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Freistaat Flaschenhals Traditional Cache

Hidden : 9/6/2019
Difficulty:
1.5 out of 5
Terrain:
1.5 out of 5

Size: Size:   micro (micro)

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Geocache Description:


Freistaat Flaschenhals

Am 10. Januar 1919 begann die vielleicht abstruseste Episode der deutschen Wirtschaftsgeschichte, der „Freistaat Flaschenhals“. Genau 1508 Tage war ein kleines, maximal rund zehn Kilometer breites und bis zu 30 Kilometer langes, sehr schmales Stück Hessen rechts des Rheins beiderseits der Kleinstadt Lorch bis Laufenselden ökonomisch komplett vom Rest Deutschlands abgeschnitten.

Alle Straßen in dieses Gebiet hinein waren durch Sperren unpassierbar. Die einzigen Gleise, die hindurchführten, die leistungsfähige Strecke entlang des rechten Rheinufers, wurden zwar befahren, aber die Züge durften weder am Bahnhof Lorch halten noch anderswo auf dem rund zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen der Mündung des Bodentaler Bachs in den Rhein und dem Rossstein, einer Untiefe im Strom nördlich von Kaub (damals noch Caub). Und weil es keine Straße quer durch den Westtaunus gab, die von der nächstgelegenen Kreisstadt Limburg zum Rhein hinabführte, gab es auch dorthin keine Verbindung.

Gekommen war es zu dieser seltsamen Lage, weil die Siegermächte des Ersten Weltkriegs einen Fehler gemacht hatten. Die Waffenstillstandsbedingungen sahen vor, dass das linksrheinische Gebiet komplett von Truppen der Entente-Mächte besetzt werden sollte und zusätzlich rechts des Stromes sogenannte Brückenköpfe eingerichtet wurden, die jeweils genau 30 Kilometer Radius haben sollten, gemessen jeweils von den Rathäusern des britisch besetzten Köln, des von US-Einheiten beherrschten Koblenz und des zur französischen Zone gehörenden Mainz.

Eigentlich sollten sich die beiden südlichen dieser Brückenköpfe überlappen, doch im Falle Lorchs hatten Amerikaner und Franzosen sich verschätzt: Die beiden 30-Kilometer-Radien liefen knapp aneinander vorbei; an der schmalsten Stelle beiderseits des Taunusdorfes Zorn lag zwischen dem US- und dem französischen Brückenkopf nicht einmal ein Kilometer.

Zum Jahreswechsel 1918/19 rückten die Besatzungstruppen der Siegermächte in die beiden Brückenköpfe ein und sperrten wie vorgesehen alle Straßen am Rande ihres jeweiligen 30-Kilometer-Radius. Umgehend zeigte sich, womit niemand gerechnet hatte: Lorch, Kaub, Laufenselden und 8 weitere Dörfer gehörten fortan weder zum amerikanisch noch zum französisch besetzten Teil, sondern lagen dazwischen.

Doch in der aufgeheizten Stimmung des beginnenden Krisenjahres 1919 waren weder die USA noch Frankreich bereit, die Verantwortung für den Fehler einzugestehen; die Besatzungstruppen ignorierten die Lage der etwas mehr als 17.000 Menschen in dem nun abgeschnittenen Gebiet einfach. Da die Kontakte zwischen deutscher Verwaltung und Besatzungstruppen selten und extrem angespannt waren, kam ein pragmatisches Entgegenkommen nicht infrage.

Am 10. Januar 1919 nahm der Bürgermeister von Lorch die Angelegenheit in die Hand. Edmund Pnischek war ein selbstbewusster und kreativer Kommunalpolitiker. Er ließ in Lorch und Kaub spezielles Papiergeld drucken, das nur in den Gemeinden des unbesetzten Streifens galt, und sorgte auf Umwegen dafür, dass die Verwaltung offiziell vom Landrat des Kreises Limburg übernommen wurde. Faktisch aber war er der Kopf der 17.000 Einwohner.

Da es keine offiziellen Verbindungen in den bald scherzhaft „Freistaat Flaschenhals“ getauften Landstreifen gab, musste alles hineingeschmuggelt werden. Die Limburger Beamten organisierten eine rudimentäre Lebensmittelversorgung auf Karren durch den Taunus. Doch die Strecke über teilweise steile, teilweise improvisierte Waldwege bis nach Lorch war mehr als 50 Kilometer weit.

Einfacher und kürzer war es bei Nacht mit Booten über den Rhein. Natürlich nur mit dem Strom, also aus Frankreichs Besatzungszone, vor allem den Gemeinden westlich von Mainz, nach Lorch.

Doch die französischen Truppen und die für ihre Sicherheit zuständige Abteilung der Sûreté, der Sicherheits- und Kriminalpolizei, konnten derlei Schmuggel nicht akzeptieren – es handelte sich ja um einen klaren Verstoß gegen das damals gültige Besatzungsrecht. Schmuggler, die beim Beladen von Booten gestellt wurden, wanderten in Polizeigewahrsam, ihre Ladung wurde zugunsten der Truppen beschlagnahmt.

Als am schlimmsten erwies sich der Kohlenmangel, denn die Mengen an Brennstoff konnten nicht in den „Flaschenhals“ geschmuggelt werde. So kaperte einmal ein deutscher Lokführer einen bei Rüdesheim abgestellten Zug mit Kohle aus dem Ruhrgebiet, die als Teil der Reparationsleistungen nach Frankreich transportiert werden sollte, und fuhr ihn nach Lorch. Hier wurde der Brennstoff geordnet an die Bevölkerung verteilt. Ein Coup und zugleich eine Demütigung für die Besatzungsmacht.

Da manche französischen Besatzungsoffiziere die Situation zur Selbstbereicherung nutzten und gern in den Weingütern des Rheingaus die wertvollsten Bestände beschlagnahmten, brachten die Winzer ihre Schätze über den Rhein ins Gebiet um Lorch, wo Fässer und Flaschen eingelagert wurden. Zu Razzien im unbesetzten Gebiet war nämlich die Besatzungsmacht nicht berechtigt.

Mit Suchscheinwerfern am linksrheinischen Ufer versuchte die Sûreté, den nächtlichen Schmuggel zu unterbinden. Jugendliche aus dem „Flaschenhals“ machten sich einen Spaß daraus, ließen auf dem anderen Rheinufer im gleißenden Licht die Hosen herunter und präsentierten ihre nackten Hinterteile.

Bis Mitte 1920 gab es gar keine offiziellen Verbindungen in den unbesetzten Streifen hinein; danach war wenigstens etwas Entgegenkommen der Amerikaner festzustellen. Doch Frankreich blieb bei seiner unnachgiebigen Haltung.

Als wegen teilweise berechtigter Klagen über ausbleibende deutsche Reparationsleistungen die französische und belgische Armee Anfang 1923 das Ruhrgebiet rechts des Rheins besetzten und damit den Konflikt mit der Weimarer Republik massiv verschärften, rückten am 25. Februar 1923 auch Truppen entlang des Rheins nach Lorch, Kaub und weiter bis an den Rand des US-Brückenkopfes vor. Die Sonderexistenz „Freistaat Flaschenhals“ war nach 4 Jahren, 1 Monat und 2 Wochen vorüber.

Quelle: welt.de/Geschichte, überarbeitet von summertime555

Diese Schilder wurden im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums des Freistaat Flaschenhals hier aufgestellt. Vielleicht kann der Heimatverein Heidenrod ja an weiteren ehemaligen Grenzübergängen ebenfalls Schilder aufstellen... dann würden noch weitere Caches folgen ;-)

Nun zum Cache:

Ihr sucht einen Petling. Parken könnt Ihr in unmittelbarer Nähe - viel Spaß beim Suchen :-) 

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