Hier am 5 km langen Naturpfad entlang der Salzach geht man auf dem ehemaligen Treidelweg entlang des Flusses durchs Landschaftsschutzgebiet Salzachtal. Es existieren aktuell insgesamt 20 Informationstafeln, die sich der Geologie, Flora, Fauna sowie Geschichte der Region widmen. Dieser EarthCache beschäftigt sich mit den besonderen, als Geotop ausgewiesenen Kalktuffwänden (Informationstafel Nr. 6).
Kalktuff ist ein poröses Sediment – also ein Gestein, das durch Ablagerung von Gesteinsgrundmaterial entsteht. Im Falle von Kalktuff ist dieses Grundmaterial der Kalk (Calciumcarbonat), der zuvor in Wasser gelöst war. Kalktuff entsteht oft dort, wo kalkreiches Grundwasser gleichmäßig an der Erdoberfläche austritt. Deshalb wird er auch Quellkalk, Quelltuff oder Bachtuff genannt.
In Europa kommt der Kalktuff vor allem in Karstgebieten der humiden, gemäßigten Warmklimazone vor. In Deutschland sind größere Vorkommen auf der und am Rande der Schwäbischen Alb bekannt, außerdem Vorkommen auf der Fränkischen Alb sowie im Alpenvorland – wie hier entlang der Salzach.

Wenn die Chemie stimmt: So entsteht Kalktuff
Voraussetzung für die Entstehung von Kalktuff ist, dass Kalk – Calciumcarbonat = CaCO3 – in gelöster Form im Wasser – H2O – vorliegt. Kalk kann sich jedoch nur in Wasser lösen, wenn das Wasser in Kontakt mit Kohlenstoffdioxid – CO2 – kommt, das sich in der Erdatmosphäre befindet. Die chemische Reaktion lautet:
CaCO3 + H2O + CO2 → Ca(HCO3)2
Der Fachbegriff für das Lösen von Kalk im Wasser ist Kohlensäureverwitterung, weil bei der Reaktion zwischen Wasser und Kohlenstoffdioxid Kohlensäure – H2CO3 – gebildet wird:
H2O + CO2 ⇄ H2CO3
Das bei der Kohlensäureverwitterung entstehende Calciumhydrogencarbonat – Ca(HCO3)2 – beschreibt die im Wasser gelösten Calciumionen. Damit diese gelöst bleiben, ist eine bestimmte Konzentration an sogenannter "zugehöriger Kohlensäure" vonnöten. Chemisch gesehen ist das ganz normale Kohlensäure – es geht nur um den Mengenanteil bei der Reaktion:
Ist mehr als die "zugehörige" Menge an freier Kohlensäure in der Lösung vorhanden, nennt man diese Kohlensäuremenge "überschüssig". Sie kann mit weiterem Kalkstein reagieren und ihn lösen. Ist dagegen weniger Kohlensäure vorhanden, als für die Aufrechterhaltung der Lösung notwendig wäre, kehrt sich die chemische Reaktion um: Der im Wasser gelöste Kalk wird als Kalktuff ausgefällt:
Ca(HCO3)2 → CaCO3 + H2O + CO2
Der Kalktuff bildet Krusten auf ruhendem Kleinmaterial wie Erde, Sand, Steinen, aber auch Pflanzenteilen. Solche Krusten wachsen relativ schnell und können unterschiedliche Geländeformen bilden.
Ein junges Gestein mit markanten Formen
Untersuchungen an der aus Kalktuff gebildeten Steinernen Rinne bei Erasbach in der Oberpfalz haben gezeigt, dass sich unter idealen Bedingungen jährlich bis zu 0,5 cm dicke Kalktuff-Schichten bilden können. Ein bis zwei Millimeter starke Ablagerungen pro Jahr sind auch bei anderen Kalktuff-Formationen keine Seltenheit – günstige Bedingungen vorausgesetzt.
Neben Rinnen sowie Gesteinstürmen und -säulen, wie man sie zum Beispiel am Mono Lake in Kalifornien, USA, beobachten kann, bildet Kalktuff hauptsächlich Terrassen. Seltener sind Wände wie hier entlang der Salzach – siehe "Bedeutung der Kalktuffwände entlang der Salzach".
Begünstigende Faktoren für Kalktuff-Bildung
Im Wesentlichen sind es drei Faktoren, die ein Absinken des Kohlensäuregehalts in der Lösung und damit die Entstehung von Kalktuff beeinflussen:
- die Erhöhung der Wassertemperatur
- die Druckentlastung
- die Photosynthese der Pflanzen
Unter Druckentlastung versteht man die Tatsache, dass beim Austritt des Wassers aus kleineren Höhlen und Spalten im Inneren der Kalktuffquelle eine Verminderung des Luftdrucks erfolgt. Das ist der Hauptgrund, weshalb sich Kalktuff gerade an Quellaustritten bildet.
Die Photosynthese der Pflanzen, also die Umwandlung von Kohlenstoffdioxid zu Sauerstoff – O2 – und Traubenzucker – C6H12O6 – mittels Licht, ist einer der wesentliche Gründe dafür, weshalb Kalktuff sehr oft an mit Moosen und Wasserpflanzen bewachsenen Quellaustritten zu finden ist. Die Pflanzen verbrauchen reichlich CO2:
6 H2O + 6 CO2 + Licht → 6 O2 + C6H12O6
Oft sind die Moose und Wasserpflanzen im Kalktuff eingewachsen, teilweise sogar vom Kalktuff überkrustet. Auch Äste von Bäumen und Sträuchern können auf diese Weise "versteinern" und Abdrücke im Kalktuff hinterlassen, wenn sie absterben oder entfernt werden.

Aufgepasst: Nicht jeder Kalksinter ist Kalktuff
Häufig wird der Begriff Kalktuff mit dem Begriff Kalksinter gleichgestellt, was jedoch falsch ist. Sinter ist vielmehr ein Oberbegriff für ein Gestein, das durch allmähliche mineralische Ablagerung entsteht. Neben Kalksintern gibt es beispielsweise auch Kiesel- und Schwefelsinter. Zur Untergruppe der Kalksinter gehören Kalktuff und Travertin, die sich wie folgt unterscheiden:
| Merkmal |
Kalktuff |
Travertin |
| Oberfläche |
locker, nur selten verfestigt |
verfestigt, nicht locker |
| Hohlräume |
groß, eher unregelmäßig |
klein, eher regelmäßig |
| Schichtung |
nicht deutlich geschichtet |
oft deutlich geschichtet |
| Formbarkeit |
im bruchfeuchten Zustand mit Messern und Handsägen formbar |
normalerweise nicht mit Messern und Handsägen formbar |
| Polierbarkeit |
nicht polierbar |
polierbar |
| Nutzung als Baumaterial |
nicht nutzbar |
vor allem in der Vergangenheit häufig als Baumaterial genutzt |
Travertin ist sozusagen eine "Weiterentwicklung" von Kalktuff. Er wurde früher sogar in Steinbrüchen abgebaut. In Burghausen und Umgebung sind viele historische Gebäude aus Travertin erbaut – nicht aus "einfachem" Kalktuff, wie es die Informationstafel glaubhaft machen will.
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Zur Information: Das ursprüngliche Listing wurde von Wandertrainer erstellt, der uns die Erlaubnis zur Neuauflage gegeben hat. Wir fanden es schade, daß diese tolle Stelle nun nicht mehr mit einem Earthcache belegt ist und legen das Ganze deswegen sehr gerne wieder auf.