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Grimmaer Stolpersteine Multi-Cache

Hidden : 1/5/2022
Difficulty:
1.5 out of 5
Terrain:
1.5 out of 5

Size: Size:   micro (micro)

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Geocache Description:


"Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist."

Seit dem Jahr 2009 erinnern in Grimma sogenannte "Stolpersteine" an Menschen, die im Dritten Reich deportiert und ermordet oder zur Flucht aus Deutschland gezwungen waren. Die Stolpersteine sind kleine Messingquader, in die jeweils der Name, die Lebensdaten und das Schicksal eingraviert sind, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Die Steine werden stets vor dem letzten - frei gewählten - Wohnhaus in den Bürgersteig eingelassen.

Inzwischen liegen Stolpersteine in 1265 Kommunen Deutschlands und in einundzwanzig Ländern Europas. Hauptsächlich werden sie vom Initiator Gunter Demnig himself verlegt. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten.

Dieser Multi befasst sich mit dem Grimmaer Stolpersteinen und nimmt dich mit an sieben Wohnorte, die nicht in Vergessenheit geraten sollten.

Beginnen wir an den Listingkoordianten in der Grimmaer Wiesenstraße 23. Hier wohnte Albert Michel.

Albert Michel stammte aus Ahrenberg in der Rheinprovinz, nahe Koblenz. Er wurde 1898 geboren, kam in den zwanziger Jahren nach Grimma und arbeitete hier im Kohlenhandel und als Ziegeleiarbeiter. Michel hatte dem jüdischen Glauben den Rücken gekehrt und sympathisierte mit der KPD. 1932 heiratete er eine Grimmaerin, die sich aber 1941 aus „rassischen“ Gründen wieder scheiden ließ.

Albert Michel wurde am 8. Mai 1942 zusammen mit Familie Nikusch, Hulda Moses und Familie Glaser nach Leipzig gebracht und von da am 10. Mai 1942 in das Konzentrationslager Belzyce deportiert.

Wenn du den Stolperstein entdeckt hast, stehst du direkt an einer Straßenlaterne. Darauf findest du eine schwarze Zahl. Merke sie dir als A.

Nun begib dich weiter zum Waypoint Friedrich-Oettler-Straße 20. Hier findest du die Stolpersteine der Familie Nikusch.

Paul Nikusch wurde als Sohn eines deutsch-jüdischen Händlers 1883 in Dresden geboren. Den gelernten Schlosser verschlug es nach dem Ersten Weltkrieg nach Grimma, da er in der Maschinenbau AG Golzern-Grimma eine passende Arbeitsstelle gefunden hatte. Im Juli 1920 heiratete Nikusch die aus Schlesien stammende Rosalia Gross. Laut Heiratsurkunde war Paul Nikusch evangelisch-lutherischer Konfession, Rosalia hingegen jüdischen Glaubens. Ihre drei Kinder Fritz, geboren 1921, Lieselotte, geboren 1923, und Walter, geboren 1926, wurden in Grimma evangelisch-lutherisch getauft.

Die Familie erlebte den nationalsozialistischen Terror in Gänze: die Einschränkungen des alltäglichen Lebens, die Stigmatisierung und Demütigung der jüdischen Bürger bis zur Gefährung von Leib und Leben durch die Deportation. Doch sie erfuhren auch stille Hilfe: Einige Arbeitskollegen und Bekannte unterstützten die Familie auch in dieser schweren Zeit.

Die Familie Nikusch wurde zusammen mit Familie Glaser, der Witwe Moses und Albert Michel am 8. Mai 1942 nach Leipzig gebracht und von dort am 10. Mai in das Vernichtungslager Belzyce deportiert. Die Deportationen wurde zumindest anfangs noch als Evakuierungen in den Osten, als Möglichkeit eines Neuanfangs deklariert. Paul Nikusch zweifelte an dieser Darstellung und vertraute seine Gedanken einem Arbeitskollegen an: „Man wird uns im Lager verhungern lassen oder den Schädel einschlagen...“

5 Stolpersteine sollten nun zu deinen Füßen im Straßenpflaster zu sehen sein. An der Hauswand findest du ein blaues Wasserschild. Die Ziffer vor der Zahl 9 sei B.

Dein weiterer Weg führt dich nun zur Brückenstraße 23, dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Urbach.

Lipmann Urbach, ein gelernter Klempner und später Textilhändler, stammte ursprünglich aus Lodz. Mit seiner Frau Siesel Urbach, geb. Besser, war er seit 1924 in Grimma ansässig, zuerst zur Untermiete bei Familie Strauß in der Klosterstraße 8a. Die Urbachs hatten zahlreiche Verwandte in Colditz, Leisnig und Leipzig. Am 23. April 1925 wurde Sohn Philip, am 28. September 1930 Sohn Erhard geboren. Beide wurden später in die Wallgrabenschule eingeschult. Die Urbachs betrieben von 1925 bis 1930 ein Ladengeschäft am Markt und von 1928 bis 1939 das „Modemagazin“ in der Brückenstraße 23. 1938 wurde Lipmann Urbach das erste Mal in kurze Schutzhaft genommen. Ein Jahr später wurde er erneut abgeholt und per Lastauto ins KZ Sachsenhausen gebracht. Den Ermittlungen eines Londoner Rechtsanwaltes zufolge starb Lipmann Urbach am 25. Januar 1943 im KZ Auschwitz. Philip Urbach, der als einziger der Grimmaer Urbachs den Holocaust überlebte, erinnerte sich 1988: „Mit dem letzten Kindertransport kam ich aus Deutschland fort. Wir waren 61 jüdische Kinder, die am 31. August 1939 16.45 Uhr bei Kleve die holländische Grenze überschritten. Genau 12 Stunden später erfolgte der deutsche Überfall auf Polen...“ Hochachtungsvoll sprach Philip Urbach von den Arbeiterfamilien Emil Schulze und Emil Strauß, die die Familie bis zuletzt unterstützten: „Damals erforderte das großen Mut – und nur wenige brachten ihn auf.“ 1939 wurde das Geschäft zwangsweise aufgelöst. Am 26. Juni 1942 verließen Siesel und Erhard als letzte der grimmaer Juden die Stadt, zunächst nach Leipzig in das dortige „Judenhaus“. Am 13. Juli 1942 wurden sie zusammen mit 170 weiteren Juden nach Auschwitz deportiert.

Wenn du den Ort erreicht hast und vor den Stolpersteinen stehst, wird dir die Tür zum Wohnhaus auffallen. Wieviele Stufen führen vom Gehweg zur Tür. Merke dir die Anzahl als C.

Im Anschluss begibst du dich zum Waypoint Marktgasse 5 und erfährst mehr über die Familien Moses und Glaser.

Mit dem Haus Hohnstädter Straße 4 ist die jüdische Familie Moses verbunden. Hier befand sich ehemals das Konfektions- und Schuhwaren-Haus von Max Moses, später erweitert um ein Sortiment an Tabakwaren. Mit seiner Frau Hulda lebte Max Moses unweit von hier in der Marktgasse 5.

Die beiden hatten einen Sohn Gerhard, der 13-jährig verstarb, und eine Tochter Irma. Irma heiratete später Markus Glaser, mit dem sie eine Tochter Erika hatte. Seine Enkeltochter konnte Max Moses nur wenige Wochen aufwachsen sehen, sie war fünf Monate alt, als er für immer in der Maschinerie der Konzentrationslager verschwand. Aus der Polizeiakte von Max Moses: „Krimineller Lebenslauf des Händlers Moses, Max; geboren 16. März 1878 in Stargard in Pommern, wohnhaft in Grimma i. Sa., Marktgasse 5; mosaisch. Moses ist deutscher Staatsangehöriger und Volljude. Moses wurde im Elternhaus erzogen.

Er besuchte bis 1893 die Volksschule. Anschließend lernte er drei Jahre als Verkäufer in Nörenberg in Pommern bei der Firma Paul Hirsch. Seit 1908 ist er als selbständiger Kaufmann in Grimma tätig und betreibt dort ein Geschäft mit Tabakwaren (früher Konfektion und Schuhwaren). Von 1915-1918 war er Soldat. Im Feldzug hat er an verschiendenen Fronten 1916-1917 teilgenommen. Ausgezeichnet wurde er mit dem EKII. Am 23. Februar 1938 erhielt er vom Sondergericht in Freiberg wegen staatsfeindlicher Äußerungen eine Strafe von sechs Monaten Gefängnis.

Diese Strafe wurde ihm durch Amnestie vom 30. April 1938 erlassen. Max Moses ist laut ärztlichem Gutachten für leichte Arbeit lager- und transportfähig. Aufgrund einer Sonderaktion gegen vorbestrafte Juden wurde Moses am 16. Juni 1938 festgenommen und am 17. Juni 1938 nach dem Konzentrationslager Sachsenhausen in polizeilicher Vorbeugehaft überführt.“

Max Moses sah seine Familie und seine Heimatstadt nie wieder. Er starb knapp sieben Wochen später im Lager. Am 8. Mai 1942 mussten auch Hulda Moses mit Tochter Irma, Schwiegersohn Markus Glaser und der nun vierjährigen Erika Grimma verlassen. Zusammen mit Familie Nikusch und Albert Michel wurden sie nach Leipzig gebracht und von dort in das Konzentrationslager Belzyce deportiert.

In der Zwischenzeit sollte es kein Problem mehr sein, die Stolpersteine zu entdecken. Auch hier findest du 5 an der Zahl. Schaust du nun auf die andere Straßenseite, entdeckst du einen historischen Torbogen. Darauf siehst du eine Jahreszahl. Die zweite Ziffer von links merkst du dir als D.

Dein weiterer Spaziergang führt dich nun zur Langen Straße 58/60. Hier lebte einst Familie Motulsky.

Bernhard Motulsky und seine Frau Henriette stammten aus Ostpreußen. Sie zogen nach Grimma und begründten hier vor Beginn des Ersten Weltkriegs ein gut geführtes Textilkaufhaus.

Sie lebten mit ihren Kindern Margarete und Heinz als „normale“ deutsche Familie. Wie alte Fotografien zeigen fühlten sie sich als anerkannte Bürger von Grimma.

Der nationalsozialistische Terror begann für die Familie im April 1933 mit einem Boykott des Geschäftes durch SA-Leute. Die Auswirkungen der Nürnberger Gesetze führten zur Aufgabe des Warenhauses und zu ständig zunehmenden Einschränkungen des privaten Lebens. 1935 verstarb Henriette Motulsky. Sohn und Tochter emigrierten im Frühjahr desselben Jahres nach Frankreich.

Berhard Motulsky lebte ab 1935 zur Untermiete in Grimma und dann im israelitischen Altersheim in Leipzig. 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert. Infamerweise mußte er seine Deportation aufgrund eines Zwangsvertrages mit seinen restlichen Ersparnissen vorfinanzieren. Das sollte ihm angeblich die Betreuung auf Lebenszeit sichern. Er überlebte die Deportation nur wenige Wochen. Bernhard Motulsky starb am 4. Oktober 1942 in Theresienstadt.

Margarethe Motulsky, inzwischen verheiratet, wurde ebenso wie ihr Vater Opfer der nationalsozialistischen Vernichtung. Sie wurde mit ihrem Ehemann Richtung Osten deportiert, ohne Wiederkehr, verschollen.

Wenn du die Stolpersteine direkt vor dem Eingang zum heutigen Geschäft entdeckt hast, suche an der Hauswand das Hinweisschild zum historischen Stadtrundgang. Die auf dem Bild nicht zu sehende Nummer der vorletzten Station des Stadtrundganges (oben links) ist wichtig. Die größere der beiden Ziffern sei E.

Dein weiterer Weg führt dich in die Paul-Gehrhardt-Straße 28 zum ehemaligen Wohnhaus von Bernhard Meinhardt.

Über Bernhard Meinhardt ist nur wenig bekannt. Der betagte Witwer verdiente seinen Lebensunterhalt im Altstoffhandel. Er wurde nach Theresienstradt deportiert.

Der einzelne Stein ist etwas schwieriger zu finden, aber sicherlich ist das für dich kein Problem. Hast du ihn entdeckt, blickst du einmal quer über die Straße und kannst dir die Nummer des Brunnenschachtes als F merken.

Nun führt dich ein etwas längerer Spaziergang in die Karl-Marx-Straße 25 zur vorletzten Station dieses Multis. Dem ehemaligen Wohnhaus von Tauba Schorr.

Tauba Schorr, geborene Dickmann, kam am 2. Oktober 1889 in Bohorodczany (Galizien) zur Welt kam und lebte mit ihrem Mann, dem Kaufmann Hermann Wolf Schorr, in Grimma. Am 27. Oktober 1938 kam sie mit dem „Haftgrund: Polnische Jüdin“ ins Polizeigefängnis in Leipzig. Am darauffolgenden Tag wurde sie nach Polen deportiert. Damit war Tauba Schorr aus Grimma eine von etwa 17 000 jüdischen Polen, welche in der so genannten Polenaktion Ende Oktober des Jahres 1938 aus dem damaligen Deutschen Reich deportiert worden sind. Von da an gilt sie als verschollen.

Auch dieser letzte Grimmaer Stolperstein sollte für dich kein Problem darstellen. An dem zu suchenden "H100"-Schild bist du sicherlich vorbeigelaufen. Wenn du nun 20 m zurück in Richtung Grimmaer Innenstadt gehst, wirst du es aber sicherlich finden. Oben rechts findest du eine vierstellige Zahl, von welcher du dir die linke Ziffer als G merkst.

Da du nun mit diesem Spaziergang alle Grimmaer Stolpersteine gefunden hast, kannst du nun auch noch ein kleines Stück bis zum finalen Döslein laufen.

Du findest die kleine Büx bei:

N51° GC.DAB

E012° FC.BGE

Mit einem passenden Zitat von Rita Süßmuth möchte ich enden:

"Erinnern tut weh. Es löst Entsetzen aus und lässt uns verstummen und aufschreien zugleich. Sich den bedrückendsten Wahrheiten unserer Geschichte zu stellen, ist unverzichtbar. Dazu verpflichten uns die Opfer, ihre Angehörigen und Nachkommen. Aber es ist auch für uns selbst notwendig, damit wir den unauflöslichen Zusammenhang von Erinnerungs- und Zukunftsfähigkeit begreifen."

 

Quellenangaben:

https://www.grimma.de/portal/seiten/stolpersteine-in-grimma-900000150-27290.html

https://www.lvz.de/Region/Grimma/Grimmaer-Gymnasiasten-auf-Spurensuche-Ein-Stolperstein-fuer-Tauba-Schorr

Additional Hints (Decrypt)

Svany: Rvar Zhyqrgnyre Hagrenezyäatr gvrs qevaara.

Decryption Key

A|B|C|D|E|F|G|H|I|J|K|L|M
-------------------------
N|O|P|Q|R|S|T|U|V|W|X|Y|Z

(letter above equals below, and vice versa)