Allgemeines
Die Holmer Sandberge zwischen Appen, Holm und Wedel bilden das größte Binnendünengebiet Schleswig-Holsteins. Bis vor 100 Jahren prägten offene Sandflächen und Heiden das Landschaftsbild, dann begann die Aufforstung mit Kiefern. Ab 2005 legte die Gemeinde Holm mehrere Dünenflächen wieder frei. Die Holmer Sandberge bilden mit der Boberger Düne im Osten Hamburgs sowie den Besenhorster Sandberge bei Geesthacht, die letzten erdgeschichtlichen Zeugen der Sandverblasungen im Unterelbe-Raum nach dem Ende der letzten Eiszeit. Es handelt sich hierbei um ehemalige Dünen am Rande des einstigen Urstromtales der Elbe. Sie sind inzwischen bewaldet und zeichnen sich durch eine reichhaltige Flora und Fauna aus. Die Holmer Sandberge verfügen über den Status eines Landschaftsschutzgebiets und dienen der Naherholung. Im etwa 130 ha großen Raum der Sandberge sind lichte Kiefernwälder im hügeligen Gelände vorherrschend, die von offenen Dünen-Bereichen aufgelockert werden. Es finden sich jedoch auch noch einzelne Ackerflächen an den Rändern und sogar ein Teich, an dem ein Rastplatz mit schönem Ausblick zum Verweilen einlädt.
Dünen und Flugsand aus dem Elbtal
Nach Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren blies Wind den Sand aus dem Elbtal parallel zum Fluss auf und so wurde der Sand immer mehr Richtung Südosten in das Landesinnere verfrachtet und dort zu Dünen aufgeweht. Nach und nach setzten sich diese an den Ufern und im Überschwemmungsbereich der Elbe ab. Binnendünen entstanden und bei regelmäßigen Herbststürmen bewegten sich die Dünen stetig weiter und Wanderdünen entstanden. Durch den Wind Das Urstromtal reichte zu dieser Zeit bis zur Geestkante bei Holm. Die Bewirtschaftung der Holmer Sandberge war von Beginn an schwierig. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts litten die Bauern der Umgebung unter dem Flugsand auf ihren Äckern. Das Anpflanzen von Strandhafer zur Befestigung brachte keine nachhaltige Verbesserung. Nach dem 1. Weltkrieg begann die systematische Aufforstung mit Kiefern. Nur wenige Flächen blieben als offene Binnendünen erhalten.
Was ist Flugsand?
Flugsand bezeichnet man vom Wind transportiertes Material von mikroskopisch kleinen Sandkorngrößen. Die vom Wind geschaffene Verfrachtung von Sandkörnern wird auch als äolischer Sandtransport bezeichnet. Die ständig stattfindenden Kollisionen zwischen den Körnern verursachen dabei die typische Mattierung äolischer Sandkörner, die durch unzählige, mikroskopisch kleine Schlagmarken auf den Kornoberflächen bedingt ist. Bei nachlassender Transportkraft kommt es zur äolischen Akkumulation, dem durch Wind stattfindenden Ablagerungsprozess des Flugsandes. Mit zunehmender Entfernung vom Auswehungsgebiet und abnehmenden Korngrößen (Schluff) geht Flugsand in Sandlöss und schließlich Löss über. Überwiegend kommen die Flugsande in Form von deckenartigen Ablagerungen vor; man spricht daher vielfach auch von Flugsanddecken. Regelrechte Dünen mit deutlich ausgebildeten Leehängen sind seltener; sie treten bevorzugt in der Umgebung der großen Flusstäler und am Rande der Urstromtäler auf.
Saltation und Reptation
Bei der Entstehung von Dünen und der Erklärung von Wanderdünen spricht man in diesem Zusammenhang von Saltation und Reptation. Unter Saltation versteht man den Sandtransport durch Wind, wobei die Sandkörner durch das Zusammenwirken von a) impakt auftreffenden Körnern, b) Windschub, c) Windsog und d) Auftrieb von der Sandoberfläche aufgenommen und dann mit der Windströmung auf parabelförmigen Flugbahnen transportiert werden. Die Wolke der saltierenden Körner (Saltationswolke) erreicht Höhen von 1-2 m, teilweise aber auch von bis zu 3 m über der Sandoberfläche. Die Sprunghöhe und -weite hängt dabei ab von Windgeschwindigkeit, Turbulenz, Korngröße und Kornform, aber auch von der Wirkung elektrostatischer Kräfte in der Saltationswolke sowie der Elastizität bzw. Weichheit des Untergrundes: über hartem, grobkörnigem Untergrund oder festgerütteltem, deflatiertem Sand springen Körner wesentlich weiter als über weichem, frisch akkumuliertem Sand.
Ein weitere Art der Fortbewegung, die in Zusammenhang mit der Saltation steht, ist die Reptation. Reptation ist die kriechende, oft ruckartige, äolische Vorwärtsbewegung von Sandkörnern auf der Boden- oder Dünenoberfläche. Die nötige Bewegungsenergie stammt von in Saltation transportierten, kleineren Sandkörnern und wird durch deren fortwährenden Aufprall auf die liegenden Körner übertragen, die für den Saltationstransport zu groß bzw. zu schwer sind. Ein entscheidender, aber bisher vernachlässigter Faktor ist der Einfluss elektrostatischer Kräfte auf die Reptation, da durch die fortwährenden Korn-Korn-Kontakte mittels Reibung elektrostatische Aufladung entsteht. Sie kann das Weiterrücken der reptierenden Körner trotz aufprallender saltierender Körner verhindern, sodass die groben Körner Zitterbewegungen von mehreren Millimetern Amplitude und sogar dem Wind entgegen gerichtete Bewegungen ausführen können.