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Glauchaus Geschichte II: Nähen – Drehen – Pressen Multi-Cache

Hidden : 6/19/2020
Difficulty:
2.5 out of 5
Terrain:
2.5 out of 5

Size: Size:   regular (regular)

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Geocache Description:


Die zweite Tour zeigt Euch, wie sich Näherei, Strickerei sowie Maschinen- und Fahrzeugbau entwickelt haben. Zu dieser steilen industriellen Entwicklung in Glauchau gehörten diverse soziale Errungenschaften.

Stationen der Tour:

  1.     Villenviertel – So wohnten die Fabrikanten
  2.     Näherei – Fa. Felix Weißbach und Hartenstein & Co.
  3.     Fahrzeugbau – Karosseriefabrik Ernst Dietzsch
  4.     Maschinenbau – Fa. Rucks
  5.     Soziale Errungenschaften - Höhere Webschule
  6.     Strickerei und Nadelproduktion

Route

Nachdem Ihr die Rätsel aller Stationen gelöst habt, geht es weiter zum Finale der Schatzsuche.

Wir starten unseren Rundgang auf dem Markt. Erfreut Euch am wunderschönen Marktbrunnen mit seinem textilen Motiv.
Geht am Schloss vorbei zur Villa Paul-Geipel-Straße 7.

Station 1:  Villenviertel – So wohnten die Fabrikanten

Zu Zeiten der Industrialisierung war es üblich, dass die Eigentümer der Fabriken in deren Nähe wohnten. So entstanden die ersten prächtigen Villen meist auf den Fabrikgrundstücken.
Mit zunehmendem Aufschwung stiegt die Zahl der Fabriken und rauchender Schornsteine vor allem im Wehrdigt. Die Luft sowie das Umfeld verschlechterten sich. So verlagerten die Fabrikbesitzer nach und nach ihre Familienwohnsitze in schönere, grünere Gebiete der Stadt. Ab 1865 entstand das Villenviertel zwischen Clementinen-, Martini- und Plantagenstraße. Es ist das größte zusammenhängende Villengebiet und steht unter Denkmalschutz.

Wohlhabende Glauchau Bürger, zumeist Fabrikanten, bauten die mehr als dreißig prunkvollen Villen. Sie sind oft von prächtigen parkähnlichen Gärten mit Laubengängen und Pavillons umgeben.
Wir finden verschiedene Baustile: Historismus (Lossow'sche Villa, Clementinenstraße 8), italienische Renaissance (Hellmich-Villa, Friedrich-Ebert-Straße), Jugendstil (Martinistr. 3,5) und Klassizismus (Bößneck-Villa, Plantagenstraße).

Plantagenstr.

Damals war es Mode, exotische Pflanzen zu besitzen. Die prachtvoll blühenden Magnolien aus Asien fand man in nahezu jedem Villengarten. Heute existieren deshalb noch einige wunderschöne Exemplare. Die meisten Villen wurden liebevoll restauriert und erstrahlen in neuem Glanz.

Jugendstreiche: Für die exotischen Pflanzen gab es in viele Villengärten auch Gewächshäuser. Eine neue Errungenschaft waren um 1900 Tomatenpflanzen. Schnell sprach sich dies im Volke herum, denn die Tomaten sollten so wunderbar schmecken. Dies hörten auch die Kinder des Pächters vom Gründelteich. Die 10 Jungs witterten ein Abenteuer und stiegen oberhalb des Gründelteichs über den Zaun in einen der Gärten.
Das Gewächshaus mit den Tomaten war schnell gefunden und die Hosentaschen schnell mit den runden Früchten gefüllt. Außerhalb des Gefahrenbereichs wurden die Tomaten verkostet. Es dauerte nicht lange, und alle bekamen enorme Bauschmerzen und wenig später Durchfall und Erbrechen. Keiner hatte den Jungs gesagt, dass die Früchte erst rot werden müssen.

Die Villa Paul-Geipel-Str. 7 baute Kaufmann Heinrich Eduard Günther (Geschäftsräume Karlstr. 8) 1873 im Stil der Renaissance. Den Fries am Übergang zum Dach zieren Köpfe des Hermes bzw. des Merkurs (griechischer bzw. römischer Gott). Sie deuten auf die Handelstätigkeit des Erbauers hin. Nach Günthers Tod ging die Villa in den Besitz von Graf Clemens von Schönburg über.

Die Glauchauer Firmen handelten weltweit mit Textilien und Maschinen. Der umfangreiche Handel mit Amerika erforderte zahlreiche Abstimmungen mit dem amerikanischen Konsulat.
Auf Grund der wirtschaftlichen Bedeutung Glauchaus richtete das Konsulat der Vereinigten Staaten von Amerika 1900 in der Villa eine Außenstelle ein. Somit konnten die Verhandlungen gleich in Glauchau geführt und der Handel für alle Partner erleichtert werden. Dies spiegelt Glauchaus Bedeutung als einstige Stadt von Welt wider.

Villa Paul-Geibel-Str. 7

Aufgabe: Unterhalb des Daches seht Ihr ein Zierband (Fries), was sich von der Nordseite über Osten zur Südseite zieht.
A = Quersumme der Anzahl aller geflügelten Helme (auf Nord-, Ost- und Südseite).

Weiter geht es durchs Villenviertel die Wettiner Straße hinauf bis zur Sonnenstraße.

Station 2: Näherei

Klapphutfabrik Felix Weißbach und W. Hartenstein & Co. – Schönburgstr. 40

Nachdem in der ersten Tour die Stoffherstellung beleuchtet wurde, sollen nun die Stoffe verarbeitet werden.

1889 gründete Felix Weissbach in der Brüderstraße 17a eine Klapphutfabrik und legte den Grundstein für einen neuen deutschen Industriezweig. Der gelernte Hutmacher war, wie man das früher tat, zuvor auf Wanderschaft bis nach Frankreich unterwegs gewesen. Er hatte verschiedenen Hutmachern bei der Arbeit über die Schulter geschaut und mit ihnen gearbeitet. Dort entdeckte Weissbach die neuartigen, klappbaren Hüte.

Diese wollte er in besserer Qualität fortan in der eigenen Fabrik herstellen. Die Klapphüte wurden der absolute Renner. Schon 1896 verlegte Weissbach die Produktion (inkl.  Seidenweberei und Näherei) in die neu gebaute Fabrik in der Schönburgstraße. Auch seine Villa ist dort.

2. Klapphutfabrik Felix Weißbach   Villa Weissbach

Weissbach legte den Grundstein für eine neue deutsche Industrie. Sein Unternehmen mit 550 Mitarbeitern entwickelte sich zur größten Klapphutfabrik Europas, wahrscheinlich sogar der Welt. Nach dem ersten Weltkrieg kamen weltweit 75 % aller Klapphüte aus Glauchau. Im zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen wie viele andere auch zur Rüstungsproduktion gezwungen. Dem folgte nach dem Krieg die Enteignung. So ging Felix Weissbach 1952 in die Bundesrepublik.

Die Gebäudedecken konnten die zunehmend schwereren Webmaschinen nicht mehr tragen.
Deshalb wurde die Weberei aufgegeben. 1955/56 zog die Firma „Hartenstein & Co.“ aus der Schlachthofstr. 31 (heute GAB) hier ein. Der Konfektionsbetrieb produzierte schwere Damenoberbekleidung wie Jacken und Mäntel. Das Unternehmen wurde volkseigener Betrieb (VEB) und ab 1956 VEB Damenbekleidungswerk Glauchau.

Im Dezember 1956 brannte das Bekleidungswerk lichterloh, einer der größten Brände in Glauchau. Der neue Firmensitz wurde fast komplett zerstört. Ein Teil der Maschinen und Waren konnten gerettet werden, u.a. auch Schiebermützen. Sie waren gut vom Löschwasser durchweicht, jedoch nach dem Trocknen noch tragbar.
Zum Wegwerfen viel zu kostbar, verkaufte man z.B. die Schiebermützen für 50 Pfennige im Modehaus Götz (Leipziger Str. 9/11). Im Volksmund nannte man sie die „50er Schiebermütze“. Bereits einen Monat später wurde die Produktion in unbeheizten Behelfsräumen wieder aufgenommen… 1957 war der Wiederaufbau abgeschlossen.

Der Betrieb wurde zum VEB Quintett Moden und vereinte fünf große Konfektionsbetriebe der Region (der Name kam von der Zahl der fünf Werksteile). 1957 beschäftigte er 1300 Mitarbeiter und produzierte jährlich ca. 300 000 Stück Damenoberbekleidung fürs In- und Ausland (1984 sogar 560 TStck).

2. Quintett
Genäht wurde mit modernster Technik. Der Betrieb erhielt zur Leipziger Messe dreimal die Goldmedaille für hervorragende Erzeugnisse und stattete 1988 die Nationalmannschaft zu den Olympischen Spielen aus. Mit der politischen Wende kam auch das Aus für dieses Unternehmen.
1997 wurde das Werk abgerissen und ein Einkaufsmarkt errichtet.
2. Quintett Näherei

Aufgabe: Schaut Euch die Villa Weißbach an.
B = Anzahl der ovalen (elliptischen) Fenster auf der Nordost-Seite
C = Anzahl der runden Säulen auf der Nordwest-Seite

Nun führt der Weg die Sonnenstraße entlang und weiter Richtung Bürgerheim

Lasst Euch vom prachtvollen Bürgerheim beeindrucken. Ein schön verziertes Dach, nicht wahr?
Lest die Inschrift über dem Eingang  - sie passt zum damaligen (und jetzigen Zweck).

Ihr müsst nichts weiter tun, als in die Arndtstraße abzubiegen.
2a. Bürgerheim

Station 3: Fahrzeugbau

Stellmacherei Dietzsch – D.-Bonhoeffer-Str. 5

Die erste „Droschke ohne Pferde“ besaß Oberlehrer Herr von Einsiedel, Lehrer am Realgymnasium. Es war das erste Automobil in Glauchau und das 2. in Sachsen. Am 27.12.1894 bekam er seine „Benzine“ von der Firma Benz aus Mannheim geliefert.
Damals lernte noch ein Mitarbeiter der Fa. Benz die neuen Wagenbesitzer im Bedienen und Fahren des Automobils an. Als Brennstoff wurde Benzin aus der Apotheke benutzt. Diese interessante Erzählung aus längst vergangenen Zeiten finden Sie hier.

Zeitgleich gründete Stellmachermeister und Wagenbauer Karl Ernst Dietzsch die gleichnamige Stellmacherei auf dem Kupferberg 2. Er legte den Grundstein für den Fahrzeugbau in Glauchau. Dietzsch produzierte Wagenteile aus Holz bis hin zu ganzen Kutschen. 1907 zog die Firma, wahrscheinlich aus Platzgründen, in die Kratzstr. 5 (dem hiesigen Standort).
3. Ernst Dietzsch

Nach und nach entwickelte sich der Fahrzeugbau, und die Stellmacherei stieg in den Karosseriebau für Automobile und Nutzfahrzeuge ein. Sie nannte sich ab 1915 „Karosseriefabrik Ernst Dietzsch“ und ab 1924 „Ernst Dietzsch Karosseriewerke GmbH Glauchau“.

Im Buch „Weltplätze des Handels und der Industrie“ von 1924 steht: Dietzsch baut die „feinsten Luxus- und die praktischsten Last- und Geschäftswagen … in modernster Ausführung“. Automobilmarken wie Auto Union, Dixi, Mercedes-Benz, Nationale Automobil-Gesellschaft (NAG) und Presto ließen bei Dietzsch in Glauchau ihre Fahrzeuge in großen Stückzahlen fertigen. Im Nutzfahrzeugbau waren dies NAG und Hansa-Lloyd.

Dietzsch stieg auch in den Handel mit Kraftfahrzeugen ein. Er gründete mit seinem Companion die Kraftfahrzeug-Gesellschaft „Dietzsch & Kießling mbH“ und verkaufte die Marken Presto (aus Chemnitz), Vomag (Vogtland) und AGA (Berlin).
3. Ernst Dietzsch Werkstatt

1947 wurde die „Ernst Dietzsch Karosseriewerke GmbH Glauchau“ zum VEB verstaatlicht. 1953 erfolgte die Fusion mit der Meeraner Karosseriebaufirma Hornig zum „VEB IFA Karosseriewerk Meerane“. Glauchau bildete den zweiten Fertigungsbereich und fertigte weiterhin Baugruppen für den Fahrzeugbau. Zu ihnen gehörten Fahrerhäuser für verschiedene LKWs, Krankabinen für Raupendrehkräne, Kofferaufbauten für den Barkas B1000 sowie gestanzte Metallteile für den Karosseriebau.

Carl Hedrich ist ein weiterer Unternehmer dieser Zeit.
In der Schlossmühle gründete er bereits 1841 die erste Maschinenfabrik Glauchaus „Hedrich & Stockhausen“. Sie stellte zuerst Zahnräder für her, die in Mühlen und den aufkommenden Manufakturen eingesetzt wurde. Diese Zahnräder waren anfangs aus Holz, später wurden sie mit Gussringen verstärkt und schließlich komplett aus Metall gefertigt.

Die Zahnradfabrik zog ca. 1845 in den Wehrgarten am Hedrichwehr. Auf Grund der großen Nachfrage der sich rasant entwickelnden Industriebetriebe erfolgte 1916 der Ausbau der Zahnradfabrik zu einer modernen Fertigungsanlage. Das Unternehmen wächst, wird in „C. Hedrich Zahnräder- und Getriebefabrik“ umbenannt und zieht 1938 in die Lindenstraße 30/31, direkt neben die Carlsmühle von Carl Hedrich.
3. ehemals Hedrich später Getriebewerk

Neben dem Zahnradbau steigerte sich die Getriebefabrikation, vor allem bei der Herstellung von Stufenrädergetriebe mit 2 bis 6 Gängen, die die konventionellen Transmissionsantriebe ablösten. Nur sehr wenige Betriebe konnten diese technisch anspruchsvollen Getriebe herstellen.
Aus diesem Unternehmen entstand im Laufe der Jahre das Fahrzeuggetriebewerk.

Aufgabe: Drehe Dich um, so dass Du die ehem. Fabrik im Rücken hast.
An der "oberen" Straßenecke siehst Du einen runden Lichtmast. Auf halber Höhe ist ein Schild mit 2 Zahlen.
D = rechte Ziffer der obersten Zahl

Für den Fahrzeugbau braucht man Maschinen. Wir folgen dem Weg entlang der Tal- zur Auestraße.

Station 4: Maschinenbau

Fa. Rucks, Auestraße 2

Vor der Industrialisierung, bis ca.1850, wurde noch hauptsächlich in Manufakturen gefertigt. Man arbeitete mit der Hand und mit sehr einfachen Maschinen. Diese bestanden oft aus Holz oder geschmiedeten Teilen.

Mit steigender Produktion benötigte man mehr Bauteile mit höherer Festigkeit, geringerer Abnutzung und schnellerer Herstellbarkeit. Deshalb wurde während der Industrialisierung Gusseisen zum wichtigen Konstruktionswerkstoff. Durch den neuen Formenguss konnten aufwendig geformte Teile zügig hergestellt werden.

Erste Maschinenfabriken zur Produktion entstanden, wie in Glauchau 1841 die „Maschinenfabrik Carl Hedrich“ zur Herstellung von Zahnrädern. Diese bestanden zuerst aus Holz, dann wurden sie mit Gussringen verstärkt und später aus Stahl hergestellt. Dafür brauchte man eine Eisengießerei.

Auf Hedrichs Empfehlung gründeten Benjamin Friedrich Rucks und Herr Schmeißer 1843 die erste Eisengießerei auf der ehemaligen „Eselswiese“. Die Firma arbeitete mit Tiegel- und Kupolöfen und stellte Gusserzeugnisse her.

Interessanterweise kam es schon damals zum Streit über Technologien und Vorherrschaft – Samsung, Apple und Co lassen grüßen.
Im Detail: Die Obererzgebirgischen Hammerwerke fürchteten wahrscheinlich die neue Konkurrenz. 1844 gingen sie entsprechend Berggesetz gegen die Nutzung von Kupolöfen in Gießereien vor und brachten das junge Unternehmen in große Schwierigkeiten.

1847 klärte man den Streit: Die Gießereien durften kein Roheisen herstellen, sondern dienten zur formgebenden Verarbeitung des Eisens in Fabriken. Somit unterlagen sie nicht dem Bergrecht und Carl Heinrich von Schönburg erteilte der Firma Rucks 1848 die Konzession zum Eisenschmelzen (gegen eine Gebühr von 10 Talern je Jahr).
Ein spitzfindiges Urteil? Konflikte wie zwischen Taxis und Uber, Hotels und AirBnB sind gar nicht so neu…

Die Eisengießerei „Rucks und Schmeißer“ erweiterte sich zur Maschinenfabrik. Sie produzierte zunehmend alles, was benötigt wurde: Maschinenteile, Luftheizapparate für Färbereien, Pressöfen und hydraulische Pressen für Appreteure, Geländer, Dampfmaschinen, Mahlwerke und Pressen für Mühlen, Pumpen u.v.m..

1852 erfolgte die Trennung des Unternehmens in die Eisengießerei Schmeißer (in Lindenstraße verblieben) und die Maschinenbaufirma Rucks, welche nachfolgend an den heutigen Standort, direkt an die Mulde, verlegt wurde. Ein 5,20 m großes Wasserrad trieb fortan über Transmissionen die Maschinen an.

4. Rucks

Später konzentrierte sich Rucks auf die Produktion von Pumpen und hydraulische Pressen für Webereien und Appreturanstalten. Er erfand die erste hydraulische Presse, die den Höchstdruck automatisch begrenzt. 1885 erhielt Rucks dafür das Patent 30375 vom Kaiserlichen Patentamt. Zunehmend nutzte fast jede Appreturanstalt in Westsachsen diese hydraulischen Pressen der Fa. Rucks.

Später folgte die Weiterentwicklung zur hydraulischen Dampfplattenpresse mit dampfdurchströmten Heizplatten. Somit mussten die Heizplatten nicht mehr außerhalb der Maschine erhitzt werden. Neben der Textilindustrie kam die gummi- und holzverarbeitende Industrie als Abnehmer hinzu. 1932 begann der Bau von Strumpfformmaschinen für Kunstseidenstrümpfe.
4. Rucks

Nach dem Krieg wurde die Firma beschlagnahmt. Anders als bei vielen anderen Betrieben, gab man die Firma 1946 zurück an die Familie. Der Grund: Die Haltung der Fam. Rucks in der Nazizeit.

1972 erfolgte die Verstaatlichung zum „VEB Pressenbau Glauchau“. Das Unternehmen spezialisierte sich weiter im Pressenbau und war in der DDR Alleinhersteller für hydraulische Pressen mit 400-2600 t Presskraft für die plast-, elast- und holzverarbeitende Industrie. Ab 1955 wurden u.a. Pressen zur Duroplastwerkstoff-Herstellung für den PKW „Trabant“ (bis 1989) produziert. 1992 erfolgt die Rückübertragung des Unternehmens.

Heute stellt „Rucks Maschinenbau GmbH“ modernste Pressanlagen für vielfältigste Anwendungen her (z.B. zur Kunststoffbearbeitung, Reifenindustrie, auch für Automobilzulieferindustrie).

Aufgabe: Links des großen Fassadenbildes ist ein blaues Tor mit einem stilisierten schwarzen Buchstaben. Der wievielte Buchstabe im Alphabet ist es?
E = Quersumme der Position des Buchstabens im Alphabet
Der Maler des Fassadenbildes hat sich links unten verewigt.
F = wieviele Buchstaben hat sein Name

Weiter geht's zurück zum Leipziger Platz 40m in die Mühlgrabenstraße.
Rechts seht Ihr eines der ältesten Stadtbäder Deutschlands - leider ungenutzt dem Verfall preisgegeben (Station 4a).
Links geht ein schmaler Pfad hoch zur Webschule.

4a. Stadtbad

Station 5: Soziale Errungenschaften

Höhere Webschule

Mit dem enormen industriellen Aufschwung und der stark wachsenden Bevölkerung stieg der Bedarf an sozialen Einrichtungen. Doch das „Stadtsäckel“ war zu klein.
Was tun? Die aufstrebenden Familienunternehmen engagierten sich frühzeitig im sozialen Bereich. Sie waren ja auch tief in der Stadt verwurzelt. Lotterien, breite Spendenaktionen und Stiftungen machten mit der Zeit Vieles möglich.

Es entstanden Krankenhaus (1842), Kleinkindbewahranstalt (1854, Kindergarten), Post- und Telegrafenamt (1893), das neue Waisenhaus (1898), der König-Albert-Stift für pflegebedürftige Bürger (1900, Station 2a), das Stadtbad (1901, Station 4a) zur Reinigung nach der schmutzigen Arbeit, das neue Krankenhaus (1914) u.v.m.

Zeitgleich stieg in der Gesellschaft der Wunsch nach Vergnügungen. 1875 legte man den Gründelpark an, baute 1887 die Jahnturnhalle für den Turnerbund, 1888 das Café Vaterland, 1922 das Stadttheater und 1925 die Kammerlichtspiele.

Auch das Schulwesen musste sich weiter entwickeln. Zu Beginn der Industrialisierung fand Unterricht in der kirchlichen Schule am Kirchplatz und in vielen angemieteten Räumen, verstreut über die ganze Stadt.

Die neuen Manufakturen und später die Fabriken benötigten aber immer mehr gut ausgebildete Arbeiter. Deshalb entstand 1858 die große „1. Bürgerschule“ am Schulplatz, die ab 1859 auch über eine „höhere Abteilung“ verfügte. Die erste Armenschule eröffnete 1868 (heute Lehngrundschule), und 1878 die 2. Bürgerschule (Wehrdigtschule) sowie das Realgymnasium (Lindenstraße). 1902 kam noch die Pestalozzischule und 1926 die Volksschule Niederlungwitz hinzu.

Um den Nachwuchs für die Weber zu fördern, wurde 1850 die „Vereinigte Webschule“ gegründet - auf Initiative eines Glauchauer Kaufmanns und mit finanzieller Unterstützung aller Webwarengeschäfte. Die privat geführte Schule erhielt 1851 auf der Londoner Industrieausstellung eine Bronze-Medaille für besondere Leistungen.
5. Webschule

1860 wurde die Schule für die Betreiber zu teuer. Deshalb übernahm die Stadt die Webschule und finanzierte sie gemeinsam mit Weberinnung und Industrie. 1871 erfolgte der Umzug in die Mühlgrabenstr. 5. Als „Höhere Webschule“ zog sie 1898 erneut um, und zwar in das erste eigene Schulgebäude hier im Schillerpark. Die Textilindustrie bildete Lehrlinge, Gesellen, Meister und später Mustermacher theoretisch und praktisch aus. Für die Tages- und Abendklassen gab es Räume für Handweberei und Webereivorbereitung sowie eine mechanische Weberei mit Web- und Jacquardmaschinen.
5. Websaal der Webschule

Das Schulgeld betrug 1911 für Tagesklassen jährlich 200 Mark und für Abendklassen 5 Mark. Die „Tagesklasse“ konnten sich also nur gutsituierte Bürger leisten. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Jahreslohn war damals ca. 1100 Mark, ein Brot kostete 50 Pfennig!
Ihr seht: Nicht erst zu Corona-Zeiten weiß man den Wert einer guten Schule zu schätzen.

Mädchen- und Jungenklassen wurden streng voneinander getrennt. 1906 besuchte der sächsische König Friedrich-August die Schule.
Nach und nach integrierte man weitere Fachausbildungen in die Schule:

  • 1898 die private „Bauschule“ von Baumeister Hermann Caspar zur Ausbildung bautechnischer Berufe und zum Leiten eines Baubetriebes in Hoch-, Tief- und Eisenbetonbau
  • 1905 die einzige Verbandsfachschule der Deutschen Dachdeckerinnung
  • 1908 die Handelsschule mit der kaufmännischen Ausbildung und
  • 1909 die Handwerkerschule mit Klassen für Schmiede, Schneider, Schlosser und das Kunstgewerbe.

1919 erfolgte deshalb die Umbenennung in „Vereinigte technische Schulen und Handelsschule“. Aus Platzgründen wurden 1954 die Bau- und Dachdeckerschule in die neue Ingenieurschule (heute BA) ausgegliedert. Die ehemalige Webschule blieb Betriebsberufsschule der Textilwerke Palla und ist heute Haus 2 des Beruflichen Schulzentrums „Dr. Friedrich Dittes“.
5. Dittesschule

Hier gibt es diese ganzen Infos tabellarisch und etwas ausführlicher.

Soziale und technische Einrichtungen:

  • 1820 1. Postamt, Markt 9,
  • 1842 1. Krankenhaus (Krankenhausstraße, heute Haus der Diakonie, Pestalozzistr./Ecke Dr. von Wolffersdorf-Str.)
  • 1856 1. Telegrafenamt im Buttermilchturm
  • 1854 1. Kleinkinderbewahranstalt (Kindergarten) gegenüber Kino in Otto-Schimmel-Straße
  • 1893 Reichspost- und Telegrafenamt Leipziger Str. 62 zur schnellen Nachrichtenübermittlung
  • 1898 neues Waisenhaus, Wettiner Straße (heute Ärztehaus)
  • 1900 Bürgerheim gegründet, August-Bebel-Str., als König-Albert-Stift für pflegebedürftige „würdige“ (v.a. wohlhabende) Bürger über 60 Jahre.
  • 1901 Stadtbad/Wannenbad zur Reinigung - die Arbeit in den Fabriken war schwer und staubig.
    Zzu Hause gab es, wenn überhaupt. nur einen Wasserhahn im Haus (Mühlgrabenstraße)
  • 1904 Bau des Bezirksgenesungsheimes „König-Georg-Stift“ im Rümpfwald
  • 1911 Gründung erste Baugenossenschaft zum Wohnungsbau
  • 1914 Neubau Krankenhaus, Virchowstraße (heutiger Altbau am Teich)
  • 1925 Sommerbad als zweite städtische Badeanstalt
  • 1931 Fertigstellung der Flutrinne als Hochwasserschutz für Industrie und Bevölkerung

Einrichtungen zum Vergnügen:

  • 1875 Gründelpark auf Initiative des Verschönerungsvereins
  • 1887 Bau der Turnhalle des Turnerbundes, Turnerstraße (heute A.-Bebel-Str.)
  • 1888 Café Vaterland, Leipziger Straße
  • 1911 Bau des 1. Glauchauer Sportplatzes „Eichamt“, Zimmerstraße
  • 1922 Stadttheater errichtet
  • 1925 Kammerlichtspiele Scherbergstraße 6, erstes von später drei Kinos (heute: Otto-Schimmel-Straße 4)

Schulen:

  • Erste Schule: Lateinschule (kirchliche Schule) am Kirchplatz 4
  • Wurde später Bürger-, Armen- und Fabrikschule, weitere Räumlichkeiten im Hospital und in angemieteten Räumen
  • 1858 1. Bürgerschule am Schulplatz, die ab 1859 auch über eine „höhere Abteilung“ verfügte
  • 1868 1. Armenschule (heute Lehngrundschule)
  • 1878 2. Bürgerschule (Wehrdigtschule)
  • 1878 Realgymnasium (Lindenstraße)
  • 1902 Pestalozzischule (heute Georgius-Agricola-Gymnasium)
  • 1926 Volksschule Niederlungwitz

Aufgabe: Stellt Euch vor die Vorderseite der Webschule. Links und rechts des Haupteingangs seht Ihr je eine große Plakette mit Inschrift.
X = Anzahl der Buchstaben des ersten Wortes links
Y = Anzahl der Buchstaben des ersten Wortes rechts

Der Weg führt weiter entlang der Leipziger Straße durch die Innenstadt zum Markt.

Station 6: Strickerei und Nadelproduktion

Markt 17

In unserer ersten Tour haben wir schon das Weben kennengelernt, um aus Garn einen Stoff zu machen. Von Eurer Oma kennt Ihr vielleicht auch noch das Stricken als weitere Möglichkeit.
In der Industrie geht Stricken natürlich etwas anders: Mit Zungennadeln werden nacheinander Maschen gebildet und ein Strickstoff entsteht. Wir kennen diesen heute alle von den T-Shirts.

Wo wurden diese Nadeln hergestellt? In der Glauchauer Chronik von Eckhardt (1882) steht: Im 18. Jh. gehörte das Gewerbe der „Nadler“ zu den „hauptsächlichsten“. Sie stellten in ihren Familien, wie hier am Standort Markt 17, zuerst Stecknadeln und später Strick-, Zungen- und Strumpfwirknadeln in großer Menge her. Diese waren „eingesteckt in Päckchen und roh im Gewicht“ und wurden „auf Messen und außerhalb in großen Kisten versandt“. Später wurden die Nadeln industriell hergestellt. Bedeutende Firmen waren „C. G. Fischer“ und „Kirchhof & Sohn“.
6. Markt 17

Zeitgleich entwickelte sich Limbach weltweit zum wichtigsten Hersteller für Handschuhe. Aus Oberlungwitz kam ¾ der Welt-Strumpfproduktion. Es ist anzunehmen, dass die Wirknadeln in großen Stückzahlen dort hin geliefert wurden. In dieser Zeit gab es auch in den Dörfern um Glauchau viele Familie, die in Heimarbeit aus Strickzuschnitten Handschuhe nähten.

Aber auch in Glauchau wurden Strickwaren hergestellt und verarbeitet. Fritz Rössler gründete 1874 eine Färberei in der Lilienstraße 4/5. Später erweiterte Rössler die Produktion u.a. um Strickerei und Konfektion und fertigte „kunstseidene, baumwollene und wollene Wirkwaren sowie feine Damenkonfektionsartikel“.

Nach dem Krieg wurde das Unternehmen zum „VEB Textilia“. Man stellte Herrenuntertrikotagen her, mit bis zu 1150 Mitarbeitern. Ab 1973 gehörte der Betrieb zum „VEB Texturseide Flöha“ und produzierte Freizeit- und Badebekleidung.

Nach der politischen Wende kam der Betrieb zu den „Textilwerken Deggendorf“. Später wurde er Teil der „Esda Vertriebs und Service GmbH“ und stellte Texturgarne und Damenfeinstrumpfhosen her. Heute befindet sich am Standort die „Ofa Bamberg GmbH“ und produziert medizinische Strümpfe.

Wir möchten Euch eine weitere Firma vorstellen, wo Strickwaren hergestellt wurden.
1847 gründete Gustav von Tasch (Schauspieler und Kaufmann) die „Weberei Tasch“ in der Plantagenstraße 7 (heute Eckhalde Plantagenstr. 14). Das Unternehmen wuchs auf 300-750 Mitarbeiter. 1923 übernahm der Fabrikant Johann Hans Franz die Fabrik und nannte sie „Hans Franz Glauchau“. Man stellte Kleiderstoffe her.

Nach der Enteignung 1953 ging das Unternehmen in die „Textilwerke Einheit“ über und wurde 1970 „VEB Textilwerke Palla“. Im Anschluss erfolgte die Umstellung der Produktion von Weberei auf Strickerei. Auf 71 Großrundstrickmaschinen wurden täglich 30.000 m² Rohwarengestrick im 3-Schichtsystem produziert. Eine Strickerin bediente 8-10 Maschinen. Die Produktionsvorbereitung und die Warenschauerei (Suche nach Strickfehlern und Ausbesserung) fanden ebenfalls an Ort und Stelle statt.
6. Produktionshalle Rundstrickerei Eckhalde

Danach gingen die Strickstoffe in der Wilhelmstraße, wo sie veredelt wurden (d.h. besondere Eigenschaften bekamen). 1990 wurde die Produktion eingestellt und 2009/10 die Fabrik abgerissen.

An all diesen Beispielen seht Ihr: Nichts ist so beständig wie der Wandel.

Aufgabe: Schaut auf das Haus "Markt 17". Im Erdgeschoss hat dieses Haus eine Art "Eckpfeiler". Der unterste Quader ist etwas größer.
Z = 1 + Anzahl der gleich großen vertikalen Quader dieses Pfeilers (Z ist ungerade)

Habt Ihr alles geschafft? Nun ist es nicht mehr weit zum Finale.

Geht geradeaus weiter Richtung Ausgangspunkt unseres textilen Spaziergangs.
Stärkt Euch mit einem Eis, wenn Ihr Appetit habt, und geht weiter zu
N 50° 48.(A)(B+5)(C)
E 12° 32.(D)(10-E)(F+4)

Zum Signieren des Logbuchs benötigt Ihr noch den Code XYZ.
Keine Angst, das Personal ist eingeweiht. Aber bitte nicht auf die Rabatten treten!

Additional Hints (Decrypt)

Oenhpug Vue Fgäexhat bqre Zbgvingvba? Trug mhe Rvfqvryr :-) Cnexra (snyyf aögvt) xöaag Vue na qra natrtrorara Cyägmra. N+O+P+Q+R+S+T+K+L+M=46.

Decryption Key

A|B|C|D|E|F|G|H|I|J|K|L|M
-------------------------
N|O|P|Q|R|S|T|U|V|W|X|Y|Z

(letter above equals below, and vice versa)