A mystery cache that presents the Aachen Town Hall and explores historical continuities and discontinuities concerning it.
Identisch?
Das Aachener Rathaus ist eines der ältesten Gebäude der Stadt - jedenfalls Teile desselben, nämlich der bereits 788 fertiggestellte Ostturm, der Granusturm. Errichtet wurde das Rathaus auf den Grundmauern der Aula regia, des Palastbaus Karls des Großen. Aber das Gebäude ist natürlich nicht identisch mit den Bauten aus der Karolingerzeit, sondern ein "Neubau" aus dem 14. Jahrhundert, der das etwa einhundert Jahre ältere Grashaus am Fischmarkt als Sitz der Bürgerschaft ablöste. Der Prachtbau am Markt ist also nicht das erste Rathaus der Stadt gewesen.
Die "gotische" Fassade stammt nicht aus dem Hoch- oder Spätmittelalter, sondern zeigt sich so, wie sich das 19. Jahrhundert diese Zeit vorstellte. Seit dem großen Stadtbrand von 1656 und bis Stadtbaumeister Friedrich Joseph Ark nach 1840 die Umgestaltung der Fassade und den Umbau im Inneren verantwortete - insbesondere des Krönungssaales, in dem bis 1531 die Festmähler anlässlich der Aachener Königskrönungen stattgefunden hatten - zeigte sich das Rathaus lange in barockem Gewande. Unbestätigten Gerüchten zufolge sollte damals sogar im Ostflügel ein großer Spiegelsaal eingerichtet werden, der identische Gegenstände zwar zum Verwechseln ähnlich, doch anders hätte aussehen lassen. Aber lassen wir das, sonst kommen wir vom Hundertsten ins Zehnte, und das wäre fehlerhaft.
Doch es wird Euch kaum überraschen, dass das, was wir sehen, auch nicht den "Original"-zustand nach Ark darstellt, sondern das Ergebnis mehrerer Sanierungen und Wiederaufbauten: Nach dem Rathausbrand 1883 wurde Stadtbaumeister Joseph Laurent mit den Restaurierungsarbeiten beauftragt, deren Fertigstellung 1902 feierlich in Gegenwart Kaiser Wilhelms II. begangen wurde. Nach weiteren Zerstörungen durch separatistische Sonderbündler, die 1923 für eine Rheinische Republik kämpften, litt das Rathaus insbesondere im Zweiten Weltkrieg stark. Den dritten Wiederaufbau leitete ab 1944 der Bauingenieur Josef Pirlet. Die Turmhelme wurden gar erst 1978 nach Entwürfen des Stadtkonservators Leo Hugot wieder aufgesetzt.
Das Gebäude, dessen gotische Architektur nach 1349 vorbildgebend für zahlreiche Rathausbauten im flämischen Raum wurde, ist somit dem heutigen Betrachter nicht mehr unmittelbar zugänglich, sondern nur vermittels historisierender Rekonstruktion und informierter Imagination. Dennoch käme wohl kaum ein Aachener auf die absurde Idee, es als Fälschung anzusehen. Zum Glück wirken nicht nur Originale identitätsprägend!
Alles gecheckt?
