Die ehemalige NATO HAWK Stellung Bramel ist ein Relikt des kalten Krieges. Der Raketengürtel reichte von Dänemark bis zu den Alpen. Im Abstand vion ca. 20km gab es diese Stellungen quer durch Niedersachsen. Neben Bramel gab es noch weitere in der Umgebung. Krempel, Belum, Lahmstedt, Ebersdorf, Vollersode und Gudendorf sind weitere bekannte Stellungen im Raum Bremerhaven/Cuxhaven.
Ab Ende der 1950er Jahre lief europaweit der Aufbau des Flugabwehrraketengürtels der NATO. Als erstes ist die Nike für mittlere bis große Höhen installiert worden. Die Ergänzung mit einem weiteren System für den darunter liegenden Bereich war erforderlich und gleich mit geplant. Hawk wurde als das hierfür am besten geeignete Waffensystem erachtet. Zur Belieferung der europäischen NATO-Partner hatte man eine Lizenzfertigung durch mehrere Werke in Westeuropa beschlossen. Hier lief die Produktion im Jahre 1961 an.
Die erste Version der Rakete, Bezeichnung MIM-23 A, hatte eine Reichweite von 25 km und konnte eine maximale Höhe von 13.700 m erreichen. Der 584 kg schwere Flugkörper brachte es auf eine Höchstgeschwindigkeit von 650 m/s. Er hatte eine Länge von 5,08 m, Durchmesser von 0,37 m und Spannweite von 1,19 m. Der Gefechtskopf war mit 54 kg beladen und erzeugte 1.700 Splitter.
Das mit Festbrennstoff befüllte Triebwerk war zweistufig ausgelegt, besaß aber nur eine Brennkammer. Es erfolgte während des Fluges keine Abtrennung von Stufen, die Rakete flog als Ganzes bis zum Ziel. Von der Startstufe wurde die Hawk in 5 Sekunden auf zweifache Schallgeschwindigkeit beschleunigt. Dann startete die Marschstufe. Sie konnte den Vortrieb maximal 26 Sekunden auf gleicher Geschwindigkeit halten. In der Zeit wurde eine Flugstrecke von bis zu 35 km zurückgelegt.
Die Steuerung der Hawk erfolgte durch ein halbaktives System, welches seinerzeit die modernste und leistungsfähigste Möglichkeit darstellte. Es benötigte zur Bekämpfung von Flugzielen Unterstützung vom Boden. Aus der abfeuernden Stellung beleuchtete ein Radar das generische Ziel. Die davon reflektierten Strahlen erfaßte die Flugabwehrrakete mit mehreren Antennen. Eine Ablage wurde von der elektronischen Steuerung in entsprechende Lenk-Signale zum Erreichen des gegnerischen Luftfahrzeugs umgesetzt. Großer Vorteil dieses Verfahrens war, daß die Präzision mit abnehmender Distanz zum Ziel größer wurde. Dagegen hatte die Kommandolenkung der Nike den Effekt, daß die Genauigkeit abnahm, je weiter sich die Rakete von den am Boden stehenden Radargeräten entfernte.
Um die Reaktionszeit möglichst kurz zu halten, ist die Hawk zum Abfeuern auf dem rundum dreh- und schwenkbaren Startgestell bzw. Launcher bereits in Richtung Ziel gerichtet worden. Im Regelfall hat man gleich drei gefechtsbereite Flugkörper auf diese Lafette gesetzt. Daneben sind diverse weitere Komponenten für das System erforderlich gewesen. Eine Batterie erhielt fünf Radargeräte: Für die Luftraumüberwachung ein Rundsuchradar mit 100 km Reichweite „Pulse Acquisition Radar“ (PAR) und ein weiteres Rundsuchradar mit 65 km Reichweite zur Erfassung von Tieffliegern „Continuous Wave Acquisition Radar“ (CWAR). Dazu ein Entfernungsmeßradar „Range Only Radar“ (ROR), sowie zwei Ziel-Beleuchtungsradargeräte „High Power Illumination Radar“ (HPIR).
Es gab im Laufe der jahrzehntelangen Nutzungszeit mehrere Kampfwertsteigerungen. Die Grundlegendste fand zwischen Februar 1975 und Oktober 1978 statt. In diesem HELIP genannten Programm wurde die Leistung des Systems gravierend verbessert; seitdem ist es als „Improved Hawk“ bezeichnet worden. Die Rakete trug ab da die Kennung MIM-23 B. Ihre Reichweite lag nun bei 40 km und die größte Höhe bei 17.700 m. Als Höchstgeschwindigkeit konnte jetzt 900 m/s erreicht werden. Die Abmessungen des Flugkörpers blieben fast unverändert. Sein Gewicht stieg auf 635 kg. Der neue Gefechtskopf trug 75 kg und erzeugte 16.000 Splitter.
Auch die Peripheriegeräte des Systems hat man im Rahmen dieses Programms modernisiert. Durch die Maßnahme wurde es möglich, eine Batterie in zwei selbständig arbeitende Halb-Batterien aufzuteilen. Eine Hälfte benutzte die Battery Control Central (BCC), die Information Coordination Central (ICC) sowie die Radargeräte PAR und ROR. Dazu setzte es ein Zielverfolgungsradar HPIR und drei Launcher ein. Diese Halbbatterie erhielt die Bezeichnung „Battery minus“. Die andere Hälfte verwendete den Platoon Command Post (PCP) und als Radar das CWAR. Auch hier kamen wieder ein HPIR und drei Launcher dazu. Diese Halbbatterie trug den Namen „Assault Fire Unit“.
Ab 1981 ist erneut eine umfassende Kampfwertsteigerung durchgeführt worden, das Programm HAWK-PIP. Im Wesentlichen enthielt dieses weitere Umrüstungen der Feuerleit- und Systemgeräte von analoger zur digitalen Technik.
Durch die Aktualisierungen gelang es, die Hawk über viele Jahrzehnte als leistungsfähige Waffe in der Nutzung zu halten. Die Bundeswehr musterte sie erst im Jahre 2005 aus - nach über 40 Jahren Einsatz. International wird das System bis in die Gegenwart weiterhin verwendet.
(Bild und Text: Copyright: © by „Relikte in Niedersachsen und Bremen“. )
Das Gelände wird heute nicht mehr genutzt. Es muß und darf nicht betreten werden. Die Dose befindet sich außerhalb des Zauns.