Zwischen 1940 und 1945 bestand ein von der Wehrmacht geführtes Kriegsgefangenenlager auf dem Trierer Petrisberg. Vor einiger Zeit stieß ich auf die Existenz dieses Lagers, welche den Trierern nicht mehr wirklich präsent zu sein scheint. Mein Interesse war geweckt, ich beschäftigte mich immer mehr mit diesem Thema, bis die Entscheidung reifte die Geschichte des Lagers anderen Geocachern nahezubringen.

Vom Kriegsgefangenenlager ist heute nichts mehr zu sehen, nicht einmal eine Informationstafel wurde aufgestellt. Daher finde ich es passend zum verschwundenen Lager, dass dieser Cache ein rein virtueller ist. Heute besteht auf dem ehemaligen Lagergelände der neue Wohnstadtteil Petrisberg. Den Kontrast zwischen heutigem Neubaugebiet und der Unterbringung tausender Kriegsgefangener in Baracken während des Zweiten Weltkrieges finde ich sehr interessant und hoffe, dass ich auch euer Interesse an diesem Thema wecken kann.
Dieser Virtual Cache unterscheidet sich von den allermeisten anderen Virtuals, bei denen man nur einen einzigen Ort aufsucht. Hier erwartet euch ein Spaziergang über den Petrisberg-Stadtteil, teilweise über das ehemalige Landesgartenschaugelände, vorbei an der ehemaligen Kemmelkaserne, durch die Partnergärten, mit Aussicht auf die Uni und ins Tal.
Dieser Virtual besteht aus 12 (natürlich virtuellen) Stationen, die ihr mit Hilfe der Internetseite intercaching.com aufsuchen werdet. Die Intercaching-Webseiten haben die Funktion von Texttafeln, die vergleichbar sind mit denen in einem Museum. Wenn ihr die jeweiligen Koordinaten der Station erreicht habt, erfahrt ihr z. B. allgemeine Infos, an welcher Stelle des ehemaligen Lagers ihr euch gerade befindet oder was hier geschehen sein mag.
Über interchaching.com werdet ihr von Zone zu Zone geführt (ähnlich wie bei einem Wherigo). Um jede Koordinaten einer Station befindet sich ein virtueller Radius von 20 Metern. Erst wenn ihr diesen Kreis betretet, ist der Aufruf der nächsten Webseite möglich. Erreicht ihr die vordefinierte Zone, könnt ihr in eurem Browser eine neue Seite aufrufen.
Dazu benötigt ihr ein GPS-fähiges Smartphone oder Tablet mit mobilem Internet. Ihr ladet in einem Internetbrowser (getestet mit Firefox und Chrome für Android; grundsätzlich müsste es mit jedem modernen Betriebssystem funktionieren) folgende Seite:
https://intercaching.com/intercache/play.php?gameId=2102
Wichtig: Die Internetseite intercaching.com wird nach der Berechtigung fragen, euren Standort auf eurem mobilen Gerät abfragen zu dürfen. Dies müsst ihr unbedingt erlauben. Außerdem müsst ihr in den Einstellungen die GPS-Funktion aktivieren (unter Android in den Standort-Einstellungen die Standortgenauigkeit auf „hoch“ setzen). Denkt an einen einigermaßen vollen Akku, die GPS-Funktion ist energiehungrig 😉
Station 4 ist nur während der Öffnungszeit der Partnergärten erreichbar. Die Partnergärten haben in der Regel bis etwa zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet.
Falls ihr unterbrechen und ein anderes Mal fortsetzen wollt oder falls der Browser die aktuelle Station verliert und wieder die Intercaching-Startseite erscheint, könnt ihr über die Station 1 (extra großer Radius von über 1000 Metern) von jedem Ort auf dem ehemaligen Lagergelände aus wieder auf alle Stationen zugreifen, das heißt ihr müsst nicht zurückgehen. Ihr ruft also die Station 1 auf und wählt in der Stationenliste die gewünschte Station aus. Ihr müsst euch an der entsprechenden Station befinden, um weiterzukommen.
Logbedingungen:
Ein Virtual Cache kommt nicht ohne Aufgaben aus, um nachzuweisen, dass man selbst vor Ort war: Es gibt also Logbedingungen. An fünf Stationen ist eine kleine Aufgabe zu erfüllen. Dazu beantwortet ihr an vier Stationen die Fragen A bis D, an einer Station nehmt ihr bitte ein Foto auf. Das Foto muss eindeutig von euch aufgenommen worden sein, dazu macht ihr entweder ein Selfie mit dem geforderten Hintergrund oder ihr haltet einen persönlichen Gegenstand (z. B. GPS-Gerät) ins Bild. Fotos ohne individuellen Bestandteil werden nicht akzeptiert. Die Antworten auf die Fragen schickt ihr mir bitte vor dem Loggen zu. Das Foto ladet ihr in eurem Found-it-Log hoch. Logs, bei denen nach einer angemessenen Zeit keine E-Mail eintrifft und/oder kein Foto oder ein Foto, das nicht die Anforderungen erfüllt, hochgeladen wurde, werden gelöscht.
Falls ihr in einer Gruppe unterwegs seid, dann reicht es natürlich aus, wenn ich die Antworten auf die vier Fragen von einem der Gruppenmitglieder zugeschickt bekomme. Nennt mir aber in dieser E-Mail unbedingt die Cachernamen aller Teilnehmenden, die ein Found-it-Log schreiben wollen (jede Cacherin und jeder Cacher kann natürlich auch selbst eine E-Mail schreiben). Es genügt dann außerdem, wenn nur ein Gruppenmitglied das Foto im Log hochlädt.
Eine eindringliche Bitte: Erspart mir bitte die unangenehme Situation einer Loglöschung. Spielt fair, macht vor Ort ein eigenes Foto und vergesst nicht die E-Mail mit den Antworten auf die Fragen. Vielen Dank! 😊
Die meisten Informationen im Listing und auf den intercaching.com-Webseiten stammen aus dem Buch „Trier-Petrisberg 1940–1945. Das Kriegsgefangenenlager Stalag XII D“ des Trierer Heimatforschers Adolf Welter (Petermännchen-Verlag der Trierer Münzfreunde e. V., 2007, ausleihbar z. B. in der Stadtbibliothek Trier und in der Unibibliothek).
Die Kemmelkaserne
Seit 1937 befand sich auf dem Petrisberg die sogenannte Kemmelkaserne, die im Rahmen der Aufrüstung der Wehrmacht erbaut wurde; sie war nach der im Ersten Weltkrieg zerstörten Ortschaft Kemmel in Flandern benannt (1). Einige Gebäude dieser Kaserne bestehen heute noch, ich werde sie euch während des Rundwegs zeigen. Nach dem Krieg übernahm das französische Militär das gesamte Kasernengelände sowie auch das Gelände des Kriegsgefangenenlagers. Nach dem Abzug der Franzosen im Jahr 1999 wurde das Militärgelände der Konversion zugeführt. Einige Kasernengebäude beherbergen heute Gewerberäume, eine Kita und Arztpraxen.
Wehrkreise und Kriegsgefangenenlager
Während des Frankreichfeldzugs wurden die ersten gegnerischen Soldaten von der Wehrmacht gefangen genommen. Man hat sie ins Reichsgebiet transportiert und dort in neu errichteten Barackenlagern untergebracht. In jedem Wehrkreis wurden einige Kriegsgefangenlager errichtet, von denen es zwei Typen gab: Sogenannte Oflags (Offiziersgefangenenlager) sowie Stalags (sogenannte Stammlager für Mannschaftsdienstgrade und Unteroffiziere).
Das gesamte Gebiet des damaligen Deutschen Reichs wurde vom deutschen Militär in sogenannte Wehrkreise eingeteilt. Das heutige Rheinland-Pfalz und das Saarland entsprachen ungefähr dem Gebiet des Wehrkreises XII.

Kriegsgefangenenstammlager im Wehrkreis XII: Mannschaftsstammlager.
Herstellung der Karte: Landesamt für Vermessung und Geobasisinformationen Rheinland-Pfalz (2)
Das NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz schreibt auf seiner Internetseite: „Für die Unterbringung der Kriegsgefangenen wurden in jedem Wehrkreis ‚Stammlager‘ (Stalag) eingerichtet. Im Wehrkreis XII entstand das erste im August 1939 in Freiendiez bei Limburg. Die Stalags fungierten in der Regel als Durchgangslager, in denen die Soldaten nach ihrer Ankunft von den Kriegsfronten erfasst wurden. Ein Teil von ihnen setzte die Wehrmacht selbst – z. B. auf dem Truppenübungsplatz in Baumholder – für Verlade- oder Bauarbeiten ein. Die übrigen Kriegsgefangenen wurden von den Landes- oder Gau-Arbeitsämtern als ‚Arbeitskommandos‘ in die Dörfer und Städte verteilt, in denen es an Arbeitskräften mangelte. Auch wenn sich die Einsatzorte weitab der Lager befanden, blieben die Kriegsgefangenen rechtlich in der Obhut der Wehrmacht. Zu Beginn des Jahres 1942 befanden sich über 120.000 Kriegsgefangene in den Lagern des Wehrkreises XII, Anfang 1944 waren es mehr als 160.000.“ (2)
Den Stammlagern wurden als laufende Nummer in der Reihenfolge ihrer Errichtung Buchstaben beginnend mit A zugeteilt. Das Stammlager in Trier war das vierte erbaute im Wehrkreis XII und erhielt demnach die Bezeichnung Stalag XII D. Die ersten Baracken auf dem Petrisberg wurden im Auftrag des deutschen Militärs errichtet und dienten als Unterkünfte für deutsche Soldaten, die einen Lehrgang in der Kemmelkaserne absolvierten. Nach Beginn der Kriegshandlungen an der Westfront wurde das Gelände zum Kriegsgefangenlager ausgebaut. Erste Gefangene gehörten den Armeen Frankreichs, Belgiens und Polens an, wobei die Franzosen den größten Anteil stellten.
Arbeitskommandos
Die meisten der im Stalag XII D registrierten Kriegsgefangenen hielten sich nicht im Hauptlager selbst auf, sondern wurden in der Umgebung auf einzelne sogenannte Arbeitskommandos verteilt. In der Region Trier wurden oft Helfer in der Landwirtschaft benötigt, vor allem im Weinbau, aber auch in Fabriken. (3)
Das Stalag XII D in Trier
Bereits zwei Jahre vor der Errichtung der Kemmelkaserne entstand das Barackenlager auf dem Petrisberg. Es wurde als Unterkunftsmöglichkeit für Teilnehmer von Wehrübungen der Wehrmacht genutzt. Es bestand aus mehr als 60 Baracken, die als Zweckbauten aus vorgefertigten Teilen errichtet wurden, die unterschiedliche Funktionen erfüllten.

Luftaufnahme des Stalag XII D (Bildmitte) und der Kemmelkaserne (rechts).
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs diente die Anlage zunächst als Durchgangslager, in dem zehntausende Kriegsgefangene hindurchgeschleust wurden. Im Juni/Juli 1940 zählte man dort mehr als 30.000 Männer, obwohl die Anlage nur für 12.000 bis 15.000 Gefangene vorgesehen war. Wenige Wochen später wurde das Lager offiziell Stammlager für Mannschaftsdienstgrade und Unteroffiziere.

Diese Skizze des Lagers und der Stadt Trier fertigte der im Stalag inhaftierte französische Architekt Beaugé an.
Stammlager bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es als Hauptlager für die angegliederten Außenlager (den sogenannten Arbeitskommandos) diente. Im Stammlager wurden alle Außenlager verwaltet, von denen es mehrere hundert gab. Dem Stalag XII D waren stets 20.000 bis 30.000 Kriegsgefangene zugeteilt, wovon sich allerdings immer nur ein paar tausend im Stammlager aufhielten; der überwiegende Teil der Soldaten befand sich in den Außenlagern im Arbeitseinsatz. Im Hauptlager befanden sich überwiegend Soldaten, die in Trier oder der näheren Umgebung eingesetzt wurden, vereinzelt Arbeitsunfähige (die für die Repatriierung vorgesehen waren) oder Kranke.

Andere Gefangene erfüllten im Lager eine Funktion: Ärzte, Geistliche, Künstler, Köche, Küchenhilfen. Teilweise befanden sich Zivilisten im Lager, die eigentlich nach der Genfer Konvention nicht hätten interniert werden dürfen.
Gefangene, die nach der Genfer Konvention behandelt wurden, wurden einigermaßen annehmbar behandelt. Anders aber z. B. sogenannte Rotspanier und sowjetische Kriegsgefangene, die in Konzentrationslager weitertransportiert wurden oder so schlecht ernährt wurden, dass sie verhungerten.
Ich hoffe, dass ihr nach dieser Einführung neugierig auf weitere Informationen auf dem ehemaligen Lagergelände seid und wünsche euch einen informativen Rundgang!
Virtual Reward - 2017/2018
This Virtual Cache is part of a limited release of Virtuals created between August 24, 2017 and August 24, 2018. Only 4,000 cache owners were given the opportunity to hide a Virtual Cache. Learn more about Virtual Rewards on the Geocaching Blog.