Die Venus von Willendorf
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Ein Blick zurück in der Zeit
Vor 100 Jahren fanden die ersten archäologischen Forschungen in Willendorf statt. 1908 entdeckte man die weltberühmte „Venus von Willendorf“. Bis 1955 wurden insgesamt acht Lagerplätze von Jägern und Sammeln der Altsteinzeit, aus dem Zeitraum von 45.000 bis 23.000 Jahren vor heute, entdeckt. 2006, nach 50 Jahren Pause, startet nun ein junges Team von Archäologinnen und AnthropologInnen neue Forschungen an der sog. „Venusfundstelle“ Willendorf II.
1993 wurde von einem Forschungsteam aus Brüssel und Wien ein Profil in der Böschung beim heutigen Venusdenkmal in Willendorf freigelegt und mit archäologischen und naturwissenschaftlichen Methoden analysiert. Während man bei den früheren Ausgrabungen das Hauptwerk fast nur auf Stein- und Knochengeräte, Schmuckstücke und Kunstgegenstände usw. Richtete, ist man heute bemüht, ein komplexes Bild der Umweltbedingungen und der Lebensumstände des damaligen Menschen zu erstellen.
Warum ist Willendorf II ein „Hot Spot“ der Archäologie?
Neun übereinander liegende Siedlungsschichten decken einen Zeitraum von fast 20 tausend Jahren Menschheitsgeschichte ab. Eine einmalige Situation in Mitteleuropa. Unter 6 Metern Löß liegen hier möglicherweise die Antworten auf einige Schlüsselfragen zur Besiedelung Europas begraben:
Welchen Weg nahm der anatomisch moderne Mensch auf seiner Wanderung nach Europa? Wie begegnete er dort dem Neandertaler? Wie sehr änderten sich Kultur und Klima im Zeitraum zwischen 45.000 und 23.000 Jahren vor heute?
Was wird an der neuen Ausgrabungsstelle untersucht?
Forschungsziel ist es ein besonders frühes Jungpaläolithikum (Aurignacien) zu erfassen. Dazu wird eine Fläche von 15m2 archäologisch untersucht:
- Erfassung der genauen Position eines jeden Fundes (3D-Einmessung mit Tachymeter).
- Nasssieben des abgebauten Sediments um auch die kleinsten Funde zu bergen.
- Mikromorphologie der Fundschichten (-> Entstehung der Fundschichten)
- Datierung der Fundschichten
- Malakologie, Archäobotanik, Umwelt- und Paläomagnetik (Rekonstruktion von Umwelt & Klima)
Was ist vor Ort zu sehen?
Zur Veranschaulichung dient ein Lackprofil mit Erläuterungen und einer grafischen Umsetzung.
Das altsteinzeitliche Geschehen in Willendorf hat sich in der letzten Kaltzeit (Würm) innerhalb eines Wechselspiels von warmen bis zu extrem kalten Klimaperioden abgespielt.
- Die im Profil mit Einheit D (ca. 42.000 - 39.500 BP) bezeichneten Sedimente entstanden in einem gemäßigten, milden und feuchten Klima. Dieses Klimaereignis wird zumindest für den mittleren Donauraum als Willendorf Interstadial (ca. 42.000 Jahre BP) bezeichnet.
- Die darauf folgenden Sedimenteinheit C (ca. 39.000 - 28.560 BP) zeigt eine Abfolge von Löss- und Bleichhorizonten, die teils extreme Kälteperioden mit Permafrostböden etc. anzeigen. Dazwischen sind drei braune Humushorizonte (C8, C4 und C2 bzw. Kulturschichten) eingeschlossen, die auf ein wärmeres Klima hindeuten und als Schmalenbach Interstadial II (ca. 30.500 Jahre BP) bezeichnet werden. In diese letzte klimagünstige Zeit fällt mit KS 5 auch das früheste Gravettien in Willendorf.
- Die obere Lösseinheit B (ca. 26.500 - 24.000 BP) zeigt vor allem anhand der Schnecken eine Entwicklung zu einem kalten und trockenen Klima. Die Lössanwehungen beginnen um ca. 26.500 BP (KS 6) nach einer ausgeprägten Kälteperiode mit Permafrostböden am Ende von Einheit C und verlaufen bis ± 24.000 Jahre BP, der Zeit von Kulturschicht 9. Die darin auftretende Schneckenfauna setzt für den oberen Bereich dieses Profilteils ein trockenes und kaltes Klima, für den unteren hingegen ein mittelfeuchtes und kühles Klima voraus. Mit dem oberen Ende des Profils endet auch die älteste Geschichte von Willendorf und der Donauregion in diesem Gebiet.
- Das Alter der Schichten wurde anhand einer Serie von 36 Radiokarbondaten aus Holzkohlen und Knochen bestimmt. Mit der Datierung der Kulturschichten konnte auch das Alter der Venus von Willendorf datiert werden.
Quelle: Informations-Schilder Willendorf
Warum ist es hier auch geologisch interssant?
Archäologen benötigen die geologische Schichtbestimmung, um Altershinweise zu erhalten und z.B. auszuschließen, dass jüngeres Material in ältere Schichten umgelagert wurden. Außerdem gibt die geologische Zusammensetzung wichtige Hinweise auf die Erhaltungskonditionen in den Schichten. Daher kann man hier vor Ort auch geologische Informationen ablesen. Um die Lagerung und zeitliche Abfolge auch für Besucher nachvollziehbar zu machen, hat man ein Profil der Schichten erstellt und erklärt es vor Ort.
Englisch Before Present (BP) ist eine Angabe des Bezugspunktes für Altersangaben, die auf der Radiokohlenstoffdatierung beruhen. Entgegen der Wortbedeutung vor heute handelt es sich aber nicht um eine absolute Angabe auf der Basis des aktuellen Zeitpunkts, sondern wurde fachsprachlich als „vor 1950“ definiert.
Quelle: Wikipedia
Der Earthcache:
Um den Earthcache zu lösen, beantworte folgende Fragen und sende mir die Antworten per Messenger zu. Eine Logerlaubnis braucht nicht abgewartet zu werden, du kannst sofort loggen. Wenn etwas unklar sein sollte, melde ich mich bei dir.
- Aus welchem Gestein wurde die originale Venus von Willendorf gefertigt und wie groß ist sie?
- In welcher Tiefe wurde sie am 7. August 1908 gefunden und wie wird die Kulturschicht genannt? Auf welches Alter wird die Figur somit datiert?
- Sieh dir die viel größere Nachbildung der Venus von Willendorf an. Wie groß und schwer schätzt du diese?
- Beschreibe mir die Farbe, Oberfläche und Struktur des Gesteins der Venus-Nachbildung. Haben sich seit dem die Nachbildung 1978 hier aufgestellt wurde, schon Spuren der Verwitterung bzw. Erosion gezeigt? Warum denkst du, hat die originale Venus von Willendorf so viele Jahre unbeschädigt überstanden?
- Vergleiche im hier freiliegenden Aufschluss die Pakete A - D. Beschreibe die Oberfläche, Farbe und Struktur der einzelnen Abschnitte. Welches Klima herrschte in den jeweiligen Schichten vor?
- Mache ein Foto von dir oder einem persönlichen Gegenstand bei der Venus und lade es zu deinem Fund-Log hoch.
Viel Spaß wünscht,
RauGeo