Der Frau des Vizepolizeichefs einen kleinen Besuch ab. Was für ein imposantes Anwesen, ein Haus mit zwei Türmen, einer mächtigen Dachterrasse, umschlossen von einer herrschaftlichen Parkanlage und das in einem der schönsten Viertel in Leipzig, direkt am Clarapark. Ich hätte nie gedacht, dass man so etwas mit einem Gehalt im öffentlichen Dienst bezahlen kann. Da ich das Haus observiert habe, bin ich mir sicher, dass nur die Frau zu Hause ist. Ich gehe zur Klingel und drücke zaghaft den Knopf. Die eingebaute Videokamera wird aktiviert und eine zarte Frauenstimme erkling aus dem Lautsprecher.
„Bitte, was wünschen Sie?“
„Ich bin Mathilda, eine Freundin Ihres Mannes und würde mich sehr gern kurz mit Ihnen unterhalten. Es ist wichtig und leider habe ich nur wenig Zeit.“
„Ich habe Sie noch nie gesehen und mein Mann hat mir noch nie etwas von einer Mathilda erzählt. Was wollen Sie also genau von mir?“
„Das sollten wir nicht hier an der Klingel besprechen. Glauben Sie mir, es wird Sie sehr berühren und Sie werden an den Informationen ein großes Interesse haben!“
„In Ordnung, kommen Sie rein.“
Das schwere Eisentor öffnet sich und ich betrete das Grundstück. Schnellen Schrittes nähere ich mich der Haustür. Hier erwartet mich eine stattliche Dame, die viel jünger als auf den Bildern, die ich in Google gefunden habe, wirkt. Eine attraktive Mitvierzigerin mit ausgeprägt weiblichen Gesichtszügen. Ich verstehe nicht, warum „Mann“ sich neben dieser Frau noch eine Geliebte anschaffen muss. Aber egal. Sie bittet mich in ihr wunderschönes und überall mit teuren Bildern versehenes Haus. In einer bestens eingerichteten Wohnküche bittet Sie mich Platz zu nehmen. Ich berichte Ihr von dem, was ich vor der Kirche beobachtet habe und Ihre Miene verfinstert sich.
„Mathilda, schön, dass Sie zu mir gekommen sind und mir die Gewissheit verschafft haben, dass meine Vermutungen richtig sind. Nun habe ich also eine Antwort auf meine Fragen, die ich nie haben und mir auch nie eingestehen wollte. Danke! Mein Mann und ich haben uns wohl schon seit einiger Zeit voneinander entfernt. Um es genauer zu sagen, war es vor 2 Jahren. Damals bekam er eine enorme Gehaltsaufstockung und seitdem hat er ein Arbeitspensum, dass es ihm fast nie erlaubt, vor 0:00 Uhr zu Hause zu sein. Dazu kam auch noch, dass er den katholischen Glauben annahm und seitdem regelmäßig sonntags die Kirche besucht. Ich habe das bisher nie verstanden und tue es auch jetzt noch nicht so ganz. Hat seine Geliebte etwas mit der Gehaltsaufstockung zu tun?“
„Da bin ich mir noch nicht ganz sicher aber ich kann Ihnen sagen, dass Geld kommt von Jemandem, den sie vermutlich nicht kennen. Ich bin hier, weil ich seine Komplizen suche und wie es aussieht, gehört ihr Mann zu ihnen.“
„Komplizen? Was hat mein Mann denn getan und weshalb suchen sie ihn?“
Ich erzählte ihr das, was sie wissen durfte, ohne dass ich sie auch auf meine Liste derer setzen musste, auf der die Personen standen, die die nächste Woche nicht mehr erleben sollten. Ich wollte keine Unschuldigen mit in die Sache hinein ziehen und sie schien mir, nicht beteiligt zu sein. Ihre Miene zeigte dabei keine Veränderung und sie wirkte vollkommen emotionslos. Nachdem ich alles gesagt hatte und ich alle mir wichtigen Informationen bekommen habe, brachte sie mich zur Tür und ich verlies das Haus.
„Oh, entschuldigen Sie aber ich habe da noch eine letzte wichtige Frage: Können Sie sich vorstellen, wer die Geliebte Ihres Mannes ist, und wo ich sie vielleicht finden kann?“
„Ich denke, dass kann ich ihnen sagen, so wie Sie die Frau beschrieben haben, kann es nur eine dieser Bullenschlampen sein und ich weis auch ganz genau welche dieser Huren es ist. Sie heißt Maria Alvares! Wenn mein Mann es geschafft hat, mich zu seinen Partys auf dem Revier mit zu nehmen, dann starrte er dieses verdammte Weib den ganzen Abend an und seine Blicke klebten förmlich in ihr. Ich hingegen war weniger als Luft und er sah mich nur an, wenn er mich mit nach hause nehmen musste und auch das war ihm oft nicht recht. Ich denke, er hängt an meinem Geld aber wenn er jetzt selbst eigene Geschäfte macht, dann braucht er mich bestimmt nicht mehr! Auch gut“
„Hallo Jovanni, der Vizepolizeichef ist definitiv in die Sache verstrickt und es begann von ca. 2 Jahren. Dies scheint auch der Zeitpunkt zu sein, ab dem uns Joe betrügt. Die anderen Personen habe ich noch nicht bis zu dieser Stufe überprüft aber ich werde an Ihm vorerst ein Exempel statuieren. Gibst Du mir da freie Hand?“
„Selbstverständlich Mathilda, tu was notwendig ist!“
Wir beendeten unser Telefonat und ich begab mich…
to be continued…