Der Legende zufolge haben Engel das Geburtshaus der Heiligen Maria im 13. Jahrhundert nach Loreto unweit von Ancona getragen, um es vor der Zerstörung durch die Mamluken in Sicherheit zu bringen, denn nach dem letzten Kreuzzug war das Heilige Land für das Christentum endgültig verloren.
Ab dem späten Mittelalter pilgerten Gläubige in Scharen nach Loreto, um die "Santa Casa" zu sehen, den Ort, an dem Maria durch einen Engel von ihrer Bestimmung erfahren haben soll. Tief beeindruckt machten sich rückkehrende Pilger vor allem im süddeutschen Raum für den Bau sogenannter "Loreto-Kapellen" stark. So werden auch die drei Kapellen im Süden Oberstdorfs genannt. Die Schreibweise "Loretto" mit Doppel-t ist mundartbedingt.
Die Appach-Kapelle
Die Appach-Kapelle aus dem späten 15. Jahrhundert ist der älteste der drei Sakralbauten und wurde 1493 geweiht. Die kleine, unregelmäßig-achteckige Kapelle ist architektonisch sehr schlicht gehalten. Die Wandmalereien aus der Mitte des 16. Jahrhunderts wurden erst vor einigen Jahren wieder freigelegt.
Die Marienkapelle
Zwischen 1657 und 1677 wurde die in der Mitte stehende Marienkapelle errichtet. Sie weist ebenfalls einen achteckigen Grundriss auf, ist aber deutlich geräumiger und mit einer Kuppel überwölbt. Die heutige Innenausstattung stammt überwiegend aus späterer Zeit, darunter der 1741 von Anton Sturm aus Füssen gefertigte Hochaltar. Deutlich älter ist das Gnadenbild der Madonna mit dem Kind. Es stammt ursprünglich aus der Appach-Kapelle und dürfte um 1500 entstanden sein. Äußerst sehenswert sind die vielen Votivbilder an der Wand, die von Bewohnern des Orts zum Dank für göttliche Hilfe in Notsituationen gestiftet wurden. Die naiv wirkenden Malereien von künstlerischen Laien sind Zeugen einer tiefen Volksfrömmigkeit.
Die Josefskapelle
Die Marienkapelle war noch unvollendet, als 1671 mit dem Bau einer dritten Kapelle begonnen wurde. Sie ist dem heiligen Josef geweiht und hat einen quadratischen Grundriss. An Kunstgegenständen findet man in der Josefskapelle unter anderem eine Holzskulptur des heiligen Magnus und eine Sandsteinfigur des heiligen Johannes Nepomuk. Er stand ursprünglich am Marktplatz bei der Kirche. Dort befindet sich heute eine Nachbildung.