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Viersener Sprung 🌍 Tektonik am Niederrhein EarthCache

Hidden : 7/7/2020
Difficulty:
2 out of 5
Terrain:
2 out of 5

Size: Size:   other (other)

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Geocache Description:


Viersener Sprung - Tektonik am Niederrhein

Einleitung

Die Viersener nennen den Höhenzug "Hoher Busch", für die Süchtelner sind es die "Süchtelner Höhen". Mit diesem Earthcache wollen wir uns aber nicht in den Bereich der Onomatologie begeben. Vielmehr möchten wir aufzeigen, wie diese Erhebung am sonst doch so flachen Niederrhein entstanden ist.

Geologisch-tektonischer Überblick

Das Gebiet der Niederrheinischen Bucht bildet zusammen mit dem nördlich anschließenden Niederrheinischen Tiefland eine sich keilförmig nach Norden erweiternde geologische und tektonische Struktureinheit zwischen dem rechtsrheinischen Schiefergebirge mit Bergischem Land und Ruhrgebiet im Osten und dem linksrheinischen Schiefergebirge mit Eifel und Brabanter Block im Westen.
Dieses Senkungsgebiet wird von einer Reihe Nordwest -Südost streichender Störungen durchzogen, an denen der Untergrund in zahlreiche Schollen (Horste und Gräben) zerlegt ist. Hierbei trennt der inmitten der Niederrheinischen Bucht verlaufende Viersener Sprung das Hochgebiet der Krefelder Scholle im Osten von der tiefer liegenden Venloer Scholle im Westen.[1]

Karte Niederrheinische Bucht
Heutige Tertiärverbreitung und tektonischer Bau der Niederrheinischen Bucht [3]

Kleinere Begleitstörungen westlich des Viersener Sprunges (z. B. Dülkener oder Rheindahlener Sprung) lassen dabei ein eng gestaffeltes Sprungsystem (Terrassentreppe) mit kleineren Seitenästen erkennen. Für den hier betrachteten Raum werden sie zusammenfassend als Mönchengladbacher Staffel bezeichnet.
Nach Untersuchungen von Geologen sind die Schichten der Venloer Scholle entlang des Viersener Sprunges gegenüber der Krefelder Scholle um bis zu 600m abgesunken, wobei die Verwürfe für das Paläozoikum (541 Millionen Jahre bis ca. 251,9 Millionen Jahre vor heute) ca. 180m, für das Oberoligozän (33,9 Millionen Jahre bis ca. 23,03 Millionen Jahre vor heute) - den Zeitraum der tiefsten Absenkung - ca. 300m und für das Pliozän (5,333 Millionen Jahre bis ca. 2,588 Millionen Jahre vor heute) ca. 70 - 80m betragen.
Während des Quartärs setzte sich die Absenkung fort. Danach sind die Älteren Hauptterrassen im Bereich der Venloer Scholle heute um ca. 40 - 50m, die Jüngeren Hauptterrassen um ca. 26m gegeneinander abgesunken. Für das Holozän wurden nördlich von Hinsbeck Absenkungsbeträge von 3m, das sind 0,3mm/a, ermittelt. Auch heute noch senkt sich die Venloer Scholle weiter ab. Wie regelmäßig durch die Bezirksregierung Köln Abteilung 7 - Geobasis NRW (ehem. Landesvermessungsamt NRW) vorgenommene Leitnivellementsmessungen im Stadtgebiet Viersen ergeben haben, betrug der Senkungsbetrag der Venloer Scholle im Zeitraum zwischen 1961 und 1989 etwa 3cm. Somit ist der Viersener Sprung eine fortlebende Verwerfung.[1]

Erdgeschichtliche und räumliche Einordnung

Im Bereich des Süchtelner Höhenzuges zwischen Herongen und Viersen sowie im westlich angrenzenden Schwalm-Nette-Gebiet wird die quartärzeitliche Schichtenfolge hauptsächlich von den 2,6 - 0,5 Mio. Jahre alten unter- bis mittelpleistozänen Ablagerungen der Niederrhein-Hauptterrassen-Formation des Rhein-Maas-Systems eingenommen. Zwischen den beiden Ablagerungsgebieten verläuft der Viersener Sprung, der die Krefelder Scholle (Hochscholle) im Osten von der Venloer Scholle (Tiefscholle) im Westen trennt. Infolge der unterschiedlichen tektonischen Bewegungen ist nicht nur die Höhenlage unterschiedlich, sondern zwischen den beiden Gebieten schwankt auch die Mächtigkeit der Terrassenabfolgen stark. Mächtigen Profilen auf der Tiefscholle stehen gering mächtige Profile auf der Hochscholle gegenüber, die aufgrund des Fehlens besonderer Merkmale, insbesondere von Tonen im Bereich der Tegelen-Schichten, nur schwer miteinander zu parallelisieren sind. Aufgrund der Höhenlage von +80 bis +85 mNHN beziehungsweise der Schwermineralzusammensetzung wurden die im Plateaubereich des Süchtelner Höhenzuges vorhandenen Sande und Kiese in der Vergangenheit teilweise als Äquivalente der Älteren oder Jüngeren Hauptterrassen angesprochen.[2]

Profil
Querprofil Süchtelner Höhenzug Schwalm-Nette-Gebiet zwischen Viersen-Dülken und -Süchteln [3]

Sedimentologische und petrographische Untersuchungen (Geröllbestand, Schwermineralanalysen, Feuersteinzahl) an einer Reihe von Aufschlüssen und Bohrprofilen belegen, dass im Schwalm-Nette-Gebiet eine mehr oder weniger vollständige Abfolge der Niederrhein-Hauptterrassen-Formation von den Älteren bis zu den Jüngeren Hauptterrassen vorhanden ist. Die im Plateaubereich des Süchtelner Höhenzuges in der Höhenlage von +80 bis +85mNHN vorhandenen Sande und Kiese sind als Ablagerungen der Tegelen-Schichten einzustufen und dabei mit dem "Schotter d" beziehungsweise der Holzweiler-Formation zu parallelisieren.[2]

Formsandgrube

In seinem Kern besteht der Süchtelner Höhenzug aus marinen Sedimenten des Oberoligozäns (Grafenberg-Formation). Aufgrund ihrer petrographischen Eigenschaften wurden sie dort seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in z.T. großen Sandgruben abgebaut und als natürliche Formsande für die Herstellung von Gussformen an die Eisenindustrie der näheren und weiteren Umgebung geliefert.
Die beim Abbau geborgene Meeresfauna lieferte zahlreiche in Westeuropa einzigartige Oberoligozän-Fossilien, insbesondere Muscheln (Glycymeris, Harbecardium, Arctica, Glossus und Panopea), welche die Grundlage zur Kenntnis der ehemaligen Lebens- und Ablagerungsverhältnisse in diesem Raum bilden.[1]

Fossilien
Steinkerne von Muscheln (Arctica rotundata), Grafenberg-Formation (Oberoligozän); Formsandgrube Freudenberg, Viersen-Süchteln

In der ehemaligen Formsandgrube Eduard Bong südlich der Sportanlage des ASV Süchteln am Westrand von Süchteln ist der Grenzbereich Hauptterrassenablagerungen/Grafenberg-Formation verschiedentlich noch gut aufgeschlossen.

Tegelen-Schichten
Tegelen-Schichten mit basaler Blocklage (Schotter d bzw. Holzweiler-Formation) und Verkleinerung der Korngröße nach oben über Grafenberg-Formation (Oberoligozän); ehemalige Formsandgrube Bong, Viersen-Süchteln

Schurf
Viersener Sprung in einem Schurf in Viersen-Süchteln 2001

Aufgaben und Logbedingungen

Um diesen Cache zu loggen, begebt euch zu den Wegpunkten WP1 und WP2, beantwortet nachfolgende Fragen und macht dort ein Foto.
Die Wegpunkte befinden sich in einem Landschaftsschutzgebiet. Die Wege müssen zu keiner Zeit verlassen werden.
Anschließend sendet uns bitte eine Nachricht oder E-Mail über unser Profil mit euren Antworten. Danach könnt Ihr sofort loggen. Wenn irgendetwas nicht in Ordnung sein sollte, melden wir uns.

  1. Begebe dich über den Wegpunkt Abzweig auf den abzweigenden Wanderweg und gehe zu WP1.
    Hier siehst du eine Struktur in der Landschaft. Ist diese natürlich oder anthropogenen Ursprungs? Beschreibe die Struktur und begründe deine Ansicht.
  2. Begebe dich zu WP2, hier hast du einen Blick auf die Venloer Scholle.
    Wie du gelernt hast, sind die Schichten der Venloer Scholle entlang des Viersener Sprunges gegenüber der Krefelder Scholle um bis zu (!!!) 600m abgesunken. Stell dir vor, du könntest durch die Zeit reisen und du kehrst in 100000 Jahren an die gleiche Stelle zurück und blickst Richtung Westen. Wie hat sich der Höhenunterschied in der Landschaft verändert, vorausgesetzt die Tektonik schreitet mit unverminderter Geschwindigkeit fort?
  3. Macht bitte ein Foto von euch und fügt es eurem Log-Eintrag hinzu. Wenn ihr selbst nicht auf dem Foto erscheinen wollt, reicht natürlich auch ein persönlicher Gegenstand auf dem Foto als Beweis eurer Anwesenheit. (Laut Earthcache Guidelines ist die Forderung eines Fotobeweises seit Juni 2019 wieder erlaubt.)

Viel Spaß!

Quellen

[1] Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen (2020): scriptum online 4, Geowissenschaftliche Arbeitsergebnisse aus Nordrhein-Westfalen; https://www.gd.nrw.de/pr_shop_scriptumonline.htm

[2] Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen [Hrsg.] (2008): scriptum 17, Arbeitsergebisse aus dem Geologischen Dienst Nordrhein-Westfalen

[3] Geologischer Dienst NRW | http://www.gd.nrw.de

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