunten kleinen Jungen und ihren Lord. „Du hättest nicht neun so übertreiben sollen. Tonka.“, meldet sich der Junge plötzlich „Jetzt ist er für eine Weile kampfunfähig. Das bringst du wieder in Ordnung Tonka, verstanden?“ Tonka nickt, auch wenn man ihm ansieht, dass es ihm nicht gerade gefällt. „H-heißt das, dass er jetzt ungefährlich ist?“, fragt Sizu. „Je nach dem... er kann sich immer noch gegen uns aufstellen. Passt also gut auf wenn ihr ihn verpflegt.“ Ich kann das nicht glauben: „Was?! W-wieso wir?“ platzt es aus mir heraus. Genau in diesem Moment reist der Lord des Ostens seine Augen auf als hätte ihn irgendwas gestochen. Ich schrecke etwas zusammen, aber... er reagiert nicht gerade viel, was mich sehr verwundert. Sind die Verletzungen etwa so schlimm? Ich wage es wieder mich nicht zu bewegen, immer noch blass wie ein Blatt Papier. Endlich setzt sich Benshiama in Bewegung und geht von mir runter. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ frage ich sehr leise, aber er scheint es gehört zu haben und nickt ein kleines bisschen. Ich setzte mich langsam auf, nun neben dem Lord, kann ich sein Gesicht sehen, oder das, was er davon zeigt. Er trägt eine bräunlich-grüne Maske die eigentlich nur sein linkes Auge mit ein bisschen Haut von der Augenbraue und oberen Backenbereich zum Nasenbein offenbart. An Stelle des Loches bei dem man mit dem rechten Auge durchsehen würde, befindet sich ein robuster Metallaufsatz der die ganze Lücke mit Einbuchtung überdeckt, dass eine fast ganz ebene Fläche entsteht. Die Maske ist Blutverschmiert und auch die Hautstelle die die Maske offenbart ist blutig. Seine Augen, oder eher sein linkes Auge ist geschlossen, das rechte kann man ja nicht sehen. Benshiama fängt an zu lachen: „Da hast du mich ganz schön fertig gemacht, hm?“ er... er ist gar nicht wütend auf Tonka? Die Insel und ihre Bewohner werden, je länger ich hier, bin immer seltsamer. Der Lord renkt sich seine rechte Schulter mit einer schnellen Bewegung wieder ein und versucht wieder auf die Beine zu kommen. Ich stehe langsam auf, meinen Blick nicht vom Lord weichend. „Wie wäre es mit etwas Hilfe?“ frage ich und strecke ihm meine Hand entgegen. Ich warte auf eine Reaktion, dass er meine Hand nimmt und es nochmal versucht, oder wenigstens nein sagt. Nichts. Er starrt nur auf meine Hand als wäre sie etwas, was er noch nie zuvor gesehen hätte. Ich sehe durch die Maske wie er seinen Mundwinkel nach oben zieht: „Mutig, mutig... du bist der Erste der sich traut, jemanden wie mir Hilfe anzubieten.“ Er greift meine Hand und zieht sich hoch. Ich fühle mich irgendwie gut, dass ich ihm geholfen habe und ich bemerke, dass ich ihn hätte einfach wie einen Menschen wie Sizu sehen sollen und nicht wie jemanden der einen gleich angreift weil man ihm Hilfe anbietet. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur daran, dass er mich irgendwie mit diesem Satz gelobt hat, dass ich mutig bin. Als wir wieder zurück bei Sizu’s Haus sind, ich musste den Lord beim Laufen stützen, bemerke ich den Fakt, dass ich noch gar nicht weiß wo ich überhaupt bin. „Hey Sizu... mir ist aufgefallen, dass Punkt ich von niemanden bisher informiert worden bin, wo ich mich hier überhaupt befinde.“ Wehe sie sagt jetzt `auf einer Insel´. Sie überlegt einen Moment und erklärt mir das ganze System der Insel: „Nun ja... du bist auf einer Insel...“ wow, sie hat es so gesagt wie ich es nicht haben wollte. „...die in insgesamt fünf Bereiche eingeteilt ist. In den Norden, Süden, Westen, Osten und den Berg in der Mitte der Insel. Jeder Bereich wird von einem Lord bewacht und beschützt. Benshiama, den Lord des Ostens, kennst du ja jetzt schon. Genauso wie Sashimi, sie ist der Lord des Meeres um die Bewohner vor den Strudeln zu beschützen. Der Berg wird von keinem Lord beschützt, glaube ich. Es gibt auch noch eine Legende von einem weisen sechsten Lord, glaube ich... Ach ja, bevor ich es vergesse, die Insel heißt `Pulau´.“ Die letzte Information hätte mir zwar auch gereicht aber ich bedanke mich lieber dafür, bevor es wieder Stress gibt. Ich informiere mich noch die nächste viertel Stunde über die Insel und deren Lords, während wir dafür sorgen, dass es Benshiama gemütlich hat. Es kommt sicher nicht alle Tage vor, dass ein Lord bei einem Zuhause ist. „...und der Lord des Nordens, Teirgra, ist der Stärkste von den fünf.“ Sizu weiß ganz schön viel über die Insel, aber sie ist hier ja sicherlich auch aufgewachsen. Es ist jetzt ca. elf Uhr, eine Problemzeit wenn Besuch da ist, finde ich. Sizu hat nämlich die... dumm würde ich es jetzt nicht nennen... die spezielle Angewohnheit genau um diese Uhrzeit mit allen, um natürlich keinen auszuschließen, ein Bad in der heißen Quelle zu nehmen. Jeder Junge in meinem Alter würde sicher vor Freude in die Luft springen, dass er so eine Chance bekommt mit einem Mädchen in derselben `Wanne´ zu sitzen. Diese Wannen sind hier ziemlich groß, um das mal klarzustellen. Aber jetzt zurück zum Thema... ich wäre sicherlich auch froh, keine Ahnung, wenn es nicht so wäre, dass Tonka die Riesenechse und heute auch noch Benshiama mit im Becken wären. Der einzige Punkt der nicht so schlimm ist, ist, dass ich vielleicht einen Blick auf das Gesicht des Lords erhasche. „Los, kommt alle mit! Es ist elf Uhr“ ruft Sizu fröhlich aus dem Nebenraum. Ich fasse mich kurz. Hilfe... Nach ein und halb Stunden im heißen Wasser bin ich erleichtert wieder raus zu sein. Das war wirklich sehr unangenehm, da ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, dass mich der Lord nicht aus den Augen lässt. Uah...der Gedanke ist gruselig, wenn ich mir vorstelle warum er das vielleicht gemacht hat. Ich bin mir nicht sicher ob er mich beobachtet hat aber wenn... ist das sehr gruselig. Ich und Sizu sind jetzt auf den Weg zum Feuerholz sammeln im vier Wald, während Tonka auf den Lord Zuhause aufpasst. „Er ist wirklich ziemlich nett wenn man ihn näher kennenlernt...“ „Da hast du recht Ikuto“ die Vögel zwitschern und das Leben im Dorf geht seinen normalen Weg. Keiner scheint wirklich den Kampf mitbekommen zu haben. Wir werden fröhlich gegrüßt und die Freunde von Sizu schließen sich uns an. Wir sind jetzt zu viert, Anne und Rita, die Tempelschwestern sind jetzt bei uns. Ja, die beiden leben in einem umgebauten Tempel und sollen angeblich von Tempelwächtern abstammen die früher auf der ganzen Insel gelebt haben sollen. Rita ist die ältere, obwohl Anne größer als sie ist. Um genau zu sagen ist die Größe, abgesehen von der Farbe der Haarbänder, vom Aussehen her der einzige Unterschied. Auch die beiden haben so eine Riesenechse bei sich zu Hause wohnen. Na ja eigentlich zwei, es sind noch ganz kleine Zwillinge. Aber so wie Anne von denen erzählt, müssen die beiden ziemliche Raufbolde sein. Nach einer Weile die wir mit Holz sammeln verbracht haben kommen uns wiederum zwei entgegen. Ein Junge, vielleicht so um die neun Jahre und ein Mädchen ca. um die sechzehn. „Hi Klara und Tim!“, grüßt Rita die beiden. Ich dachte zuerst, dass Klara und Tim Geschwister sind, aber es sind Nachbarn. Sizu freut sich: „Ich finde das toll, dass du dich immer so gut um Tim kümmerst. Zwischen euch beiden ist echt ein starkes Band.“ Beide werden rot und bedanken sich bei Sizu. Nach einem kurzen Gespräch fällt Anne auf, dass wir ziemlich viel Holz gesammelt haben. „Was macht ihr denn mit so viel Holz? Das reicht doch locker für ein und halb Wochen. Seid ihr etwa zu faul so oft zu laufen um welches zu sammeln?“ ich versuche die Situation zu erklären: „Nein, wir haben gerade Besuch, dass heißt das Holz muss für vier Personen reichen. Zudem wissen wir nicht wie lange der Lord des Ostens bleibt.“„Der östliche Lord ist bei euch Zuhause?!“ äh... ich habe Sizu’s Freunde schockiert... Moment... sagte Rita gerade... nein da muss ich mich verhört haben. Tonka kommt mit dem Lord auf dem Rücken zu uns, da dieser noch Probleme beim Laufen hat „Das ist absolut unmöglich!!“, sagt Tim laut. Tonka meint genervt: „Er hat die ganze Zeit keine Ruhe gegeben... also habe ich ihn, so wie er es wollte, zu dir gebracht.“ Sein Blick trifft mich. „Zu m-mir?“ ich weiß nicht was ich wirklich sagen soll, der Lord wollte zu mir. Ich habe wieder ein schlechtes Gefühl, was das angeht. Höchstwahrscheinlich hatte er mich also auch ab elf Uhr beobachtet... irgendwas hat das zu bedeuten, doch meine Idee, was diese Bedeutung sein könnte, gefällt mir nicht. „...wie bin ich nur in diese Situation gekommen...?“ fragte ich mich in Gedanken selber. Ich weiß weder wie ich hier in den östlichen Wald gekommen bin, noch wieso ich hier alleine mit Benshiama sitze. „Was ist hier los?“ man hört, dass ich die Situation nicht mag. Endlich, eine Erklärung von Benshiama: „Ich drei habe auf diesen Moment gewartet, in dem wir unter vier Augen sprechen können. Denn das, was ich dir jetzt sage, darfst du niemals jemanden erzählen. Weder hier noch woanders. Sieh es als eine Art Test der den Verlauf deines Lebens bestimmen kann.“ Ich stehe wortlos auf, durch den Blick den ich dem Lord zuwerfe ist alles gesagt, doch ich antworte um alle Missverständnisse zu beseitigen „Ich gehe, ich möchte mich nicht für ewig an so etwas binden.“ „...dein Testergebnis unterscheidet sich sehr von denen der anderen...“ der Lord grinst unter seiner Maske bei diesen Worten. „Das war ein Test?“ Er lächelt mich an. „Warne Sizu und ihre Freunde vor dem Jahressturm der in den nächsten Stunden kommen wird...“ ich bleibe stehen, nicke ohne auch nur einen Blick zu ihm zurück zu werfen und gehe. Auf den Weg zurück zu Sizu sehe ich wie sich die Wolken sammeln und der Himmel grau wird. Es beginnt zu Regnen. Frösche springen umher und quaken fröhlich ihre Gespräche und Lieder. Ich beeile mich um nicht klatsch nass zu werden und renne durch das Dorf zum südwestlichen Felsvorsprung an dem mein neues Zuhause steht. Trotzdem schaffe ich es jeden der mir entgegen kommt zu grüßen. Tonka wartet vor dem Haus auf mich. Er scheint froh darüber zu sein, dass der Lord wieder weg ist. Um es genau zu sagen, ich bin das auch. Der heutige Tag ist schon fast um, da wir heute viel erledigt hatten. Jetzt müssen wir nur noch den anderen helfen, ihre Häuser wirklich Sturmfest zu machen, solange es nur regnet. Ich trainiere dieses mal alleine, da Sizu und Tonka beim Hausbau helfen. Auch wenn der Sturm schon etwas länger her ist, gibt es immer noch Schäden die repariert werden müssen. Ich halte mich bei Reparaturen immer etwas zurück, da ich handwerklich eher unbegabt bin. Deshalb habe ich mich freiwillig beim Haushalt gemeldet. Es war nicht gerade so viel und jetzt habe ich etwas Freizeit. Ich weiß, dass das nicht gerade nett ist jetzt nicht den anderen zu helfen, aber das Training muss auch sein, da das die einzige Möglichkeit ist, wie ich mich hier verteidigen könnte. Solche Kämpfe, wie der von Tonka gegen den Lord, werden hier sicherlich keine Seltenheit sein und wenn ich in so einen rein gerate möchte ich nicht gerade gerettet werden. Selbst die Mädchen hier können sich sehr gut verteidigen, also muss ich das als Junge doch schon zweimal können. Die Zeit vergeht wie im Flug, nach einer dreiviertel Stunde mache ich eine kleine Pause und hole Wasser von einer Quelle. Die Rohrsysteme sind hier nicht gerade vollständig, dass heißt, dass wir von Zeit zu Zeit Wasser holen müssen, wie in guten alten Zeiten in denen es noch keine Wasserrohre gab. An der Quelle genieße ich für einen Moment die Geräusche der Natur. Die Menschen in den Städten sollten das auch hin und wieder machen, es wirklich sehr beruhigend. Ich schrecke auf, als ich die Spiegelung im klaren Wasser sehe. Benshiama steht hinter mir, ich sehe durch die Spiegelung wie er mir grinsend an den Hinterkopf starrt. „Lass das! Mach das nicht nochmal! Ich hasse es wenn man sich von hinten an mich heran schleicht um mich zu erschrecken...“ ich bekomme nur eine lachhafte Antwort: „Hey, wolltest, du nicht ein Paar Übungen zur Verteidigung haben? Das war eine...“ „Woher...“ Der östliche Lord grinst nur und kniet sich runter zum Abfangbecken des Wassers von der Quelle, um sich etwas davon zu holen. Die Kinder aus dem Dorf spielen in der Nähe, durch Begleitung eines drachenähnlichen Wesens als Betreuer, mit ihrem Ball. „Vorsicht Ball!“ schreit der Junge zu uns. Sowohl Benshiama als auch ich drehen uns in die Richtung der beiden Kinder und der Lord bekommt den Ball mitten ins Gesicht. Durch den Aufprall des Balls fällt seine Maske vom Gesicht in das Bächlein des Quellwassers und wird weggespült. Der Lord versteckt sein Gesicht „AH! Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung bitte vergeben Sie mir...“, bettelt das Mädchen namens Marion „...ich habe das wirklich nicht gewollt.“ Hmm... er scheint es wirklich nicht zu mögen, anderen sein Gesicht zu zeigen. „Es ist okay... ich vergebe dir. Es gibt also keinen Grund weiterhin so panisch zu sein.“, er sagt die Worte ziemlich gelassen, während er immer noch sein Gesicht im hohen Kragen seines Mantels versteckt. Der östliche Lord ist wirklich um einiges anders als die ganzen Gerüchte behaupten. Anstatt aggressiv und höchst angriffslustig zu sein, ist er eher ruhig und gelassen. Ja, Benshiama ist jemand, der sein Handeln unter Kontrolle hat und weiß wann er wie reagieren sollte um einen anderen nicht schlecht zu machen oder gar zu verletzen. Egal ob mit Taten oder Worten. Höchstwahrscheinlich stimmen die Gerüchte schon, aber gelten nicht für rund um die Uhr. Die meiste Zeit ist er jemand, mit dem man gerne seine Freizeit verbringen kann, selbst wenn das für mich sehr ungewohnt ist, auf jemanden zu stoßen, der so einen Charakter überhaupt besitzt. Noch immer steht der Lord mit dem Gesicht im Kragen seines Mantels da. „Hier...“, ich reiche ihm ein grün-braunes Halstuch und eine Sonnenbrille mit schwarzen Gläsern, durch die man die Augen nicht sieht. Doch wie ich mir eigentlich hätte denken können, kann er damit nichts anfangen. Nachdem ich Benshiama an mir selber gezeigt hatte, wie man die beiden Gegenstände benutzen kann, um sein Gesicht zu verdecken, nahm er sie an sich und machte es mir nach. Die eigentlich zwei nur als Maskenersatz dienende Sonnenbrille-Halstuch-Kombination stand ihm zu meiner Überraschung außergewöhnlich gut. Jetzt können wir die Maske versuchen wiederzufinden. „Ist es nicht eigentlich unmöglich meine Maske wiederzufinden? Ich meine, die Arme der Quelle münden in fast jeden Fluss der Insel...“ ich knurre als Antwort auf diese Aussage. „nichts ist unmöglich, solange man es nicht eindeutig versucht hat. Wir teilen uns auf, damit der Bereich größer ist, den wir schon abgesucht haben.“ Wir teilen uns in drei Gruppen. „Auch wen unsere Chancen nicht gerade groß sind, wir geben erst auf, wenn wir alles versucht haben. Verstanden? Denn wenn wir Glück haben, wird die auch noch so kleine Chance diejenige sein, die uns die Maske finden lässt.“ Wir teilen uns die Insel in ungefähr gleich große Gebiete auf. Ich und Benshiama nehmen uns den östlichen Teil und etwas vom Norden, die älteren Kinder nehmen die andere Hälfte des Nordens und ca. dreiviertel des Westens, die kleineren Kinder und die Betreuer-Echse nehmen den Süden und den kleinen Rest des Westens. Wir starten alle bei der Quelle, die sich auf dem Berg in der Mitte der Insel befindet. Das Lustige an der ganzen Sache ist, das mich immer wieder grinsen lässt, ist, dass niemand Benshiama durch den Maskenersatz erkennt und ihn ganz anders behandelt als sonst. Ich glaube er genießt das etwas, doch wir müssen uns jetzt eher auf die Suche nach der Maske konzentrieren. In dem nördlichen Teil der Insel haben wir nun alle Flüsse, Bäche und die Mündung ins Meer abgesucht. Also kann die Maske hier nicht sein. Wir machen uns auf in den Osten der Insel um dort die Suche fortzusetzen. Die Natur um uns verändert sich mehr und mehr, je näher wir dem Osten kommen. Immer den Fluss entlang, einer auf das Ufer, das andere direkt ins Wasser starrend. Wieder verfolgen uns die Pflanzen mit ihrem Blick, auch wenn sie keine Augen besitzen, fühlt man sich durch sie beobachtet. Den Lord scheint das aber wenig zu stören, da er sich sicherlich in der ganzen Zeit die er hier schon sein musste daran gewöhnt hat. „An diesem Fluss ist sie auch nicht...“ gebe ich kleinlaut von mir. Benshiama nickt, aber ans aufgeben denken wir noch nicht. Plötzlich rennt der Lord los, ich natürlich hinterher. Wir rennen durch den ganzen östlichen Teil der Insel, immer weiter und weiter Richtung Küste. Ich kann mir nicht vorstellen warum er es plötzlich so eilig hat, aber was will man schon machen... dich gegen einen Lord und seine Entscheidung stellen? Nein danke, lieber folge ich ihm und es gibt keinen Stress. Wir sind jetzt am östlichen Vorsprung der direkt in das klare Meer hinausragt. „Da!“ der Lord läuft zur Mündung des Flusses und hebt seine Maske vom Ufer auf. Benshiama nimmt sich die Sonnenbrille-Halstuch-Kombination ab um die Maske wieder aufzusetzen. Die einzige Person, die in einer sicherlich langen Zeit sein Gesicht gesehen hat... bin ich. Ja, ich habe sein Gesicht gesehen und verstehe nun, wieso er es versteckt. Nun völlig erschöpft von dem ganzen rennen setze ich mich unter einen Baum, der am Vorsprung steht. Den Blick zu den vielen weißen Wolken am Himmel gerichtet beobachte ich diesen Moment der Ruhe. Ich genieße die Geräusche der Umgebung. Kein Lärm durch Verkehr oder Baustellen, man hört nur das ungleichmäßige Wellenrauschen, die verschiedenen Vögel zwitschern und trillern, das Plätschern des kalten und klaren Wassers im breiten Fluss und das leise und sanfte Geräusch der grünen Blätter von den großen und alten Bäumen, durch die der Wind streift. Ich löse meinen Blick und schaue zu Benshiama der sich gerade neben mich gesetzt hat, auch er ist etwas erschöpft, aber auch glücklich sein Eigentum wieder zuhaben. Nach ein paar Minuten der Stille platzt es aus mir heraus: „Wieso versteckst du dein Gesicht eigentlich unter der Maske? Es ist nicht gerade hässlich oder so.“ der Lord starrt mich an, zwar nur aus dem Augenwinkel, aber wenn Blicke töten könnten wäre ich jetzt gerade gestorben. Er verweigert die Antwort und steht auf. Habe ich ihn verärgert? Ich hoffe nicht. Wieder zurück im Dorf beginnen wir die Suche nach den Kindern die uns geholfen haben. Die Wege sind ungewöhnlich leer, höchstwahrscheinlich wegen dem Lord. Zudem ist heute Markt, da sollte ich heute ja auch wegen Sizu noch vorbeischauen. Rita kommt uns entgegen, sie hat irgendwas in der Hand und wedelt damit Ost herum: „Ikuto! Ikuto schau mal!“ sie stoppt vor mir und hört auf mit den Gegenstand herum zu wedeln. Es ist ein Rucksack, nein, es ist MEIN Rucksack. „Wo hast du den gefunden?“, frage ich und durchsuche ihn ob noch irgendetwas Nützliches drin ist. Er stinkt nach Öl. „Die Tasche lag unten am Strand.“ Ich bedanke mich und bemerke, dass sogar noch etwas funktionsfähig ist. Ich hole eine Plastiktüte heraus, der Inhalt ist trocken geblieben. Ich komme auf einen Knopf an dem kleinen Gerät, das in der Tüte steckt und Musik ist zu hören. Benshiama zuckt zusammen vor Schreck, ich muss davon lachen und schalte schnell den MP3-Player aus. „Man braucht sich nicht vor Musik erschrecken. Das ist harmlos und tut nicht weh.“ „Das sagt genau der Richtige...“, die Stimme kommt von hinter mir. Ich sehe den Schatten eines drachenähnlichen Wesens, der mir bekannt vor kommt. Ich drehe mich um und Blicke in die rubinroten Augen von Sashimi. R-rote Augen? War sie vielleicht das Wesen das ich während des Sturmes gesehen hatte? „...du zuckst auch bei harmlosen Geräuschen zusammen.“ „Ich war es nicht gewöhnt, okay?“, grummel ich zu ihr. Sie packt mich mit ihrer Schnauze am Kragen und hebt mich wie eine Katze ihr Junges hoch. „AHHH!! Lass mich runter!!“ ich zappel wie verrückt um endlich wieder auf den Boden zu kommen, aber Sashimi lässt mich nicht los. Rita und Benshiama lachen mich aus, da sie meinen, wenn ich nur drei bis vier Meter über den Boden hänge, gleich Panik bekomme. Aber da werde ich sie wohl enttäuschen, weil ich keine Höhenangst habe. Nachdem ich nach ein paar Minuten wieder festen Boden unter den Füßen habe, gehe ich ohne ein weiteres Wort zurück zu Sizu und Tonka. Dort angekommen setze ich mich wortlos auf die hölzerne Terrasse. Ich stecke mir die Kopfhörer von meinen MP3-Player in die Ohren und schließe sie an das Gerät. Die Musik so weit aufgedreht, dass ich selbst nichts hören würde, wenn mich jemand der gerade neben mir steht, anschreit. Ich beginne zu grinsen als ich mir die Situation nochmal im Kopf anschaue, wie der Lord so zusammen geschreckt ist, als die Musik los ging. Ich beobachte die Schatten der Wolken die langsam über den Boden gleiten. Ich frage mich selbst in Gedanken, weshalb Sashimi mich so geärgert hat. Ich hatte mich doch bei ihr entschuldigt, als ich ihr das Paddel auf den Kopf geschmissen habe. Sizu steht hinter mir, doch ich bemerke sie nicht. „Look into my eyes and i see...“, fange ich leise mitzusingen an. Sie spricht mich an, ich bemerke sie nicht: „...what do i see? Nothing at all...“ Sie schreit mich an, ich bemerke sie nicht: „...take another look around me...“ Sie schreit mich noch lauter an, immer noch bemerke ich sie nicht: „...and what do i see? Nothing at all...“ Ich nicke im Takt der lauten Musik mit dem Kopf, Augen geschlossen. Sizu wird rot vor Wut, sie packt und schüttelt mich. Ich schrecke auf, schalte sie Musik aus und nehme die Kopfhörer ab. „Oh... hi Sizu. Ich habe dich gar nicht bemerkt.“, sage ich leise. Sizu schickt mich zum Markt. Ich nehme den längeren Weg um noch etwas Musik zu hören. Meine Schritte versuchen sich der Geschwindigkeit des Schlagzeug - Beats anzupassen. Ich bemühe nicht mitzusingen, da das besonders hier auf der Insel sehr merkwürdig rüberkommen würde. Vielleicht kennen die hier alle gar keine Musik? Na ja, das wäre möglich. Hier gibt es keine Autos, keinen Strom, keine vernünftige Wasserversorgung durch Rohre, selbst normale Sonnenbrillen scheinen hier nicht gerade üblich zu sein. Wenn es dazu dann noch so `moderne Jugendmusik ´ ist, würde es mich nicht verwundern, dass die das hier nicht kennen sollten. Der Boden bebt, doch ich halte es nur für eine Illusion durch den übertrieben hochgedrehten Bass. Die kleinen Steine auf dem Grund hüpfen minimal auf und ab, dir Blätter der Bäume rascheln wie eine Rassel. Ich komme ins Dorf, die Laternen die an den Seilen aufgehängt sind schwingen durch das Beben. Ich nehme die Kopfhörer an und bemerke erst jetzt das Erdbeben. Die Leute null sammeln die Laternen ein bevor diese zu Boden fallen und das Glas auf dem Grund zersplittert. Ich helfe mit und mache mich danach Richtung Markt auf, um das auch noch zu erledigen. Am Dorfplatz ist nichts los, obwohl all die Stände noch stehen. Rauch kommt von einer großen Lichtung im südöstlichen Wald. Große Stichflammen springen förmlich zwischen den Baumkronen umher und die Bäume wackeln. Wenn das so weiter geht, wird noch ein Waldbrand entstehen. „Sind die jetzt völlig durch geknallt?!“, die entsetze Stimme kommt von Benshiama der in Windeseile in diese Richtung rennt. Sollte ich...auch dort hin? Was soll es. Ich renne auch in die Richtung der Lichtung, je näher ich da hin komme, desto stärker sind die Beben und ich werde mir mit jedem Meter den ich zurücklege unsicherer, ob das Ganze eine gute Idee war. Doch ich ignoriere das Gefühl der Unsicherheit und schreite weiter durch den Wald Richtung Südosten. Ich sehe wie die Bäume wackeln und die Bewohner dieses Waldabschnitts flüchten. Das letzte Mal war das bei dem Kampf zwischen Benshiama und Tonka gewe-... Tonka stürmt in diesem Moment wie von der Tarantel gestochen an mir vorbei. Wäre ich nicht auf Seite gesprungen, hätte er mich in seiner Eile nieder getrampelt. Was macht ER denn hier? Egal. Ich renne weiter, und kann nach einer Weile die zwei Köpfe von Tonka wieder sehen. Benshiama und Sizu kann ich auch nach und nach erkennen. Aber als ich dort ankomme ist der östliche Lord verschwunden. Sizu hält mich auf weiter zu rennen: „Wir sollen nicht näher ran... der Lord des Ostens sagt es.“ Welcher Lord denn sonst? Ein älterer Baum knickt ab und fällt in unsere Richtung. Ich schubse Sizu auf Seite, damit sie nicht zerquetscht wird. Er fällt mir einem lauten Krachen zu Boden, die Äste schwingen wie Sprungfedern nach unten und oben. Der Großteil der Blätter löst sich von den Zweigen und segelt nieder. Ich höre Brüllen und Stampfgeräusche. Ich schnappe nach Luft. Was spielt sich hinter dieser Pflanzenfront ab? Hin und wieder sehe ich Benshiama zwischen den Baumkronen umher hüpfen, die Krallen an seinem rechten Arm auf die volle Länge ausgefahren. Immer wieder fliegen Steine... richtig große Felsen umher. Jetzt fliehen auch die letzten Bewohner aus dem Wald. Vögel fliegen davon. Nur wir bleiben und warten gespannt auf das Ergebnis des Geschehens. „Mir reicht es!“, ich renne mit diesen Worten auf die Mauer von Pflanzen zu und zwänge mich durch das Gebüsch. Ich denke mich trifft der Schlag... der östliche Lord versucht alleine drei gegeneinander kämpfende Drachen wieder zur Vernunft zu bringen, damit diese aufhören zu streiten oder eher kämpfen. Auch Sizu traut sich nun eins durch die Naturbarrikade. Auch sie sieht geschockt aus. Die drei kämpfenden Drachen sind wohl die Größten auf der ganzen Insel. Der Boden bebt. Benshiama entdeckt uns gerade, als er versucht nicht selber durch die Drachen herumgeworfen zu werden. Als Tonka seine Köpfe durch das Dickicht steckt, wird mir an seinem Gesichtsausdruck klar, mit wem wir es hier eigentlich zu tun haben. Alle vier Lords der Insel befinden sich hier. Selbst Bären würden neben diesen Drachen wie harmlose Stofftiere aussehen. Ich weiß wirklich nicht, wer mir von denen am meisten Angst einjagt. Der stachelige grüne Drache mit den zwei Ruten, dessen Schuppen wie ein eigener kleiner Wald aussehen glaube ich eher nicht, dass er mir das Gefühl gibt, dass ich am liebsten im Boden versinken möchte. Auch wenn er schon selbst auf allen Vieren so groß ist wie ein aufrecht gestellter Bus. Die goldig gelben Augen weit aufgerissen attackiert dieser den doppelt so langen, wie die Größe des Angreifers, welcher von seinem Aussehen an die Drachen aus dem alten China erinnern. Ein schlanker lang gezogener Körper ohne Flügel und fellartigen Schmuck hinter den Wangenknochen. In rot-bronzenen Farben getaucht und mit goldenen tigerähnlichen Streifen über den ganzen Körper gezogen. Besonders große Augen die wie Bernstein in der Sonne und den Flammen glänzen und mit scharfen Krallen und Zähnen ausgestattet, die so lang wie mein Unterarm sind. Der dritte Drache, der förmlich in den knalligsten Regenbogenfarben und goldenen Highlights auf seinem wellen artigen Farblinien erstrahlt und einen Regenbogen Mondstein, der wie eine gefrorene Seifenblase oder eine weiße Perle mit leichten Regenbogenfarben aussieht, den er in dem Bereich zwischen den Augen hat, rammt die Köpfe der anderen beiden zusammen und schlägt dabei den östlichen Lord einige Meter weit weg. Ich höre in der Ferne ein Krachen und renne dort hin. Bei so einem Schlag muss der östliche Lord verletzt sein. Nach einer gefühlten Ewigkeit der Suche, sehe ich ihn endlich. Er hängt da oben... yeah... in den Lianen eines sehr hohen Baumes und versucht sich aus dem Chaos von den Schlingpflanzen zu befreien. Ich klettere hoch um ihm zu helfen doch es ist nicht so leicht einen so hohen Baum hoch zu klettern. Oben angekommen balanciere ich zu dem Ast an dem die Lianen hängen, in denen sich Benshiama verfangen hat. Mit einer Liane um meine Hüfte als Sicherung, klettere ich an den Lianen näher zum östlichen Lord. Er eins hat sich wirklich sehr in den Kletterpflanzen verfangen, sie umwickeln Arme und Beine aber auch den ganzen Brustkorb und Nacken. Wenn er nicht aufpasst wird er sich an ihnen erwürgen. „Etwas Hilfe gefällig?“, frage ich ihn, da ich nun neben dem Lord hänge. „ja... das wäre nett... sonst dauert das noch ewig.“, bei diesen Worten zerfetzt er eine der größeren Schlingpflanzen die sich um seinen Hals geschlungen hat. So langsam werde ich neugierig: „Was ist überhaupt der Grund für den Kampf?“ „Diese Irren haben sich eingebildet um die `Hand´ von Sashimi kämpfen zu müssen. Höchstwahrscheinlich da sie der einzige weibliche Drache auf der Insel ist der noch lebt.“ „WAS?! Wieso weiß ich nichts davon? Haben die Anderen völlig den Verstand verloren?“, Sashimi, die gerade einen Spaziergang gemacht hat, scheint wirklich mehr als schockiert darüber zu sein. „Sieht wohl ganz danach aus“, die Worte klingen halb abwesend, da Benshiama immer noch die Schlingpflanzen von sich los reißt. Nachdem wir langsam aber erfolgreich fertig geworden sind und der östliche Lord wieder frei ist, klettern wir runter zu Sashimi. Na ja, er springt aus fünfzehn Metern Höhe, während ich hinunter klettere. Wir machen uns schnell auf den Weg zurück zu Sizu und Tonka die ich unverantwortlicher Weise alleine mit den drei riesigen Streithähnen gelassen habe. Dort angekommen hat sich die Situation noch um einiges verschlimmert. Sizu und Tonka bringen sich jetzt in Sicherheit, was in diesem Fall vielleicht wirklich das Beste ist. „Es reicht!“, schreit Sashimi „Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen?!“ Die drei stoppen. Das war einfacher als ich gedacht habe. Sie hat wohl mehr zu sagen als man denkt. Jetzt fühle ich mich schlecht, da ich ihr doch ein Paddel an den Kopf geschmissen hatte, als ich hier angekommen bin. Ratend, was als nächstes passiert, schweife ich etwas in meine Gedanken. Aber ich höre immer noch mit einem Ohr zu. „Dachtet ihr Deppen wirklich, dass ich die ganze Zeit lang alleine war?“, zischt Sashimi sauer „Anders als ihr habe ich schon lange einen Partner. Also warum sollte ich mich für einen von euch Idioten entscheiden?“ die drei Drachen starren sich abwechselnd immer wieder an. Ihnen scheint die Situation etwas unangenehm zu sein. „Kerle... nie werde ich euch richtig verstehen...“ zu dieser Aussage muss ich mir das Grinsen verkneifen. Noch immer kommt keine Antwort von den drei Lords aus dem Westen, Süden und Norden. Ich tippe Sashimi an ihrem rechten Arm an: „Hey... mal eine Frage. Wenn du einen Freund hast... wer ist das dann?“ die Anderen scheinen es auch nicht zu wissen, aber trauen sich nicht zu fragen. „Nun ja... er lässt sich nicht gerade oft blicken. Aber er ist ein sehr netter Kerl im Gegensatz zu bestimmten anderen Leuten. Sein Name ist Scadox.“ Alle schauen sie verwundert an. Was ist so falsch an diesem Namen? Hat Derjenige etwas Schlechtes getan? Ich Grad weiß es nicht, aber ich bleibe lieber still. Einer der Lords: „Yeah... als ob du mit einer Figur aus einer Legende befreundet wärst.“ Legende? Was für eine? Doch bevor ich auch nur fragen kann, wird Sashimi rot vor Wut: „Ach ja?! Nur eine Figur aus einer Legende? Sag mal hältst du mich für verblödet, oder denkst du ich kann den Unterschied zwischen echt und unecht nicht finden?!“ Ich glaube wirklich, dass ich jetzt nichts dazu sagen sollte. Sashimi scheint wirklich sehr wütend zu sein, aber das wäre sicherlich jeder in ihrer Situation. Zuerst wird man als Preis behandelt und dann das Ganze. Da bemerke ich wie Benshiama die Drachendame anschaut, nicht ungläubig sondern eher bewundernd oder erstaunt im positiven Sinne. Er tritt ein paar Schritte näher zu Sashimi, immer noch diesen Blick auf sie gerichtet. „Stimmt etwas nicht Benshiama?“, hisst Sashimi ihn an. Er starrt sie einfach wortlos an. Jetzt werden auch die Anderen auf sein Verhalten aufmerksam. „Du... du kennst Scadox?“, fragt er etwas zögerlich „Ich meine... ähm... in echt.“ Wieso stellt er sich jetzt so schüchtern? Das ist soweit ich das mitbekommen habe nicht gerade seine Art. Jetzt scheint Sashimi diejenige zu sein die verwundert ist. Sie beugt sich runter zu ihm und fragt leise: „Wieso willst du das wissen?“ der Blick der anderen Lords wechselt wieder zu Benshiama. „Ich...“, sein Blick wandert zu den drei anderen Lords „... ach es ist nichts. Ich dachte... na ja ist jetzt auch egal. Ich habe mich sicherlich geirrt.“ Der östliche Lord geht ohne auch nur ein weiteres Wort. Den Blick etwas Richtung Boden gewandt um niemanden anzuschauen. Was ist los mit ihm? Hat er irgendetwas mit diesem Scadox zu tun? Tonka spricht eine meiner Gedanken aus: „Was ist denn jetzt los mit ihm?“ die Anderen zucken mit den Schultern, während sie ihren Kollegen beobachten wie er in den östlichen Wald geht. Nach einer Weile habe ich Benshiama einsam auf einer Lichtung sitzend gefunden. Noch immer ist er still, selbst nachdem ich mich neben ihn gesetzt habe gibt er nicht den leisesten Ton von sich. „Was ist los?“, frage ich nach weiteren Minuten der Stille, doch er zuckt nur mit den Schultern und zeichnet geistesabwesend ein „C“ in den Boden vor sich. Er meidet den Blickkontakt mit mir, aber ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Ich beuge mich etwas vor um sein Gesicht etwas sehen zu können, doch im selben Moment dreht er den Kopf in die andere Richtung weg. „Hey... was ist los? Ich weiß dass etwas nicht stimmt, es gibt also keinen Grund es zu verstecken.“ „Kannst du mich nicht einfach alleine lassen? Du nervst.“ Ich setzte mich direkt vor ihn: „Nein. Ich gehe erst, wenn ich weiß was los ist.“ Er schaut mich an, emotionslos. Er seufzt und schaut wieder auf den Boden. „Na gut...“, murmelt er „... aber dann lässt du mich in Ruhe.“ „Ich kenne diesen Scadox. Zwar nicht persönlich aber ich kenne ihn, sogar ziemlich gut.“, grummelt er „Er spielt zudem eine große Rolle in der Legende dieser Insel... aber die kennst du als Neuling natürlich nicht. Du kannst aber gleich vergessen, dass ich sie dir erzähle. Ich bin nämlich kein Geschichtenerzähler. Such dir dafür jemand anderen.“ Nach diesen Worten schweigt Benshiama wieder und ich gehe, um meinen Teil dieser Abmachung, wenn es überhaupt eine ist, einzuhalten. Ich mache mich auf den Weg ins Dorf, um mir jemanden zu suchen, der mir die Legende erzählt. Überall murmeln die Leute über das Geschehene im Wald. Verschiedenste Theorien über den Grund des Kampfes. Meistens glauben die Bewohner, dass es ein Revierkampf war, aber ich weiß natürlich den richtigen Grund. Das Obst an den Bäumen ist reif und ein paar Kinder pflücken ein oder zwei Äpfel um sie zu essen. Die Kapuze hochgezogen, gehe ich weiter. Es fängt schon wieder an zu Regnen. Ich beschließe nach Hause zu Sizu zu gehen, da sie jetzt schon dort sein sollte. Die Kinder springen durch die Pfützen, die sich so langsam auf den nicht gerade befestigten Boden bilden. Ich werde etwas schneller als der Regen stärker wird. Das Haus schon sehend jogge ich dort hin, ein Lächeln auf meinen Lippen sitzend. „Hi Sizu, hi Tonka!“, rufe ich fröhlich „Bin wieder da!“ aber keiner antwortet mir. Ich gehe in das Haus, keiner zu sehen. Ich schaue mich um und dann fällt mein Blick auf die Uhr. 11 Uhr... sie sind im Bad. Man sieht es mir vermutlich an, wie froh ich bin, jetzt nicht mit drin zu sein. Aber das ist mir egal. Nach einer Zeit sind die Beiden wieder im Wohnzimmer und ich frage nach, ob mir einer von beiden diese Legende erzählen kann. Jetzt Sizu gegenüber sitzend höre ich ihr zu, wie sie mir von der Legende erzählt: „Also... diese Legende über die du etwas wissen wolltest, ist schon ca. hundert Jahre alt. Wie du sicher weißt, kann man von dieser Insel wegen der Strudel nicht fliehen. Nun ja... laut dieser Legende gibt es doch einen Weg, sie zu verlassen. Ähm... es soll aber sehr gefährlich sein. Zudem weiß niemand so wirklich, ob sie stimmt.“ „Erzähl sie mir bitte trotzdem.“, ich bin jetzt noch neugieriger als zuvor. Es gibt einen Weg von der Insel zu kommen, einen Weg in mein altes Leben zurück zu kehren. „Immer kurz bevor der schlimmste aller Jahresstürme kommt, so heißt es, soll man auf den zentralen Berg in der Mitte der Insel hinauf steigen. Quasi einen halben Tag davor, da das ziemlich lange dauern kann. Auf jeden Fall muss man dort oben eine schwierige Prüfung bestehen...“ „...das Wetter soll dort eigentlich die meisten Probleme während dieser Prüfung sein. Wenn diese gemeistert ist, so sagt man, verschwindet derjenige Spurlos. Niemand weiß genau wohin diese Person kommt geschweige denn ob derjenige noch am Leben ist...“ „Wer es aber doch schafft, von dort oben wieder heil herunter zu kommen, sollte sich auf den Weg zum Lord-Tempel auf der südlichen Nebeninsel machen um dort eine Art von Segen zu bekommen, damit man heil null von der Insel weg kommt. Soweit ich mich erinnere sagte jemand, dass man dort Scadox treffen sollte und von ihm höchst persönlich diesen Segen bekommt.“ „Und...?“, frage ich neugierig. „Ehm ja. Tut mir echt leid, aber an den Rest kann ich mich nicht mehr so gut erinnern.“ Etwas enttäuschend aber jetzt weiß ich mehr darüber. „Danke dafür, es gibt da aber noch eine kleine Frage die mich beschäftigt... weißt du zufällig, ob Benshiama etwas damit zu tun hat?“ „Nein, soweit ich weiß nicht. Er ist aber auch um einiges jünger als diese Legende.“, antwortet Tonka anstelle von Sizu. Ich stehe auf und gehe nach draußen. Tonka folgt mir ohne, dass ich ihn bemerke. Nach einer Zeit sehe ich seinen Schatten hinter mir her laufen. `Stalker´ schießt es mir durch den Kopf. Ich drehe mich um: „Was ist los?“ ich weiß eigentlich seine Antwort, aber ich frage trotzdem. „Ich habe die Vermutung, dass du überprüfen willst, ob die Legende stimmt...“, antwortet er mit einem misstrauischen Ton. Ich drehe mich um und laufe weiter: „Und? Ha... da kann ich dich beruhigen. Ich wollte nur Benshiama aufsuchen und ihn fragen, was mit ihm los war wegen dem ganzen mit der Legende.“ Ich klinge glaubwürdig genug um Tonka davon zu überzeugen, dass ich die Wahrheit gesagt habe. Er geht zurück während ich weiter in den östlichen Wald laufe. Ignorierend, dass die Pflanzen und Tiere als auch die Drachen hier am gefährlichsten sein sollen. Immer tiefer und tiefer laufe ich in den Wald hinein. Wie eine Axt schlage ich mich durch die Pflanzen, ignorierend, dass selbst sie mich angreifen könnten. Ich will Benshiama finden, sonst nichts. Ich kann es nicht fassen. Das muss ein Scherz sein. Er sitzt immer noch an derselben Stelle an der ich ihn zurück gelassen hatte. „Benshiama?“ „hm?“, er dreht sich um. „Jetzt will ich es genau wissen. Was hast du mit Scadox zu tun?“ „Oh... du bist wirklich schnell wieder hier.“ Er lächelt mich an. Ich weiß nicht wie ich jetzt reagieren soll... „Hmm...?“ ich werde auf meiner Starre gerissen. Aber wirklich, wieso ist er auf einmal so gut gelaunt? Ich frage nochmal: „Was hast du mit Scadox zu tun?“ sein Grinsen verschwindet. Ich ziehe eine Augenbraue hoch, wartend auf seine Antwort. Er seufzt: „Na gut...“ „Ich... ich kenne Scadox da... na ja... er ist mein Vater. Bitte verrate es niemanden. Du hast ja selbst gesehen wie die Lords darauf reagiert haben als Sashimi gesagt hat, dass sie mit ihm zusammen ist.“ Ich wunder mich vier ob er mir nicht eine Ausrede zu hören gibt, aber ich nicke. Ich bedanke mich und drehe mich um, um zu gehen. „Wo willst du hin?“, fragt mich der östliche Lord. „Nach Hause. Ich will mein Zeug holen um auf den Berg zu klettern.“ Er hält mich auf, indem er sich mir in den Weg stellt. „Was ist?“, frage ich. Mit ruhiger Stimme antwortet er mir: „Wenn du jetzt nach Hause gehst, wirst du aufgehalten. Wenn du zu mir gehst, nicht.“ „Gut, dann komm ich halt zu dir.“ Wir durchqueren so gut wie den ganzen Wald und kommen nach einer guten Dreiviertelstunde bei einer kleinen Hütte an. Das Holz scheint schon etwas älter zu sein, wenn man es sich genauer anschauen würde. Wieso lebt er in so einer kleinen alten Hütte? Ich dachte immer ein Lord hat es besser als alle anderen. Hier auf der Insel aber wie es aussieht eher nicht. „Ist das dein Haus?“, frage ich. Vielleicht habe ich das `das´ zu viel betont, aber was soll der Gedanke darüber eigentlich? „Nicht ganz, Ikuto. Das hier war mal mein Haus. Das ist aber schon lange her.“ Er öffnet die Tür und geht hinein. Sowohl innen als auch außen ist diese Hütte sehr schlicht gebaut, aber sie hat alles, was man zum Leben braucht. Ich schaue auf den Fenster, der Himmel färbt sich langsam in all die schönen Gelb-, Orange- und Rottöne durch den Sonnenuntergang, die flauschigen Wolken verfärben sich in Regenbogenfarben. „Hey Benshiama... ich hab eine Frage. Wie kann es eigentlich sein, dass ein Drache und ein Mensch...“ er dreht sich zu mir und runzelt die Stirn: „Ich verstehe, dass du neugierig bist... also, jeder Drache hier auf der Insel hat ein bestimmtes Aussehen, verschiedene Fähigkeiten und unterschiedliches Verhalten. Mein Vater, Scadox, hatte oder eher hat die Fähigkeit sein Äußeres zu verändern. Soweit ich weiß ist er sogar der erste Gastaltwandler den es je auf dieser Insel gegeben hat. Deshalb haben sich meine Eltern auch kennengelernt, da er sich als einen Menschen getarnt hatte. Tja, aber nach meiner Geburt haben sich meine Eltern getrennt. Deshalb kenne ich ihn zwar, aber nicht persönlich...“ er macht eine kurze Pause bevor er weiterspricht „...seit damals hat ihn eigentlich niemand mehr zu Gesicht bekommen. Na ja, das habe ich wenigstens gedacht, bis Sashimi gesagt hat, dass sie mit ihm zusammen ist. Das ist aber okay.“ Nach dem Abendessen stehe ich auf um meine Sachen für die Tour zu packen, aber der Lord hatte wohl andere Pläne. Er bereitet zwei Rucksäcke für die Wanderung vor und klärt mich darüber auf, dass er mich aus Sicherheitsgründen begleiten will. Ich habe aber das Gefühl, dass er eigentlich seinen Vater treffen möchte. Als alle Vorbereitungen getroffen sind, legen wir uns frühzeitig schlafen, damit wir Morgen genug Kraft haben. Es ist früh, verdammt früh. Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen. Wir essen kurz eine Kleinigkeit und machen uns auf den Weg Punkt zum nördlichen Gebiert. Die Schwierigkeit die sich hierbei ergibt ist, dass wir nicht entdeckt werden dürfen. Der nördliche Lord Teirgra, der gleichzeitig der Stärkste unter allen ist, ist schon immer gegen das Verlassen der Insel gewesen. Der wird uns, wenn er uns entdeckt, auf jeden Fall aufhalten. Wir gehen los und auf dem Weg zur Grenze erzählt mir Benshiama, was uns bevor stehen wird: „Um auf die Spitze des Berges zu kommen müssen wir der Serpentine folgen. Sie fängt hier im Osten an, führt uns dann weiter in den Norden. Dort sind die Leute sehr wachsam, was es noch schwerer macht. Von dort an wird der Weg steiler und immer gefährlicher sein. Der Boden ist dort unbefestigt und man kann leicht herabstürzen. Das ist der Westen. Dort müssen wir auch irgendwie an warme Klamotten kommen, denn im Süden werden wir die Schneegrenze erreichen. Kälte und Wetter sind dort erbarmungslos. Was uns aber auf der Spitze erwartet, weiß jedoch keiner.“ Der erste Teil, der sich im Osten erstreckt, war noch nicht sonderlich steil. Die Bäume die um den Berg herum wachsen spenden uns den Sichtschutz, den wir brauchen. Oje... die Nordgrenze, jetzt müssen wir achtsam sein, dass uns niemand entdeckt. Wir versuchen zwischen dem Geröll nicht aufzufallen und suchen uns Gelegenheiten bei denen wir uns im Notfall verstecken können. Die Sonne ist schon aufgegangen, aber es ist noch so früh, dass die Bewohner des Nordens noch schlafen müssten. Auf jeden Fall sehen wir niemanden. Wir bewegen uns auf die westliche Grenze zu. Gegen Mittag sollten wir sie erreichen. Immer wieder zucken wir bei den kleinsten Geräuschen zusammen, aber jedes Mal ist es nur falscher Alarm. Gleich haben wir es geschafft. Okay, den Norden haben wir hinter uns gelassen. Im Westen leben die Leute eher an der Küste, was es uns leichter macht, nicht entdeckt zu werden. Jedoch macht mir der Gedanke zu schaffen, dass ich auf diesen unbefestigten dünnen Pfad diesen steilen Berg hochgehe. Mein Blick wandert immer wieder den Abgrund hinunter und in meiner Vorstellung sehe ich uns schon hinunter stürzen. Um dem Ganzen noch eine Krone auf zusetzten, müssen wir noch die Moschusochsen finden, die hier in dem Gebiert zuhause sind. Aus der Ferne hören wir das Grölen der Langhaarochsen. Der Weg wird breiter und schon bald sehen wir auf einer Ebene diese riesigen Tiere, die mit ihrem Fell beinahe wie gehörnte Braunbären aussehen. Im Schatten der alten Kiefern machen wir eine Pause um etwas zu essen und die abgeworfene Winterwolle der Ochsen zu sammeln. Aus etwas Rinde, Teilen unserer Decke und der Winterwolle der Moschusochsen basteln wir uns Winterschuhe. Die restliche Wolle stopfen wir uns unter die Klamotten, so bekommen wir genug Schutz vor der Kälte, die uns im Süden erwartet. Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, gehen wir weiter und schon bald erreichen wir die Schneegrenze. Der Süden begrüßt uns mit Massen von Schnee, die die ganze Landschaft einhüllen und einem eisigen Wind der uns um die Ohren braust. Langsam und mit großer Mühe stapfen wir durch den hohen Schnee in Richtung Gipfel. Immer wieder sind wir gezwungen Pausen einzulegen um neue Kraft zu schöpfen. Ich weiß, dass wir hier oben alleine sind, aber ich werde das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Ich sehe Benshiama an, dass er dasselbe Gefühl hat, da er sich immer wieder umschaut als würde er jemanden suchen. Im letzten Tageslicht erreichen wir eine Höhle in sechs der wir von dem kalten Wind etwas geschützt sind. Hier werden wir die Nacht verbringen, denn wenn es schon am Tag so kalt war, wird die Nacht dort draußen unerträglich sein. Morgen werden wir weiter gehen, der Gipfel ist schon ganz nah. Jetzt gilt es aber sich warm zu halten und Benshiama macht aus dem mitgebrachten Holz ein Feuer. Ich hingegen bereite die Schlafplätze vor, damit wir nicht auf dem kalten Stein liegen müssen. Nach dem Abendessen legen wir uns hin und schlafen sofort ein. Es braut sich ein Sturm zusammen, doch wir bemerken im tiefen Schlaf nichts davon. Am nächsten Morgen weckt uns ein kalter Luftzug. Das Feuer war schon längst ausgegangen. Ohne Frühstück machen wir uns auf den Weg nach oben, das Ziel war einfach zu verlockend nah. Oben angekommen sahen wir nichts als nur Massen von Schnee. „Sollte uns Scadox nicht hier oben erwarten oder so?“, frage ich und wische mir die Schneeflocken aus dem Gesicht. Benshiama antwortet nicht, er starrt nur auf einen großen Schneehügel und... der Hügel starrt mit leuchtend gelben Augen zurück. Vor Schreck habe ich einen Satz nach hinten gemacht und stehe nun mit weit aufgerissenem Mund da. Jetzt bewegt sich der ganze Schneehaufen und ein weißer schlanker Drachenkörper kommt zum Vorschein. Na klar, Schnee hat so selten Augen... Drachen aber schon. Nachdem wir Scadox höflich begrüßt haben und dieser uns freundlich in sein Haus eingeladen hat, stelle ich etwas schüchtern die entscheidende Frage: „Ehm, Entschuldigung der Nachfrage, aber was ist diese Prüfung die uns hier oben erwartet?“ Scadox staunt nicht schlecht: „Prüfung? Welche Prüfung? Die einzige Schwierigkeit ist es unbemerkt hier hoch zu kommen und sich den Elementen aus zu setzten. Wenn du unbedingt die Insel verlassen willst, stehe ich dir nicht im Weg. Doch überlege es dir gut, denn es gibt kein Zurück mehr.“ Nach dem gemeinsamen Essen zeigt uns Scadox den Eingang zum unterirdischen Tunnelsystem, der mich direkt zu einer Nachbarinsel führen sollte. Von dort aus kann ich die Insel während des größten Jahressturms ohne zu große Probleme verlassen. Bis dahin habe ich aber noch ein paar Stunden Zeit. Ich lege mich hin und warte bis es soweit ist aufzubrechen. Benshiama und Scadox ziehen sich in einen anderen Raum zurück. Das ist mir aber recht, ich möchte nicht bei dem Vater-Sohn-Gespräch stören. Sie haben sicherlich einiges zu besprechen. Als die Beiden zurück kommen erzählen sie mir, dass ich jetzt gehen kann, wenn ich immer noch dazu stehe. Ich stehe auf, nehme meine Sachen und verabschiede mich bei Benshiama und seinem Vater. Nun heißt es diese `Tunnelrutsche´ hinunter zu rutschen um zu der Nachbarinsel zu kommen. Ich gehe zum Rand des Eingangs und werfe einen Blick hinunter. Es ist dunkel, steil und es macht mir sogar ein bisschen Angst. Ich setzte mich hin, die Beine im Abgrund baumeln. Was erwartet mich dort? Ich nehme einen tiefen Atemzug, schließe meine Augen und rutsche hinunter. Es ist nicht so holprig wie ich zuerst erwartet habe. Das feuchte Moos was alles um mich herum bedeckt ist weich und rutschig. Es ermöglicht mir einigermaßen sanft zu rutschen, meine Geschwindigkeit steig aber mit jedem Meter den ich zurücklege. Die Fahrt dauert ewig. Die Pflanzen werden immer größer, was meine Geschwindigkeit etwas bremst. Doch es wird lauter, sogar sehr viel lauter. „Was ist das für ein Geräusch? Es klingt fast so wie...“ ich kann diesen Gedanken nicht zu Ende führen, da ich abrupt im Wasser lande. Das Wasser ist kalt und die Strömung ist nicht gerade schwach. Ich bin in einem Fluss, einem unterirdischen Fluss! Jetzt heißt es schwimmen, sich über Wasser halten, ...frage nur wie lange? Nach gefühlter halber Stunde wird es etwas heller. Die Umrisse werden immer deutlicher und schon bald erkenne ich genau was um mich herum ist. Jetzt heißt es nur noch nach der Quelle des Tageslichts Ausschau zu halten. Bei dieser Strömung kann man schnell mal zu weit schwimmen und ich weiß nicht, wie ich dann zurück kommen soll. Also Acht geben! Da! Da ist es, ich sehe sie! Jetzt schnell raus aus dem Wasser. Das Ufer ist steil, aber ich schaffe es hinaus zu kommen. Jetzt kann ich mich etwas ausruhen, aber viel Zeit habe ich nicht. Trotzdem gönne ich mir die fünf Minuten bevor ich hinauf klettere. Während der Pause sehe ich mich etwas um. Ich befinde mich in einer riesigen Höhle, an den Wänden schimmern verschiedene Mineralien, Kristalle, vielleicht sogar Edelsteine? Nein. Ich schlage mir diesen Gedanken aus dem Kopf. An Edelsteine darf ich jetzt nicht denken, da mein Terminplan sehr voll ist und ich möchte mich nicht zusätzlich beladen. Okay, genug ausgeruht. Jetzt klettere ich hoch. Ich habe mich entschlossen von der rechten Seite an das Loch zu kommen, aus dem das Tageslicht schimmert. Die Wände sind brüchig, die Steine spitzig, also allerhöchste Vorsicht. Es ist unangenehm an so einer Wand hoch zu kletter und für einen so ungeübten Kletterer wie mich dazu auch noch sehr Kräfte zerrend. Ich bin jetzt gefühlte fünfzig Meter hoch, also schon ein ganz schönes Stück. Nach unten schauen möchte ich nicht, da sonst meine Fantasie wieder verrückt spielt und ich mich runter stürzen sehe. Plötzlich bricht der Stein unter meiner Hand weg, zum Glück hatte ich einen guten Stand auf einer Kante. Verblüfft schaue ich auf den Stein in meiner Hand, da er das Tageslicht spiegelt. Ein Diamant? Automatisch stecke ich ihn mir in meine Hosentasche, ich bringe es nicht übers Herz ihn weg zu werfen. Nur noch ein paar Griffe bis zum Ausgang, gleich bin ich da. Glücklich stemme ich mich aus dem Loch und lasse mich in das grüne Gras fallen. Ich befinde mich auf der kleinen Nebeninsel, von der Scadox gesprochen hatte. Es ist wirklich schön hier und ich genieße es, die letzten Sonnenstrahlen auf meiner Haut zu fühlen. Man kann schon sehen, dass sich etwas zusammenbraut. Schwarze dicke Wolken türmen sich auf und verdecken die Sonne. Jetzt wird es von Minute zu Minute unangenehmer. Der Wind wird auf einmal immer stärker, fast schon orkanartig. Es wird immer dunkler, jetzt muss ich los. Ab ins Wasser, ich muss raus schwimmen, immer Richtung Norden. Nur da kann ich den Wasserwirbeln entkommen. Ich überlege am Strand, ob ich etwas von dem Treibholz mitnehmen sollte, aber meine schlechten Erfahrungen mit so etwas, sprechen dagegen. Ich renne ins Wasser und schwimme los. Die Brandung macht es mir nicht gerade leicht, aber ich komme mühevoll über sie hinweg. Hier ist das Wasser ruhiger. Jetzt nur noch die Richtung halten. Es ist nicht einfach, ich habe nichts an dem ich mich orientieren kann. Die Sterne werden von den Wolken verdeckt, ich habe keinen Kompass und die wasserfeste Taschenlampe hilft mir auch nicht. Ich schwimme weiter, die Richtung wird schon stimmen. So langsam verändert das Wasser seine Farbe, es wird kälter. Ich drehe mich um, um einen letzen Blick auf die Insel zu werfen aber ich sehe weit und breit nur Wasser. Ich habe wohl die Grenze überschritten. Ich erinnere mich an die Zeit die ich auf der Insel verbracht habe, an die Menschen, die zu meinen Freunden geworden sind. An die Drachen, die ganz anders sind, als man sich immer vorgestellt hat. An Sizu... es gibt kein Zurück mehr, Scadox hatte recht. Er hatte mich gewarnt. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig als zu schwimmen und durchzuhalten bis ein Schiff vorbei kommt. Hier muss doch irgendwo die Schiffsroute sein. Der Sturm wird stärker, die Wellen türmen sich auf. Dejaview? Nach einer gefühlten Ewigkeit entdecke ich am Horizont Schiffslichter. Ich krame meine Taschenlampe hinaus, um auf mich aufmerksam zu machen. Das ist meine neun einzige Chance. Schwein muss man haben... das Schiff ändert seine Richtung und fährt auf mich zu. Jetzt muss ich nur noch durchhalten, bis es die lange Strecke zu mir zurückgelegt hat. Erleichtert winke ich mit der Taschenlampe, der Kontakt darf nicht abbrechen. Aber... was ist das? Etwas streift mein Bein. Ein Drache? Nein, ich habe die Grenze überwunden. Hier gibt es keine Drachen, sondern Haie! Zum zweiten Mal streift mich etwas, in meinen Gedanken verabschiede ich mich vom Leben. Das Schiff, meine einzige Rettung, ist noch viel zu weit weg... Schon wieder eine Berührung. Es umkreist mich, bald wird der Hai angreifen. Ich tauche unter, wenn dann blicke ich ihm in die Augen... rubinrote Augen... Sashimi! Vor Freude reiße ich den Mund auf und schlucke Massen an Salzwasser. Wir tauchen beide auf. Ich huste mir die Seele aus dem Leib, trotzdem bin ich überglücklich. Sashimi schaut mich an: „Willst du uns wirklich verlassen?“ Mein ganzer Körper, jede einzelne Zelle, meine Seele kennt die Antwort. Ich sage leise: „Kannst du mich wieder zurück bringen? Ich möchte nach Hause.“ Sashimi grinst und packt mich vorsichtig an meinen Klamotten, um mich auf ihren Rücken zu setzen. Langsam schwimmen wir Richtung Süden, Richtung Pulau, meinem wahren Zuhause. Ich denke nicht mehr an das Schiff, an den Sturm, sondern nur an meine Wiederkehr. Sashimi hat mich ohne größere Schwierigkeiten zurück an die Insel gebracht. Schon wieder bin ich an demselben Strand gelandet wie damals. Ein schönes Gefühl wieder hier zu sein. Fröhlich und glücklich umarme ich Sashimi und bedanke mich von ganzem Herzen bei ihr. „Warum hast du das gemacht? Warum hast du mich zurück gebracht?“ „Du gehörst hier her. Du bist ein Teil der Insel.“, sagte sie und glitt zurück ins Wasser. Ich stecke meine Hände in die Hosentaschen und erfühle dabei den Diamanten. Da kommt mir eine Idee und ich laufe zum Schmied. Dieser schmiedet in meinem Auftrag um den Stein eine schöne Kette. Ich laufe damit zum Haus von Sizu und Tonka, schleiche mich hinein und überrasche Sizu mit meinem drei Geschenk. Sie schaut mich mit glänzenden Augen an, umarmt mich und drückt mir einen dicken Kuss auf die Lippen. Danach sagt sie: „Mach das nie wieder... wir haben uns schreckliche Sorgen um dich gemacht.“ Ich nicke und erwidere ihre Umarmung. Ja, ich bin Zuhause angekommen... 

 

Additional Hints (Decrypt)

Yrfra uvysg. Unfg qh qvr 59 Genqvf ibe qre Qrnxgvivrehat trznpug ha sruyg qve ahe abpu qre Obahf? Xrva Ceboyrz, re vfg na frvarz nygra Cyngm troyvrora, Qre qnmh cnffraqr Onaare vfg nhpu hagre qra Sbgbf mh svaqra.

Decryption Key

A|B|C|D|E|F|G|H|I|J|K|L|M
-------------------------
N|O|P|Q|R|S|T|U|V|W|X|Y|Z

(letter above equals below, and vice versa)