Schon in der Jungsteinzeit lebten Menschen im Niedervieland. Die Besiedlung erfolgte an erhöhten Stellen, die dauerhaft hochwasserfrei standen. Mit wechselnden Hochwasserständen der vielen Weserarme wurden neue Stellen besiedelt oder bestehende Standorte wieder aufgegeben. Erst mit der systematischen Kolonisierung der Marsch im 12. Jahrhundert konnten Dörfer angelegt werden.
Durch Eindeichung und Entwässerung wurde es möglich, das Land auch bei steigenden Wasserständen zu besiedeln. Die Dörfer erhielten die Form von Marschhufensiedlungen mit schmalen und tiefen Wirtschaftshufen, die vom Deich bis in das Marschland reichen. Eine Besiedlung erfolgte hauptsächlich auf dem Hochland der früheren Hauptströme: Der Weser, der Ochtum und dem heutigen Mühlenhauser Fleet. Durch die Eindeichung an Weser und Ochtum stiegen die Wasserstände allerdings so stark an, dass das Wasser aus den Gräben oftmals nicht ablaufen konnte. Auch die verschiedenen Landkolonisierungen im Einzugsbereich der Ochtum führten dazu, dass die Ochtum vermehrt Hochwasser führte. Hochwasser der Weser überspülten oberhalb von Bremen bei Hoya und Ahausen die Deiche, so dass das Wasser gleichsam "von hinten" ins Niedervieland strömte. Diese zunehmenden Binnenhochwasser zwangen die Bewohnerinnen und Bewohner ihre Höfe auf Erdhügel - die Wurten (oder "Warfen") - zu stellen. Als Baumaterialien wurden Schutt, Mist, Sand und Klei verwendet.
Da die Wasserstände im Niedervieland dauerhaft anstiegen, wurden die Wurten immer wieder erhöht. Auf diese Weise wurden im Niedervieland Höhen bis zu 2 m über dem Wiesenland erreicht. Oftmals erfolgte eine Erhöhung der Wurt im Zusammenhang mit einem Neubau des Bauernhauses. Wollte man noch keinen Neubau errichten, wurde einfach der Dielenboden aufgeschüttet und damit der Höhe der Wurt angepasst. Dies hatte zur Folge, dass die Deckenhöhen innerhalb der Höfe mit der Zeit immer geringer wurden. Erst später war es auch möglich, das ganze Haus anzuheben, um die darunter liegende Wurt aufzuschütten. Mit Hilfe von Schraubspindeln wurden die Gebäude in die Höhe geschraubt und die tragenden Teile auf neue Unterlagen gesetzt. Der Innenboden der Wohn- und Stallgebäude wurde mit Erde, Klei oder Sand ausgefüllt und befestigt. Auf diese Weise entstanden mehrere Schichten an Dielenböden, von denen heute auf die unterschiedlichen Wasserstände der letzten Jahrhunderte geschlossen werden kann.
Erst im Laufe der Deichbauten ab den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde der Ochtumdeich auf die aktuelle Stärke ausgebaut. Im Rahmen dieser Baumaßnahmen verschwanden die Wurten zum Teil in den Deichbauten. An den älteren Hofanlagen ist aber immer noch zu sehen, dass die Standorte der Wohn- und Stallgebäude erhöht liegen.
Weitere Infos findet ihr an der Tafel vor Ort.
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