Angeln an der Deiwelslääder Schiffweiler
Drei Sagenkreise sind aus Schiffweiler überliefert:
Da ist einmal die Verräter-Sage. Sie geht zurück auf die Brand-
schatzung unseres Ortes im Jahre 1635. Damals, d.h. während des
Dreißigjährigen Krieges, überfielen kaiserliche Truppen die
Grafschaft Ottweiler und legten nahezu alle Dörfer in Schutt und
Asche.
Vor den heranrückenden plündernden Soldatenhaufen, heißt es,
hätten sich die Schiffweiler Bauern ins nahegelegene Koben-
wäldchen – besser: ins Koowällje – geflüchtet. Die Plünderer fan-
den das Dorf leer und brannten es in ihrer Wut nieder. Ein wan-
dernder Scherenschleifer soll ihnen aber dann gegen eine
Belohnung von einem Zehntel der Beute das Versteck der Bauern
verraten haben. Schnell war das Kobenwäldchen umstellt, und bald
kehrte die Soldateska mit reicher Beute ins brennende Dorf
zurück.
Als der Scherenschleifer von den betrunkenen und prassenden
Soldaten seinen Judaslohn forderte, schlug ihm einer den Säbel
über den Kopf, und ein anderer stieß ihn ins Feuer. Die
Dorfbewohner fanden den verkohlten Leichnam des Verräters und
begruben ihn im Kobenwäldchen. Dort liegt er also bis heute, und
wenn jemand zufällig auf sein Grab tritt, muss er bis zum nächsten
Hahnenschrei umherirren. Vorsicht also bei Spaziergängen im
Koowällje!
Die Sagen von der Teufelsleiter – der Deiwelslääder – erklärt sich
aus dem heimlichen Schaudern vor unheimlichen Orten, an denen
der Teufel mit Vorliebe verängstigten oder gotteslästerlichen
Zeitgenossen auflauerte.
So auch z. B. zwei müden Wanderern, die bei Regen und Sturm,
vom Kohlwald kommend, sich eine Kutsche herbeiwünschten, und
wenn sie auch der Leibhaftige selbst führe.
Die Kutsche kam tatsächlich, sie stiegen ein, und los ging die
Höllenfahrt, bis sie in dem merkwürdigen Kutscher den Teufel
erkannten.
Da bekreuzigten sie sich und sprangen in Todesangst ab. Die
Kutsche stürzte den Hang hinunter in den Fahrbach. Der Teufel
aber verlor auf der Flucht vor dem verhassten Kreuzzeichen sei-
nen Hut, und jedes Jahr in der Hexennacht kommt er deshalb zur
Deiwelslääder, um ihn zu suchen.
Um die Mühlbach rankt sich ein ganzer Kranz von Sagen. Aber
immer geht es um eine verschwundene Stadt oder ein Kloster und
einen Goldschatz, der bis heute noch nicht gehoben wurde.
Aber von Zeit zu Zeit könne man noch nachts eine weißgekleide-
te Nonne mit einem Schlüssel in der Hand klagend umherirren
sehen – und ausgerechnet dort, wo heute das Tennisheim steht!
Auch von einem schwarzen Hund wird berichtet, der den Schatz
bewacht. Dem Glasmacher Philipp Bormann z. B. soll es übel ergan-
gen sein, als er in der Mühlbach unterwegs war. Unten am Saufeld
sah er ein Feuer, das größer und größer wurde. Ein geifernder
Hund lag davor mit glänzenden Augen, der wuchs und wuchs – wie
der berühmte Pudel in Goethes Faust – und verschwand schließ-
lich im Funkengestöber. Philipp Bormann ist aber noch in derselben
Nacht an „Schüttelfieber“ gestorben.
Auch von einem gewisser Frisch Kurt berichtet die Sage. Geleitet
von einem seltsamen Licht, soll er in der Mühlbach nach Schätzen
gegraben haben. Ein Spielmann zeigte ihm eine Schaufel voll Gold,
verschwand aber und ließ den Schatzgräber verwirrt zurück.
Schlimmer erging es dem Vedder Neggel, der in der Mühlbach dem
„Schnallenmatz“ in seine Goldfalle ging, sich eine fürchterliche
Ohrfeige einhandelte, als er nach dem Gold griff, und drei Tage spä-
ter an „hitzigem Fieber“ starb.
Was ist dran an diesen Sagen?
Tatsache ist, dass der gesamte Hang zwischen Parkstraße und
Mühlbachtal zur Römerzeit besiedelt war. Zahllose römische
Ziegel, Mauerreste, Tonscherben und Reste einer römischen
Wasserleitung legen Zeugnis davon ab.
Um die Ruinen dieser Siedlung ranken sich die Sagen. Aber es müs-
sen arme Römer gewesen sein, die hier ihre Hütten errichtet hat-
ten. Von Goldschätzen bisher keine Spur!
Vielleicht sollte die Gemeinde einmal ein paar Leute vom Bauhof
mit schwerem Gerät zum Graben abordnen. So ein paar Schaufeln
Gold täten der Gemeindekasse sicher gut!
- Helmut Weyand -
Quelle: Unser Blättsche