Mitteleuropäische steinerne Flurkreuze
Bei den meisten steinernen Flurkreuzen ist der Anlass ihrer Aufstellung unbekannt. Um einige ranken sich Sagen und Legenden.
Sühnekreuze und Gedenkkreuze
Häufig wurden Gedenkkreuze für Personen aufgestellt, die durch Mord, Totschlag oder Unfall plötzlich gestorben waren. Die Vorübergehenden sollten ein Fürbittgebet für deren Seelenheil sprechen, da die Verstorbenen keine Sterbesakramente erhalten konnten. Das Kreuz wurde meist vom Täter oder seinen Angehörigen errichtet. Es sind oberpfälzische und sächsische Sühneverträge erhalten geblieben, in denen ausdrücklich die Setzung eines Sühnekreuzes vereinbart worden war.
Wetterkreuze
Wetter- oder Hagelkreuze wurden möglicherweise zum Schutz vor Unwettern aufgestellt. Diese Interpretation ist aber unsicher, es gibt keine eindeutigen schriftlichen Belege dafür. Möglicherweise leitete sich die Bezeichnung auch von einer mundartlichen Bezeichnung für Sühnekreuze ab (wetten > erinnern).
Hussitenkreuze, Schwedenkreuze, Franzosenkreuze
Im Volksmund haben die Steinkreuze regional unterschiedliche Bezeichnungen, die auf historische tragische Ereignisse zurückgehen. Entlang des Böhmerwaldes gibt es „Hussitenkreuze“, in der nördlichen Oberpfalz „Schwedenkreuze“. In mehreren Sagen ist die Rede davon, dass unter diesen Denkmälern Schweden begraben liegen. Im Westen spricht man auch von „Franzosenkreuzen“. Die meisten dieser Kreuze entstanden jedoch schon lange vor diesen Ereignissen, es dürfte sich um spätere Umdeutungen, oder überlagertes Gedenken an Massaker und Schlachten in der Nähe dieser Kreuze, oder bei diesen bestattete Opfer handeln. Bei einigen der Kreuze könnte es sich auch um frühe Pestkreuze handeln.
Grenzzeichen und Orientierungspunkte
Möglicherweise wurden einige Kreuze als Grenzzeichen, Richtungsweiser (Wegekreuz) oder Freisteine errichtet. Die Begrenzung der „zweimal gebrochenen Weid“ des Klosters Seligental wurde durch Steinkreuze mit dem Symbol einer Schäferschippe im Kopfteil angezeigt. Von diesen Steinkreuzen standen in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts noch sechs Exemplare. Das letzte dieser Kreuze wurde vor dem Untergang gerettet, indem es bei der St.-Sebastian-Kirche in Seckach im Neckar-Odenwald-Kreis aufgestellt wurde.
Gerichts- und Schwurkreuze
Einige der alten Kreuze könnten auf alte Formen der Gerichtsbarkeit zurückgehen, etwa als Schwurkreuze, an denen Verträge besiegelt wurden.
Gedenkkreuze über die Errichtung von mittelalterlichen Verkehrswegen
In Zittau wurde im Jahre 1392 schriftlich bezeugt, dass als Dank für eine mildtätige Stiftung eines Kuttenbergers Bürgers zur Ausbesserung einer gebirgsüberschreitenden Fernstraße nach Gabel ein Kreuz errichtet wurde. Bei Nowgorod ist ein Kreuz aus dem 12. Jahrhundert erhalten, das an den Bau eines Kanals erinnert.
Quelle: Wikipedia